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Ottendorfer Zeitung : 31.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190901312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090131
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-31
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 31.01.1909
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Zater erha! melten Ne! ternebminii offen!!' > sich; 6 n es sich ziemlich i )n der er« i von die!' ann doch ise die Ob rns schle cht ein. ' e Reichtü« ommt wie!' lg zu ihr' einfache« sein, daß ! er Verwei , daß die 6 mß wir iw s leisten kai iplomal st »eil komnü" immer t und es g' kann. ?ll wer hinwe land werd wie Engie« m sein. auffallend mmen hab eichen nw ehrlichste 8 n man E« anzigtauss und es s >t angele^ > tun, Au!' len teuerst falten uw ihrem Leb : denn di« Quelle iP Tendenz d zu führe in Englan tdung nie! zewöhnlichl hork werd sich, als « Wien w« her nur v« viele Geb sieht selie rkreichs Ü »wohl En! n Frankrei ! mustert mal mit d i Verstau^ tzt an alb inden feie«, auben, ' der audev n Nizza «! l man idw runa briiia stecke em«' und Eiteü! Platz. Il« uung sali! , mit Ge ich auch a cn für g ern. Milch. Z teil Schiw chchen Tob wlb wenig syvhnsfällt in Betrat i die Psi! uf, daß b i! sei. D suchung - — « lätte seine! mit eine«! 'zwungene« abqelaffen! mnt arüßü >es schöne«' e kostbare« in die rot' och einmal " hatte <t mehr voll' ug in M chzen und Zrafen. und vov jeder uw nd in eins der Gr«! ihr gegen' achten hie< ar endloie« «e auf, dü verloren« S dränge« suges no«t der Flucht hnaubende iewühl del Spitzbuben in der Schule. Aus den Klassenzimmern der höheren Mädchenschule zu Landsberg a. W. wurden seit längerer Zeit Gegenstände aller Art, bares Geld, Schirme u. a. m. entwendet, ohne daß die Diebe er mittelt werden konnten. Jetzt sind sie in den Personen der Schuldienerin und ihrer Tochter ermittelt worden. Die ungetreue Frau hat einen schwunghaften Handel mit Schirmen u. a. m. getrieben. An einem Stück Brüten erstickt. In Agattzaried in Oberbayern ist ein Dienstknecht im Wirtshause an einem Stück Braten erstickt, ehe ihm ärztliche Hilfe gebracht werden konnte. In einen brennenden Zementofen ge falle«. Im Zementwerk in Kirchbichl bei Kufstein ist ein 15 jähriger Arbeiter in den brennenden Zementofeu gefallen. Er konnte noch eine ihm gereichte Stange ergreifen und herausgezogen werden, war aber bis zum Hals hinauf io gräßlich verbrannt, daß er nach acht qualvollen Stunden starb. Von einem tollen Hunde gebissen. In Pribislawitz und mehreren Orten des Bezirks Böhmisch-Aicha wurden vor wenigen Tagen elf Personen und mehrere Haustiere von einem tollwütigen Hunde gebissen. Das Tier wurde schließlich in einem Gasthause von einem be herzten Handwerksgesellen erfaßt und erwürgt. Die Verletzten wurden in das Pasteursche Institut nach Wien gebracht. Ein aufsehenerregendes Pistolenduell hat in. Paris zwischen dem Sohn des rumäni schen Gesandten, Prinzen Alexander Catargi, in Lonvon und dem Prinzen Gregor Sturdza statt gefunden. Der Prinz Catargi befand sich in einer Loge des Pariser Nouveautös-Theaters. In einer Nachbarloge saß Prinz Gregor Siurdza. Dieser fühlte sich durch eine seine Familie be rührende laute Bemerkung Catargis beleidigt und sandte ihm seine Zeugen. In dem statt- gesundenen Duell wurde Prinz Catargi verwun det. Die Kugel konnte aus dem Unterleib ent fernt werden. Tampferbrand auf See. In der Nacht geriet das englftche Passagierboot „Kenmare", das zwischen Cork und Liverpool verkehrte, in Brand, wodurch das Schiff vollständig zerstört wurde. Die zahlreichen Paffagiere, die sämtlich in den Kajüten schliefen, konnten jedoch noch rechtzeitig geweckt und auf den Dampfer „Preston" in Sicherheit gebracht werden. Durch die Ruhe und Besonnenheit der Mannschaften wurde eine Katastrophe vermieden. 