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No. 39. PAPIER-ZEITUNG. 1147 Dieser Missstand wurde zum Theil durch das auch in andern Industriezweigen beklagte Unterbieten der Fachgenossen unter sich, zum grössern Theil aber durch die in den letzten Jahren seitens Frank reich, Italien, Spanien und Nord-Amerika vorgenommenen Zollerhöhungen auf Buntpapier hervorgerufen. Der Absatz nach diesen vier Ländern kam durch die theilweise bedeutenden Erhöhungen des Zolles auf Buntpapier und die bezüglich der Deklarirung nach Frankreich ganz besonderen Er schwerungen ins Stocken und konnte nur durch Preiskonzessionen aufrecht erhalten werden, so dass der in jenen Ländern erhöhte Zoll grösstentheils von der deutschen Buntpapier-Industrie, die einen Schutzzoll weder be ansprucht noch dessen bedarf, getragen werden muss. Der Verein der Buntpapier-Fabrikanten kann daher nicht dringend genug bitten, dass bei Abschlüssen neuer Handelsverträge die Inter essen des Industriezweiges besser gewahrt werden, indem man möglichst niedere Zollsätze auf Buntpapier beansprucht und erzielt. Auch bezüglich der Frachtsätze des spezifisch schweren Bunt- papieres sind Wünsche vorhanden, für deren Erfüllung aber bei gegen wärtiger Lage der Eisenbahnrente wenig Aussicht gegeben sein dürfte. Eine schwer zu bekämpfende Konkurrenz auf dem ausländischen Markte bilden die belgischen Buntpapierfabriken, welche billigeres Weisspapier haben und ausserordentlich niedere Arbeitslöhne zahlen, welchen der Wasserweg nach allen Seiten hin offen steht, und die daher den deutschen Buntpapierfabriken gegenüber bedeutend im Vor theile sind. Sobald es sich aber um qualitative Leistungen handelt, behauptet das deutsche Erzeugniss, trotz seines höheren Preises, das Feld, und auch von keinem andern Lande, selbst von Frankreich nicht, wird das deutsche Buntpapier in Güte übertroffen. — Von Paris, welches früher bezüglich des Geschmackes in Farben und Mustern tonangebend Kommerzienrath Krause: Ich fasse die Ansicht des Herrn Weinberg dahin auf, dass wir deutschen Buntpapier-Fabrikanten keinen Schutzzoll wollen, aber fiir die Freigebung unseres Marktes soviel als möglich freien Eingang nach andern Ländern an streben müssen. Dies wäre in unserer Antwort zum Ausdruck zu bringen. Hofmann richtet an die in der Sache erfahrenen Herren die Frage, ob unsere Buntpapier - Fabrikation im Anfang ihrer Ent wicklung ohne Schutzzoll gegenüber der französischen Konkurrenz hätte bestehen können. Wilisch ist der Ueberzeugung, dass auch ohne Schutzzoll die französische Industrie der deutschen nicht hätte schaden können, und ebenso spricht sich auch Herr Weinberg aus. Harazim stimmt Herrn Weinberg darin zu, dass ein Loblied auf den Schutzzoll vermieden werden müsse. Kommerzienrath Krause: An der Spitze dessen, was wir dem Herrn Minister geschrieben haben, stand »Wir verlangen keinen Schutzzoll«. Eine stärkere Verurtheilung des Schutzzolles kann es garnicht geben. Es handelt sich jetzt nicht darum, seit wann unsere Industrie einen solchen Aufschwung genommen hat, dass sie eines Schutzzolles nicht bedarf, sondern nur darum, dass wir jetzt keinen Schutzzoll wünschen, vielmehr nur gleiche Behandlung von andern Ländern. In diesem Sinne werde ich die Antwort fassen und dem Vorstand unterbreiten. 2. Abel legt folgenden Kassenabschluss vor: 1892 Juni 20 An Bestand 1 „ eingegangene Beiträge 1 für 1891, ä 10 M. = 10 M. 6 „ 1892, ä 10 „ = 60 „ j 1 „ 1892, Antheil . . 8 „ 47 „ 1893, ä 10 „ = 470 „ 1 „ Sparkassenzinsen für 1892 „ Aktien-Zinsen für 1000 M. 3 pCt. sächs. Rente für 30. 6., 30. 9., 31. 12., 31. 3 „ 500 M. 31/2 pCt. Stadtanleihe für 1.10., 1. 4 „ 225 M. 4 pCt. Rentenbriefe für 1. 10., 1. 4 M. 30 17 9 Pf. 60 M. 2282 548 18 56 Pf. 21 48 50 2905 19 1893 Mai 1 An Saido-Vortrag Davon 1000 M. 3 pCt. sächs. Rente . . 500 M. 31/2 pCt. Stadtanleihe . . 225 M. 4 pCt. Rentenbriefe . . bei der Sparkasse baar.... M. 862 500 236 880 2479 w 70 79 89 2479 89 M. 25 18 65 15 137 228 10 19 50 89 Antheil der Stenograph. Arbeit bei der Versamm lung in Köln, 1/2 von 50 M., 1t. Belag Nr. 1 Antheil »der Anfertigung von 56 Diplomen (L. Döring) 1/3 von 56 M., 1t. Belag Nr. 2 . ■ Antheil an Glas u. Rahmen, Verpackung von 59Di plomen (Müller & Sohn), 1/3 von 411 M. 50 Pf., 1t. Belag Nr. 3 C. Hofmann, Berlin, für 57 Mitglieder, ä 4 M., 1t. Belag Nr. 4 Kommerzienrath Max Krause, Berlin, für 1 ein genommenen Beitrag (ä Conto der Auslagen, wofür derselbe belastet bleibt) Porto-Auslagen,Bestellgeld und Schreibmaterialien vom 20. 