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Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R. Storch in Groß-Mkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Dkrilla. ko. 22. Sonntag, den 20. Februar 1910 9. Jahrgang zur tbewäh^ dem dem den Herzen der Anwesenden reichen Widerhall. Der Donnerstag reichte natürlich nicht aus, )enn bekanntlich ändert sich in solchem Fall das Stundenzeitmaß und erst nachdem man vom Freitag eine größere Stundenanleihe gemacht hatte, genügten die Feststunden Vollendung der schönen Feier. — * Das neue Stationsgebäude aus Bahnhof Cunnersdorf ist in dieser Woche Verkehr übergeben worden. „Amtsblatt des Gemeinderates und GemeindevorÜandes" voi mittag im Landgerichtsgebäude der Leiche )er Witwe Heinze gegenübergestellt, die an den Folgen des von ihm in ihrer Wohnung verübten Ueberfalle» gestorben ist. Der Leich nam der alten Frau weist eine tiefe Stichwunde am Halse aus. —* Was mit dem Kleinen Katechismus Dr. Martin Luthers nebst Bibelsprüchen und Kirchenliedern in den evangelischen Schulen des Königreiche» Sachsen nach den Beschlüßen der Vertreterversammlung des Sächsischen L«hr«r- vereins vom 5. Januar 1910 werden soll. Dresden 1910. Im Selbstverlag des Ev.-luth SchulvereinS für das Königreich Sachsen (E. V.) Im Buchhandel zu haben durch H. G. Wallmann, Leipzig. — 32 Seiten. Preis 10 Pfg. Das höchst aktuelle Schriftchen ist eine interessante Illustration zu den R«sorm- bestrebungen de« Sächsischen Lehrervereins. ES bietet den Lernstoff, der bisher im Religionsunterricht gilt und die neuen vom Lehrerverein gewünschten Stücke. Die Streich ungen sind durch roten Druck veranschaulicht, sodaß das Buch mit der Deutlichkeit eines Bilderbuches vor Augen führt, was der Lehrerverein meint mit dem Satze: „Einzu- prägen sind eine mäßige Anzahl von Sprüchen und Liedern." Nicht minder lehrreich als der erste Blick ist ein genaueres Studium des Schristchens. Da erkennt man. daß sich ein roter Faden durch die Auswahl der Lernstoffe hinzieht Alles spezifisch Christliche ist möglichst zurückgedrängt, während das allgemein Religiöse und Ethische betont ist. So sind die Sprüche zum 2. Artikel fast durchweg beseitigt, die Sprüche zum Vaterunser aus die zur 4. Bitte beschränkt. Die neu ausgewählten Sprüche sind weder dogmatischen noch tröstlich-erbauenden Inhalts, sondern rein ethisch. Ob die» zu beklagen oder freudig zu begrüßen ist, darüber werden die Meinungen naturgemäß auseinander- gehen. Jedenfalls ist da» Buch für Gegner und Freunde der Reformbestrebungen gleicher weise interessant. * Das AuStragen der Kriegsbeorderungen und Paßnotizen für den Fall einer Mobil machung im Mobilmachungsjahr 1910-11 wird in der Zeit vom 1. bis 15. März geschehen und zwar in den Landbezirken durch Ver mittlung der Orttbehörden. Etwa noch nicht angezeigte Wohnungsveränderungen sind dem zuständigen Hauplmeldeamt sofort zu melden. Die Mannschaften des Beurlaubten-Standes haben ferner an den vorgenannten Tagen, falls sie nicht selbst zu Hause sein können, eine andere Person des Hausstandes oder den Hauswirt mit der Empfangnahme der Kriegs beorderung b-zw. Paßnotiz zu beauftragen. Wer bis zum 15. März d. I. noch keine Beorderung oder Paßnotiz erhallen haben sollte, hat dies sofort dem Hauptmeldeamt schriftlich oder mündlich zu melden. Dresden. Hier starb der Geheime Rat a. D. Johannes Haymann, der zuletzt Vor