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Papierzeitung
- Bandzählung
- 18.1893,27-52
- Erscheinungsdatum
- 1893
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- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
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- Universitätsbibliothek Chemnitz
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Zeitschrift
Papierzeitung
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Band
Band 18.1893,27-52
-
- Ausgabe Nr. 27, 2. April 773
- Ausgabe Nr. 28, 6. April 805
- Ausgabe Nr. 29, 9. April 833
- Ausgabe Nr. 30, 13. April 865
- Ausgabe Nr. 31, 16. April 897
- Ausgabe Nr. 32, 20. April 929
- Ausgabe Nr. 33, 23. April 957
- Ausgabe Nr. 34, 27. April 989
- Ausgabe Nr. 35, 30. April 1021
- Ausgabe Nr. 36, 4. Mai 1053
- Ausgabe Nr. 37, 7. Mai 1081
- Ausgabe Nr. 38, 11. Mai 1113
- Ausgabe Nr. 39, 14. Mai 1145
- Ausgabe Nr. 40, 18. Mai 1177
- Ausgabe Nr. 41, 21. Mai 1205
- Ausgabe Nr. 42, 25. Mai 1237
- Ausgabe Nr. 43, 28. Mai 1269
- Ausgabe Nr. 44, 1. Juni 1301
- Ausgabe Nr. 45, 4. Juni 1333
- Ausgabe Nr. 46, 8. Juni 1355
- Ausgabe Nr. 47, 11. Juni 1387
- Ausgabe Nr. 48, 15. Juni 1419
- Ausgabe Nr. 49, 18. Juni 1447
- Ausgabe Nr. 50, 22. Juni 1479
- Ausgabe Nr. 51, 25. Juni 1511
- Ausgabe Nr. 52, 29. Juni 1543
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Band 18.1893,27-52
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933 wenn sie auch nur wenige Stunden des Tages sich darin aufhalten und ihr Firmenschild nur dazu da ist, ihren guten Namen zu wahren. Der Chicagoer hat nie Zeit, er ist immer busy; wenn im Sommer wenig zu thun ist, geht er weg ins Land oder »East«, wo er sich über die Lage des Marktes und der Geschäfte unterrichtet. Die Leute sind kurz, bündig und gerade heraus. »Good morning, take a seat«, ist ihr üblicher Gruss, auch wenn ein Freund sie Jahre lang nicht ge sehen hat. »Dies ist mein Geschäftstag, macht es kurz«, steht fast in allen Kontoren als Warnungszeichen angeschrieben, und nach dem Befinden der werthen Eltern oder der Grossmutter darf man sich nicht er kundigen! 7 Die rastlose Thätigkeit der Chicagoer hat die Stadt auch zur zweit grössten der Union gemacht; nach den Prophezeiungen der Amerikaner wird es New York sehr bald überflügelt haben, und seiner Lage nach ist Chicago bestimmt, ein zweites London zu werden. Wie schon die Amerikaner im allgemeinen gewohnt sind, an ihre Begriffe den grössten Maassstab anzulegen, so arten die Chicagoer mit ihrem »largest in the world« gewissermaassen aus! Sie haben die grössten Häuser, die grössten Hotels, das Grösste von allem, was nur möglich ist, und dass deshalb die Ausstellung das Grösste bieten wird, was noch jemals dagewesen, darüber besteht kein Zweifel. Ich kenne Chicago seit Jahren, und mit jedem Jahre steigert sich das Wühlen, Schaffen und Treiben. Von jeher bauten die Chicagoer die höchsten Häuser in der Union: während der letzten Jahre aber scheint es, als ob sie Himmelsleitern aufführen wollten; 18- und 20-stöckige Häuser giebt es zu Dutzenden im Geschäftstheile der Stadt; 24-, 27- und 30-stöckige waren im Bau, als ich voriges Jahr im Oktober zuletzt dort war, sogar ein 36-stöckiges Haus führt man z. Z. seiner Vollendung entgegen. Ein Haus mit 1000 Kontoren ist durchaus nichts Ausser gewöhnliches, dabei ist die Konstruktion und Bauart dieser Kolosse in jeder Weise praktisch und zweckentsprechend. Was würden wohl unsere Stadtväter sagen, wenn wi, von Chicago angesteckt, hier solche Häuser bauen wollten; man würde uns Erlangen (Irrenhaus; d. Red.) als Kurort empfehlen! Die Gasthöfe sind in Chicago gleichfalls • the largest of the world • und wirklich riesenhaft in ihrer Art, ihre Bewohner kennt man nur unter der Nummer des Zimmers, das man gerade inne hat; man spricht z. B. von Jemand nur als von »Nr. 689«. Solche Gasthöfe als Sehenswürdigkeit zu besuchen, halte ich wohl für sehr interessant, nicht allein um den Verkehr darin zu beobachten, sondern auch um ihre inneren Einrichtungen wie Parlors, Schreib-, Ess- und Gesellschaftszimmer zu bewundern, deren Ausstattungen zwar herr lich aber keineswegs anheimelnd und gemüthlich sind. Nur im Noth fälle entschliesse ich mich denn auch, in solchen Häusern meinen Aufenthalt zu nehmen, und ziehe für gewöhnlich kleine Hotels bei weitem vor. Da man aber diese