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No. 27. PAPIER-ZEITUNG. 779 nicht den vollen Kopf, sondern begnügen sich mit einer gekürzten Aufschrift der in Beispiel 6 gezeigten Art. D. Red.) Im allgemeinen sind die kleineren und mittelgrossen Zeitungen eingetheilt in drei bis vier Spalten von je 16 bis 22 Cicero Breite für den redaktionellen, und in vier bis fünf Spalten von je 10 bis 14 Cicero Breite für den Anzeigentheil. Als Grundschrift für den redaktionellen Theil können Garmond oder Borgis auf Garmond angenommen werden, während die Vermischten Nachrichten, Theater-, Literatur- und Kunstberichte, Standesamts-Nachrichten, Börsen- und Marktberichte zweckmässig aus Petit, die Anzeigen in der Grundschrift ebenfalls aus Petit oder Borgis auf Petit gesetzt werden. Mit unwesentlichen Abweichungen würden die im redaktionellen Theil einer mittleren Zeitung vorkommenden Rubriken sein: »Politischer Theil«, »Deutsches Reich«, »Ausland«, »Neueste Nachrichten«, »Aus der Provinz«, »Stadt - Ereignisse«, »Ver mischtes«, »Literatur und Kunst«, »Land- und Volkswirthschaft«, »Marktbericht«, »Von der Börse«, »Kirchliche Anzeigen«, »Standes amtliche Nachrichten«, »Briefkasten«. Bei denjenigen Amts-und Kreisblättern, denen nicht eine besondere, ausschliesslich die amtlichen Bekanntmachungen enthaltende Beilage beigegeben wird, bilden meist die »Amtlichen Verkündigungen« oder der »Amt liche Theil« entweder den Anfang des Ganzen oder des An zeigentheils. Die sehr beschränkte Anzahl der Schriftcharaktere vor un gefähr hundert Jahren führte damals nothgedrungen dazu, alles, was auszuzeichnen war, zu spationiren. Diese lediglich dem Mangel an Auszeichnungsschriften zuzuschreibende Art der Aus zeichnung von Wörtern und Zeilen im Satze ist bis zu einem gewissen Grade auch auf die Neuzeit übernommen worden, und zwar einzig und allein aus dem Grunde, »weil es früher so ge halten worden ist«. An dem Ueberlieferten wird mitunter gerade im Zeitungsfache so zähe festgehalten, dass wahre Zerrbilder von Satz entstehen. Es ist mir aus meiner Lehrzeit noch erinnerlich, dass die durchgehend gesetzten, an der Spitze des im 50. Jahr gange erscheinenden Blattes stehenden Bekanntmachungen des Stadtrathes Unterzeichnet (bezw. »unterdrückt«) waren wie folgt: Der Rat der Stabt M ö 1) l a. Schönhe r r. Weniger als ein Halbgeviert wurde nicht zwischen die ein zelnen Buchstaben gesteckt, die Hauptzeile musste »hervortreten«, demnach wurde sie spationirt wie anno dazumal, trotzdem halb fette und fette Schriften vorhanden waren. Die Auszeichnung von Sätzen durch Spationiren sollte auf das geringste Maass beschränkt werden, da sie sich vielleicht nicht sofort ganz ausrotten lässt. Besonders ist das Spationiren da noch nicht zu entbehren, wo infolge starker Abnutzung der Brotschriften halbfette Auszeichnungsschriften so gut wie garnicht zur Geltung kommen würden. Der Grundsatz der Auszeichnung im Zeitungs- Wolitischjer Zheil. H. DIdenburg, 15. Dftober 1892. Wie es heiszt, soll nun endlic die Heeresvorlage an den Bundesrath kommen, und zwar am nächsten Donnerstag — aber ohne Begründung. Die Schwierigkeiten, solc riesige Mehrforderungen zu begründen, werden nämlich immer größer, bezweifeln doch selbst sonst recht regierungsfreundliche Blätter Beispiel 7. Sirchliche Nachrichten. Am nächsten Sonntag den 22. DE tobet wird die (Gvangelische Gemeinde in der Sohanniskirche das Grntedankfest abhalten. Dem Sauptgottesdienste gebt um 8 llbr Morgens Beichte und heiliges Zbendmahl voraus. wird besonders den Randwirthen der Um- gebung empfohlen, an diesem Tage ihrem Dienstpersonal die Theilnahme sowohl an Beichte und Abendmahl, wie an einem ber beiden Gottes- dienste Vormittags 10 llbr und Machmittags ‘/23 llbr) zu ermöglichen. Beispiel 8. satze, einerlei, ob im redaktionellen oder im Anzeigentheil, sollte danach sein: Kräftig hervorheben. Nicht alle Zeitungsleser fangen am Kopfe der Zeitung zu lesen an und hören am Ende der vierten Seite auf. Jeder hat sein be