Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 23.03.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191003230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19100323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19100323
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-23
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.03.1910
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
politisches Leben erfüllt. VvStMkMQ. Baltanftaate«. Afrika. ankündigt, werden nicht dazu beitragen, jene Ruhe in unser politisches Leben zu tragen, deren es wieder bedurfte, nachdem die Finanzreformkämpfe eine Verbitterung gezeitigt haben, deren Nach wirkung gerade jetzt erst im Verschwinden war. Im Hinblick darauf, daß die an sich rein preußi che Angelegenheit der Abänderung deS Wahlrechts das regste Interesse im ganzen Reiche geweckt hat, kann man nur wünschen, daß die Wahl- rechissrage in absehbarer Zeit eine Lösung finden möge, die mit ihrer Versöhnlichkeit unser ganzes "Der türkische Kriegsminister hat bezüglich der Behandlung der nichtmohamme- dänischen Soldaten' verfügt, daß diese während der Fastenzeiten von der gemeinsamen Beköstigung befreit werden und zur Selbst beköstigung einen gewissen Barbetrag erhalten mehren sich täglich. Der Kampf um die Herr schaft im Scherifenreich scheint aufs neue aus- gebrochen zu sein, denn Berichte der Konsuln aus Tanger besagen, daß Muley Hafids Truppen im Gefechte mit Anhängern des ehe maligen Sultans Abd ul Aziz eine Nieder lage erlitten haben. Besonders im Norden Marokkos soll der entthronte Abd ul Aziz immer neue Anhänger gewinnen. Falls sich diese Meldungen bestätigen, so dürfte das Scherifen reich in absehbarer Zeit wieder der Schauplatz blutiger Bruderkämpfe sein. „Nun, ich muß sagen, daß ich diese Über zeugung, die allerdings auch anfänglich die „Halten Sie Ihren Vater für einen leicht' sinnigen Verschwender?" Hermann stutzte einen Augenblick. Mar« bachs Einwand hatte ihn wieder wankend g«' macht. Aber wie mit einem Zauberschloß tauchten vor ihm die lieben Kinderaugen Klaras auf — und der Mensch, besonders wenn er liebt, glaubt ja so gern, was er hofft. Alk Emil Marbach fortfuhr: „Man kann den Er» zählungen, des Angeklagten keinen Glauben schenken/ sagte Hermann: „Warum nicht?" „Weil an der Schuld dieses Mannes jeS> noch zu zweifeln, Heller Wahnsinn wäre. Die Beweise sind so klar und überzeugend, daß jeder Zweifel hinfällig erscheint. Die Untersuchung ist ja auch bereits abgeschlossen und es wird nicht mehr lange bis zur Hauptverhandlung dauern." Hermann seufzte schwer. „Also, Herr Klinger, ich darf bezüglich des Geldes auf Ihre Nachricht rechnen, nicht wahr? fragte Marbach. „In einigen Tagen!" „So grüßen Sie, bitte, meine Tante von mir, ich habe nämlich große Eile; da ich für meine Braut noch einige Besorgungen machen will." „Für Ihre Braut?" „Ja, wissen Sie denn noch nicht? Ich werde mich in wenigen Tagen mit Fräulein Heckmann, der Tochter des Kommerzienrat Heckmann, verloben." „Da wünsche ich von ganzem Herzen Glücks „Danke, danke, auf Wiedersehen, Herr Klinger. . Als der Ermann i Vate ,^fte Kont r Entlast, Am«. Dl Kel, wa ^ler dem K At e! Men Ma jOn ersetz: L^ng ge ^8-gai Mforschm ».de Lippe! Uler des N°ltspunl den X El Zn einen vor 14 ! Höchst eil amtSkand zweite Le sich auch rnd sämt »m ihre größere 6 traktierte Arbeiter r noble Ga gelaufene Hausbesch den Weil! sich herau Kahls ste- Siel aus zunächst d von wo Landgerick Das Pristdeni Tolombier -rtiges Al ist dafür I sehr gerin Gerichtsge selbst fadl geht. Nei »ach Dign zwei Geni als «r ai wegen w, wurde na Mfängnis sich das P Di« Gendl habt, einer Die den 6 Mg des den Gerich «in l halast zu ! Wgen Al "ddokat G *wen starkl Feuer 3n den D Ein Grube wuß bereit Nun Ausl dchnelligtei Das Feue ?