188 000 Opfer der Erdbeben. Seit die Zivilregister in der sizilianischen Erdbeben gegend wieder errichtet worden sind, wurde es den italienischen Behörden ermöglicht, die An zahl der fehlenden und vermißten Personen ge nau festzustellen. Man kommt zu dem Schluffe, daß aus Messina, Reggio und den andern durch Las Erdbeben zerstörten Städten und Ort schaften 198 000 Personen verschwunden sind. Die Verlustziffer, die ursprünglich auf 200 000 Opfer geschätzt wurde, war also keineswegs übertrieben hoch angenommen worden. Rom im Schnee. Seit sieben Jahren schneite es einmal wieder in Rom. Auf den Straßen liegt der Schnee 10 Zentimeter hoch. Einen eigenartigen Anblick gewähren die Zy pressen in den öffentlichen Anlagen unter der weißen Schneehülle. Infolge der Schneefälle wurde der gesamte Strayenbahnverkehr einge stellt. Dies ist höchst charakteristisch für die Organisation des öffentlichen Dienstes in Rom. 662 Die italienische Regierung und das Erdbeben. Die ersten Meldungen vom Ausbruch des Ätna setzen zwar die Bevölkerung in Schrecken, doch kommen sie der italienischen Regierung nicht überraschend. Als nämlich nach der Zerstörung Messinas die Gelehrten die Möglichkeit eines Ausbruches des Ätna be tonten, hat die Regierung die umfangreichsten Borkehrungen getroffen, damit es bei Eintritt einer Katastrophe an nichts fehle. Die Kon servenfabriken arbeiten mit verlängerter Arbeits zeit, um nicht nur die Verpflegungskammern des Militärs neu zu füllen, es soll vielmehr Vorrat geschaffen werden, damit im weitesten Maße für etwa noch folgende Katastrophen gesorgt ist. Im Erdbebengebiet werden sich in der nächsten Zeit Kriegsschiffe ablösen, die sowohl reichlich Proviant, als auch Heilmittel und Krankenpfleger an Bord haben. In den ruhigen Distrikien Siziliens ist man zudem augenblicklich dabei, feste Ambulanzstationen ein zurichten, die sofort in Tätigkeit treten können, die auch große Vorräte an Lebensmittel bergen sollen. Bei einem etwa stärkeren Ausbruch des Ätna wird die Regierung die gefährdeten Ort schaften durch Militär räumen lassen. Man hat nämlich an Hand früherer Katastrophen gesehen, daß die Einwohner, die sich sehr schwer von ihrer Habe trennen können, die bedrohten Ort schaften erst zu Zeiten verlassen, in denen für ihr eigenes Leben direkte Gefahr besteht. Bei Betrieb von Barbier- und Friseurgefchäften er gangenen Polizeivorschriften in seinem Laden aus zuhängen. N. betonte, eine solche Polizeiverord nung sei ungültig, sie finde in den vorhandenen Gesetzen keine Grundlage. Dieser Ansicht trat auch die Strafkammer bei und sprach N. gänzlich frei. Diese Entscheidung socht die Staatsanwaltschaft durch Revision beim Kammergericht an, das indessen die Revision als unbegründet zurückwies und u. a. auslührte, die erwähnte Polizeiverordnung entbehre der Rechtsgültigkeit, indessen könne die be treffende Polizeiverordnung nicht in 10 17 des Allgemeinen Landrechts ihre Grundlage finden. Die Polizeibehörde habe kein Recht, Personen vorzu schreiben, daß sie Polizeiverordnungen oder Gesetze in ihren Lokalen anschlagen. Eine Ausnahme