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in deren Pullman-Wagen der Aufenthalt hiernach eine wahre Er holung sein muss. Nach der beigegebenen Beschreibung läuft eine gedeckte und geschlossene Veranda um den ganzen Zug, die Einzelräume sind mit festen und beweglichen elektrischen Lampen ausgestattet, jeder Wagen hat Toiletten- und Waschräume mit warmem und kaltem Wasser, und für die besonderen während der Fahrt sich regenden Bedürfnisse sind vortrefflich eingerichtete Speise-, Aussichts- und Rauchwagen eingerichtet. Die Herstellung solcher durchweg verschiedenen und keines wegs über einen Kamm geschorenen Empfehlungen muss für die amerikanische Steindruck-Industrie eine grossartige und lohnende Aufgabe gebildet haben. Eine andere interessante Drucksache, welche wir unserem verehrten Genossen, dem Herausgeber von »The Western Paper Trade verdanken, ist ein kleiner mit vielen farbigen Bildern aus gestatteter Führer durch die Ausstellung. Die Bilder sind in wenigen Farben, aber ungemein wirksam ausgeführt, der Text ist aus hochmoderner »Fancy Type « gesetzt, und die einschmeichelnde Wirkung des in Quer-Sedez herausgegebenen Büchleins wird durch eine nach dem Druck erfolgte sanfte Körnung des Papieres noch erhöht. Der Umschlag zeigt auf zart-graugrünem Grunde das Medaillonbild von Columbus und die Umschrift »Portfolio. Worlds Fair. Chicago 1893.« Wahrscheinlich ist das Büchlein in einer riesigen Auflage gedruckt und wird zu billigen Preisen abgegeben. Zeitungssatz. Fortsetzung zu Nr. 30. 5. Geschäfts-Anzeigen. Die Geschäfts-Anzeigen nehmen in unseren Tageszeitungen den grössten Theil des Ankündigungsgebietes ein; aus diesem Grunde muss auch der Zeitungseigenthümer vorzugsweise mit ihnen rechnen, denn sie bilden eine ständige Einnahmequelle. Je besser der Zeitungsdrucker es versteht, dem Geschmacke der anzeigenden Geschäftsleute Rechnung zu tragen, desto reichlicher fliessen ihm die Anzeigen und die Einnahmen zu. Er muss es verstehen, durch mehr oder weniger eigenartigen, dabei aber wenig Zeit bean spruchenden Satz von Geschäfts-Anzeigen das Publikum, besonders wenn die Konkurrenz gleicher Geschäftszweige in Frage kommt, zu erneuter Aufgabe von Anzeigen herauszufordern. Allerdings Beispiel 31. ist dabei zu berücksichtigen, dass nicht alle Geschäfte ihre Artikel in mehr oder weniger auffallender, gewissermaassen marktschrei erischer Form der Anzeigen empfehlen können. Bäcker, Konditoren, Fleischer, Kaufleute des Material- und Kolonialwaarenfaches, Optiker usw. stellen nicht die grossen Ansprüche in Bezug auf Eigenart und auffällige Anordnung wie z. B. die Kleider- und Schuhwaarenhändler, die Fabrikanten von Geheimmitteln, Toilette- Artikeln usw. Ersteren genügt es, wenn das, was sie empfehlen wollen, durch eine fette Zeile hervorgehoben, ihr Name und die Strasse, in welcher sich ihr Geschäftslokal befindet, kräftig be zeichnet werden. Andere Ansprüche stellen die Kleider- und Schuhwaarenhändler usw., die ihre Abnehmer in den Kreisen der weniger sesshaften Bevölkerung, der familienlosen Arbeiter, jungen Kaufleute, der wenig zum Zeitunglesen geneigten Landleute usw. erst suchen und diese durch ihre Anzeigen erst heranziehen müssen. Solchen Geschäften ist das Auffallende gerade recht, und da sie öfter Anzeigen aufgeben müssen, sehen sie auch darauf; dass die Reklame nicht durch übermässige Ausdehnung an Raum zu theuer wird. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, eine erschöpfende Aus wahl von Satzbeispielen zu in die Augen fallenden Anzeigen zu geben. Die Quelle der Ideen zu eindrucksvollen Anzeigen ist geradezu unerschöpflich, leider aber vielen Setzern zu schwer zu gänglich. Zunächst führe ich aus der Praxis zwei Anzeigen vor, von denen die erste, von einem Schuhwaarenhändler erlassene, Veranlassung zum Erlass der zweiten seitens eines Konkurrenten war. Von Nr. 1 beauftragt, ihm eine auffallende, dabei aber, da es sich um mehrmalige Wiederholung handelte, nicht zu theure Anzeige zu setzen, liess ich Beispiel 31 anfertigen. Diese Anordnung fand den Beifall des Auftraggebers, aber auch den seines Konkurrenten, der anderen Tags mit folgender, nach seiner Angabe gesetzten Anzeige seine Artikel empfahl. Beispiel 32. Er war nun dem Aufgeber der ersten Anzeige insofern voraus, als er seine Firma und, was bei vielen derartigen Geschäften die Hauptsache ist, die Lage seines Geschäfts (Strasse und Nummer) mehr hervortreten liess. Man hat sich seit einigen Jahren hinsichtlich der Accidenzen daran gewöhnt, besonders durch Pflege der sogenannten »freien Richtung«, bei Auswahl der Schriften sowohl, wie beim Entwurf, sozusagen ins volle Menschenleben hineinzugreifen. Man lässt Titelregeln, Zeilenfall und Alles, was früher mehr oder weniger genau beim Satze beobachtet werden musste, äusser Acht und sucht durch eigenartige Anordnung die beabsichtigte Wirkung zu erreichen. Dass dies aucli seine Schattenseiten hat, soll nicht ver schwiegen werden, am allerwenigsten aber soll der die »freie Richtung« pflegende Setzer sich einbilden, dass er nun mit einem Male aller Kenntniss des Titelsatzes in seinen Einzelheiten über hoben sei. Gerade die alt bewährten Regeln über Titelsatz, Ver- theilung von Licht und Schatten, Zeilenfall wollen verstanden sein, wenn man mit Erfolg der freien Richtung huldigen will. Ein nach den Grundsätzen der freien Richtung gesetzter Umschlag, eine Karte usw. müssen ebenso erkennen lassen, wohin bei An wendung der Schriften der Schwerpunkt gelegt wurde, wie sich die Schrift zur Ornamentirung (Einfassung), der freie Raum zum Ganzen verhält, wie eine nach allen Regeln des Titelsatzes und der »Normal - Umrahmung« ausgeführte Arbeit. Der Mann der freien Richtung wird auch, wenn bei Anwendung einer hervor ragenden Schriftzeile der Schwerpunkt sich zu weit nach oben oder unten, rechts oder links zu verschieben droht, das beim Titel satze nach den alten Regeln erforderliche. Gleichgewicht durch Anbringen einer Vignette, einer Leiste, einer kräftigen Ornament gruppe usw. wieder herzustellen suchen. Die freie Richtung hat sich, nachdem sie im Accidenzsatz Anklang gefunden, auch des Anzeigensatzes bemächtigt, und zwar zu dessen Vortheil. Sie bietet für ihn, wie schon oben bemerkt, eine fast unerschöpfliche Quelle neuer Ideen und ermöglicht es dem Setzer, sich über manche, aus Mangel an passender Schrift oder Einfassung ent-