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809 Schreibmaschinen. Die in Nr. 14, Seite 374 erwähnten Vorträge über die wich tigsten Schreibmaschinensysteme werden im Regent-Street-Poly technikum zu London eifrig fortgesetzt. Am 8. Februar kam der Caligraph zur Vorführung, am 15. Februar die Hammond, am 22. Februar die Densmore, am 1. März die Williams, am 8. März die Munson. Mit Ausnahme der Densmore, welche in Deutschland noch nicht vertreten ist, sind alle diese Maschinen unseren Lesern vor geführt worden; wir brauchen daher auf den Inhalt der Vorträge nicht zurückzukommen. Dagegen bieten die an jeden Vortrag geknüpften Meinungs-Aeusserungen, über welche der »British and Colonial Printer and Stationer« gewissenhaft berichtet, viel An regendes und Mittheilenswerthes. Nach dem Vorbilde unserer Quelle geben wir diese Meinungs-Aeusserungen gekürzt in der Form von Frage und Antwort. Die Frager sind stets ver schiedene Anwesende, der Antwortende ist immer der Redner des Abends und Vertreter der betreffenden Maschine. | Caligraph. Frage: Ich möchte wissen, ob das Vorderpult der Maschine für den Maschinenschreiber ein Hinderniss bietet. Es scheint mir, dass es die Hantirung unbequem macht. Antwort: Viele Caligraph-Schreiber erklärten mir, das Pult sei eine grosse Annehmlichkeit. Es bietet einen Platz für stenographische und andere Vorlagen. Frage: Die Schreibmaschinen-Lieferanten versichern, dass einer der grössten Vortheile der Schreibmaschine darin bestehe, dass der Schreiber gerade und zwanglos sitzen könne. Mir will scheinen, als müsse die weit zurückliegende Anordnung der Tasten am Caligraph den Maschinen schreiber zum Vornüberbeugen verleiten. Antwort: Wenn man die Maschine dicht an den Körper rückt, kann man überhaupt nicht schreiben. Die richtige Entfernung vom Körper des Schreibers sollte bei jeder Maschine etwa 18 Zoll betragen. (Zu weit! D. Red.) Die Pultplatte kann demnach den Schreibenden nicht belästigen, sondern weist ihm diejenige Stellung an, welche zur Schonung von Brust und Lunge erforderlich ist, Frage: Was kostet der Caligraph Nr. 3? Antwort: 22 Lstr. Frage: Ist es erforderlich, dass der Preis der Schreibmaschinen so hoch gehalten wird? Sollte es nicht möglich sein, ihn zu ermässigen? Antwort: Es ist nicht unmöglich, könnte aber nur geschehen, wenn alle Fabrikanten der leistungsfähigen Systeme zu diesem Zwecke ein Uebereinkommen träfen. Frage: Der »Keyboard« (Tastentafel) des Caligraph weicht vom Standard Keyboard ab; das kann störend sein, wenn Maschinen schreiber ihre Stellung wechseln und zu einer andern Maschine über gehen. Antwort: Auf Wunsch der Besitzer können am Caligraph Aenderungen der Buchstaben-Anordnung vorgenommen werden. Frage: Sind Walzen mit eckigem (polygonalem) Querschnitt mehr zu empfehlen als solche mit rundem? Antwort: Das Bild der Type wird reiner und schärfer, wenn sie statt auf eine gebogene auf eine völlig ebene Fläche trifft. Frage: Kommt es nicht vor, dass beim raschen Arbeiten mehrere Typenhebel Zusammentreffen und die Maschine zum Stillstand bringen? Antwort: Gewiss. Das kommt aber bei allen Typenhebelmaschinen vor. Durch guten Anschlag wird dieser Uebelstand vermieden. Hammond. Frage: Was kostet ein Typenrad? Antwort: 1 Lstr. 1 sh. Frage: Ist nicht das Geräusch bei der Hammond grösser als bei anderen Maschinen? Antwort: An der Bauart 1892/93 ist das Geräusch erheblich ge ringer als es früher war. Frage: Aus was bestehen die Typen; aus was der Hammer? Antwort: Der Stoff, aus welchem die Typen gefertigt sind, ist eine besondere Kompositionsmasse (Hartgummi? d. Red.); der Hammer be steht aus Gusseisen. Frage: Halten Sie den mehrfachen Glockenschlag Ihrer Maschine für einen Vortheil? Antwort: Ich habe von Maschinenschreibern gehört, dass sie mit der Glocken-Einrichtung zufrieden sind. Eine andere Einrichtung findet ebenfalls Beifall, nämlich diejenige, welche am Ende der Zeile die Be wegung der Maschine verhindert, so dass das »Aufeinanderhauen« ver schiedener Typen vermieden wird. Densmore. Frage: Wird durch den Hilfshebel, welcher bei der Densmore den Typenhammer emporschleudert, nicht unnöthige Reibung veranlasst? Antwort: Die Densmore-Maschine hat den leichtesten Anschlag von allen Tastenmaschinen. Williams. Frage: Ist die Klage berechtigt, dass bei der Williams die fort währende Vor- und Rückwärtsbewegung der Typenhebel vor den Augen des Maschinenschreibers dieselben anstrengt? Antwort: Ich selbst habe bei tagelanger Arbeit mit der Williams keinen üblen Einfluss auf die Augen verspürt. Frage: Eine Umschaltvorrichtung kann man sich gefallen lassen; aber zwei, wie bei der Williams, dürften doch den Schreiber verwirren? Antwort: Die Williams hat eigentlich nur eine Umschalt-Vorrich tung, d. h. einen Hebel, an dessen beiden Enden die Tasten für Figures (Zeichen) und Capitals (Grossbuchstaben) sitzen. Frage: Ist es wahr, dass die Williams-Co. für die Berechtigung, die ümschalttasten anzuwenden, an die Remington-Co. für jede Maschine 4 sh. zahlt? Antwort: Ja, das ist richtig. Frage: Meines Wissens zahlen Densmore, Hammond, National, Crandall und Munson, die sämmtlich mit Umschaltung versehen sind, keine Lizenz an die Remington-Co. Warum zahlt die Williams diese Summe? Antwort: Die Fabrik wird am besten hierüber Auskunft geben können. Warum sie es thut, weiss ich nicht; aber sie thut es. Frage: Warum halten sie einen von oben nach unten schlagenden Typenhebel für besser als einen von unten nach oben schlagenden? Antwort: Die Schwerkraft des niedergehenden Hebels dürfte kraft sparend wirken. Munson. Frage: Wie weit ist die geschriebene Schrift sichtbar? Antwort: Vollständig; bis auf die letzten sechs oder acht Buch staben. Wir nehmen aber das Schlagwort »Sichtbarkeit der Schrift« nicht für unsere Maschine in Anspruch. Frage: Hat die Maschine in Amerika bereits Verbreitung, oder ist sie dort noch eben so wenig bekannt wie in England? Antwort: Sie ist in Amerika schon besser verbreitet. Sie ist noch sehr jung und erst im Dezember 1892 nach England gekommen. Frage: Wird der Hammerschlag durch den Tastendruck ausgelöst? Antwort: Ja. Die Feder, welche den Schlag regelt, wird bei ge wöhnlichem Schreiben schwach eingestellt, beim Schreiben für Verviel fältigung stark. Frage: Zahlen Sie für die Umschaltvorrichtung auch Lizenz an die Remington-Co. ? Antwort: Davon ist mir nichts bekannt. Frage: Kann der Typencylinder ausgewechselt werden? Antwort: Ja. Bis jetzt sind aber nur zwei Schriftarten vorhanden. Diese können ausgewechselt werden. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Soennecken’s Mantelfedern. F. Soennecken’s Verlag in Bonn hat durch Herstellung der »Ueberfeder« schon vor Jahren dafür gesorgt, dass Stahlfedern die Fähigkeit zur Aufnahme einer un gewöhnlich grossen Menge Tinte verliehen werden kann. Die Ueberfeder aus Stahl verlangte aber, wenn sie festsitzen und ihren Zweck erfüllen sollte, die Anwendung einer bestimmten Feder formung und Federbreite, und da solche nicht immer zur Ver fügung stand, war das Anwendungsgebiet der Ueberfeder begrenzt. Der glückliche Gedanke, die Ueberfeder nicht aus Stahl, sondern aus Kautschuk fertigen zu lassen, sichert derselben unumschränkte Anwendung. Die Mantelfeder ist nämlich nichts weiter als eine mit Kautschuk-Ueberfeder versehene Soennecken’sche Stahlfeder mittlerer _GImnTh f F. SOENNECKEN \ Grösse mit der bekannten Zunge auf der AllH- 4•MeseisEnE Unterseite. Der Kautschukmantel ist in der durch die Abbildung gezeigten Weise über die Feder gestülpt, und da derselbe in hohem Maasse elastisch ist, kann er über Federn beliebigen Formats gezogen werden. Die Firma F. Soennecken hat zunächst eine elastische Federsorte, Nr. 225, und 4 unelastische Eilfedersorten als Mantelfedern ausgebildet. Die unelastischen Federn, welche sich zum Schnellschreiben vorzugsweise eignen, haben auch in erster Linie Bedarf für eine ergiebige, nicht leicht versiegende Füllung und sind daher zur Ausstattung mit Mantel vorzugsweise geeignet. Wir konnten uns durch eigene Versuche überzeugen, dass die Mantelfeder der ihr gestellten Aufgabe ent spricht. Der Kautschukmantel ist dünn und reinlich, veranlasst wenig Tinten-Ansatz und nimmt keinen das Klexen fördernden Ueberschuss von Tinte auf. Die Mantelfeder dürfte sich daher den vielen anderen zweckmässigen Soennecken’schen Neuerungen würdig anreihen. Die Mantelfeder wird zunächst in flachen Behältern mit wirk sam in Farben ausgeführten Deckeln und einem Inhalt von 16 Schachteln mit je 12 Federn dem Handel überwiesen.