°n Gasen wlge des ß üanz ruhte Men erst Men, muß Mang fei M man ei Uen und M verbreit getackt wer Husam M englisl und M zusau worden. Frauen >e. D Mn kürzlic Beriam ^machen, l^en Kami nMrwehrur recht c N der T Khr des a, lassen: Ködie zu l, -d «'Ne. großarn Die Annahme -er preußischen Wahlrechtsvorlage. Der Kampf um die prcuß. Wahkrechtsvor- tage, die am Mittwoch mit 238 gegen 168 Stimmen im Abgesrduetenhause angenommen worden ist, dauert fort. Die Presse beurteilt natürlich je nach ihrem Parteistandpunkt die Vorlage günstig oder verurteilt sie und zugleich die Stellungnahme der Regierung. Die Sozial demokratie ist offenbar entschlossen, den „Wahl- rechtskawpf auf der Straße" forlzusetzen; denn es werden in den verschiedenen Provinzstädt immer wieder die Versuche erneuert, Wah rechtsversammlungen unter freiem Himmel u Siraßenkundgebungen zu veranstalten. Es schei fast, als solle der Abgeordnete Kopsch mit sein Erklärung recht haben, daß der Kampf um da Wahlrecht nicht mehr zum Stillstand komme werde. Noch ist allerdings das Schicksal der Vorlage nicht endgültig entschieden; denn Herr v. Beth mann-Hollweg hat im Abgeordnetenhause erklärt, daß die Regierung den in der Kommission so wesentlich veränderten Entwurf nur annehmen werde, wenn eine erhebliche Mehrheit dafür stimmt. Man kann darüber nun geteilter Meinung sein, ob 70 Stimmen eine erhebliche Mehrheit find. Das zeigt auch die verschieden artige Beurteilung, die diese Äußerung des Ministerpräsidenten in der Presse erfährt. Die .Köln. Volks-Ztg.' z. B. schreibt: „Ob die Mehrheit auch für die Regierung erheblich genug ist, wird sie schon bei ihrer Stellung nahme vor dem Herrenhause zeigen müssen. Die Mehrheitsparteien Haden noch in der letzten Sitzung ihr möglichstes getan, um den Frei konservativen unv Nationalliberalen die Zu stimmung zu dem Gesetz zu ermöglichen, wenn sie ernstlich Mitarbeiten wollten." Und der .Börsen-Courier' sagt: „Die Regierung will diesem Werk ihre Zustimmung nur geben, wenn «ine erhebliche Mehrheit dieses Werk gebilligt hat! Erhebliche Mehrheit — et« vieldeutiges Wort! Sind die 70 Stimmen Mehrheit, mit denen die Annahme erfolgte, eine „erhebliche" Mehrheit? Sind sie es, wo diese Mehrheit doch bedeutet, daß nicht nur die volksparteiliche und sozial demokratische und polnische Minderheit dagegen stimmte, sondern auch die Freikonservativen und die Nalionallibcralen? Nicht nur die Zahlen dürsten hier ins Gewicht fallen! Einstweilen glauben wir noch nicht an eine Zustimmung der Regierung zu einem so wichtigen Gesetz, wenn es gegen die Stimmen der Natianalltberalen und der Freikonservativen angenommen bleibt." Auch in parlamentarischen Kreisen scheint man übrigens dieser Meinung zu sein, denn die Ver handlungen zwischen den Parteien dauern, wie verlaute«, noch fort. Es ist daher nicht aus geschlossen, daß die Vorlage, wenn sie nach 21 Tagen (der Verfassung entsprechend) zur Schlußabstimmung beraten wird, doch noch die Freikonservativen und die Nattonalliberalen auf ihrer Seite findet. Dazu bedürfe es nur einiger Änderungen, die ja bis zur Schlußabstimmung immer noch möglich sind. Daß übrigens der Kampf »m da- Wahlrecht mit dem Abschluß der Beratungen über die jetzige Vorlage nicht beendet ist, meint ein großer Teil der Presse. So schreibt der,Hann. Cour.': „Die nationalliberale Landtagsfraktion hat sich redlich bemüht, der Vorlage eine Gestalt zu geben, die von den liberalen Forderungen wenigstens soviel berücksichtigte, daß von irgend- einem