sei höchstens bei Gastwirten und Schankwirten zulässig, weil hier 8 66 des Polizeiverwaltungsgesetzes in Xarte ru äen letzten Vorgängen auf äem Kalkan. Aus Bulgarien kommt die beunruhigende Nach richt, daß die 8. Division der Armee mobilisiert wurde. Diese Maßregel soll zum Schutze der be drohten Grenzen Südbulgariens erfolgt sein. Der bulgarischen Negierung war berichtet worden, daß die Türkei das Grenzgebiet am Beschtepe-Gebirge besetzen wolle, um sich die verlangte territoriale! Entschädigung für die Auflehnung Bulgariens gegen die Oberherrschaft des Sultans durch einen kühnen Handstreich zu verschaffen. Das Gebiet, das die mobilisierte Division beschützen soll, liegt südlich von der bulgarischen Stadt Haskowo, die die Türken Haskoei nennen. ES lehnt sich im Osten an die Bahnlinie Adrianopcl-Philippopel, im Süden an den Fluß Arda an. Unsre Karte zeigt dieses Terri torium ; die Garnisonsorte der mobilisierten Truppen division sind darin ersichtlich gemacht. Auch die der 8. benachbarten, bei Sliven stehende Division soll mobiigemachl werden. geisterte Anhängerin aller Sporlsübungen; ihre Schießkunst, die sie sowohl mit dem Gewehr als auch mit dem Revolver ausübt, ist in ein geweihten Kreisen berühmt, und man erzählt sich, daß Lady Costanzas Kugel niemals ihr Ziel verfehlt. Zugleich ist sie eine verwegene Reiterin und ihre höchste Freude ist es, auf dem Rücken ihres Pferdes allerlei gefährliche^ Akrobatenstücke auszuführen. Statt seiden-^ haariger Schoßhündchen züchtet sie Schlangen als Hausgenossen; vor allem aber ist sie eine vielbewunderte Tänzerin. Als im vergangenen Herbste Lady Costanza als Gast bei dem Herzogspaar von Westminster weilte, verbrachte auch König Eduard und die Königin eine Woche auf dem Herzogsschloß. Man bemühte sich natürlich, dem Königspaar soviel Unter haltung als möglich zu bieten, und schließlich bat man auch Lady Costanza, den König durch ihre Tanzkunst zu entzücken. Sie war ohne ! weiteres bereit, und wenige Augenblicke später erschien sie in den sieben Schleiern der Salome und begann ihren Tanz, dessen erste leise wogende Bewegungen allmählich zu, wilder Leidenschaftlichkeit anschwollen. Lady, Costanza tanzte wundervoll und mit einer ! Inbrunst, als gelte es, den König Herodes selbst - zu begeistern. Mit großen Augen, in denen . Bewunderung, Entücken und das vom guten ' Ton geforderte leise Erstaunen sich spiegelte, folgte die vornehme Gesellschaft den Bewegungen der schönen Tänzerin. König Eduard war nicht weniger begeistert als die andern; aber am meisten bewunderte doch wohl Sir Ernest Cassel, der bekannte Finanzier, Philantrop und Freund! des Königs, die Grazie und das Feuer von! Lady Costanza. Er stand neben dem König, seine Wangen röteten sich und als am Schluffe des Tanzes der Beifall losbrach, gehörte Sir Ernest zu den eifrigsten. Aber inmitten des Beifalls stürzte nun die schöne Tänzerin, der Salome-Rolle eingedenk, vor dem Könige auf die Knie und mit einschmeichelnder, nur von hastvollem Atem bewegter Stimme bittet sie: „Und nun, Sire, bitte ich um meinen Lohn: man reiche mir auf einer Silberschüssel das Haupt von Sir Ernest Cassel." Die kühne Bitte fand ihr Echo in einem brausenden Ge lächter aller Anwesenden, das um so lebhafter war, als Sir Ernest in den Kreisen der höchsten englischen Aristokratie manche Gegner hatte. Auch König Eduard stimmte in die Fröhlichkeit ein und meinte schließlich: „Sie wissen, ich bin nicht der König Herodes, aber Ihre