tragender Rat war, im 84. Lebensjahre. — Der Raubmörder Höhne wurde gestern Versand """ Badeas mit Firmenaufdruck MM.UK WL liefert preiswert die Kuckckruckerei Dermrnn Aükle, Okrilla. die aufsichtsbehördliche Genehmigung erhalten hat, wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß eine Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen in dem seitherigen Amtsblatte, der Radeberger Zeitung, nicht mehr erfolgt. Ottenäors-fislortträors, am 19. Februar 1910. Der Gemeindevorstand. Lirchennachrichtrn. Sonntag, den 20. Februar 1910. Medingen. Nachm. 1 Uhr: PrrdigtgotteSdienst. Großdittmannsdorf. Vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. vergniigungr^alenaer. Sonntag: Ballmusik im Roß. Ballmusik im Hirsch. Ballmusik im Gasthof zu Medingen. Wilsdruff Auf Gompitzer Flur wurden mehrere Sparkaffenbücher mit 7000 Mark Inhalt gesunden. Dieselben rührten vom einem Diebstahl in Pennrich her; 600 Mark Bargeld haben die Einbrecher be halten. Leipzig. Das Erpreff-rtum in unserer Stadt hat nach der Friedrichschen Affäre einen großen Umfang erreicht. Fast täglich konnte man von versuchten Erpressungen lesen. Nur 'eiten war es möglich, einmal einen dieser Er presser dingfest zu machen. DoS ist in der etzten Zeit anders geworden. Der eifrigen Tätigkeit der Kriminalpolizei gelang es gestern wieder, einen gewiegten Erpresser ausfindig zu machen und sestzunehmen, als er an einer bestimmten Stelle die unter Deckadresse an ihn eingegangenen Sendungen abholen wollte. Seine verbrecherische Tätigkeit bestand darin, weite Fahrten in Luxuszügen im In- und Ausland zu unternehmen und dabei den Reisenden das Handgepäck zu stehlen. Die in dem Gepäck gefundenen Briefschaften benutzte er dazu, um Erpressungen an gutsituierten Personen zu ver üben. Bei seiner Verhaftung trug der elegant gekleidete Verbrecher einen geladenen Revolver, owie einen Dolch bei sich, was darauf schließen äßt, daß er aus alles gefaßt war. Er war noch im Besitz einer größeren Summe Geldes. Der Verbrecher heißt Homrighausen und ist der Sohn eine» angesehenen Beamten in Han nover. Obwohl er nie eine Universität besucht hat. legte er sich den Titel eines Dr. phil. bei und fertigte sich die nötigen Diplome selbst an. Auf Grund dieser gefälschten Schriftstücke gaben auch seine Schwiegereltern die Heirat mit ihrer Tochter zu. Die Frau wurde von ihm um ihre gesamte Mitgift, welche 20000 Mark betrug, betrogen Das Geld wurde in kurzer Zeit verjubelt, dann legte er sich auf Eisen- bahndiebstähle. — Am Donnerstag vormittag kurz nach 11 Uhr ereignete sich in der Petersstraße ein gräßlicher Unglückssall. Ein Fensterputzer, der mit dem Reinigen der Fenster im zweiten Stockwerke des Meßpalastes zum großen Reiter, Petersstraße 44. beschäftigt war, stürzte plötzlich vom 2. Stock in den Hof herab. Der Unglückliche war sofort tot. Der so plötzlich dem Leben Entrissene ist der frühere Buffetier und jetzige Fensterputzer Friedrich Heinrich August Zieh, geboren am 28. Juli 1887. Der Mann war Angestellter de» Fenster- reinigungSinstitutS Germania. Er hatte erst früh seinen Posten angetreten. Die Leiche wurde in die Leichenschauhalle de« Institut« für gerichtliche Medizin gebracht. Stille Orsnen. Ein Mädchen steht am grünen Bergeshang Und schaut betrübt das stille Tal entlang, Dort war e», wo er meinem Blick entschwand, Als er hinauszog in das fremde Land. Wo wild er weilen? Wird