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Ottendorfer Zeitung : 20.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190901202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090120
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-20
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 20.01.1909
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Der kleine Kaiser ist noch zu jung, um die Ehrungen, die seinem Range gebühren, entgegenzunehmen, und auch dem Schatten des verblichenen Kaisers kann er nicht die traditionellen Ehren erweisen; hier ver tritt ihn ein andrer Prinz, dem die Ehrung des Toten als Amt übertragen ist und der wohl bald wieder in Vergessenheit zurückfinken wird Trotzdem wird der kleine Pulst wohl bald einen der verantwortungsvollsten Regierungsakte vornehmen müssen. Von dem Augenblick an, wo seine kleinen Hände den Tuschpinsel halten können, werden ihm die Listen der zum Tode Verurteilten vorgelegt : auf dem großen Bogen mag dann der kleine Kaiser mit seinem Pinsel einen Lfteis malen. Die Größe dieses Kreises aber und seine Stellung entscheiden über das s Leben vieler: alle, deren Name sich innerhalb ' des, Kreises befinden, werden dann sofort hin gerichtet. Aus Jahre hinaus wird dies die einzige Regierungshandlung Puyis sein und erst später wird er die düstere Bedeutsamkeit dieses Pinselzuges ermessen lernen. Inzwischen wird die Erziehung des Kaisers ihren alten, durch die Tradition geheiligten Gang nehmen. Er wird die chinesischen Klassiker auswendig lernen — gegen 800 Bände - und jahrelang mag er daran arbeiten, die vielen tausend komplizierten und verschiedenartigen Schrift zeichen lesen und schreiben zu lernen, die ein gelehrter Chinese kennen muß. Denn es er scheint sehr zweifelhaft, ob man bei der Er ziehung des künftigen Sohnes des Himmels modernen fremden Ideen einen Einfluß ein räumen wird, ja die letzten Ereignisse weisen eher aus das Gegenteil hin. Der verstorbene Kaiser Kwang-Szü, so erzählen die .Lectures pour Tousß verdankte seine Schwächlichkeit und seinen srühen Tod nicht zum geringsten Teile dem angestrengten und harten Studium, durch das er die völlige Beherrschung der chinesischen Gelehrten- und Schriftsprachen so wie der alten klassischen Literatur zu erringen suchte. ver Papagei als Lebensretter. F Die Geschichte einer merkwürdigen Er rettung eines jungen Mädchens aus den Trümmern eines eingestürzten Hauses in Messina schildert der an der Stätte der Katastrophe weilende Korrespondent Civinini des .Corriere della sera'. Er hatte sich noch am Abend einem Trupp von Matrosen angeschlossen, der zwischen den Ruinen am Rettungswerk arbeiteten. „Wir überkletterten ein wüstes Feld von Ruinen, sprangen über ein gefallene Kellerwölbungen, stiegen über hohe halbzertrümmerte Steinblöcke, als plötzlich aus einem schmalen dunklen Hohlweg, dem Überrest einer kleinen Gasse, über der sich die gegenein ander gefallenen Mauern zweier Paläste zu einem schwankenden Haufen geborstener Steine aufgetürmt hatten, eine heisere rauhe Stimme ertönte, die immerfort mit klagendem Tonfall ein einziges Wort rief: „Maria, Maria". Sofort machten die Matrosen sich an die Arbeit, mit äußerster Vorsicht begann man Schntteile fort zuräumen. Nach einer halben Stunde errönte ein dumpfes Poltern l die Trümmer sinken in sich zusammen und ein tiefes schwarzes Loch gähnt den Rettern entgegen. Fast wäre einer der Retter mit hinabgerissen worden, aber im letzten Augenblick konnte er noch an dem Beine eines Gefährten einen Halt gewinnen und wurde rasch aus einer Staubwolke emporgezogen. Einen Augenblick steht alles vom Schreck übermannt: der Verschüttete ist jetzt wohl zerschmettert. Aber aus dem Loche tönt ein Rascheln und dann kriecht flügelschlagend ein grüner Papagei aus der Öffnung und schüttelt sich den Kalkstaub aus den Federn. Am Rande bleibt ec fitzen und