Fortschritt die Rede sein könnte, daß wenigstens für absehbare Zeil ein Abschluß der Kämpfe herbeigeführt würde. Es ist nicht ge lungen. Diese Reform wird, nachdem sie die Zustimmung der Regierung gefunden, wohl auch vom preußischenHerrenhause angenommen werden. ^ Etwa ° ^Handlung ,^'zeiwachl dem P Kte den ^4«n. Z H führte Lerchen. h-.,Ltomit ' R' nac ^clll hatte »Ich ko Marbach machte sich auf den Weg zu einer Abendgesellschaft im Hause des Kommerzienrates Heckmann, mit dessen jüngster Tochter er sich demnächst zu verloben gedachte. „Das Testa ment werde ich ihm zeigen, daß alle seine Be sorgnisse unbegründet sind," murmelte er, als er die festlich erleuchtete Treppe der Heckmann- schen Villa Hinaufstieg. Hermann Klinger saß in dem Hause, in dem sein Vater so lange Jahre gewohnt hatte. Wehe Gedanken zogen durch seinen Kopf. Es war ihm leid geworden, daß er den Neffen der Frau Kruse mit seinen Ansprüchen unter Bezugnahme auf das Testament abgewiesen hatte. Schließ lich hatte er keinen Grund, als Erzieher des er wachsenen Menschen weiter zu wirken. Mit solchen Gedanken beschäftigt, war er sichtlich er freut, als er Marbach bei sich eintreten sah. „Ich komme noch einmal," sagte der junge Mann. Aber Hermann unterbrach ihn. „Ich habe mir die Sache überlegt. Ich werde Ihnen das Geld sobald als möglich zur Verfügung stellen." Emil Marbach verneigte sich. „Dann wäre meine Mission beendet und ich kann nur noch mein Bedauem darüber aus sprechen, daß ich mich dem Sohne des Mannes gegenüber, der mir viele Wohltaten erwiesen hat, habe zu harten Worten Hinreißen lassen. Aus -er Bahn -es verbrechens. 8) Detektivroman von Max Arendt-Denart. <Forts«tzung.) „Aber ich bitte Sie, was soll ich machen?" fragte Samuel Wolff. „Warten Sie noch, bis die Klage ent schieden ist!" beschwichttgte ihn Marbach. „Und wenn Sie dann das Geld erhalten, wo bleibe ich?" „Sobald ich die Summe ausbezahlt erhalte, bezahle ich Ihnen meine Schuld." „Die Entscheidung kann lange dauern." „Sie wissen aber, daß ich nn Begriff stehe, mich mit einer sehr wohlhabenden Dame zu ver loben." „Verlobt ist nicht verheiratet I" „Wenn Sie mich nicht drängen, und noch ein paar Wochen nur schweigen, dann bin ich ein gemachter Mann." Samuel sann einen Augenblick nach. „Können Sie mir eine Sicherheit bieten," sagte er endlich, „daß Sie im Testament des Herrn Klinger wirklich 15 000 Mark ausgesetzt erhalten haben?" „Natürlich," entgegnete Marbach. Er ent nahm seiner Brieftasche eine beglaubigte Ab schrift des Testamentes und reichte sie dem Geld verleiher, der sie lange prüfte. „Gut," sagte er, „ich werde noch warten." Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung verließ Marbach das Hans. Als er gegangen war, murmelte der alte Samuel vor sich hin: „Der Herr Klinger war kein guter Geschäfts mann — nein das war er nicht." Zetten. Wenn ekn Parlamentarier im Reichstage aus einen unglücklichen Zeitraum eines deutsche» Stammes anspielt, so ist das eine Geschmacksver irrung und Entgleisung." Diese Worte könne» doch nicht verletzend sein. Ich habe aber für untern Kriegsminister noch die besondere Erklärung abzugeben, daß er in den von ihm gebrauchte» Worten eine persönliche Beleidigung des Abg. vo» Oldenburg nicht erblicken kann, zumal ihm jede Ab sicht, die Person des Abg. v. Oldenburg anzugreifcn, gefehlt habe. Abg. v. Oldenburg: Danach kann ich die Angelegenheit als erledigt betrachten. Abg. Müller-Meiningen (fortichr. Vp.): Dn ayrische Kriegsminister gibt dem Abg. v. Oldenburg ine Ohrfeige und sagt dann, es sei keine Ohrfeige eweien. General v. Gebsattel: Der Vorredner hat «meint, der Kriegsminister habe dem Abg. v. Olden- urg