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898 PAPIER-ZEITUNG. No. 31. Papier-V er ein Rheinland-W estf alen. Generalversammlung. Mittwoch, 26. April 1893. mittags 3 Uhr im Hotel Prinz Wilhelm in Barmen (Mittelbarmen; am Bahnhof Barmen). TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht. 2. Rechnungslegung. 3. Anträge wegen Ertheilung von Diplomen für treue Mitarbeit (vorherige schriftliche Anmeldung erforderlich). 4. Neuwahl des Vorstandes. 5. Wahl von Delegirten zur Versammlung d. Hauptvereins in Leipzig. 6. Etwaige Anträge von Mitgliedern. Der Vorstand: C. Blanke. Um 5 Uhr Ausflug nach den Barmer Anlagen und um 7 Uhr gemeinschaftliches Abendessen im Hotel Prinz Wilhelm; An meldungen dazu bis 24. April an Herrn Carl Blanke in Unterbarmen. Verein Deutscher Buntpapier-Fabrikanten. 17. Generalversammlung, Freitag, 5. Mai zu Leipzig, vorm. 9 Uhr. (Das Versammlungslokal wird später mitgetheilt.) TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht des Vorsitzenden über den Stand des Vereins und die Vorgänge im abgelaufenen Geschäftsjahr. a) Stand des Vereins, b) Ergebniss der Umfragen betreffend Weltausstellung, c) Amtl. Mittheilungen d. Handelsministers u. deren Erledigung. 2. Rechnungslegung durch den Kassenführer Herrn Abel. 3. Besprechung der Lage der Buntpapier-Fabrikation. 4. Wahl eines Ausschusses zur Feststellung einheitlicher Benennungen von Buntpapieren gleicher Art. 5. Verschiedenes. (Nach § 6 der Satzungen können noch Anträge auf die Tagesordnung gesetzt werden. Damit über dieselben beschlossen werden kann, müssen dieselben jedoch spätestens Donnerstag, 20. April, auf der Tagesordnung stehen, also vor dem 17. April eingesandt werden). 6. Vorstandswahl. (Die Herren Heilmann und Weinberg scheiden nach § 5 aus dem Vorstand, können aber wiedergewählt werden.) Schutzverein der Papier-Industrie. 16. Generalversammlung, Freitag, 5. Mai zu Leipzig, vorm. 11 Uhr. (Das Versammlungslokal wird später mitgetheilt). TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht des Kassenführers, Herrn F. W. Abel, über den Stand des Vereins, und Rechnungslegung. 2. Ertheilung von Diplomen für treue Mitarbeit. (§ 9 der Satzungen lautet: Zur Förderung der Anhänglichkeit und guter Verhältnisse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern werden an verdiente Arbeiter Anerkennungsdiplome ertheilt. Jedes Mitglied ist berechtigt, jährlich für einen Arbeiter, eine Arbeiterin oder einen Beamten, welcher mindestens 10 Jahre in seiner Fabrik oder in seinem Geschäfte thätig war, ein solches Diplom zu beantragen. Die Bewilligung erfolgt durch die jährliche ordentliche General versammlung. Die Diplome werden, nach preisgekröntem Ent wurf künstlerisch in Chromo-Lithographie ausgeführt, unter Glas und Rahmen kostenfrei geliefert.) 3. Bericht über die vertraulichen Listen und Auskunfts-Ertheilung durch den Vertrauensmann Carl Hofmann. 4. Gemeinsame Vertretung der Mitglieder durch den vom Verein angestellten Rechtsanwalt. 5. Vertretung bei Konkursen durch den Deutsch. Kreditoren-Verband. 6. Eingabe betr. Erhöhung der Gewichtsgrenze für einfache Briefe. Begründet von Herrn Carl Blanke, Vorsitzendem des Papier- Vereins Rheinland-Westfalen. 7. Eingabe an die Behörden mit dem Ersuchen, den 31. Dezember, d. i. Sylvester, welcher diesmal auf Sonntag fällt, dem Sonntag vor Weihnachten gleichzustellen, also frei zu geben, da der Ver kauf von Wunschkarten an diesem Tage ebenso wichtig ist, wie der von Weihnachtsgeschenken. 8. Verschiedenes. (Nach § 5 der Satzungen können noch Anträge auf die Tagesordnung gesetzt werden. Damit über dieselben be schlossen werden kann, müssen sie jedoch spätestens Donnerstag, 20. April, auf der Tagesordnung stehen, also vor dem 17. April eingesandt werden.) 9. Vorstandswahl. (Nach § 4 scheidet von den gewählten 3 Vor standsmitgliedern, Herren Schroeder - Gölzern, Abel - Magdeburg, Heyer-Köln, nach Ausloosung eines aus, kann aber wiedergewählt werden.) 