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No. 37. PAPIER-ZEITUNG. 1085 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Papier-Ausstattung. Aehnlich dem in Nr. 33 besprochenen Blüthenranken-Papier legt uns die Firma Osnabrücker Papier- waaren-Fabrik heute ein Muster von Damen-Briefpapier vor, bei welchem das untere Blatt (b) des quadratischen Bogens über a b das obere (a) rechts in Form eines schmalen Bandes a Bj vorragt. Durch Pressung des übertretenden Streifens ist die Täuschung, als sei ein Moird-Band aufgelegt, E vollkommen. Das Band ist mit farbig gedruckten Kleeblättern und rothen Glückskäferchen sehr an sprechend verziert. Die zu diesem Papier gehörigen Umschläge haben schmales Langformat und sind mit einem schräg über die Schlussseite laufenden Bande von gleicher Form und Ausstattung versehen. Die Aufmachung macht einen feinen Eindruck, der durch die zierliche quadratische, mit ähnlichen Eckbändern aus gestattete Schachtel »Porte bonheur« noch erhöht wird. In Form und Anordnung neuartig ist auch ein Karton mit rosa, innen blau getöntem Papier von ungewöhnlich langem Querformat (c). Eine umgeschlagene Ecke der Bogen weist darauf hin, dass es nicht nur Leute giebt, die nicht gern Briefe schreiben, sondern auch solche, die zu träge sind, um empfangene Schreiben zu lesen. Dieser hoffent- lieh nur geringen Minderheit gilt die auf der umgeschlagenen Ecke enthaltene Bemerkung: »Die Hauptsache steht auf der andern Seite.« Die Schachtel ist auf der Schauseite mit goldgeprägten Ornamenten umrahmt, mit dem Aufdruck: U. A. W. G. — eine Mahnung, die leider allzuoft nicht befolgt wird. Eine andere Aufmachung nennt sich: »OLYMPIA« und trägt eine bezügliche antike Münze in Goldprägung mit Silberrand auf Bogen und den sehr tief schliessenden Umschlägen. Das rosa Papier ist durch grauen Aufdruck und spätere Gaufrirung in eigenartiger Weise genarbt, etwa wie ein uraltes Bild, dessen Lackschicht zahllose feine Risse und Sprünge aufweist. Für Vielliebchen-Geschenke eignet sich die äusserlich sehr anziehend ausgestattete Schachtel mit Rokoko-Ecken und dem Aufdruck »J’y pense« in feiner Goldprägung. Auf der an genehm gelbtonigen Decke sind als Symbol einige Knackmandeln »zum Greifen getreu« ausgestreut, gleichen Schmuck tragen die Briefbogen, während auf den Klappen der Umschläge zu lesen ist: »Guten Morgen, Vielliebchen!« Das Papier hat pergament- artiges Aussehen, ist sehr kräftig und mit schmalen, mattbraunen Schleifenbändern umschnürt. Für Liebhaber des Ungewöhnlichen ist die Schachtel »Esquisses « (Skizzen) bestimmt. Papier und Umschläge sind ziegel- roth und ebenso gebändert. Jedem Umschläge ist eine kleine, scheinbar abgerissene weisse Verschlussmarke aufgeheftet, Kinder figuren in Skizzenmanier zeigend. Das ganze Papierausstattungs-Geschäft hängt heute nicht mehr wie früher allein von der guten Beschaffenheit der gelieferten Waaren ab, das Verlangen nach neuen, wechselnden Formen beherrscht vielmehr den Markt. Die Waaren der Osnabrücker Papierwaaren - Fabrik kommen diesem Begehren entgegen, sie erscheinen wie Kinder einer sprudelnden, geistvollen Laune, sind geschickt erfunden, technisch tadellos hergestellt und auf das Marktfähige hin mit vielem Verständniss durchgearbeitet. Bettex-Farben. Unter Bezug auf unsere Besprechung dieser Farben in Nr. 34, S. 993, schreibt uns deren Erfinder Folgendes: In Hinsicht auf die theilweise als Mangel aufgefasste Ünverwasch barkeit dieser Farben möchte ich bemerken, dass gerade diese Eigen schaft das öftere Uebergehen des zuerst Gemalten, wodurch bei deren Transparenz die mannigfaltigsten Wirkungen erzielt werden, erleichtert, ja beinahe erst ermöglicht. Abgesehen vom Abtönen durch Ueber- lasiren mit verdünnten Deckfarben, kann man auch durch vollständiges Verdecken mit Bettex-Farben ebensogut ändern oder bessern, wie bei der Gouache- oder Oelmalerei. Dass aber die Bettex-Farben nicht, wie sonstige Aquarellfarben, beim Trocknen bedeutend erblassen, ist ein Vortheil, der, in Verbindung mit ihrer Unverwaschbarkeit, dem sie ge