Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 17.02.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190902177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090217
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-17
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.02.1909
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
I Vorhand» toßwein um dak die Zats chschuleu ui" >k! werde. i ist höchst d» tssekrelär !i^ valtungen <> z von Aul czugung da hschulen un> ifinden, ei« ügigkeit »iui las die «u»i Meinung «id ch! bevorE cz von iclbli st überseheiil - in einer p liegt. Hollweg stützung vo»> Wir müll'» eine Schul« des NeichM uese Debatte ' wird eil" KommiWI re im Dil stützung »o» ; dar Ob»' ausgebani i Gebiet i? betreffend! : Bundesrat ssig gemaA lmt". Daz» mäßige Fe- allen Reichl äge mit de» ich ungen de> cn amtliche» lässig. k?! n auch di« n. Sollweil' sich schlM istiken aukgl ewerkschaste» ei nicht Hüt' bleiben, tt für di« zung in de» Allgemein« ung in de» er aufstellen, sorts zu »er« iesb «rtk n ReichsanN n Bergbau' der Small Bergbau i» Verbülduu? macht einig« erklärt de« n habe, »>^ >er Bureau« eine iechl mwchl, da» n gearbeiiei 0 o l l weg' mlje 'Mi de» acht weM i achfflünsiS« iese geistig« ach daß N> Ais. Reiereni weisuni. de» ion. pcung lAul 9 gegen irößere Zahi rkaufh preil Mischen In' schenken u>t« «S »iw mein Fall e, Ihnen Ich hatte w hassen, irn guten en sollen, da doch uns ein» nt durch- rr durch- t: „Ich zu Ihr« bürg ge- ube nicht, in Abrede o wirklich t, i« d« ruch von Interesse i Gräfin/ stich von Und eS kompro- gewiß! / Nentchen- s ne andre ? uyd G«- , daß ec Huß ab' zu töten, KeickskLnrler unä Kunäesregierungen. Bei der Generaldebatte über den Etat in der «ürltembergjschen Kammer nahm Ministerpräsi dent Dr. Weizsäcker Bezug auf eine Äußerung eines Abgeordneten über den Bundesausschuß für auswärtige Angelegenheiten und führte u. a. aus: „Dieser Aus'chuß ist am Leben, er hat im Laufe der letzten Jahre bei einigen sehr wichtigen Aniäffen, und zwar, wie ich sagen darr, zur vollen Beffiedigung aller Beteiligten gelebt. Der Ausschuß ist in erster Linie das Organ zur Kenntnisnahme der in ihm ver tretenen Bundesstaaten über den Gang der aus wärtigen Angelegenheiten. Ein häufiger Zu sammentritt des Ausschusses war anfangs mit Schwierigkeiten verknüpft. Es erfolgten deshalb schriftlich und mündlich Mitteilungen, und zwar in außerordentlich großer Zahl. Durch ver trauliche Mitteilungen sind wir besser unter richtet gewesen, als wenn wir auf die Berichte eieener Gesandten in Petersburg und Paris an gewiesen gewesen wären. Im November ist nun der Ausschuß zu einer historischen Sitzung zu sammengetreten. In derselben hat derReichskanzler, der für die Leitung der auswärtigen Politik die Verantwortung trägt und der damit die schwierigste, ehrenvollste, aber auch dornenvollste Ausgabe bat, in einem nahezu vierstündigen Vortrag ebenso eingehende wie interessante, in manchen Punkten aufklärende und,- ich möchte hinzufügen, beruhigende Erklärungen abgegeben. Die' anwesenden Minister waren in der ange nehmen Lage, dem Herrn Reichskanzler ihr vollständiges Vertrauen für die.Art und Weise, wie er die auswärtige Politik führt, sowie ihre volle Übereinstimmung mit den von ihm ent wickelten -Grundsätzen aüszusprechen. Die Stellung der deutschen Regierung zu dem großen österreichisch-ungarischen Freunde haben wir alle, begrüßt. Ich habe.Grund, anzunehmen,, daß., der Ausschuß in Zukunft in regelmäßigen Zwischenräumen in Berlin, zusammentroten wird. .Ich halte das für eine Sache .von hohem. Werte,-, und zwar besonders deshalb, wefl dann bas