Tanzkunst hat mir nicht weniger gefallen ..." den letzten Katastrophen sind denn auch Hun derte erst auf der Flucht umgekommen. Diesem Unglück will die Regierung durch zeitige Maß nahmen steuern. A Amerikanische Stiftungen 1008. Die Gesamtsumme der öffentlichen Schenkungen und Legate für 1908, die von amerikanischen Millionären gespendet wurde, ist nach in Chicago gemachten Aufstellungen geringer als im Vorjahre. Sie beträgt diesmal 90 932 000 Dollar gegen 140 902 000 Dollar 1907. Die Schenkungen beliefen sich auf 43 560 000 Dollar und die Legate auf 47 372 000 Dollar. Für Unterrichlszwecke wurden 36 552 000 Dollar gegeben, für wohliätige Stiftungen 39 730 000 Dollar, für religiöse Körperschaften 4 414 000 Dollar, für Museen und öffentliche Bauten 9 402 000 Dollar und für Bibliotheken 854 500 Dollar. Die größte Summe hat Andrew Carnegie gegeben, nämlich 7 437 600 Dollar; der nächste ist Rockefeller mit 2 934 000 Dollar. Mrs. Russel Sage gab im ganzen 1 156 000 Dollar an Schenkungen und Morgan 192 000 Dollar. Die Wintermonate erwiesen sich als diejenige Zeit, in der die Multimillionäre am leichtesten ihre Börse öffneten. Im Januar, Februar und März flossen die Gaben am reich lichsten, am spärlichsten im August, September und Oktober. Gericbtsballe. 88 Dortmund. Ein Barbier und Friseur N. war augeklagt worden, weil er es unterlassen hatte, gemäß einer polizeilichen Verordnung die über den Frage komme. Sonst aber erscheine die Polizeibe hörde nicht befugt, die Inhaber von Geichäitslokalen zu zwingen, das Nahrungsmiltclgesetz oder Polizei verordnungen über den Betrieb in Barbier- und Frieseurgeichäfien zur allgemeinen Belehrung in ihren Läden anzuschlagen. Halle a. S. Der Komorbote R. sollte im Jahre 1907 als Angestellter einer hiesigen Holz firma 375 Mk. zur Post tragen. Er unterschlug das Geld, kleidete sich völlig neu und dampfte dann nach Frankreich ab. Er ist schon früher einmal in Frank reich gewesen, hat sich bei der Fremdenlegion an- werbeu lassen und 17 Jahren in deren Dienste zugebracht. Wegen einer schweren Nervenerkrankung als Folge des schweren Dienstes in afrikanischer Hitze und Wüstenei mußte er entlassen werden, hat aber seiner Versicherung nach trotz der langen Dienstzeit keinerlei Unterstützung erhallen. Er will durch seine Dienste für den fremden Staat körperlich völlig heruntergekommen und dann in die größte Not geraten sein. Die Strafkammer verurteilte den Exlegionär, dessen Schicksal eine neue eindringliche Warnuug vor dem leider noch immer nicht hin reichend bekannten Elend dos Fremdenlegionärdienstes ist, zu einem Monat Gefängnis. König bäuarä unä äie moäerne Salome. « Uber das gesellschaftliche Leben in. den englischen Hofkreisen plaudert der ,New Jork American' und- erzählt dabei auch von einer jungen Dame, deren Lebensgewohnheiten bei den im Bann des Hofzeremoniells stehenden Gemütern nicht selten Verwirrung Hervorrufen. Es ist Lady Costanza Stewart Richaroson, die Nichte der Herzogin von Somherland, eine be- GememnUlLiges. s Bohnerwachs kann man sich leicht selber Herstellen. Man schmelze 10 Teile Wachs mit 4 Teilen Terpentin auf gelindem Feuer und rühre diese Masse, nachdem sie aufgelöst ist, bis zum Erkalten. D Um gelbgewordene Elfenbein- gegenstände zu bleichen, reibe man sie mit Terpentinöl ein und setze sie der Sonne aus. Kuntes Allerlei. 