6. 92 bis 30. 4. 93., 1t. Belag Nr. 5 . . Saldo 6 2479 2905 1892 Juli 19 Per Sept. 14 » Dez. 16 1893 Febr. 6 » April 30 » Per Der Verein zählt 56 Mitglieder, davon haben 47 ihren Beitrag für 1893 entrichtet, 8 sind denselben schuldig (davon 1 Mitglied noch 2 M. von 1892), 1 (Emil Assmann, Barmen) gehört dem Papierverein Rheinland- 56 Westfalen an. war, hat man sich freigemacht, und es bedarf daher keiner Winke mehr, um geschmackvolle Neuheiten zu bringen. Durch die in den letzten Jahren von der deutschen Buntpapier - Industrie auf den Markt ge brachten Imitationen von Kalbleder, englischer Buchbinderleinwand, Thierhaut - Imitationen und andern neuen, der kunstgewerblichen Richtung angehörenden Sorten hat der Verbrauch von Buntpapieren in vielen anderen Gewerben, die sich desselben seither nicht bedienten, Aufnahme gefunden, und es giebt heutzutage kaum mehr einen In dustriezweig, der sich nicht, sei es zu Zwecken der Verpackung oder der Ausstattung, des deutschen Buntpapieres bedient. Diese kurze Mittheilung legt für die Fabrikation sehr ehren des Zeugniss ab. Ich habe nach dem Brief des Herrn Kommerzienrath Dessauer gehofft, dass er persönlich hier sein würde und die sich an seine Schrift knüpfenden Fragen selbst beantworten könnte. Ich bitte die Herren sich darüber zu äussern, ob wir die Mittheilung des Ministers beantworten und die Dessauer’schen Angaben dazu be nutzen wollen. Weinberg: Ich bin der Ansicht, dass die Denkschrift des Ministers beantwortet werden sollte. Mir ist in dem Bericht eine Stelle aufgefallen, wo es heisst, dass die Buntpapier-Fabrikation nur deshalb einen Aufschwung nehmen konnte, weil der hohe Schutzzoll sie geschützt habe. Dies ist aber nicht richtig, da schon aus der Antwort des Herrn Kommerzienrath Dessauer hervorgeht, dass sich andere Länder in Qualität der Waare nicht mit Deutschland messen können. Wir müssen überallhin exportiren, haben keine Einfuhr vom Auslande zu scheuen und brauchen keinen Schutzzoll, da auch nach Aufhebung der Schutz zölle unsere Buntpapier-Fabrikation stets die erste Rolle gespielt hat und auch ohne Schutzzoll konkurrenzfähig bleiben wird. Wir müssen dem Ministerium sagen, dass wir einen Schutzzoll nicht beanspruchen, sondern eine Herabsetzung der ausländischen Zölle wünschen. Ich habe mir für diesmal eine kleine Aenderung bei der Ver- theilung der Gesammt-Ausgabe zu machen erlaubt, indem ich den Verein der Buntpapier-Fabrikanten nur mit einem Drittel belastete, während wir früher die allgemeinen Kosten zur Hälfte auf uns, zur Hälfte auf den Schutzverein vertheilten. Ich halte dies bei der Kleinheit des Buntpapier-Vereins nicht mehr für richtig und nehme an, dass Sie damit einverstanden sind. K.-R. Krause. Die vorgeschlagene neue Vertheilung erscheint gerechtfertigt, da der Verein der Buntpapier-Fabrikanten 56 und der Schutzverein mehr als 500 Mitglieder hat, folglich auch un gefähr in diesem Verhältniss Unkosten verursacht. Wir haben immer die Abschlüsse beider Vereine zusammen geprüft, und ich nehme an, dass die Herren auch diesmal nichts dagegen haben, dass die Prüfung mit der des Schutzvereins-Ab schlusses zusammen erfolgt. 3. Der Vorsitzende eröffnet die Besprechung der Lage der Buntpapier-Fabrikation. Wilisch schildert in eingehender Weise die Missstände im Buntpapier-Markt und sieht den Haupt-Uebelstand darin, dass unnöthiger Weise fortwährende Unterbietung stattfindet. Dies hängt wieder damit zusammen, dass Fabriken in geradezu leicht fertiger Weise gegründet werden von Leuten, die nicht sach verständig sind und die Leitung vollständig einem Werkführer überlassen, der gewöhnlich auch die Kalkulation aufzustellen hat. An die Schilderung des gewöhnlichen Verlaufs derartiger Gründungen schliesst er Angaben über den Konkurs verschiedener Firmen aus neuester Zeit. Zur Besserung dieser Verhältnisse er sucht er den Vorstand, eine Einigung über einen Mindestpreis versuchen zu wollen. K.-R. Krause weist darauf hin, dass der verewigte Vorsitzende Kommerzien-Rath Dessauer, sich dieser Frage gegenüber ablehnend