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876 PAPIER-ZEITUNG. No. 30. Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. Sämmtliche Original - Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden sind, zum Preise von 1 M. für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien- Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der ge wünschten Patentschrift. Dieselben können auch durch jede Reichspostanstalt bezogen werden Schreibpult von Frau Grace Mary Milne in London. D. R. P. 66833. (Kl. 70.) Das Pult gewährt einen Halt für das zu beschreibende Papier, ein Mittel, um gerade Linien in gleicher Entfernung von einander zu schreiben, und eine Einrichtung zum Ablöschen und Kopiren der Schrift. A ist die Pultplatte, die waagerecht oder geneigt sein kann. Am oberen Rande des Pultes A ist das Walzenpaar B B l , dessen Berührungslinie in die Ebene der Pultplatte A fällt, angeordnet. Die untere Walze B ist fest gelagert und trägt an einem Ende das Sperrrad C, in das die Federklinke D eingreift; die obere Walze B l ist mit einem Löschpapier-Streifen E überzogen, welcher schraubenförmig um dieselbe gewunden ist. Die Zapfen G G l , mit denen die Walzen B B l gelagert sind, werden durch dehnbare gekreuzte Bänder zusammengehalten. Quer über die Schreibplatte A sind zwei parallele Linie J J l ge zogen. X ist ein zu beschreibendes Blatt Papier, welches wegen des Sperrhakens D nur nach oben durch die Walzen gezogen werden kann. Beim Schreiben benutzt man die Linien J J l als Richtschnur und bewegt nach jeder geschriebenen Zeile das Papier um ein Stück nach oben, indem man die Walzen um einen oder mehrere Zähne dreht. Dabei trocknet die obere Walze das Ge schriebene. Löst man den Sperrhaken D aus, führt ein angefeuchtetes Kopirblatt über der Schrift ein und dreht die Walzen von Hand, so kann das Papier beliebig oft vor- und zurückgerollt und damit die Kopie hergestellt werden. Die oberen Walzen können auch jederzeit abgenommen und als gewöhnliche Löschwalzen benutzt werden. Der verzierte Rand L auf dem Pult A kann weggelassen werden, ist aber als Richtlinie für das Auge nützlich, um das Papier rechtwinklig einlegen zu können. Patent-Ansprüche: 1) Ein Schreibpult, gekennzeichnet durch die Verbindung einer waagerechten oder geneigten, als Schreibunterlage dienenden Platte (A) mit einem Paar Walzen (B B l ), deren Berührungslinie in der Ebene der Platte A liegt und von denen die obere mit einem Löschpapierüberzug versehen ist. 2) (Betrifft eine Einzelheit.) Typenhebel-Schreibmaschine von Charles Spiro in New- York (V. St. A.). D. R. P. 66745. (Kl. 15.) Bei dieser Maschine wird jeder Buchstabe direkt von der Type abgedruckt, und die Druckfläche ist nicht cylindrisch, sondern eben. Die Maschine ist mit besonderen Supports und Lagern zum Befestigen der Typenarme versehen und besitzt eine verhältniss- mässig geringe Anzahl Maschinentheile im Vergleich mit der Zahl der zu druckenden Buchstaben. Die Verbindungsart der Tasten mit den entsprechenden Hebeln, sowie der mittels Hemmung arbeitende Zuführungsmechanismus sind sehr einfach gestaltet. Wegen der Einzelheiten muss auf die Patentschrift verwiesen werden. Verfahren zur Aufbereitung von Graphit von Dr. phil. Willi Luzi in Leipzig. D. R. P. 66804. (Kl. 12.) Der Graphit wird mit konzentrirter Salpetersäure befeuchtet und hierauf so, wie er ist, also mit der Salpetersäure, sofort oder doch nach kurzer Zeit in starkes Feuer gebracht und geglüht. Dabei bläht er sich ganz ausserordentlich auf, indem eigenthüm- liehe, wurmähnliche Gebilde entstehen. Dieselben werden in Wasser gebracht und darin herumgerührt, wobei die Beimengungen und Verunreinigungen sich theils zu Boden setzen, theils lösen, während der aufgeblähte Graphit so leicht ist, dass er auf dem Wasser schwimmt. Darauf