Volltext Seite (XML)
No 40. PAPIER-ZEITUNG. 1185 Ich glaube durch das hier Niedergeschriebene das mir ge stellte Thema, wenn auch nicht erschöpfend, doch so eingehend behandelt zu haben, dass Jeder, sei er Setzer oder Prinzipal, Umbrecher, Zeitungsbesitzer oder Anzeigen-Aufgeber, wenigstens insoweit Nutzanwendung daraus ziehen kann, als er seine Ein richtungen, sofern sie nicht schon in der einen oder andern Art als mustergiltig bezeichnet werden können, in mancher Beziehung wird vervollständigen können. In der Hoffnung, damit dem Buch druckerberufe im allgemeinen, der Zeitungspresse im besondere, einen bescheidenen Dienst erwiesen zu haben, schliesse ich meine Betrachtungen Beispiel 49. Büchertisch. Anleitung zum Accidenzsatz. Von Heinrich Fischer. Zweite Auflage. Leipzig, Verlag von C. G. Naumann. 4 Hefte, je 2 M. Das vortreffliche Lehrbuch, dessen Erscheinen in zweiter Auflage im Jahrgang 1892 der Papier-Zeitung, Seite 2352, mit freundlichem Willkommgruss gemeldet wurde, liegt jetzt fertig vor und gestattet ein Urtheil über die Gesammt-Ausführung und über den Umfang, in welchem die zweite Auflage den seit Erscheinen der ersten wesentlich veränderten Verhältnissen zu folgen vermochte. Mit Bezug hierauf muss der Fach mann seine volle Befriedigung aussprechen. Was wir in den letzten 15 Jahren gelernt haben, spiegelt sich in den Ausführungen dieses auch in seiner zweiten Auflage musterhaften Lehrbuchs wieder. Nicht allein die alten, strengen Grundregeln, welche ein Lehrbuch an erster Stelle darzustellen und zu begründen verpflichtet ist, werden vorgetragen, sondern auch die neue freiere Auffassung findet Würdigung und Rechtfertigung. Auch mit Bezug auf die anscheinend willkürlichen Anordnungen der sogenannten englischen und »freien« Richtung weiss der Verfasser die zulässigen Grenzen zu ziehen und berechtigte Grund lagen nachzuweisen. Was die Satz-Anwendungen anlangt, so benutzen dieselben mit Verständniss auch die neuesten Erzeugnisse, so dass das Buch zugleich als Vorlagensammlung auf der Höhe der Zeit steht. Wir finden darin die neuesten anglo-amerikanischen Schriften, die Rokoko- Einfassung, die neuesten stumpffeinen Linien-Ornamente usw. Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage, welches dem 4. Heft voran gestellt ist, ersehen wir auch den Namen des Mitarbeiters und Um arbeiters, welcher die altbewährte Fischer’sche Grundlage in einer den modernen Anschauungen angepassten Form auszubauen verstand. Es ist Heinrich Schwarz, erster Accidenzsetzer im Hause Julius Klinkhardt in Leipzig. Fischer sagt in bescheidener Weise von ihm: »Er kennt den Accidenzsatz heute besser als ich.« Das längere Zurücktreten von praktischer typographischer Be schäftigung mag Veranlassung dazu gegeben haben, dass Fischer von der regen Thätigkeit, welche uns in den letzten zehn Jahren eine klarere Anschauung von den Aufgaben der Typographie brachte und von dem allgemeinen kunstgewerblichen Gebiet eine Reihe anerkannter Regeln und Grundsätze auf den Buchdruck übertrug, nur unzureichende Kenntniss zu haben scheint. Sonst hätte er nicht die Ungerechtigkeit begehen können, sich im Vorwort zur zweiten Auflage folgendermaassen zu äussern: »Die Richtigkeit dieser Grundsätze (Fischer’s ästhetischer Form gesetze) darf ich als allgemein anerkannt bezeichnen, denn die Praxis und die gesammte Accidenz-Literatur hat sie übernommen und hat nach ihnen gearbeitet . . . neue Gedanken hat sie ihnen allerdings nicht hinzugefügt, soweit ich bemerken konnte, ausgenommen in der Or namentik, die von mehreren Kollegen original bearbeitet wurde und deren Gedanken auch bei dieser Auflage zum Theil mit benutzt worden sind. Aber weder dieses Gebiet noch das des Kunstsatzes lag in der Aufgabe der »Anleitung« und soll auch jetzt nicht darin liegen, obwohl ich ge zwungen war, beides in der vorliegenden Ausgabe breiter zu behandeln als mir lieb war. Die Nöthigung dazu erblickte ich einmal in dem all-1 gemeinen Drang, ornamentirten Satz zu produziren, und zum andern, weil sich im Laufe der Jahre Niemand gefunden hatte (!), der die gesetz mässigen Erscheinungen in dem sogenannten Kunstsatz näher erklärte.« Auch hieraus geht hervor, dass es dem Verfasser an Kenntniss der theilweise sehr gründlichen und fleissigen Arbeiten fehlt, welche im Verlauf der letzten 10 Jahre in den Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. Er ist mit Bezug auf die Kenntniss der Fachliteratur augenscheinlich nicht auf dem Laufenden. »Es hat sich Niemand gefunden«, sagt der Verfasser, »der die gesetzmässigen Erscheinungen im Kunstsatz erklärte.