66r Graue Zylinder und rote Strümpfe. Der Besuch König Eduards in Berlin wird auch eine große Anzahl Engländer nach der deutschen Reichshauptstadt bringen, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird bald eine Hausse in roten Strümpfen und grauen Zylindern ein- irelen. Es gilt nämlich in der Londoner Gesellschaft augenblicklich iür letzte Neuheit, zu einem grauen Zylinder rote Strümpfe zu iragen, und zwar so, daß sie möglichst viel zu sehen sind. Der Schöpfer dieser Mode ist lein Geringerer als König Eduard, der nun einmal dazu bestimmt zu sein scheint, für „geschmack volle" Änderungen der Bekleidung zu sorgen. 662 Allerlei Wissenswertes. Die Schnelligkeit des Blutkreislaufs entspricht einer Geschwindigkeit von 5 Meilen die Siunoe. — Das Licht des Nordsterns soll nach einer Be rechnung 190mal stärker sein, als das der Sonne. — Hunde veitragen das zehnfache Quanlum Quecksilöer als der Mensch, auch diese Menge vermag sie manchmal mcyl zu löten. " """" Hunderitausende hinweg, bis sie schon nach wenig Minuten die tiefe Einsamkeit nächtig dunkler Gefilde umgab. „Die Lampe brennt so hell, Adelhard," brach Raffaellas weiche Stimme das lange Schweigen. „Möchtest du nicht die Freundlichkeit haben, ihr Licht ein wenig zu dämpien?" Er erhob sich dienstbereit und zog die seidenen Schirme über die leuchtende Glasglocke an der Wagendecke herab. Ein trauliches, rosiges Dämmerlicht, ganz ähnlich demjenigen, das in Raffaellas Zimmer zu herrschen pflegte, erfüllte den kleinen Raum. „Ich danke dir, mein Freund," sagte die junge Frau leise, „und nun setze dich zu mir, damit ich dich fragen kann, womit ich die Kälte verdient habe, mit der ou mich seit einigen Stunden behandelst. Wenn ich vorhin wirklich einer großen Gefahr entronnen bin, ist dies denn ein Grund für dich, mir zu zürnen?" Er hatte, ihrem Wunsche gehorchend, neben ihr Platz genommen; aber es war noch immer etwas von Zurückhaltung in seinem Benehmen. ^Du weißt, daß es nicht dies ist, Raffaella," erwiderte er. „Aber warum hast du mir ver schwiegen, daß ein andrer ältere Rechte an dich hatte?" , „Und wer sagt dir, daß es sich so verhält?" fragte sie lebhaft zurück. „Hast du so wenig Vertrauen zu mir, daß dir die unsinnigen Worte eines Toren Beweis genug sind, um mich zu verdammen? Hast du selbst mir nicht jedesmal in übergroßem Zartgefühl gewehrt, wenn ich einen Versuch machte, von der Vergangenheit zu reden?" „Ja! Aber da du meinen Antrag angenom men hast, durfte ich wohl voraussetzen, daß in deiner Vergangenheit nichts sei, wodurch deine Ehre berührt werden könnte. Du wußtest, daß auf den Namen, den ich dir gab, nicht der ge ringste Makel haftete, daß er Jahrhunderte hin durch unbefleckt geblieben war." „Und nun? Nun fürchtest du, deiner Ehre verlustig geworden zu sein, weil sich im Kopfe eines armen Narren ohne mein Zutun allerlei überspannte Vorstellungen herausgebildet haben? Soll mich die Verantwortung treffen 'für die fixen Ideen eines Wahnwitzigen?" „Aber du hattest ihn gekannt, Raffaella I Es haben nähere Beziehungen zwischen euch be standen." „Gewiß! Beziehungen der Kollegialität und — warum sollte ich es leugnen! — auch der Freundschaft. Ich war vor drei Jahren gleich zeitig mit Paul Wismar an einem kleinen Hos- theater engagiert, und wenn du eine Vorstellung davon hättest, wie dornenvoll die Anfänge der Bühnenlaufbahn für ein unerfahrenes und schutz loses junges Mädchen sind, so würdest du auch begreifen, daß ein treuer, zuverlässiger und un eigennütziger Freund in keiner Lebenslage von so hohem Wert; ist, als gerade in dieser. Und geraume Zeit hindurch ist