er mein gedenken? Wird je er seine Schritte heimwärts lenken? Wenns ihm vielleicht dort draußen in der Welt Weit besser als zu Hause hier gefällt. Vielleicht, daß er nun meiner nicht mehr denk Und einer Anderen sein Herz geschenkt. O sag mir, Sonne, sag mir, was er tut, Ob er im Arme einer Andern ruht. Nein, sag mir nichts. Ich weiß, daß er mich liebt, Daß er sia» nimmer einer Andern gibt. Doch sage ihm, wirst du ihn mild bescheinen, Sag ihm, du sahst mich weinen. W MAS MM» MX' MX» MXO MM AtW E Sertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den Februar Wo. —* Vom Frieren. Zu dem eisernen Bestand unserer Gesprächsstoffe gehört neben der Frage, was schlimmer ist, Blindheit oder Taubheit, ob Frost oder Hitze schwerer zu er tragen sei. Man kann sich stundenlang darüber unterhalten, ohne sich zu langweilen, und nach einigen Togen darf das Thema ge duldig wieder ausgenommen werden. Denn e» hat den Vorzug, daß eine Lösung niemals gefunden wird. Wie beim Trinken — nach Mirza SchaffyS weisem Satz — alles von de» Trinkenden Begabung abhängt, so auch beim Ertragen der mannigfachen Temperaturen. Der eine verträgt die große Hitze, der andere den starken Frost am besten. Und doch läßt sich eine gewisse Richtlinie seststellen Die Hitze erschlafft, die Kälte macht starr. Di- Hitz« lähmt die Energie. Die Kälte peitscht sie aus. Die Untätigkeit allein läßt uns di« Hitze überwinden. Der Neger ist träge. Und der Europäer, der gezwungen ist, in tropischen Ländern zu leben, vermeidet all« körperliche, wärmebildende Arbeit. Und wenn er dazu gezwungen ist, beschränkt er sie nur auf wenige Stunden. Den Sieg über Kälte aber trägt die Arbeit davon. Bewegung macht warm. Und die Kälte zwingt uns zur Bewegung, zur Arbeit. So führen denn die Bewohner kalter Zonen zumeist ein sehr bewegtes Leben. Und selbst wenn wir nicht zum äußersten gehen; in den Ländern, in denen die Wärme vor herrscht, herrscht auch die Trägheit. Auch des wegen, weil die gesegnete Erde reicher und williger ihre Früchte spendet. Dort aber, wo der Sommer nur selten zu hohen Temperaturen aussteigt, und wo der Wmter seine ganze Härte zeigen kann, wird die Rührigkeit ein Zeichen der Bewohner. Ein gut Teil der wirtschaftlichen Bedeutung der nordischen Völker liegt in dem Klima ihrer Länder begründet. Fleiß und Arbeitswille — aufgezwungen durch die Verhältnisse des Klima» — bringen jene moralische Kraft, die schließlich im Wettstreit der Völker die Siege schafft. Das sind Tat sachen. Selbst im Wimer, wo wir tüchtig srieren, müssen wir sie zugeben. —* In schöner Weise zeigt« das Fabrik- vergnügrn der Firma Schisst u. Sohn, daß di« Arbeiterschaft dieser Firma mit derselben harmonisch verwachsen ist und daß es trotz Mancherlei Verneinungen doch möglich ist, mit grundverschiedenen Anschauungen ein gemeinsames Interest« zu finden und gemeinsam zu vertreten. Die dadurch gewonnene Harmonie zeigte sich tm weiten F-stsaal des Gasthofs zum Hirsch besonders deshalb in so schönem Lichte, weil der Festabend einmal die Gesamtfirma vereinte, Und «m reicher Damenflar in schöner Weis- Mithals, die über dem Ganzen scheinende Sonne der Freude noch Heller erstrahlen zu lasten. Die Festlichkeit wurde mit fröhlicher Marsch musik von dem vorzüglichen Wolsschen Orchester «ingeleitet und nach der Tafel fand Festball statt. Dem aus die Firma Schiff! u Sohn ausgebrach'.en Toast wurde begeistert