« Und dabei hat sein kundiger und wohlunterrichteter Mitarbeiter nichts weiter gethan, als dasjenige verarbeitet, was im Laufe der Jahre in Fachzeitschriften als wichtige Grundlage für den modernen Accidenzdruck festgestellt und niedergelegt wurde. Das Verdienst Fischer’s soll hierbei nicht verkleinert werden, denn auch die Sammelarbeit hat ihren Werth; und der Ruhm, der erste gewesen zu sein, der feste ästhetische Grundsätze für den Accidenz satz aufgestellt hat, ist ihm nicht abzusprechen. Aber er hätte die emsige Vorarbeit der Fachpresse und ihrer Mitarbeiter seit 16 Jahren nicht übersehen dürfen. Fischer erkennt an, »dass in der Ornamentik Einiges original be handelt wurde«, indem er dies aber als nebensächlich behandelt, unter schätzt er die Bedeutung der Ornamentik für den Buchdruck überhaupt, die doch in der zweiten Ausgabe seines Handbuchs eine viel bedeut samere Rolle spielt, als in der ersten. Man kann wohl sagen: Seit dem Erscheinen der ersten Auflage von Fischer’s Handbuch haben nicht allein Einzelne, sondern eine ganz ansehnliche Menge Accidenzsetzer ohne Fischer’s Zuthun bedeutsame Fortschritte in richtiger Anwendung der ornamentalen Kunstformen gemacht. Auch im Kunstsatz hat man den Gesetzen schöner Wirkung nachgespürt und sie ergründet. Fischer hat sich lange Jahre auch von der Mitarbeit an der Fach presse zurückgehalten. Hätte er dies nicht gethan, oder wäre' er früher wieder herausgetreten auf das Feld des typographischen Meinungs- Austausches, so hätte sich unter seiner Mitwirkung vielleicht manche Frage rascher klären lassen, z. B. hätten die verworrenen Anschau ungen über die Merkmale und Anwendungsgrenzen der »freien Richtung « gerade in Leipzig nicht dergestalt überhand nehmen können, wie dies leider der Fall ist. Er hätte, früher als dies geschehen ist, zum Vor theile der Genossen die im zweiten Vorwort gesprochenen klärenden Sätze sprechen können: »Die Theorie: Gruppirung der losen Satztheile im Gleichgewicht zum Schwerpunkt ist die Basis für den Aufbau jedes freien Entivurfs und ent- spricht dem Normaltitel des central geschlossenen Satzesc und • Als Aufgabe der Theorie erachte ich: Für Satzanwendungen, die sich durch Schönheit und Zweckmässigkeit in die Praxis eingeführt haben, die richtige Formel zu finden.« Die »richtige Formel« zu finden ist eine schätzbare Eigenschaft Fischer’s gewesen, und dass dieselbe sich auch in der zweiten Auflage bewährt, gehört zu des Ur-Verfassers besten Verdiensten, während die Umsetzung der Formel in die Form wohl zumeist seinem Mitarbeiter zu danken ist. A. H. Beiträge zur Reform des Rechts der Geschäftszeichen. Von Dr. W. Heuling, K. Justizrath, Berlin, Carl Heymann's Verlag. Preis 1 M. Eine juristische Abhandlung über diesen verwickelten Gegenstand, der für Interessenten von Bedeutung sein mag. Verfasser ist Gegner des im Reichsamt des Innern ausgearbeiteten Entwurfs, weil dieser sich an das Gesetz von 1874 ohne Berechtigung anlehne. Es wird vorgeschlagen, Geschäftszeichen für lokale Absatzgebiete und solche für das ganze Reich gesondert zu behandeln. Das Patentamt solle für die Recht sprechung in Bezug auf Geschäftszeicben ebenso zuständig sein, wie in Patent-Angelegenheiten. Der Maschinist. Handbuch zum Gebrauche für Maschinen führer, Kesselheizer, Gewerbetreibende und Fabrikanten. Bear beitet von Ingenieur L. Hintz, Kaiserl. Regierungsrath. Mit 138 Text-Abbildungen. Verlag von Bernhard Friedrich Voigt, Weimar. Preis 5 M. In vielen kleinen und mittlern Betrieben, die mit Dampfkraft ar beiten, können oder sollen geprüfte Heizer nicht gehalten werden. Man will die damit verbundene Ausgabe umgehen und sucht ältere Arbeiter, die wohl den Willen, nicht aber die hierzu nöthige Kenntniss haben, für diesen Zweck heranzubilden. Es kommt auch vor, dass der Mon teur der die Anlage liefernden Maschinenfabrik es auf Anweisung unter nimmt, den dazu Bestimmten nothdürftig vorzubereiten. Es ist klar, dass hierbei Manches übersehen und später Manches vergessen wird, was empfindliches Lehrgeld kostet, nämlich Mehrverbrauch an Kohle, starke Abnutzung oder wohl gar Bruch einzelner Theile usw. Das vor liegende Buch will Solchen, die zur Wartung von Dampf-Anlagen be rufen sind, ein Führer und Berather sein. Es verbreitet sich über alle Kessel- und Maschinen-Systeme, zählt die vorkommenden Betriebsfehler auf und giebt Mittel zu deren Abhilfe an. Es enthält, kurz gesagt, das, was ein tüchtiger Maschinenwärter wissen soll.