Ausland erkennen wird, daß es nicht bloß über die äußerliche, sondern auch über die innere geschlossene und entschlossene Einigkeit bes friedfertigen Deutschlands einen Zweifel nicht haben kann. Das halte ich für den größten Wert des Ausschusses, und deshalb begrüße ich es, wenn er wieder in der alten Weise hergestellt wird." Von unä fern. Eine wertvolle Schenkung. Der aus Kassel stammende Georg Andres Lenoir, der vor 25 Jahren als armer Mann nach Ungarn kam, hatte im Laufe der Jahre das bekannte Bad Szliacs käuflich erworkem Jetzt hat Lenoir das Bad mit allen Gebäuden der Stadt Kassel geschenkt und ihr im Grundbuch über- Ichreiben lassen. Im Stiftungsbrief hat er sich ausbedungen, daß Bad Szliacs um keinen Breis jemals verkauft'werden darf. Der Bade ort Szliacs liegt im Komitat Sohl, südlich von Neusohl im Grantal, an der Bahnlinie Alt- sohl—Neusohl. Dort befinden sich kohlensäure reiche Eisenthermen sowie kalte und warme Gasquellen. X Der rätselhafte Tod eines Eisen- bahnbeamtcn beschäftigt zurzeit die Unter- uchungsbehörden in Paderborn. Es handelt ach um ..den Bahnmeister-Aspiranten Vorleger, «er seit einiger Zeit aus dem dortigen Nord bahnhofe beschäftigt war. Er hatte bis zwei Uhr früh an einem Unteroffiziers-Balle teil genommen und wurde gegen 7 Uhr morgens, etwa vier Kilometer westlich von Paderborn, Mitten zwischen den Schienen der Bahnstrecke Berlin—Külu mit schweren Kopfverletzungen, tot aufgefunden. Nach dem Befunde scheint Selbst- uwro oder Unglücksfall ausgeschlossen und es bleibt daher nur die Annahme übrig, daß V.' Einem Verbrechen zum Opfer gefallen und seine Leichs auf das Gleis geworfen worden ist. Eine Diebesbande von Gymnasiasten, dechs Schüler des Gymnasiums in Salzwedel basten sich, durch Lektüre von Schundromanen verführt, zu einer Räuberbande zusammenge- schloflen und eine Reihe von Diebstählen, einzeln oder in ganzen Gruppen, ausgeführt. Sie entwendeten besonders Naschwaren, Rauch- utensilien, Bücher, Postkarten und dergleichen. Nachdem die Untersuchung gegen sie jetzt ab geschlossen ist, wurden sie von der Anstalt verwiesen. Die Eltern find sämtlich angesehene Bürger. Unter der Lokomotive begraben. Auf der Bahnstrecke Schwelm-Linderhausen sprang in einer Kurve die Lokomotive eines Güterzuoes aus dem Gleis und begrub im Fallen den Lokomotivführer und eine Frau, die sich wider rechtlich auf der Lokomotive befand, unter sich. Die Frau wurde getötet, der Lokomotivführer schwer verletzt. Abraham Lincoln. Am 12. Februar 1809 wurde in Hardin Couniy (Kentucky) der Monn geboren, der Amerika und. die Well von der Schmach der Negersklaverei befreien sollte. Der junge Abraham Lincoln begann als Farmer, kämpfte gegen die In dianer, wurde Postmeister und begann schließlich seine politische Karriere, in deren ganzem Ver lauf er die Sklaverei mit allen Mitteln eines redlichen Mannes und begeisterten Menschenfreundes bekämpfte. In dem Jahre 1860 wählten ihn die Republikaner aller Nichtsklavereistaaten zum Präsidenten der Ver. Staaten von Amerika. Das war das Signal zum Abfall der Südstaaten vom Bunde und zu dem großen Bürgerkriege, in dem Lincoln (der 1864 wiedergewählt wurde) mit der größten Energie und getragen von der Liebe seines Volkes, die Sache der allgemeinen Menschenrechte verfocht. Es war ihm noch vergönnt, in die Hauptstadt der Rebellen einzuziehen; kurze Zeit darauf machte der Pistolenschuß des fanatischen Südstaatlers Booth dem Leben des Präsidenten ein Ende. In ihm starb ein großer Mann seines Landes und aller Zeiten. Tragödie in einer Kaserne. In der AMeriMerne in Laibach erschaffen sich,nachts der Zugführer Adolf Walcok und der