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1180 PAPIER-ZEITUNG. Ho. 40. 1856, 1862, 1865, 1873 in derselben Fabrik arbeiten, und ich halte die Verleihung von Diplomen an solche Leute für eines der schönsten Vorrechte des Vereins. (Die vom Vorsitzenden ver lesene und von der Versammlung genehmigte Liste wird erst in einigen Monaten veröffentlicht, damit die mit Diplomen Be dachten nicht vorzeitig Kenntniss davon erhalten.) Kommerzienrath Meissner stellt zur Erwägung, ob nicht mehr Diplome als nur eines an eine Firma gegeben werden könnten, und ob man nicht angesichts der vielen alten Arbeiter die Grenze von 10 Jahren Dienstzeit höher setzen solle. Weinberg hält eine Hinaufschiebung der Altersgrenze aus dem Grunde nicht für zweckmässig, weil es schon ein grosses Glück sei, wenn gute Arbeiter 10 Jahre in einer Fabrik seien, und junge Firmen, die kaum 10 Jahre bestehen, dann allzu lange auf die Berechtigung warten müssten. Abel macht darauf aufmerksam, dass die Diplome durch die Versendung mit Glas und Rahmen erhebliche Kosten verursachen. Hofmann macht auf die erfreuliche Thatsache aufmerksam, dass jedes Jahr mehr Diplome beantragt werden, dass also deren Werth in immer weiteren Kreisen bekannt werde. Kommerzienrath Krause: Ich komme nun zu dem, was ich mir in der Einleitung zu sagen vorgenommen hatte, zu Punkten, die aus der Tagesordnung des Vereins Deutscher Buntpapier- Fabrikanten herübergenommen sind. Zunächst möchte ich bemerken, dass in der Zeit meines Vor sitzes die Mitgliederzahl um 27 zugenommen hat, ein Erfolg, den wir zum Theil der Papier-Zeitung und zum Theil direkten Auf forderungen zum Beitritt verdanken. Abgemeldet sind 4 Firmen, 3 infolge Löschung, und nur 1 ist ohne Angabe von Gründen ausgetreten. Im Laufe des vergangenen Jahres hat zwischen dem preussischen Handelsministerium und allen wirthschaftlichen Vereinen des Reichs ein sehr lebhafter Austausch von allerhand Schriftstücken statt gefunden. Das Erste, was an mich herantrat, war eine Anfrage des Ministeriums betreffs einer Weltausstellung in Berlin. Die damaligen Anfragen bei unsern Mitgliedern ergaben, dass die Hälfte für und die Hälfte dagegen war. Ebenso verhielt es sich bei den andern Industrie-Zweigen, und die Folge war, dass die Ausstellung von der Regierung vertagt, also zur Zeit abgelehnt wurde. Dann sah ich mich veranlasst, zu ermitteln, welche Wünsche und Beschwerden von den Mitgliedern über die Zollverhältnisse erhoben werden. Aus den Antworten, die ich auf ein an alle Mitglieder gerichtetes Rundschreiben erhielt, ging hervor, dass alle Klagen aus Meinungsverschiedenheiten zwischen ausländischen Zollbehörden und Fabrikanten über die Deklaration der Waaren herrührten, welche die Ansetzung zu hoher Zölle und von Strafen zur Folge hatten. Infolgedessen richtete ich im Einverständniss mit sämmtlichen Mitgliedern des Vorstandes an das Ministerium eine Denkschrift, worin gebeten wurde, dass bei Berathung von Zoll-Angelegenheiten Sachverständige der verschiedenen Zweige zugezogen werden. Ferner möge möglichst richtige klare Be zeichnung der Waaren herbeigeführt und auf Ermässigung der vom Ausland erhobenen Zölle hingewirkt werden. Darauf habe ich folgende Antwort erhalten: Ministerium für Handel und Gewerbe. Berlin, 30. März 1893. In der Vorstellung vom 10. v. M. hat