mit der einen Hand eine Ohrfeige gegeben und abe dann mit der andern Hand gesagt, es sei kein' hrfeigc. Ich kann nur bedauern, daß, wenn nach inem Meinungszwist eine loyale Erklärung erfolgt, as mit diesen Worten bezeichnet wird. Die Abgg. Haußmann (fortschr. Vx^ und Noske (soz.) richten neue Angriffe auf den Abg. v. Oldenburg. Abg. v. Oldenburg (kons.): Die Angelegen heit zwischen dem bayrischen KriegSminister und mir ist in loyaler und zwischen anständigen Leute» üblicher Weise erledigt. Wenn, die Herren Müller, Haußmann und Noske die Sache einer Kritik unter ziehen, so kann mich das nur heiter stimmen, da diese Herren in persönlichen Sachen einen Ehren standpunkt überhaupt nicht haben. Vizepräsident Spahn rügt diesen Ausdruck. Abg. Haußmann: Abg. v. Oldenburg richtet mit diesen Worten die Invektiven, die er bisher gegen den ganzen Reichstag richtete, gegen einzelne Abgeordnete. Der Kampf gegen ihn wird erst auf hören, wenn er einmal persönlich als Abgeordneter dieses Hauser erledigt ist und aufhört, seine eigene Partei zu kompromittieren. Vizepräsident Spahn ruft den Abg. v. Olden burg auf mehrfaches Verlangen von Abgeordneten zur Ordnung.. Es folgt der Marine-Etat. Die Abgg. Severing (soz.) und Erzberger (Zentr.) protestieren gegen die Arbeiter-Entlassungen in der Marine-Verwaltung mit der Motivierung, daß der Reichstag nicht genügende Mittel be willigt habe. Staatssekretär v. Ttrpttz gibt zu, daß dies« Entlassungen niit den Abstrichen in keinem Zu sammenhänge ständen. Der Kolonial-Etat und Poft-Etat werden nach längerer Debatte erledigt. Abg. Scheidemann (soz.): Ich bin aufge fordert worden, die Namen der Postbeamten z» nennen, die sich an mich mit ihren Beschwerden ge wandt haben. Wenn ich das täte, so wäre ich ei» ebenso zu verachtendes Subjekt, wie die Leute es sind, die den Beamten Gesinnungen diktieren wollen- Wird sich denn die Postverwaltung nicht bald ihres SpitzeltumS schämen? Staatssekretär Krätke: Ich halte es für unter meiner Würde, darauf zu antworten. Abg. Scheidemann: Es ist eine bekannt« Sache, daß, wenn man von dem erbärmlichen To» der Postverwaltung spricht, über den Ton ge klagt wird. Vizepräsident Erbprinz zu Hohenloy» ruft den Abg. Scheidemann zur Ordnung. Abg. Scheidemann: Es ist ein erbärmliches System. (Der Redner erhält den zweiten Ord nungsruf.) Ich pfeife d'rauf! Der Etat wird gegen die Stimmen der Sozial demokraten angenommen, ebenso das Etats-Gesetz. Damit ist die Etatsberatung zu Ende. Zur Geschäftsordnung erklärt Abg. Wiemer (fortichr. Vp.): Die schwer ver letzende Äußerung des Abg. v. Oldenburg hat BessB auf der Rechten gesunden. Billigen die Koniervative» jene Äußerung? Abg. v. Normann (kons.): Wir begreifen, da» Abg. v. Oldenburg schwer gereizt war. Wir haste» den Ordnungsruf für berechtigt, mißbilligen aber ebenso die Beleidigungen des Abg. Müller- Meiningen. Abg. v. Oldenburg (kons.): Auf einen grobe» Klotz gehört ein grober Keil. Hätten die Herren ihr« Worte zurückgenommen, so hätte ich eS auch getan- Im übrigen stehe sch jenen Herren jederzeit zur Ver fügung. Abg. Wiemer: Wir können den persönliche» Verkehr mit Herrn v. Oldenburg nicht aufrecht erhalten. Abg. Haußmann wendet sich gegen den Abg- v. Oldenburg, dem er würdeloses Verhalten u»b Donauicholterie vorwirft, was der Präsiden: Gral Schwerin rügt. Das Haus Verlag: sich bis Dienstag, de» 12. April. Sie werden aber begreifen, daß ich mich durch ! meine war, nicht mehr zu teilen vermag, die Testamentsbestimmung einigermaßen der- ! Baumgart behauptet nach wie vor, das Geld letzt, um nicht zu sagen, gedemütigt fühlte. Ich ! von meinem Vater zunächst geliehen und