Korporal Kogei aus Jdria gegenseitig durch gleichzeitiges Abfeuern ihrer Dienstrevolver. In einem zurück- gelassenen Briefe bittet Walcok seine Mutter um Verzeihung für den großen Schmerz, den er ihr durch sein freiwilliges Scheiden aus dem Leben bereite. Einen bestimmten Grund für seinen Selbstmord gibt jedoch Walcok nicht an. Kogei erklärt in einem hinterlassenen Briefe an seinen Bruder, daß er wegen unglücklicher Liebe aus dem Leben scheide. Beide Soldaten waren ntime Freunde und hatten in der Nacht gemein sam in der Stadt gezecht, worauf sie in die Kaserne zurückkehrten und sich gegenseitig den Tod gaben. X Die Beisetzung der Gattin des Zigeunerprimas Nudi Myari, geb. Gräfin Ilona Festetics, die in Qüeubucg am Kindbett- fiebrr verstorben ist, sand auf dem dortigen neuen Friedhöfe unter Entfaltung großen Pompes statt. Die Leiche der jungen Frau, der man das tote Kind in die Arme gelegt hatte, war in einem kostbaren Metallsarge in der Frisdhofskavelle aukgebahrt. Nach der Einsegnung der beiden Leichen durch den Stadt pfarrer setzte sich der Leichenzug nach der Grifft zu in Bewegung. Es nahmen daran etwa 10 000 Personen teil, unter denen sich zahlreiche von nah und fern herbeigekommene Zigeuner befanden. Dem Zuge voran schritten vier Zigeunerkapellen, die unter Leitung des Vir tuosen Makai den Beethovenschen Trauermarsch spielten. An der offenen Gruft brachten die Kapellen die Lieblingsweffen der Entschlafenen, darunter das ungarische Volkslied: „Gott mit dir, du Süße!" zum Vortrag. Nach Gebet und Segen wurde der mit zahlreichen herrlichen Kränzen geschmückte Sarg der Erde übergeben. Von den Verwandten der Gräfin nahm nur ein Stiefbruder, der Oberleutnant im Olmützer Dragonerregiment Rudolf Fischer, an der Erauerfeier teil. Eine bestialische Kindesmisshandlung. Das Ehepaar Zipfel in Jeuf (dicht an der französischen Grenze), hat fünf Kinder. Von diesem wurde das älteste, ein Mädchen von 10 Jahren, das die Mutter mit in die Ehe gebracht hatte, zu Einkäufen ausgeichickt, wobei es das ihm mitgegebene Zweimarkstück verlor. Als das Kind heimkehrte und sein Mißgeschick erzählte, bekam Zipfel eine solche Wut, daß er dem Mädchen mehrere Stiche mit einem Messer in den Kopf' versetzte, so daß das Kind blut überströmt zusammenbrach. Dann machte der Unhold einen Feuerhaken glühend und brannte damit der weinenden Kleinen mehrere tiefe Löcher in die Oberschenkel. Die Verletzungen des Kindes sind sehr schwer. Der entmenschte Vater wurde verhaftet. Das berühmte spanische Kloster von Eskorial, die Grabstätte der spanischen Könige, ist von einem Brande heimgesucht worden, der glücklicherweise die -geschichtlich wichtigsten Teile des Klosters unberührt gelassen hat. Alle In sassen des Kollegiums konnten sich retten. Das Kloster Eskorial erhebt sich etwa 52 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Madrid am Südabhang des Guadarrama-Gebirges. Eine Ortschaft gruppiert sich um das Kloster, das von König Philipp II. in den Jahren 1559 bis 1589 erbaut wurde. Gericbtskalle. Erfurt. Wegen Gehorsamsverweigerung stand der Musketier G. vor dem Kriegsgericht. Dem G., der in angetrunkenem Zustande vom Urlaub heim kehrte, war vom Unteroffizier befohlen worden, seine Stube aufzusuchen. Diesem Befehl kam er erst nach, als er mehrmals wiederholt wurde. Das Gericht sah den Fall milder an und verurteilte den sonst tüchtigen Soldaten, der sich an nichts erinnern konnte, zu 14 Tagen strengen Arrest. X Hamburg. Mit den Verfehlungen einer jugendlichen Berlinerin hatte sich das Schöffengericht zu beschäftigen. Die Anklage richtete sich gegen ein 17jähriges Mädchen, das im November v. heimlich