der Vorstand gebeten, dahin zu wirken, dass auf diplomatischem Wege eine genauere Abfassung der ausländischen Zolltarife herbeigeführt werde. Diesem Anträge vermag ich bei seinem allgemein gehaltenen Wortlaute eine weitere Folge nicht zu geben. In den neueren Zolltarifen derjenigen Länder, die vom Vorstande als Konkurrenten Deutschlands beim Absätze weisser und bunter Papiere zunächst bezeichnet sind: Frankreich, Oesterreich- Ungarn, Italien, ist die Spezialisirung der Waarenartikel im allgemeinen so genau durchgeführt, als es dem praktischen Bedürfnisse und billigen Anforderungen entspricht. Daneben finden sich in den zu den Handels- und Zollverträgen gehörigen Schlussprotokollen hier und da Begriffs bestimmungen zur Beseitigung von Zweifeln. Im übrigen mache ich darauf aufmerksam, dass zur Auslegung und Handhabung der erwähnten Zolltarife nicht nur ausführliche amtliche Waarenverzeichnisse heraus gegeben, sondern auch besondere Sachverständigen-Kommissionen oder Zollbeiräthe eingesetzt worden sind, die bei Streitigkeiten über Gattung, Beschaffenheit oder Ursprung eingeführter Waaren in einem gesetzlich geordneten Instanzenzuge (Expertise-Verfahren) zu entscheiden oder Gutachten abzugeben haben. Hierauf fussende Entscheidungen zu den Waarenverzeichnissen werden in den Monatsheften des Deutschen Handelsarchivs (Theil I) regelmässig veröffentlicht. Da diese Einrichtungen gegen Willkürlichkeiten fremder Zoll abfertigungsstellen bei Anwendung der Waarentarifirung bereits sichern, so kann ich den Exporteuren nur empfehlen, sich mit denselben aus reichend bekannt zu machen, um danach bei Beschwerden von Fall zu Fall ordnungsmässig verfahren zu können. Auf den ferneren Antrag: bei Verhandlungen über Zölle und Aufstellung von Tarifen für Erzeugnisse der Papier-Industrie stets solche Sachverständige zu zuziehen, die in dieser Industrie thätig sind und die Handhabung wie die Wirkung der Zölle aus eigener Erfahrung kennen, erwidere ich dem Vorstande, dass nach diesem Verlangen bei der Vor bereitung nicht nur von Zolltariffragen, sondern auch von andern wirthschaftlichen Fragen bereits seit längeren Jahren in Preussen that- sächlich verfahren wird. Im übrigen nehme ich, was den beklagten Rückgang des Aussen handels mit Papier und Papierwaaren betrifft, auf die dem Vorstande am 9. v. M. übersandte Denkschrift und insbesondere die ihr an geschlossene Uebersicht für die Jahre 1888—1892 (Anlage I) Bezug, aus der sich eine solche Erscheinung im deutschen Papiergeschäfte — ab gesehen von dem Preisdrucke — statistisch nicht ergiebt. Der Minister für Handel und Gewerbe. Frh. v. Berlepsch. An den Vorstand des Schutzvereins der Papier-Industrie und des Vereins Deutscher Buntpapier-Fabrikanten. C. 1246, hier. Auf diesen Erlass ist seitens des Vorstandes noch nichts ge schehen, und es scheint auch am zweckmässigsten, dass die An gelegenheit vorerst nicht weiter verfolgt wird. Eine weitere Mittheilung des Handelsministers betraf den Handel mit China und den Tarif zwischen Frankreich und der Schweiz, wobei sehr anzuerkennen war, wie schnell sämmtliche wirthschaftlichen Vereine unterrichtet wurden. Dann kam eine sehr umfangreiche Denkschrift über die Papier industrie (in Nr. 17 abgedruckt). Ich habe ein solches Exemplar an jedes Vorstandsmitglied versandt und die Herren