wird er abgeschöpft und getrocknet, worauf er gereinigt und für gewisse Verarbeitungen fertig ist. Die beim Glühen erhaltenen wurmähnlichen Gebilde sind ausserordentlich plastisch und lassen sich leicht in allerlei Formen pressen, ja sogar schon mit den Fingern kann man sie leicht zusammendrücken. Wird der Graphit vor dem Glühen mit der Salpetersäure etwas feiner zerkleinert, so werden die entstehenden Gebilde ausserordentlich zart und fein, der Graphit befindet sich alsdann in einem Zustande sehr weit fortgeschrittener Des- aggregation. In einen Zustand noch feinerer Vertheilung einerseits und einer eigenthümlichen Verfilzung der ausserordentlich feinen Graphitwürmchen anderseits kann der Graphit versetzt werden, wenn man den nach obigem Verfahren behandelten und dadurch aufgeblähten Graphit nochmals in gleicher Weise behandelt. Der dabei erhaltene Graphit befindet sich in einem Zustande ganz ausserordentlicher Plastizität und ist infolge seiner eigenthümlichen Beschaffenheit besonders als Filtermasse geeignet. Dieses Verfahren soll erstens dazu dienen, Graphit zu reinigen und ihn in einen plastischen Zustand, sowie auch in einen Zu stand feiner Vertheilung zu versetzen. Der so auf bereitete Graphit soll allein oder mit anderen Stoffen gemischt folgende Verwendungen finden: zum Pressen von Platten, Cylindern, Stäben usw.; zu elektrischen Zwecken; bei der Bleistiftfabrikation; zum Glätten von Schiesspulver, Sprengstoffen und anderen Pulvern, um sie z. B. vor Feuchtigkeit zu schützen; zur Her stellung von Legirungen; allein oder unter Zusatz anderer Sub stanzen als Ersatz der Holz- und Thier- (Knochen-) Kohle zum Entfärben, Reinigen, Desinfiziren usw. von Flüssigkeiten; zum Anfertigen von allerlei Schmieren für Maschinen, Geräthschaften, Wagen, Gebrauchsgegenstände usw.; zum Schwärzen und An fertigen von Ueberzugsschmieren für Maschinen, Geräthschaften, Metalle, Gebrauchsgegenstände, Holz usw.; zum Anfertigen von Farben und Färbemitteln, u. A. für Glas und Porzellan; zum Anfertigen von sogenannten Schmelz- oder Probirtiegeln und allen anderen feuerfesten Geräthschaften, wie Oefen, Ofenplatten, Koch geschirren, Waschkesseln usw. usw. Patent-Anspruch: Verfahren zur Aufbereitung von Graphit, dadurch gekenn zeichnet, dass man denselben mit konzentrirter Salpetersäure an- feuchtet und sofort oder doch nach kurzer Zeit glüht und das entstandene Produkt mit Wasser abschlämmt. Verfahren und Einrichtung zum Befestigen von Post- und anderen Karten auf Registrir- oder Sammelblättern von Franz Jos. Hansal und Josef Kotsch jun. in Wien. D. R. P. 66940. (Kl. 11.) Wenn Postkarten in irgend einem der bekannten und viel verwendeten Briefordner oder sogenannten Registratoren unterge bracht werden sollen, so wurden dieselben bisher mit einem Rand auf Sammelblätter geklebt. Dieses Verfahren hat aber den Uebel stand, dass, wenn solche Karten aus irgend einem Grunde aus dem Ordner wieder herausgenommen werden sollen, dieselben ab getrennt oder abgerissen werden müssen, wodurch in der Regel ein Theil der Adressenseite und häufig gerade jener Theil, welcher den Poststempel enthält, zerstört wird. Nach vorliegender Erfindung wird diesem Uebelstande dadurch abgeholfen, dass die Karten mit ausgestanzten Zungen versehen werden, zu deren Herstellung ein beigegebener Stanzapparat dient; mittels dieser Zungen werden die Karten auf den zu diesem Zweck mit Schlitzen versehenen Sammelblättern befestigt. Patent-Ansprüche: 1. Ein Verfahren zum Befestigen von Post- und anderen Karten auf Registrir- oder Sammelblättern, darin bestehend, dass an den Karten durch Ausschneiden oder Ausstanzen Zungen an gebracht und diese durch entsprechende Schlitze der Sammel- blätter gesteckt werden. 2. (Betrifft den zum Ausstanzen der Zungen dienenden Loch apparat).