10. Wahl des Orts der nächsten Generalversammlung. Sulfitstoff. Hailein bei Salzburg, 5. April 1893. So peinlich es mich berührt, die Feder gegen Herrn Professor Dr. Mitscherlich führen zu müssen, so zwingt mich sein in Nr. 22 ge brachter Brief zu einer Berichtigung. Es fällt mir, wie ich an dieser Stelle schon oft erwähnt habe, nicht ein, die gewiss grossen Verdienste, welche sich Herr Prof. Mitscherlich um unsere Industrie erworben hat, auch nur im Geringsten schmälern zu wollen, aber: 1. Das • Ritter-Kellner’sche Sulfitverfahren« ist durchaus keine »Nachahmung« des Verfahrens von Prof. Mitscherlich. Beide Verfahren beruhen auf ganz anderen Grundlagen. Die Vorbereitung und Ver kleinerung des Holzes, die Bereitung der Lösungsflüssigkeit (Hand aufs Herz, den Ueberrieselungsthurm hat Gossage erfunden; heute, wo das diesbezügliche Patent abgelaufen ist, kann man’s ja sagen), die Zusammen setzung der Lösungsflüssigkeit, die Konstruktion der Kochapparate, die Führung des ganzen Kochprozesses usw, sind so grundverschieden, dass auch die beiden Fabrikate verschiedene Eigenschaften haben, mit denen der moderne Papierfabrikant rechnen muss, weshalb ja auch beide Marken im Handel verlangt werden. Wenn nun aber Alles: Maschinen, Apparate, Manipulationen und Produkte verschieden sind, und die »Nachahmung« nur in der Ver wendung der gleichen Rohstoffe besteht oder mit anderen Worten in der Anwendung von schwefliger Säure, — gut, — dann und unter solchen Umständen ist das Verfahren des Herrn Prof. Mitscherlich auch eine »Nachahmung« des Tilghman’schen Verfahrens. Dass das Verfahren: »Ritter-Kellner« keine Nachahmung des Ver fahrens Mitscherlich’s ist, geht auch wohl ganz zweifellos daraus hervor, dass eine von Herrn Prof. Mitscherlich seiner Zeit gegen unsere Patente angestrengte Annullirungsklage abgewiesen wurde. Dagegen wurde unserer durch diesen Angriff des Herrn Prof. Mitscherlich provozirten Gegenklage stattgegeben, und die österr.-ungar. Patente des Herrn Prof. Mitscherlicli wurden für nichtig erklärt. Ich habe zu der ganzen Sache geschwiegen, weil ich derlei Publi kationen verabscheue, und wenn damals die Advokaten nicht das erst erwähnte Urtheil ohne mein Wissen veröffentlicht hätten, so wüssten nur die Betheiligten davon. Das letzterwähnte Urtheil haben nicht einmal hervorragende Fach leute gekannt, wie Anfragen aus der jüngsten Zeit beweisen. Ich sage dies nur, um zu konstatiren, dass ich nicht renommire, sondern still und bescheiden »arbeite«, dass ich aber aus meiner passiven Haltung hervortrete und mich zur Wehr setze, wenn man die von mir thatsächlich geleistete ehrliche und harte Arbeit als: »Nach ahmung « bezeichnen will. 2. Die Zellstoff-Fabrik Waldhof arbeitet nach dem Verfahren »Ritter-Kellner«, und es gereicht mir zur grossen Befriedigung, sagen und beweisen zu können, dass nicht Mitscherlich, sondern ich Herrn Direktor Lenz »angelernt« habe. 3. Nicht nur die Zellstoff-Fabrik Waldhof, sondern eine grosse Anzahl der nach dem Verfahren Ritter-Kellner eingerichteten Anlagen haben von Anfang an ohne jede Schwierigkeit und mit gutem Nutzen gearbeitet. Wenn dies bei einigen Fabriken anders war, so liegt die Schuld nicht am Verfahren, sondern an anderen Umständen, wie dies ja auch bei vielen nach Mitscherlich arbeitenden Fabriken der Fall war. 4. Ich bin der Ansicht, dass der weitaus grössere Theil des jährlich erzeugten Zellstoffes nicht nach dem Verfahren des Herrn Prof. Mitscherlich hergestellt ist, und dass eine statistische Untersuchung die Angaben des Herrn Ministers von Berlepsch auch in Bezug auf den Zeitpunkt des Aufschwunges der Zellstoffindustrie rechtfertigen würde. Zum Beweis des von mir Gesagten werde ich die Entwicklung der Sulfit-Zellstoff-Industrie in einer Reihe von Artikeln an dieser Stelle näher beleuchten. (Sehr willkommen. D. Red.) Kellner. Bleich - Holländer. Einsender Dieses fand in Nr. 29 dieser Zeitung die Beschreibung eines Bleich-Holländers, die durch eine kleine Zeichnung erläutert ist. Er gestattet sich darauf hinzuweisen, dass er solche Holländer schon seit 6 bis 8 Jahren in verschiedenen Fabriken gebaut hat, und zwar als: Bleich-Holländer, Wasch-Holländer und Misch-Holländer, die An wendung des Stofftreibers statt der Walze dürfte wohl schon lange Zeit bekannt sein, er sah sie schon vor 15 Jahren. Auch die Stellung des Bleich - Holländers über die Stoff kästen dürfte wohl fast in jeder Fabrik zu finden sein. Ingenieur. In Nr. 29 war mit keinem Worte gesagt, dass der beschriebene Bleich - Holländer von »neuer« Bauart sei. Die Papiermacher kennen seit 20 Jahren Bleich-Holländer mit Flügelrädern anstatt Walzen. Aber gerade weil solche Holländer überall gebraucht werden, ist es nützlich, bewährte Beispiele vorzuführen, und wir glauben annehmen zu dürfen, dass auch der geehrte Herr Ein sender obiger Bemerkungen unserer Beschreibung in Nr. 29 noch irgend etwas für ihn Neues entnehmen kann, wenn er dieselbe aufmerksam lesen will. Wer den Maassstab zur Hand nimmt, um zu sehen, wie gross der Bleich-Holländer ist, wird denselben 9 m lang finden und vielleicht gestehen, dass er noch keinen so grossen Holländer sah. Die beschriebene Einrichtung des Abtropf kastens dürfte auch nicht allgemein bekannt sein. D. Red.