um ihre Meinung befragt. Der Theil über Buntpapier ist in der vorigen Versammlung erledigt worden, und wir haben deshalb hier nur die andern Theile in den Kreis unserer Erwägungen zu ziehen. Von besonderem Interesse ist das über die Wirkung der Papier normalien Gesagte. Die Denkschrift behauptet, dass dieselben der Papier-Fabrikation grossen Vortheil bringen, während in den Kreisen des Papiergrosshandels andere Ansichten darüber herrschen. Vom Vorsitzenden des Papier-Vereins Rheinland-Westfalen habe ich folgende Aeusserung erhalten, mit dem Wunsche, dass dieselbe bei der Antwort benutzt werde. Eimcirkung der Holzzellstoff-Fabrikation auf die Entwickelung der Briefumschlag-Fabrikation. Im engen Zusammenhang mit dem Aufschwünge, welchen die Holz- zellstoff-Industrie im Anfänge des vorigen Jahrzehnts durch Anwendung des Sulfitverfahrens gewonnen, steht die Entwickelung der Briefumschlag- Fabrikation, heute wohl der stärkste Zweig der Papierverarbeitungs- Industrie. In den Zellstoff-Papieren wurden der gedachten Branche Stoffe zu geführt, welche infolge ihrer bedeutenden Zähigkeit und ihres bestechenden Aeussern sich ganz besonders für die Herstellung von Briefumschlägen eigneten. Dieses im Verein mit dem Preis, welcher im Gegensatz zu den bis dahin für die Stapelsorten benutzen Papieren ein verhältniss- mässig sehr billiger war, ermöglichten es den Fabrikanten, den Wett bewerb mit der englischen und .französischen Konkurrenz, welche bis dahin als die den Weltmarkt beherrschende anzusehen war, erfolgreicher aufzunehmen und durchzuführen und auch in diesem Artikel dem deut schen Fabrikat im Aussenhandel nicht allein eine sichere, sondern auch tonangebende Stellung zu verschaffen. Durch diesen Erfolg angelockt, entstanden dann in rascher Folge eine Menge neuer Briefumschlag - Fabriken, und nicht lange dauerte es, so hatte auch in dieser Branche das Angebot die Nachfrage.weit überholt. Das Bestreben, durch billige Preise das Geschäft zu halten, führte allmälig zur Verwendung geringerer Stoffe, und heute darf man wohl behaupten, dass zu 75 pCt. der Erzeugung in Briefumschlägen, welche sich allein in Deutschland auf ungefähr 5 Milliarden Stück per Jahr im Werthe von 15 Millionen Mark beläuft, ausschliesslich Holzstoff-Papiere verwendet werden. Zu dem unter III, 3, Aussenhandel usw., in Absatz 6 bezüglich der Ausfuhr von Papierwaaren nach Schweden Gesagten muss ich bemerken, dass die in letztgenanntem Lande mit dem 1. Juli 1892 eingetretene Zoll erhöhung nach meinen Erfahrungen auf die Ausfuhr von Briefumschlägen nach Schweden von einschneidender Bedeutung gewesen ist und dieses Feld wohl in nicht ferner Zeit gänzlich der sich rasch entwickelnden schwedischen Konkurrenz überlassen werden muss. Barmen, 2. März 1893. Carl Blanke. An den letzten Theil dieser Aeusserung möchte ich aus eigener Erfahrung noch etwas anknüpfen. In Schweden, das für unsere Industrie immer sehr wichtig war, ist es mir aufgefallen, dass man unsere Waaren ganz besonders belastet, so dass wir heute dort Zölle haben, die den Werth mancher Waaren weit übersteigen. Wenn nun jedes Mitglied die Erfahrungen in seinem Fache zu Papier brächte und dem Vorstand einreichte, so liesse sich gewiss im Falle eines Handelsvertrages mit Schweden durch kräftige Interessenvertretung Manches erreichen.