mir Paul Wismar ein solcher Freund in der Tat gewesen. Er wuffe mich ebenso tapfer gegen die Rohheiten eines brutalen Regisseurs als gegen die Intri gen einer neidischen Rivalin zu schützen; er förderte mich durch seinen Rat in meiner künst lerischen Entwickelung und Hali meinem Vater dadurch, daß er ein Arrangement mit den Gläu ¬ bigern herbei'ührte, aus den finanziellen Be drängnissen, in die wir durch eine allzu un praktische Lebensführung geraten waren. Und er tat dies alles, ohne eine Belohnung oder auch nur einen Dank dafür zu begehren. Nie trat er aus der bescheidenen Zurückhaltung heraus, die er im persönlichen Verkehr mir gegenüber von vornherein beobachtet hatte, und ich war so ganz daran gewöhnt, ihn nur wie einen älteren Bruder anzulehen, daß ich mich in der Gesell schaft meines Vaters nicht sicherer fühlte als in der seinigen." Graf Adelhard hatte während ihrer Schil derung eine gewisse nervöse Unruhe an den Tag gelegt. Die Erwähnung ihrer Tbeater- Misere, wie flüchtig Raffaella auch darüber Hin streifen mochte, war ihm offenbar überaus pein lich, und nun, da sie für einen Augenblick inne hielf, sagte er hastig: „Ich zwe fle nicht an der Wahrheit deiner Erzählung. Abe: sie bezieht sich nur auf den Anfang eure? Verhältnisses — nicht wahr? Eines Tages erkanntest du, daß eure vermeintliche Freundschaft nur eine Täuschung, nur ein frommer Selbstbetrug ge wesen sei, und da —" Sie schüttelte energisch den schönen Kops und gleichzeitig traf ihn ein berückend zärtlicher Bück ihrer dunklen Augen. „Nein! Es geschah nicht derartiges, Adelhard! Eines Tages erhielt ich vielmehr einen glänzenden Engagemmts- anEsg von der Berliner Hofbühne, und mit jubelndem Herzen nahm ich Abschied von der Stät'e, wo ich so viele große und kleine Leiden hotte erdwden müssen. Paul Wismar war na türlich der erste gewesen, der von meinem Glück Kenntnis erhalten hatte, und ich hielt mich im innersten Herzen überzeugt, daß er sich desselben neidlos freue, wenn mir auch die tiefe Traurig keit nicht ganz entgehen konnte, die er nur un vollkommen verbarg. Er war während der letzten Wochen vor unsrer Abreise viel seltener zu uns gekommen als bisher, und als er uns dann das Geleit znm Bahnhof gab, wollte es mir scheinen, als ob sein Benehmen gegen mich seltsam verändert sei, als ob seine Zurückhaltung sich geradezu in Kälte verwandelt habe. Aber ich war nicht in der Stimmung, mir lange den Kovf darüber zu zerbrechen, und ich mache gar kein Hehl daraus, daß ich damals in meiner selbstsüchtigen Herzensfreude vielleicht sogar etwas undankbar gegen den armen Menschen war. Hier in Berlin stürmten dann so viele neue Eindrücke auf mich ein — die Erfolge, die ich davvnlriig, gingen so weit selbst über meine kühnsten Hoffnungen hinaus, daß ich Paul Wismar und seine stille Freundschaft darüber ganz vergaß. Und er selber tat herzlich wenig, mich daran zu erinnern. Er schrieb nur selten, nn» seme Briese waren viel eher kühl als zärtlich. Dann aber trat er eines Tages ganz unerwari^ bei uns ein und überraschte mich durch die Mit teilung, daß er an einem großen Berliner Theater ans Engagement gastieren werde. Ec war sehr aufgeregt, und wie mir scheinen wollte, in großer Furcht vor den Ausfall dieses Debüts, devn er halte hohen Künstlerehr- geiz, und seine ganze Zuknnft als Schau spieler hing von der Ausnahme ab, tue Publikum und Kruft ihm bereiten würden." M 1 «Foriietzung w>gl.-
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