dann bitte also um Verzeihung." geschenkt erhalten zu haben." omnngro er Neuerung verständigt, daß fortan kein Etat borgelegt werden solle, der nicht balanciere, daß Etatsüberichreilungen vermieden oder an andrer Stelle des Etats ausgeglichen werden und daß eine Vereinfachung des Kontroll- und Rechnungswesens, eine Verminderung der Beamten, der statistischen Erhebungen und Be schränkung der Drucksachen erstrebt werde. Dem Reichskanzler und dem Reichsschatzsekretär gebühre Dank für ihr erfolgreiches Bemühen zur Sanierung der Reichsfinanzen. Abg. Frhr. v. Hertling (Ztr.): Wir wünschen die Balancierung des Etats, die Festlegung der Matrikularbeiträge auf 80 Pfg., die Verwendung von Ersparnissen zur Schuldentilgung und Re spektierung des Grundsatzes: Keine Ausgabe ohne Deckung. Abg. Frhr. d. Richthofen (kons.): Wir stimmen dem zu. Auch die Abgg. Ledebour (soz.), Paasche (nat.-lib.) und Wiemer (fortschr. Vp.) schließen sich dem im allgemeinen an. Damit schließt die Generaldebatte. In der Spezialberatung wird der Etat des Reichs kanzlers ohne jede Debatte erledigt. Beim Etat des Auswärtigen Amtes beantragt Abg. v. Gamp (freik.) den Geheimfonds von eine Million um 300 000 Mk. zu erhöhen. Der Antrag wird mit 189 gegen 93 Stimmen bei 2 Enthaltungen abgelehnt. Für den Antrag stimmten die Rechte und die Nationalliberalen. Beim Etat deSReichsamts des Innern erklärt Staatssekretär Delbrück, daß das HauS- arbeitSgesetz hoffentlich noch in dieser Session werde verabschiedet werden. Weiter erklärt er auf Anfrage des Abg. Wölzl, ein Kurpfuschereigesetz werde in Preußen vorbereitet. Beim Militäretat beschweren sich mehrere Redner, daß bei dem neuen Truppenübungsplatz an der Hohenzollernschen Grenze die beteiligten Bauern sich unnötig lange haben binden müssen. Abg. Frhr. v. Gamp (freik.) rügt daß die An gelegenheit nicht vorher in der Budgetkommisston an geschnitten sei. Im allgemeinen werden die Bauern angemessen entschädigt. Abg. Gothein (fortschr. Vp.): Der Kriegs minister führte in zweiter Lesung aus, die Er nennung zum Reserveoffizier entspreche demokratischen Grundsätzen. Dagegen lege ich Verwahrung ein. Demokratisch wäre cs, wenn die Offiziere von den Mannschaften gewählt würden. Wenn übrigens in Bayern die Juden Reserveoffiziere werden, so kann eS doch in Preußen auch geschehen. Preuß. Kriegsminister v. Hecringen: Betreffs die Wahl von Juden zu Reserveoffizieren sind die gesetzlichen Bestimmungen so klar, daß ich nicht zu wiederholen brauche, daß ein Jude, weil er Jude ist, nicht ausgeschlossen werden darf. In der Frage der Kadettenverteilung habe ich zu erklären, die exklusiven Regimenter sollen nach und nach ab- geschafft werden. Bayrischer General Frhr. v. Geb sattel: Bei uns in Bayern wird der Jude auch nur dann Reserveoffizier, wenn er die Qualifikation hat. Ich betone das besonders, weil kürzlich ein jüdischer Berliner Großkaufmann geäußent haben soll, wenn er seinen Sohn nach Bayern gebe, werde er sofort Reserveoffizier. Abg. v. Oldenburg (kons.): Ich habe in den letzten Tagen gelesen, daß in der bayrischen Kammer der Kriegsminister verletzende Worte gegen mich gebraucht haben soll. Ich frage den bayrischen Militärbevollmächtiglen, ob er darüber Auskunft geben kann. Bayrischer General v. Geb satt el: Der bayrische Kriegsminister hat in der Kammer gesagt: „Was die Angelegenheit im Reichstags betriff:, so gibt es ja im Leben glückliche und unglückliche „Und ich bitte Sie nur noch um wenige Tage Geduld. Wenn ich die andern Angelegenheiten meines Vaters erledigt habe, werde ich meinen Bankier mit dem Verkauf geeigneter Wert papiere beauftragen, oder eine Hypothek auf