die ellerliche Wohnung in Berlin verlassen Halle und nach Hamburg geflüchtet war. Dort fiel sie wegen verschiedener Schwindeleien und Diebstähle bald der Polizei in die Hände, die sie einstweilen in das Elternhaus zurückbrachte. Die Verteidigerin, Frl. Schultz, beantragte unter Vorlegung eines ärztlichen Allestes, diö-Angeklagte zunächst auf ihren Geistes zustand hin untersuchen zu lassen; diesem Anträge wurde vom Gericht stattgegeben. Aus äer 8ucke nack äem ^eslerltecker. Die Bevölkerung von Berlin ist in lebhafter Unruhe, seit es bekannt geworden ist, daß am Mittwoch und Donnerstag Frauen und Mäd chen von einem noch nicht ermittelten Manne zum Test leicht und in einem Falle mit tödlichem Ausgange durch Messerstiche verletzt worden find. Es scheint, daß sich der Bursche, dessen Ver- brechen lebhaft an den „Bauchauffchlitzer Jack" erinnert, der vor Jahren wochenlang ganz London in Aufregung versetzte, schon seit einiger Zeit in der Gegend der Schlesischen Brücke um ^nd je nach den Beweggründen, die ihn zu diesem Entschluß getrieben, je W den Umständen, die im Moment der Aus- mdrnng Vorlagen, wird seine Tat von den Richtern beurteilt werden. An der Zubilligung wildernde Umstände hängt hier das Schicksal ^nes Menschendaseins, und Sie selbst, Frau Mfin, werden in anbetracht dieser Gewitz- «oil nicht die Abficht haben, aus Gründen ^lbüsüchtigkr Natur die Wahrheit zu ver- hhlffern. Sie werden nicht in Abrede stellen sollen, daß Wismar berechtigt war, sich als Men Verlobten zu betrachten und an die Wahrhaftigkeit einer Liebe zu glauben, die ihm fsn io heißen Schwüren bekräftigt worden war. die werden vor den Geschworenen einräumen, ">ß Sie ihm die Treue gebrochen und es nicht llamal ftzr nötig cracktet hatten, ihm Mitteilung ^von zu machen. Denn daß Sie einige seiner Griefe unbeamwortet ließen, konnte ihn wohl Osunruhigen, aber es konnte ihm nicht als ein Aeweis dasür gelten, das Sie Ihre Beziehungen ihm zu lösen wünschten oder in Wahrheit "oreiis gelöst halten. Wie ein Blitz aus heiterm ^mmel mußte ihn die zufällig von andrer «eile an ihn gelangte Kunde Ihrer unmittel bar bevorstehenden Vermählung treffen, wie suvas Unfaßbares und Unglaubliches, von ft'ien Wahrhaftigkeit er sich nicht durch eine Onefliche Anfrage,.: sondern nur durch den ^"gewchein überzeugen konnte Kontraktbrüchig, ohne Urlaub und fast ohne Mittel reiste er so er ging und stand, von Petersburg ab — Minuten vor Beginn einer Vorstellung, in OK er die Hauptrolle hatte spielen sollen. Und während der endlos langen Eisenbahniahrt be schäftigten seine Gedanken sich natürlich mit nichts anderm als mit dem Treubruch der Ge liebten. Er wollte nicht daran glauben und doch bohrte-die, Furcht, daß es Wahrheit sein könnte, wie mit Messern in seinem schmerzenden Gehirn. In der Einsamkeit seines engen Coupes hatte er leider nur zu viel Muße, sich alle grausamen Möglichkeiten mit den glühenden Farben einer lebhaften Einbildungskraft aus zumalen, und als er dann endlich in Berlin ankam, seit mehr als vierundzwanzig Stunden ohne Schlaf und Nahrung, da rasten in seinem Kopfe Vorstellungen und Pläne so wild durch einander, daß er Wohl schon damals kaum noch zurechnungsfähig war. Er dachte nicht daran, sich auszuruhen oder seinem ermatteten Körper durch Speise und Trank aufzuhelfen. Sein erster Meg vom Bahnhof war in Ihre Wohnung, und als er dort aus dem Munde einer ahnungslosen Dienerin erfuhr, daß man ihm die Wahrheit gesagt habe — daß Sie viel leicht gerade in dem nämlichen Augenblick die Gattin eines andern geworden seien, da ging er schnur stracks zu einem Waffenhändler, und mit dem Revolver, den er da