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No 40. PAPIER-ZEITUNG. 1181 Sie wissen, dass der Handelsvertrag mit Russland noch nicht abgeschlossen ist. Infolge meiner früheren trüben Erfahrungen habe ich von einer Umfrage über diesen Gegenstand Abstand ge nommen und mich nur mit dem Vorsitzenden des Vereins Deutscher Papier-Fabrikanten, Herrn Kommerzienrath Drewsen in Lachen dorf, in Verbindung gesetzt. Daraufhin habe ich mich eingehend über alle Verhältnisse unterrichtet und an der Hand dieser Erfahrungen eine Eingabe an das Ministerium gemacht. Bis heute bin ich ohne Antwort darauf. Das ist, was ich aus der Thätig- keit des Vorstandes während meines Vorsitzes mitzutheilen habe. Wenn Jemand weitere Auskunft wünscht, bitte ich ihn, sich zum Wort zu melden. (Niemand.) 3) Hofmann: Der Verein hat bis jetzt 1161 Listen ausgegeben, in den letzten Monaten 139, im vorhergehenden Jahre wurden in 13 Monaten 166 Listen ausgegeben, also ungefähr ebenso viel. In den letzten 10 Monaten wurden 630 'Auskünfte eingeholt, im vorhergehenden Jahre in 13 Monaten 962. Die Zahl hat sich ver mindert, seitdem der Deutsche Papier-Verein ausgeschieden ist. Merkwürdiger Weise machen ziemlich immer dieselben Firmen von dieser Einrichtung Gebrauch, vielleicht weil die andern nicht daran denken. Alle verlangten Auskünfte konnten beschafft werden, jedoch selten »umgehend«, wie manchmal verlangt wird, da beinahe immer nach dem Wohnort, häufig sogar mehrmals, geschrieben werden muss. Unter den ertheilten Auskünften sind auch 24 über ausländische Firmen, deren Beschaffung besondere Schwierigkeiten macht, weil wir hier lediglich aufPrivatbeziehungen angewiesen sind. Siegismund wünscht, dass die Mitglieder des Schutzvereins die Listen der faulen Kunden häufiger einsenden. Hofmann schliesst sich diesem Wunsche an und ersucht die Mitglieder, ihre Buchhalter ein für allemal mit der Anfertigung solcher Auszüge zu beauftragen. 4) Kommerzienrath Krause theilt mit, dass ein Mitglied den Vereins-Anwalt mit einer Beleidigungsklage beauftragt habe, die jedoch nicht als Vereins-Sache gelten könne, da die Vertretung nur für geschäftliche Angelegenheiten gelte. Er bittet die Anwesenden, sich über ihre Erfahrungen mit der Thätigkeit des Rechtsanwalts auszusprechen. Hofmann verliest den schriftlichen Bericht des Rechtsanwalts über seine Thätigkeit im verflossenen Jahr, aus dem folgende Stellen besondere Aufmerksamkeit verdienen: a. Die Rechtshilfe wurde in etwa 300 Fällen in Anspruch genommen, b. Die meisten Streitigkeiten spielten sich an auswärtigen Gerichten ab. c. Die Schuldner wurden in den meisten Fällen vorher zur Zahlung aufgefordert, jedoch blieb diese Aufforderung in 95 pCt. der Fälle un beachtet, so dass gleichwohl zur Klage geschritten werden musste. Es geht aus dieser Thatsache hervor, dass die Bemerkung einzelner Vereins mitglieder, die Schuldner würden auf blosse Aufforderung bezahlen, unrichtig ist. d. Auch wurde der Versuch gemacht, mit Zahlungsbefehlen die Schuldner zur Zahlung zu bewegen: in allen Fällen wurde jedoch Wider spruch erhoben. Auch diese Thatsache beweist, dass in der grossen Mehrzahl der Fälle mit einer milden Behandlung des Schuldners nur eine Verschleppung der Einziehung herbeigeführt wird. Durch die unter c und d namhaft gemachten Ursachen hat sich das Schreibwesen in den Rechtshilfesachen nicht unwesentlich vermehrt, und ich bin der Meinung, dass die verursachte Mehrarbeit in keinem Verhältniss zu dem durch sie erreichten Erfolg steht. ' Nach dem Bericht ist die Ansicht, dass die Schuldner gleich zahlen, wenn der Rechtsanwalt mahnt, irrthümlich, und es scheint danach zweckmässig, dass der Rechtsanwalt gleich zur Klage schreitet. Abel spricht dafür, aus Rücksicht gegen den Kunden doch das Vormahn verfahren beizubehalten. Kommerzienrath Meissner schliesst sich Herrn Abel an, kann nach seiner Erfahrung nur günstig über die Thätigkeit des Herrn von Holtzendorf berichten, klagt aber über dessen allzu spärliche schriftliche Mittheilungen. Behrend und Weinberg schliessen sich ebenfalls der Ansicht Abels an. Heuser und andere loben die Thätigkeit des Anwalts, klagen aber auch über allzu kurze und seltene schriftliche Mittheilungen. Der Vorsitzende zieht aus den Aeusserungen den Schluss, dass man es bei dem bisherigen Verfahren bewenden lassen wolle, dass der Vorstand aber den Rechtsanwalt ersuchen solle, den Mit gliedern mehr schriftliche Mittheilungen zu machen. In Fällen, wo er die Führung einer Sache andern Anwälten übertrage, be halte er stets die Verantwortung. 