daS HauS aufnehmen, falls 'Sie es nicht vor ziehen, Papiere in Empfang zu nehmen." „Nein," entgegnete Marbach. „Ich habe von Bankgeschäften schlechtweg keine Ahnung. Ich werde daher warten, bis Sie geeignete Verkäufe vorgenommen oder Ihnen besser scheinende Verfügungen getroffen haben. ES ist ja nicht unmöglich, daß Sie-schon in wenigen Tagen wieder in den Besitz des Jhrrm Vater geraubten Geldes kommen, dann dürfte sich ja die Angelegenheit ohne weitere- erledigen." Hermann sah erstaunt auf. „Ich verstehe Sie nicht," sagte er. „Nun, wenn die Untersuchung gegen Baum gart abgeschlossen ist, kann Ihnen doch die Herausgabe Ihres Eigentums vom Gericht, be ziehungsweise von der Bank nicht mehr ver weigert werden." „Sie sind also überzeugt, daß Baumgart das Geld geraubt hat, um seinen Kassenfehl betrag zu decken?" „Felsenfest!" Die Waylreformkämpfe sind damit natürlich ... nicht beendet. Sie werden mit größerer Schärfe ! wllen. Die Chrlsten werden Sonntags, die einsetzen als zuvor, und sie werden nicht eher Israeliten Samstags durch Offiziere zum ihr Ende erreichen, bis auch hier die fort- Gottesdienst geleitet.^ schrittliche Entwickelung eine ernsthafte Berück- ' " sichttguug gefunden hat." — Diese Wahlkämpfe, * Die Nachrichten, daß die Lage des die nicht nur der ,Hann. Cour.' als bevorstehend Sultans Muley Hafid sich ernst gestalte, * Jtaüemsche ter melden, eichSkanzler v. Bethmann-Hollweg werde bis zum 29. März (nicht nur bis zum 27.) in Rom bleiben, weil er für den 28. eine Einladung zum Diner beim Kardinal-Staatssekretär Merry del Val angenommen habe. Es werde das erstemal sein, daß zu Ehren eines Reichs kanzlers ein Diner im Vatikan stattfinde. * Wie verlautet, sollen die Verhandlungen der Reichsregierung mit der elsaß-lothringischen Regierung über die Verfassungsfrage in den nächsten Tagen schon ausgenommen und in Straßburg geführt werden. Man hofft, im Herbst die Vorlage dem Reichstag unterbreiten zu können. Ffrankreich. * Auch im Senat hat die Regierung nach längeren Debatten über die Unterschlagungen bei der Verwaltung der Kirchengüter einev Sieg errungen. Damit darf die befürchtete Ministerkrise als endgültig erledigt ange sehen werden. E«gla«d. * An amtlicher Stelle in London wird dem in der Presse verbreiteten Gerücht widersprochen, daß König Eduard eine Reise nach Kon stantinopel unternehmen werde. * DieBank vonEngland erhöhte ihren Diskont von drei auf vier Prozent. * Im Unterhause ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, der die Frau vollkommen unabhängig vom Manne machen soll. Die wichtigste Bestimmung des aufsehenerregenden Entwurfes verlangt, daß eine Ehefrau, die ihre ganze Zeit dem Hausstand und der Sorge um die Kinder widmet, von ihrem Ehemanne während seiner Lebenszeit oder von seiner Hinterlassen schaft nach feinem Tode eine Summe bean spruchen darf, die dem Lohn einer Haushälterin, angemessen dem Aufwgnde des Hausstandes, entspricht, vorausgesetzt, daß sie keine andern persönlichen Zuwendungen empfangen hat. In den Kreisen der Frauenrechtlerinnen sieht man dem Ergebnis der Beratung dieses neuen Ge setzes mit großer Spannung entgegen. "Dem Kampf gegen die Einfuhr frem der Waren in England, die mehr und mehr die einheimischen Produkte verdrängen, soll jetzt mit Nachdruck ausgenommen werden. Ein großer Fabrikanten-Verdand hat beschlossen, eine nicht- politische Gesellschaft zu bilden, um die jetzige Praxis, im Auslande hergestellte Waren als englische zu verkaufen, zu verhindern und den Verlauf von in England hergestellten Waren im Gegensatz zu fremden Einfuhr-Artikeln zu fördern.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)