sonderes Lesegebiet, das daneben liegende interessirt ihn vielleicht nicht. Den Einen interessirt der »Politische Theil«, den Zweiten die »Lokalnachrichten«, den Dritten das »Vermischte«; die Haus frau sieht mit Vorliebe nach den »Familien-Nachrichten« oder nach den »Standesamtlichen Mittheilungen« und liest die »Ge schichten«, der Geschäftsmann und der Hausbesitzer sehen den Anzeigentheil durch usw. Es ist deshalb nöthig, dass der Gesammt- inhalt einer Zeitung möglichst übersichtlich in Gruppen getheilt, die Gruppen unter sich durch hervortretende Ueberschriften, Zwischenräume oder sonstwie scharf abgegrenzt werden. Die Ueberschriften: »Politischer Theil«, »Deutsches Reich«, usw. sollten daher hinsichtlich ihrer Grösse sich zur eigentlichen Grund schrift verhalten wie ungefähr 8 zu 5, bezw. 7 zu 4, d. h. die Ueberschrift einer aus Garmond oder Borgis auf Garmondkegel (letztere besonders zu empfehlen) gesetzten Lesestoffgruppe müsste mindestens aus Tertia (fette Gothisch, Kanzlei oder Fraktur) ge setzt werden, die Ueberschrift einer aus Petit oder Borgis auf Petitkegel gesetzten Gruppe mindestens aus einem Mittelgrade der eben bezeichneten Schriftarten. Man vergleiche die vor stehenden Beispiele, um das eben Erwähnte bestätigt zu finden. Die am Anfänge redaktioneller Notizen vorkommenden Orts namen sollten höchstens (wie oben), den Namen des Erscheinungs ortes vor einem Leitartikel von dieser Regel ausgenommen, aus fetter Schrift gesetzt werden, wogegen ein Spationiren derjenigen Worte sich empfiehlt, die gewissermaassen den Kern von dem bilden, wovon in betreffender Notiz die Rede ist. Hier zwei Beispiele: Karlsruhe, 25. Dftober. Der engere Ausschusz der nationalliberalen Partei ift auf den 19. November hierher berufen. Cine eingehende Besprechung hervorragender Beispiel 9. Karisruhe, 25. Dftober. Der engere Ausschus ber nationalliberalen Partei ift auf den 19. Rovember hierher berufen. Cine eingehende Besprechung hervorragender Beispiel 10. Ohne Zweifel erleichtert Beispiel 9 die Uebersicht über eine Seite Lesestoff besser, als dies nach Art des Beispiels 10 möglich wäre. Die in Beispiel 9 bezeichnete Satzauszeichnung kann durch alle in einer Zeitung in Betracht kommenden Rubriken angewendet werden, ohne dass die Uebersichtlichkeit die geringste Einbusse erlitte. Inwiefern einer Auszeichnung durch fette Schrift nach Beispiel 11 der Vorzug zu geben ist, darüber wird der Geschmack Karlsruhe, 25. Dftober. Der engere Ausschusz der nationalliberalen Partei ift auf beu 19. November hier- her berufen. Cine eingehende Besprechung hervorragender Beispiel 11. der für die betreffende Zeitung maassgebenden Persönlichkeit ent scheiden. Im Depeschentheile der Berliner »Post« ist neben der Auszeichnung des Orts durch fette Schrift und einiger Wörter durch Spationiren noch die Fettschrift-Auszeichnung inmitten des Satzes eingeführt. Der ganze Depeschentheil wird aber dadurch unruhig, man möchte sagen, er sieht »fleckig« aus. (Fortsetzung folgt.) Farben-Buchdruck. In dem Aufsatz über Farben-Buchdruck in Nr. 24, Seite 697, ist mit Bezug auf die Herstellung der Halbtöne durch Anwendung von Rasterplatten ein Fehler untergelaufen. Die Umdrucke von den mit Gummifarben gemachten Abzügen, welche an den zur Aufnahme der Farbe bestimmten Stellen mit Fettfarbe gedeckt sind, werden nicht auf einen mit Rastermuster versehenen Stein, sondern auf je einen freien Stein übertragen. Dieser nimmt sowohl die in Gummifärbe ausgeführte Umriss zeichnung als auch die mit Fettfarbe versehenen Stellen auf, hält jedoch nur die letzteren fest. Die zeitweise Aufnahme der nicht zum Druck bestimmten Umrisse ist insofern wichtig, als nur dadurch eine sichere Abgrenzung der mit Rasterton zu versehenden Stellen möglich wird. Auf diesen, die druckenden Stellen je einer Farbe neben den nicht druckenden, aber noch sichtbaren Stellen der Um risse tragenden Platten werden diejenigen Stellen, welche den Raster-Halbton nicht erhalten sollen, mit Gummilösung gedeckt.