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No. 32. PAPIER-ZEITUNG. 931 Chemisenpapier. Berlin, 15. April 1893. In Nr. 31 bemerkt die Redaktion bei Besprechung des Waaren- verzeichnisses zum Deutschen Zolltarif, Chemisenpapier sei ihr vollständig unbekannt. Unter dieser Bezeichnung wird jedoch hier und auch wohl anderweitig ein Papier geführt, von welchem ich einen kleinen Abschnitt sende. Den Zwecken, die als mögliche Ursachen der Benennung auf geführt wurden, dient es meines Wissens nicht. Soviel mir bekannt ist, wird es zur Ausstattung von Stücken Sammet-, Seiden-Zeugen und ähn licher Stoffe benutzt. Das Papier wird hauptsächlich in rheinischen Fabriken gefertigt. Adolf Traube. Wir danken dem geschätzten Einsender und bitten die besser als wir unterrichteten Fachleute, uns sowie die in gleicher Lage be findlichen Leser auch über die anderen uns fremden Bezeichnungen, wie »Carbonstifte« und »Devisen« aufzuklären. Die uns vorgelegte Probe von »Chemisenpapier« ist ein aus zwei Papierschichten zusammengeklebter Karton, der auf der einen Seite holzhaltiges weissgraues, auf der anderen getrübt orangefarbiges Papier aufweist. Warum er in der Zollsprache den Namen »Chemisenpapier« führt, ist noch eben so wenig auf geklärt, wie die Lösung der naheliegenden Frage, ob nun alle aus zwei verschiedenfarbigen Papieren geklebten Kartons bei der Verzollung » Chemisenpapiere« heissen. Versicherung des Kontor-Personals. Breslau, 16. April 1893. In Nr. 31 Ihres geschätzten Blattes beantworten Sie Frage Nr. 369: »Ist man verpflichtet, sein Kontor-Personal in Unfall- und Kranken- Kasse aufnehmen zu lassen?« ad 1, also Unfall, mit einem unbedingten ■Ta. Hierin kann ich Ihnen nicht ohne weiteres beistimmen. Das Unfallversicherungsgesetz spricht ausdrücklich nur von Betriebsbeamten und will offenbar hierunter das Kontor-Personal nur insofern mit in begriffen wissen, als dasselbe mit dem Betriebe direkt in Berührung kommt. Ein Buchhalter z. B., der in anderen Räumen als dem Kontor sich niemals zu bewegen hat, ist deshalb meines Erachtens entschieden nicht versicherungspflichtig, und ich glaube, dass meine Ansicht auch von den Verwaltungsvorständen der verschiedenen Berufsgenossen schaften getheilt wird. Jedenfalls wäre es mir sehr angenehm, in dieser Frage die Ansicht noch von anderen Fachgenossen zu hören, da es sich darum handelt, wie man sich bei Einreichung der Lohn listen behufs Feststellung der Jahresbeiträge zur Unfallversicherung zu verhalten hat. Z. Wir bitten gleichfalls um weitere Aussprache. D. Red. Holzkämme für Räder. Aus Böhmen. In Nr. 23 der Papier-Zeitung vom 19. März 1893 findet sich eine Notiz »Holzkämme für Räder«, in welcher als bestes Holz jenes der Hainbuche bezeichnet wird. In Absatz 2 dieser Abhandlung heisst es weiter: »Meist wird dort auch Weissbuchenholz genommen Dieses Holz ist nun freilich weniger gedreht als das Holz der Hainbuche, hat aber auch niemals die Zähigkeit des letzteren.« Nach dem Inhalte dieser Notiz erscheint ein Qualitätsunterschied zwischen dem Holze der Weissbuche und Hainbuche zu bestehen. Da beide Holzarten unter dem botanischen Namen Carpinus betulus L. er scheinen, und die Weissbuche auch als Hain- und Hagebuche bezeichnet wird, forstliche Fachleute einen Unterschied zwischen Weiss- und Hain buche nicht gelten lassen, und infolgedessen die Frage zu einer Wette Veranlassung gab, so bitte ich, da Ihre Autorität als entscheidend be stimmt wurde, um gefällige Beantwortung der Frage: Ist zwischen Weiss- und Hainbuche ein in der Qualität des Holzes bedingter wesentlicher Unterschied vorhanden, und sind die beiden Holzarten, obwohl derselben Pflanzenspezies ent stammend, als verschieden zu bezeichnen? Antwort: Wir bedauern, die zur Beantwortung dieser Frage nöthige Kenntniss und Erfahrung nicht zu besitzen, bitten aber unterrichtete Fachgenossen um die gewünschte Entscheidung. D. Red. Spitzenpapier in Amerika. Im nordwestlichsten Theil der Ver. Staaten, in St. Paul, Minnesota, ist nach »The Paper