erstanden, ohne einen Augenblick des Zauderns in das Restaurant, wo er sicher war, Sie zu finden. Vielleicht — ja wadrscheinlich hatte er noch nicht die feste Ab sicht, Sie zu töten, und erst als er Ihnen an der prächtigen, blumengeichmückten Hochzeitstafel Auge in Auge gegenüberstand, als ihm von neuem überwältigend znm Bewußtsein kam, was er verloren hatte, und als zugleich der Anblick des glücklichen Nebenbuhlers an Ihrer Seite alle Furien der Eifersucht in seinem Herzen auf stachelte — erst da mag der fürchterliche Ge danke in ihm aufgestiegen sein, den Treubruch zu rächen, den man an ihm begangen, und Sie mit sich hinabzureißen in sein Verderben. Das eine steht, nach seiner eigenen Erklärung unum stößlich fest: in dem Augenblick, da er die Waffe aus der Tasche seines Mantels zog, war er entschlossen, Sie zu töten, und nicht mit seinem Willen geschah es, daß die Kugel statt Ihrer nur die hinter Ihnen stehende Vaie iraf. Daran, noch einen zweiten Schuß auf Sie abzu feuern oder den Laus des Revolvers gegen seine eigene Stim zu richten, wurde er dann, wie Ihnen bekannt ist, durch die anwesenden Herren verhindert. Seine unglückselige Tat ver dient Strafe; aber bei di-jem Hergang der Dinge kann es kaum zweifelhaft sein, daß ihm mildernde Umstände zugebilligt werden müssen. Er war in seiner heiligsten Empfindung tödlich beleidigt, war auf das Äußerste gereizt worden — uno die innere, bis zum Wahnsinn gesteigerte Aufregung, die Strapazen der beiden letzten Tage, seine hochgradige körperliche Ermattung — das alles dient dazu, die Schwere seines Vergehens zu mildern. Können Sie im Eiust erwarten, Frau Gräfin, daß er auf alle die'e Verteidigungsmittel und Entlastungsmomente Verzicht leiste, nur um Sie zu schonen? Und könnten Sie es geschehen lassen, wenn er seiber etwa willens wäre, Ihrem guten Ruf dieses Opfer zu bringen?" „Er hat einen vortrefflichen Beistand in Ihnen gefunden, Herr Doktor," sagte Raffaella, hergetrieben hat. Es sind augenblicklich mehrere kkriminalinspektoren, Kommissare und Beamte unterwegs, um alle Leute in der Gegend auS- zuforichen, ob sie einen solchen Menschen gesehen haben. Außerdem find an alle Polizeibehörden von Deutschland Ersuchen abgegangen, sofort ähnliche Vorgänge hier her zu berichten, damit ein genaueres Bild über die Messerstechereien gewonnen wird. Wie nachträglich bekannt wird, hat der Messer stecher für sein verbrecherisches Treiben auch in der Person der 15 jährigen Gertrud Sch. ein Opfer gefunden. Als das Mädchen nachmittags die Bekanntmachung von drei Fällen an den Säulen las, erinnerte es sich, kurz vor der Freiarchenbrücke von einem fremden Manne, auf den die gegebene Beschreibung etwa paßte, einen Stoß gegen den Unterleib erhalten zu haben. Das junge Mädchen batte dem Vor fall keinerlei Bedeutung beigemessen. Erst beim Lesen der Bekanntmachung gedachte es des Vor falls, untersuchte seine Kleidung und fand, daß Jackett, Ober- und Unterrock durchstochen waren. Der Stoß war anscheinend dadurch ge mildert worden, daß das Mädchen die Schlitt schuhe unter dem Jackett verborgen hatte. Außerdem hat sich eine Frau gemeldet, die abends gegen 8 Uhr in der Novalisstraße von einem Manne verfolgt wurde. Er hatte ein Messer in der Hand und zerschnitt ihr durch einen Stich die Kleider auf der Rückenseite. Ob der Mann mit dem Täter identisch ist, kann noch nicht beurteilt werden. Es wurden sofort weitere Recherchen eingeleitet. Uber dos Ver brechen äußerte sich der Berliner Universitätspro- fessor Kohler zu einem Mitarbeiter des ,Berl.L.