5) Hofmann berichtet, dass die Mitglieder von der Thätigkeit des über ganz Deutschland verbreiteten Kreditoren - Verbandes immer mehr Gebrauch machen. Der Verband hat bei 83 Konkursen und Akkorden Mitglieder des Schutzvereins (für 3 M. in jedem Fall) vertreten, in manchen Fällen mehrere. Niemand kann diese Vertretung ebenso billig und wirksam übernehmen. Abel und Heuser bestätigen das Gesagte nach ihren Erfahrungen und erklären sich mit dieser Einrichtung sehr zufrieden. 6) Blanke weist darauf hin, dass seit Jahren Erleichterungen in der Briefbeförderung verlangt werden und dass auch schon be deutende Erfolge erzielt wurden, z. B. Einführung des Portos von 5 Pf. für Drucksachen von 50 bis 100 g. Jetzt erstrebe man eine Porto-Ermässigung in der Weise, dass die Gewichtsgrenze für ein fache Briefe von 15 auf 20 g erhöht werde. Er verliest den dies bezüglichen stenographischen Bericht eines Antrages des Reichstags- Abgeordneten Schmidt-Elberfeld und beantragt im Anschluss daran, die Versammlung wolle beschliessen, dem Vorstand die Absendung einer Eingabe zu übertragen und eine Kommission zu ernennen, die diesen Wagen im Rollen erhalte. Behrend bittet den Antrag des Herrn Blanke auf Erhöhung der Gewichtsgrenze zu unterstützen. Kommerzienrath Krause fasst den Antrag des Herrn Blanke dahin auf, dass eine Eingabe an den Bundesrath zu richten sei, worin um Erhöhung der Gewichtsgrenze für einfache Briefe im Welt-Postverkehr, oder in Deutschland und Oesterreich oder wenigstens für Deutschland gebeten werde. Ausserdem solle ein Ausschuss gewählt werden, welcher die Angelegenheit zu ver folgen hat. Als Mitglied der Kommission schlägt er in erster Linie Herrn Blanke vor. Kommerzienrath Meissner sieht in dem Vorstand den ge eignetsten Ausschuss, und die Versammlung stimmt dem zu. 7) Kommerzienrath Krause beantragt behufs Erreichung der Freigabe des Sonntags vor Neujahr, der diesmal auf den 31. De zember fällt, für den Verkauf von Neujahrskarten eine Eingabe an sämmtliche Vereinsmitglieder zur Unterschrift zu senden. Gronau stimmt dem Anträge zu, fürchtet aber, dass derselbe nicht viel Aussicht auf Erfolg habe. Kommerzienrath Meissner spricht sich in gleicher Weise aus. Hofmann schlägt vor, wenigstens den Versuch zu machen, und im schlimmsten Fall nur einige Nachmittagsstunden zu erbitten. Kommerzienrath Krause hält das nicht für nöthig, glaubt viel mehr, man müsse Alles versuchen, um dem kleinen Gewerbe zu helfen. Wiliseh möchte das Gesuch so weitgehend als möglich fassen und nicht von vornherein beschränken. Behrend hebt hervor, dass nach seiner Erfahrung nicht der Sylvester, sondern der Tag vor Sylvester der Hauptverkaufstag ■für Neujahrskarten sei, und dass schon aus diesem Grunde der Antrag wenig Aussicht auf Erfolg habe. K.-R. Krause legt dar, dass der Versuch auf jeden Fall ge macht werden sollte. Würde nichts erreicht, so hätte man keinen Schaden davon, hätte aber gezeigt, dass sich der Verein auch für die kleinen Interessen der Mitglieder bemüht. Er bittet deshalb die Versammlung, dem Vorstand das Recht zu geben, geeignete Schritte einzuleiten, damit der Sylvestertag in diesem Jahre für den Verkauf von Neujahrskarten frei gegeben werde. K.-R. Meissner wünscht noch, dass der Vorstand die Mit glieder in den einzelnen Städten veranlasse, sich zusammen zu thun und eine hierauf bezügliche Eingabe an ihre Ortsbehörde zu richten. K.-R. Krause bemerkt, dass dies in seinem ersten Vorschläge liege, und bittet, keine gebundene Marschroute vorzuschreiben. Der Vorstand werde thun, was er thun könne. (Zustimmung.) Zu 8 ist kein Antrag eingegangen. 9) Vorstandswahl. Von den Herren Schröder, Abel und Heyer wird gemäss den Satzungen Herr Abel durch’s Loos zum Aus scheiden bestimmt, aber durch Zuruf wiedergewählt. 10) Als Ort der nächsten Generalversammlung schlägt Abel Wernigerode, Weinberg Berlin vor. Nach längerer Berathung wird Wernigerode mit überwiegender Stimmenmehrheit gewählt. K.-R. Meissner spricht im Namen der ganzen Versammlung dem Vorstande und besonders dem Vorsitzenden den wärmsten Dank für die tadellose Geschäftsführung aus, und die Versamm lung erhebt sich zustimmend von den Plätzen. Direktor Eichhorn zollt dem Vorsitzenden des Papiervereins Rheinland-Westfalen Anerkennung für seine Bemühungen um das Papierfach, und die Versammlung stimmt durch Erheben von den Sitzen zu. Schluss der Sitzung 2 Uhr. Besuch der Maschinenfabrik von Karl Krause, Crottendorf. Während die Versammlung der Buntpapier-Fabrikanten tagte, fuhren um 9 Uhr 10 Fachgenossen mit Pferdebahn nach Crotten dorf, wo sie von dem Mitinhaber, Herrn Biagosch, und dem Pro kuristen, Herrn Holder, durch die prächtige Fabrik geleitet wurden. Die ungeheure ebenerdige Maschinenhalle mit im Bau begriffenen