Monstre-Logirhäuser auch besuchen kann, ohne darin zu wohnen, so möchte ich Ihnen dies auf alle Fälle rathen. Weil jedoch das Gewirr in Chicago zur Zeit der Ausstellung ohne Gleichen sein wird, ist ein kleineres gemüthlicheres Heim diesen grossen »numerirten« Hotels vorzuziehen. Ich glaube bestimmt, dass wir in Privathotels ganz leicht Unterkunft finden können, wenn wir uns recht zeitig danach umthun. Im allgemeinen haben die amerikanischen Hotels entweder den so genannten »europäischen Plan« oder den » amerikanischen Plan« ein geführt, manchmal auch beides. Unter »europäischem Plan« versteht man ein Zimmer je nach Wahl zu 1, 11/2, 2, 3 Dollar für den Tag, ohne Beköstigung, während der »amerikanische Plan« bei 21/, bis 5 Dollar für den Tag die Beköstigung mit einschliesst. Nebenrech nungen giebt es in Amerika nicht; die vereinbarten Zimmerpreise ver stehen sich ohne Ausnahme einschliesslich aller für das körperliche Wohlbefinden nothwendigen Dinge, wie: Licht, Seife, Bad und Heizung, wenn es kalt ist; denn der Amerikaner begreift von selbst, dass man bei kaltem Wetter ein warmes Zimmer zu beanspruchen hat. Kleinlich sind die Leute nicht, auch bei Tisch hat man Gelegen heit, sich davon zu überzeugen. Die Speisenkarten bieten eine Auswahl wie nirgends auf der Welt; es steht Ihnen frei, davon zu essen, was und wieviel Ihnen beliebt, bis Sie zufrieden sind. Niemand wird daran denken, Sie zu hindern; Sie bezahlen ja dafür! Im Hotel selbst ist alles zu haben; in manchen der grossen Gast höfe sind in den Rotunden Verkaufsläden aller Art angebracht: Tele graphenstationen und Eisenbahnbilletverkäufer, die fast immer in den grossen Hotels zu finden sind, bieten weitere Bequemlichkeiten. Viel Sehenswerthes bieten äusser den grossen Hotels und Geschäfts häusern die grossartigen Schlachtbauanlagen der Armour-Packing Com pany, welche jährlich für 60 Millionen Dollar ihrer Fleischwaaren nach allen Theilen der Welt verschickt, die Getreide-Elevatoren, die Wasser werke und viele grossartige industrielle Werke, abgesehen von dem, was die Ausstellung uns als solche noch bietet. Obwohl die grossen Cable-Cars Chicago nach allen Richtungen durchkreuzen, genügen die jede Minute abgehenden Wagen schon jetzt dem gewöhnlichen Verkehr nicht mehr. Wie es da zur Zeit der Aus stellung hergehen mag, lässt sich nicht beurtheilen; doch steht wohl zu erwarten, dass die Energie der Chicagoer auch dieses Problem in zwischen zu lösen vermögen wird; hat doch die Cable-Car-Gesellschaft, nur um dem grossen Verkehr zu Hilfe zu kommen, den Tunnel unter halb des Chicago-River in einem Jahr fertiggestellt. Indessen, so sehr Sie das Leben und Treiben von Chicago, dem Emporium des Westens, interessiren und Ihr Staunen erregen wird, werden Sie doch froh sein, seinen Staub wieder von Ihren Füssen schütteln und der Gartenstadt Lebewohl sagen zu können, wenigstens ging es mir so. Ein Aufenthalt von 10 bis 14 Tagen genügt jedenfalls, um ein unauslöschliches Bild von allem Sehens werthen in sich aufzu nehmen. Von Chicago lassen sich auch Milwaukee und Pulman, wo selbst sich die grössten Eisenbahnwerkstätten Amerikas befinden, be suchen, und wer sich für besondere Industrieen interessirt, kann auch solche leicht aufsuchen. Bei der Abreise von Chicago würde ich Vorschlägen, die Niagara- Fälle zu besuchen, dann über Buffalo und Albano nach Boston, dem Athen der amerikanischen Union, zu reisen, von da nach Providence, R. I., einer der hübschesten, zugleich industriereichsten Städte des Ostens. Der Osten und besonders die Neu-England-Staaten bilden über haupt das Industriegebiet der Union; dort wohnen, wie der Amerikaner sie bezeichnet, die »Creation Lickers«, zu deutsch ungefähr: Leute, die sogar die Natur besiegen. »Yankees« werden die Bewohner der Neu- England-Staaten genannt; sie leben nur für Geschäft und Kirche und haben die letztere zumeist nur für die Zwecke des ersteren geschaffen; es sind die seiner Zeit von England eingewanderten Puritaner. Im Kriege sollen sie es fertig gebracht haben, hölzerne Schinken für wirk liche zu liefern, hölzerne Muskatnüsse als Naturprodukte zu verkaufen und künstliche Eier in den Handel zu bringen, gewiss ein Zeichen, wie grossartig die Yankee-Industrie gediehen ist. Von Providence führt unser Weg mit Bahn oder Dampfer nach New York zurück; hier können Sie