zugestimml und die für die weitere gedeihliche Entwicklung dec Firma dargebrachlen Wünsche sanden in — Am Freitag nachmittag in der S. Stunde wurden in der Pleiße in der Nähe der Rasch witzer Brücke, die Leichen eines jungen Mannes und eines jungen Mädchen« zusammengebunden ausgesunden und alsbald geländet. Wie die sofort angestellten Recherchen ergaben, handelt -s sich um den 27 Jahre alten Barbier Max Curt Beier und die 19 Jahre alte Auf- Wärterin Anna Elisabeth Mai. Beier war früher in einem Barbiergeschäst in der Süd- straße, die Mai in der Kronprintzstraß« in Stellung. Bautzen. Am 12. November vorigen Jahre» wurde, wie erinnerlich der Kutscher Vetter au» Großröhrsdorf vom hiesigen Schwurgericht wegen Kindesmorde» zum Tode verurteilt. Vetter hatte seinem unehelichen Kinde ein Pralinee gegeben, in da» er Gist gemengt hatte. Der Kindesmörder beging die entsetzlich« Tat, weil er sich um eine staat- ich« Stellung beworben hatte und ihm gesagt worden war, daß ihm das uneheliche Kind bet einem Fortkommen im Staatsdienste, ev. schon >ei der Bewerbung überhaupt, hinderlich sein önnte. Jetzt hat der König den unmenschlichen Vater, der zurzeit noch im hiesigen Gefängnis untergebracht ist, zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Die Ueberführung des Mörder« nach dem Zuchthaus« wird in einigen Tagen erfolgen. Chemnitz. Diebe, die offenbar von auswärts, vermutlich aus Leipzig oder Halle erst hierher gereist sind, haben hier in der Nacht zum Freitag ihr Unwesen getrieben. Eine Reihe von Läden der inner« Stadt wurden von tun Einbrechern beehrt, «S handelt sich um mindestens zwei Personen. Die Einbrecher verschafften sich durch Ausschneiden von Fenster- cheiben und Ausbrechen von Türen Zugang u Läden am Neustädter Markt und an der röntgsstraße. Gestohlen wurde Bargeld, Brief marken, Rollschinken u. a. In «inem der Geschäfte ließen di« Dieb« je eine Halltsch« und eine Leipziger Zeitung vom 13. Februar datiert liegen, di« darauf schließ«« lasten, daß die Gauner von auswärts kamen. Lug au. Drei Schulknaben tm Alter von 10 bis 12 Jahren betraten die schwache Eis decke des Schrapsteiches und brachen ein. Die Knaben Wetzel und Uhlig ertranken, während der Knab« Seis«rt noch rechtzeitig ge rettet wurde. Plauen. In Abwesenheit der Eltern spielt« das fünfjährig« Töchtrrchen der Schlossers« eheleute Rieß in der Parkstraße mit Streich hölzern, wobei die Kleider in Brand gerieten und da« Mädchen im Nu in Hellen Flammen stand. Nach qualvollen Leiden ist da» Kind gestorben. Kirchrnnachrichtrn, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 20. Februar 1910. Vorm, r/,10 Uhr: PrrdigtgotteSdienst. Amtsblatt betr. Nachdem der Beschluß des Gemeinderates wegen Veröffentlichung der ortsbehördlichen Bekanntmachungen in der „Ottendorfer Zeitung^ und die Bezeichnung dieser Zeilung als Ottendorfer Zeitung Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger Annahme van Anzeigen bi» späteste«» Mittag» 12 Uhr de» Lrscheinungrtag»». Preis für di« Spaltzell« w Pf«. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach tesonderem Tarif. Bei wtederhelungen preitermüßigmig. rnit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", ^Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". v Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich qg pfg., zweimonatlich 80 pfg-, vierteljährlich l,rc> Mark. O Einzelne Nummer co pfg. <z»