Mill« die erste amerikanische Spitzenpapierfabrik entstanden. Ein armer Einwanderer, der mit Hilfe dortiger Bürger eine Gärtnerei errichtet hatte, klagte dar über, dass sein Bruder, der nur die Fabrikation von Spitzen papier erlernt habe, keine richtige Beschäftigung finden könne, weil sein Fach in Amerika noch nicht vertreten sei. Einige ver mögende Einwohner interessirten sich für die Sache, schossen die erforderliche Summe zusammen und errichteten eine Fabrik von Spitzenpapier, Lampenschirmen usw. Nach der Beschreibung wird das Spitzenpapier durch Prägung mit gestochenen Metallplatten hergestellt. Doppel-Einströmungsrohr. In Hofmann’s Handbuch, Seite 707, ist eine amerikanische Rohrdichtung für Trockencylinder beschrieben, die in nachstehend abgebildeter Rohr-Anordnung wieder Verwendung gefunden hat. Die Dichtung besteht darin, dass die Halbkugel A aus Metall, welche mit dem Rohrstutzen fest verbunden ist, in einer halb kugelförmig ausgedrehten inneren Wand des Ansatzes B oder eines Cylinders oder Kochers liegt. Der im Innern herrschende Druck presst die Halbkugel A in ihr Lager und dichtet dadurch selbst- thätig. Das nöthige Schmieröl wird aus der Büchse F zugeführt. Bei Trockencylindern könnte der Dampf durch das innere Rohr L K C eintreten und das Kondenswasser durch das weitere Rohr mit Stutzen und Verbindungen JMNO abfliessen. Die mit Stell scheibe I und deren Stellschraube E gespannte Spiralfeder H scheint zum Anpressen der Platte B gegen A mittels Auflageplatte G zu dienen. The Western Paper Trade, dem wir die Abbildung ent nehmen, giebt keine Erklärung dafür. Wir geben die Bauart wieder, weil sie nach derselben Quelle schon in mehr als 250 Fabriken mit Erfolg benutzt wird. Beim Gebrauch zeigte sich, dass die Kugeldichtung keinen Dampf durchlässt, ohne Reibung arbeitet und keinerlei Aufsicht erfordert, noch Aufenthalt zur Instandhaltung verursacht. Vorstehendes Bild zeigt eine Ein richtung, die dazu bestimmt ist, die übliche Stoffbüchse eines Trockencylinders durch einfaches Anschrauben in den Bolzen löchern I) zu ersetzen. Chicago. In der amerikanischen Fachpresse theilen einige Häuser des Papierfachs ihren Briefwechsel mit dem Ausstellungs-Vorstand mit, wonach ihnen, trotz rechtzeitiger Anmeldung, der beanspruchte Raum nicht bewilligt wurde. Die Ungeheuern Räume scheinen daher dem Bedarf nicht zu genügen. Frankreich in Chicago. Der französische Kommissar für die Weltausstellung, Herr Krantz, sagte in einer Rede, dass Frankreich dort den zehnten Theil des ganzen Ausstellungsraums und mehr als den fünften aller fremden Länder einnimmt. Die Meldung, dass man Frank reich nur 2 Preisrichter bewilligen wollte, beantwortete er tele graphisch dahin, dass er dies für einen schlechten Scherz halte. Wenn man dem Lande nicht eine angemessene Vertretung im Preisgericht gewähre, werde er vorschlagen, die französische Ab- theilung äusser Preisbewerbung zu stellen und eine Anzahl eigener Delegirten zum Studium des dortigen Marktes nach Amerika zu senden. Da der Ausstellungsvorstand nur eine Art Bronce-Medaillen als Preis verleiht, so hoffe er jedem Aussteller wenigstens eine von Franzosen hergestellte Denkmünze überreichen zu können. Schreibmaschinen -V ereinigung. Wir theilten schon in Nr. 12 mit, dass sich die bedeutendsten amerikanischen Schreibmaschinen-Fabriken vereinigen wollten. Nach The American Stationer wurde die »Union Typewriter Company« im Staate New-Jersey gebildet, weil dieser die Trusts nicht — wie viele andere — verboten hat. Die Gesellschaft schliesst folgende Maschinen und Firmen ein: Remington Schreibmaschine, hergestellt von Wyckoff, Seamans & Benedict in Ilion, New York, Smith Premier von L. C. Smith Syracuse, New York, Yost der Yost Writing Machine Co., Bridgeport Conn., Calligraph der American Writing Machine Co., Hartford Conn., Densmore der Merritt Manufacturing Co., Springfield Conn. Das Kapital von 20 Millionen Dollar besteht aus 10 Millionen Aktien, 4 Millionen ersten und 6 Millionen zweiten Vorzugs-Aktien.