dann noch einige Tage zubringen, ehe Sie sich wieder nach der Heimath einschiffen. Ich nehme an, dass der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten auf diese Weise etwa 30 Tage beansprucht. Berechnet man die Reisekosten nach den Spesen der Geschäftsreisenden, denen man 5 Dollar und 8 Dollar täglich aussetzt, so veranschlage ich Ihre Ausgaben, da Sie doch zu sehen wünschen, was in dieser Zeit nur immer möglich ist, auf 10 Dollar den Tag, also auf etwa 300 Dollar oder rund 1200 M. für die Dauer des Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten, sodass mit Hinzurechnung von 600 bis 700 M. für die Kosten der Ueberfahrt eine Gesammtsumme von 1800 bis 2000 M. für eine derartige grössere Reise in Anschlag zu nehmen wäre. Natürlich lässt sich die Reise, ohne gerade grosse Mehrkosten und Zeitaufwand zu bedingen, noch weiter westlich ausdehnen. Bei den sehr grossen Entfernungen in den Vereinigten Staaten ist das Leben auf der Eisenbahn eine unumgängliche Nothwendigkeit, bei den vor trefflichen Einrichtungen der Bahnzüge aber durchaus nicht die grosse Strapaze wie bei uns in Europa. Denn wenn Sie bedenken, dass ich im Herbst vorigen Jahres in 20 Tagen von New York über Albany, Buffalo, Rochester nach Chicago, von dort über St. Paul mit der nörd lichen Pacificbahn durch den Nordwesten nach Portland (Oregon), von da mit der südlichen Pacificbahn nach San Francisco und über Chicago zurück nach New York gefahren bin, davon 11/2 Tag in Chicago, 12 Stunden in Portland und 6 Tage in San Francisco zugebracht, also 12 Tage und 13 Nächte auf der Bahn verlebt habe, so wird Ihnen dies einen Beweis geben, wie bequem man in den Vereinigten Staaten zu reisen versteht; eine solche Reise könnte in der knappen Zeit bei uns Niemand machen. Gewiss einzig in ihrer Art sind die Schlafeinrichtungen und das Leben im allgemeinen auf diesen Zügen. Selbstverständlich ist es nicht mit dem Leben im Hotel oder Boarding House zu vergleichen, immer hin aber ist es gegen unsere Verhältnisse unbeschreiblich bequemer und in grösserer Gesellschäft sogar amüsant. Die » Limited Express»- Züge von New York nach Chicago, welche die Entfernung von rund 1600 km in 20 bis 24 Stunden zurücklegen, bieten bezüglich ihrer Ein richtungen das Beste, was wohl auf der Bahn zu erwarten ist. Da giebt es Buffet- und Rauchwagen für Herren, wo auch Getränke verab reicht werden, Dining Cars für Frühstück, Mittag- und Abendessen zu 75 Cents bis 1 Dollar pro Mahlzeit, Schlafwagen mit Wasch- und Bade einrichtung, Bibliothek, Stenographen und Schreibmaschinenbedienung, Rasir- und Haarschneidekabinet und dergl. mehr. Bei genügender Betheiligung glaube ich sicher, dass man uns auf gewissen Strecken Extrazüge zur Verfügung stellen wird, ebenso wie man den Naturforschern auf dem vorjährigen Kongress zu Washington: und den deutschen Eisenhüttenleuten allseitig entgegengekommen ist und sie mit grossartiger Gastfreundschaft behandelt hat; voll des Lobes reisten damals 6 der Herren mit mir auf der »Normannia« nach Deutschland zurück. Einem Massenbesuch der Chicagoer Weltausstellung seitens deutscher Interessenten, besonders wenn ein solcher vom Verein deutscher Ingenieure von hier aus unternommen würde, woran auch Kaufleute und Gelehrte sich anschliessen möchten, dürfte gewiss ein ebenso herzlicher Empfang in Aussicht stehen. Ich habe durch meine Freunde in den Vereinigten Staaten nach mehreren Richtungen hin bereits die nöthigen Schritte gethan, um einen derartigen Besuch der Union zu einem angenehmen und nutzbringenden zu gestalten, wonach schon jetzt möglichst weitgehende Vorbereitungen getroffen werden können. Wenn sich Herren aus unserem Kreise an dem Unternehmen zu betheiligen gedenken, so wäre es vielleicht an gezeigt, dass sie vereint einen Plan ausarbeiten und sich mit anderen Gesellschaften ins Benehmen setzen, um sowohl in Bezug auf Ausbeutung aller Vortheile als auch auf die Möglichkeit des Anschlusses an andere Gesellschaften sich zu verständigen. Es könnten z. B. vorerst Anmel dungen ohne Verbindlichkeit entgegengenommen werden, damit man sich ungefähr ein Bild machen könnte, wie gross die Betheiligung werden dürfte, um danach zu beschliessen, die Reise vielleicht in zwei Abtheilungen zu machen, wenn eine zu gross ausfallen sollte.
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