-A/ u. a. wie folgt: Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier nicht um ein Roheitsvergehen handelt, wie dies sonst bei Messerstechereien gewöhnlich der Fall ist. viel mehr weist der Verlauf ganz unzweideutig auf eine scharf abgegrenzte Art von Geistesgestört heit hin. Vorkommnisse dieser Art völlig zu verhindern, steht nicht in menschlicher Macht. Jedoch sind glücklicherweise Fälle verwandter Natur verhältnismäßig selten. Sie kommen nur ganz vereinzelt vor. Zur Ermittelung der Person des Täters wird die Person gut daran tun, zunächst ins Auge zu fassen, daß der Täter vielleicht früher in milderer Form schon ein ähnliches Verbrechen begangen hat. Bekannt lich gibt es Menschen, deren krankhafter Trieb sich lediglich in der Zerschneidung fremder Kleidung Luft macht. Die Annahme, daß ein solcher Fall hier vorliegen würde und nur infolge der Länge und Schärfe des Messers eine Stich verletzung eingetreten ist, erscheint indes durchaus unwahrscheinlich. Gegen diese Annahme spricht einmal der Umstand, daß der Stich anscheinend mit großer Kraft geführt wurde, dann auch die Tatsache, daß gegen den Unterleib gestochen wurde, während die Zerschneider gewöhnlich die Kleidung am Rücken aufschlitzen. — Die moderne Rechtswissenschaft tritt bereits seit längerer Zeit dasür ein, daß staatliche Zwi'chen- anstalten zwischen Gefängnis und Zuchthaus er richtet werden, die zur Aufnahme solcher Per sonen bestimmt sind, deren Gemeingefährlichkeit erwiesen ist und die zugleich nicht dauernd geistes krank sind, sondern deren Zurechnungsfähigkeit eine geminderte oder deren Geisteskrankheit eine vorüber- gehendeist. Es liegt ost einePause von einem Jahr und mehr zwischen einzelnen Verbrechen, während deren scheinbar völlige Gesundung befiehl; aber früber oder später erfolgen immer mehr Rück- ichläge. Hiergegen gibt es nur einen Schutz: dauernde Unterbringung in Anstalten, die für Kranke dieser Art besonders eingerichtet sind. Kuntes Allerlei. Tröstliche Sicherheit. Schauspieler (zu seinem Kollegen): „Kannst du mir nicht fünf Mark leihen, alter Junge?" — „Ich könnte schon, wenn ich nur wüßte, ich bekäme sie wieder, aber leider —" — „Was, du fürchtest, ich könnte sie dir nicht wiedergeben? In acht Tagen sicher l In dem neuen Stück, das für die nächste Woche angesetzt worden ist, muß ich nämlich schon im ersten Akt fünftausend 'Mark die keinen Versuch gemacht hatte, ihn zu unter brechen, ohne jede Ironie. „Ich sehe wohl, daß ich verloren bin, und da der Hauplver- handlung, wie man mir gesagt hat, schon eine eingehende Untersuchung der Sache voraufgeht, wird meine Perlon vermu'lich schon in Vieler die nämliche Rolle gespielt haben, wie in Ihrer eben gehörten Schilderung." Hermann Mohrungen sah ein paar Se kunden lang wie unentschlossen vor sich hin, und blätcerte in dem umfangreichen Akien- stück, auf dessen erster Seile Paul W smars Name stand. Dann tagte er langsam: „Nein, Fron Gräfin! Die wesentlichen Momente des Sachverhalts kennt bis zu diesem Augenblick memanv außer mir. Wismar ist dabei ge blieben, jede Auslage zu verweigern, und nur meinem unermüdlichen Zureden itt es gelunwn, ihm in einer Sinnve tiewr Niedergeschlagenheit jene Erzählung und die Angabe des Ortes ab zugewinnen, an welchem sich Ihre Brie-e be fanden." In dem Amlitz Raffaellas leuchtete es auf. Nie zuvor hatte Hermann Mahlungen zwei icköne Frauenaugen in io berückender, stumm- beredter Sprache auf sich genchlet geieheu, als in diesem Moment. „Und Sie allo, Sie allein sind der nu^arm- berzige Gegner, von dem ich meine Vnnuhluug zu erwanen Hube? Nur nm Ihres TriumpbeS willen soll ich ögentlich gefoltert und zermalmt werden?" F« >> (Fornetzung iolgw
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)