brauchenden Künstler mehr Sicherheit im Auftrag und also dem Werk grössere Frische verleihen wird. Sodann bemerke ich, dass die Bettex- Farben nicht nur lange, sondern stets flüssig bleiben. Versandtschachteln mit Blechklammern. Auf Wunsch der Firma Eduard Ehemann in Geislingen theilen wir mit, dass ihre in Nr. 34, Seite 993 beschriebenen Versandtschachteln gesetzlich geschützt sind. Chicago-Transparentbilder. Von den in Nr. 70, S. 2008, Nr. 71, S. 2036 und Nr. 74, S. 2126 v. J. beschriebenen patentirten Trans- parentbilder-Karten legt uns die YmaaHeymann&Schmidt,BerlinN, 37 einige neue Muster vor. Bekanntlich wird die magische Leucht wirkung dieser Karten dadurch erzielt, dass hinter denselben verschiedenfarbige Spiegel aus Metallpapier in schräger Lage so angebracht werden, dass sie das einfallende Tageslicht als Sonnen-, Mond- oder Feuerschein durch ausgeschnittene, theilweise mit Seidenpapier hinterlegte Stellen des Bildes werfen und so den Ein druck hervorrufen, als seien die Fenster usw. erleuchtet. Von diesen neuen Mustern stellt eins, in Grösse von 39: 221/2 cm, die Haupt-Ansicht der Columbischen Welt-Ausstellung in Chicago dar, und die übrigen vier, in Grösse von 17 : 131/2 cm, einzelne hervor ragende Gebäude derselben, die Maschinenhalle, das Verwaltungs- Gebäude, das Kunst-Ausstellungs-Gebäude und den Elektrizitäts- Palast. Abbildungen dieser Baulichkeiten finden sich in Nrn. 17, 20 und 22 von 1892 der Papier-Zeitung. Sämmtliche Bilder sind stark auf Effekte hin bearbeitet. Das grosse Panorama ist wohl das in tech nischer und künstlerischer Beziehung bemerkenswertheste von allen. Ueber dem in Dämmerung gehüllten Ausstellungsplatze glüht der Abendhimmel in den Reflexen der eben am Horizont nieder gegangenen Sonne, die verschiedenen Paläste scheinen erleuchtet, auf dem farbig angehauchten See erhebt sich der Leuchtthurm der Dampfer-Anlegestelle, mit Papierlaternen be hängte Schiffchen durcheilen die Fluth — ein stimmungs volles Bild. Verbesserter Zeichenwinkel. Zur Erleichterung des Linear- Zeichnens hat Herr Professor 0. Bürcklen in Schw.-Gmünd einen neuen Zeichen winkel erdacht und schützen lassen, der eine Ver bindung von Reissschiene und Winkel darstellt. Wie aus nach stehenden Figuren 1 und 2 ersichtlich ist, tritt die Verlängerung a einer Kathete des Winkels über die zweite soweit hervor, dass an der Kreuzungsstelle ein rechter Winkel entsteht. Auf diesem unveränderlichen rechten Winkel und auf der beim Zeichnen sehr nützlichen langen Ziehkante d—e beruht der praktische Werth dieses Geräthes. Man kann damit ohne Benützung der sonst üb lichen, beim Tafel- und Heftzeichnen lästigen Reissschiene recht winklige und parallele Linienverbindungen leicht und sicher her- stellen. Soll z. B. auf f— h eine Senkrechte errichtet werden, so kann man den Winkel sowohl mit der langen als auch mit der kurzen Kante an die gegebene Gerade f—h anlegen und von g oder e aus im rechten Winkel d die Senkrechte ziehen. In dieser Weise ist es auch möglich, sich senkrecht kreuzende Linien (e—d auf f—h) und mannigfache andere Linien-Figuren durch verschiedenes An legen des Winkels zu erzielen. Um scharfe Winkel-Ecken bei einmaliger Anlage ziehen zu können, ist bei b (Fig. 1) ein kleiner Ausschnitt vorgesehen, den wir aber für entbehrlich halten. Den Technikern ist überdies aus Erfahrung bekannt, dass man an Reissschienen, Winkeln usw. die gleichlaufenden Kanten niemals genau parallel findet. Man benutzt deshalb entweder die eine oder die andere dieser Kanten, niemals beide gleichzeitig. Wenn in Fig. 1 e—d zu f— h senkrecht steht, so ist es sehr fraglich, ob bei Massenherstellung auch g—b senkrecht sein wird. Der Aus schnitt bei b wird beim Ziehen mit der Reissfeder störend sein, beim Tafelzeichnen mag er sich bewähren. Statt dessen könnte für technisches Zeichnen die innere Winkel-Ecke nach unten etwas abgeschrägt werden, ohne jedoch die obere rechtwink lige Kante zu verletzen. Der Griff c dient zur bequemen Hantirung des Winkels, trägt aber auch viel zur Verstärkung desselben bei.