sofort ertönt wieder sein klagender Rus: „Maria . . . Maria". Unten im Gewölbe fand man dann die Maria des guten Vogels, seine Herrin. Bleich ausgestreckt lag sie da, ein wundervoll schönes junges Mädchen, anzusehen wie der Leichnam einer Heiligen. Bald zeigte es sich, daß sie nicht tot war, eine tiefe Ohn macht hielt sie umfangen. Sie befindet sich jetzt an Bord eines Schiffes in ärztlicher Pflege, und man hofft, daß ihr Leben erhalten bleiben wird. Der Papagei aber, ihr Lebensretter, weilt als Gast auf der „Regina Elena" und ist bereits der Liebling der Offiziere und Seeleute an Bord." Der 8turm auf äen f^oräpol. A Unsre Kenntnis von den eisigen Wüsten, mit denen der Nordpol sich bisher noch immer mit Erfolg gegen die Unerschrockenheit und den Wissensdrang kühner Forscher verteidigt hat, kann von den nächsten Jahren interessante und wertvolle Bereicherungen erwarten, denn nicht weniger als drei wagemutige Forscher ringen jetzt gegen Nacht und Eis und weitere Ex peditionen sind geplant. Commander Peary überwintert zurzeit an den nördlichen Küsten von Grantland und wird mit dem kommenden Frühlung einen neuen Vorstoß nach dem Pol unternehmen. Ein zweiter amerikanischer Forscher, Dr. Frederick Cook, hat fast auf dem selben Wege das kühne Wagnis angelreien, und mit Besorgnis erwartet man Nachrichten von ihm, denn er sollte bereits im Sommer zu rückkehren, weilt aber noch immer in den eisigen Gefilden des höchsten Nordens. Ein Mitglied der Expedition Mikkelsens, Stefansson, hat sich durch den unglücklichen Ausgang des ersten Unternehmens nicht davon abschrecken lassen, im letzten Sommer aufs neue die Fahrt in das Unbekannte anzutreten, und nach den letzten von ihm eingetroffenen Nachrichten überwintert er jetzt bei den Eskimos am Collville-River süd östlich von der Barrowspitze. Inzwischen rüsten sich neue Expeditionen, diesen Pionieren der Forschung nachzueifern. Der Engländer A. H. Harrison bereitet einen neuen Zug vor, durch den er von Banksland mit der Hilfe von Eskimos in das Polarbecken eindringen will; dasselbe Ziel hat sich Evelyn Baldwm gesetzt, der die Route durch die Behringstraße gewählt hat. Er beabsichtigt mit einem reichen, auf 3V- Jahre bemessenen Vorrat von Proviant das Wagnis anzutreten, will die Strömungen des Treibeises benutzen und hofft so durch Geduld und Ausdauer im Laufe der Jahre zu erreichen, was die meisten durch einen kurzen entscheiden den Vorstoß nach Norden in den Frühjahrs monaten erstreben. Inzwischen arbeitet in Nor wegen Kapitän Amundsen emsig an der Aus rüstung seiner neuen Expedition, die bekanntlich von der norwegischen Regierung subventioniert wird und bei der die umgebaute ,,Frain", das Sckiff, mit dem Nansen seinerzeit seine große Reise machte, von neuem beweisen soll, daß sie dem Kampfe mit dem Eise auch heute noch ge wachsen ist. Gemeinnütziges. s Herrenhüte reinige man nie mit einer Bürste, sondern mit einem Stückchen Samt oder Plüsch. Der Stoff nimmt den Staub sehr gut ab und die Hüte leiden nicht wie beim bürsten. o Ein gutes Mittel gegen wund gelaufene Führ ist Hirschtalg, den man auf alte Leinwand streicht und aus die wunden. Stellen legt. . Von und fern. Der Passagierverkehr über den Ozean ist im vergangenen Jahre wesentlich hinter den Zahlen des Jahres 1907 zurückgeblieben. Nach New Uorker Berechnungen haben 1908 940000 Passagiere weniger den Ozean gekreuzt als im Jahre 1907, was einen Ausfall von 120 Mill. Mark für die Dampsergesellschaften bedeutete. Errichtung eines Elektrizitätswerkes in Swakopmund. Die Damara- und Nama- qua - Handelsgesellschaft hat, wie die Deutsch- Südwestafrikanische Zeitung meldet, auf zwanzig Jahre die Erlaubnis erhalten zur Errichtung iind zum Betriebe eines Elektrizitätswerkes in Swakopmund, sowie das Recht, Licht und Kraft aus diesem innerhalb der Ortschaft Swakopmund nach einem vom Bezirksamt zu genehmigenden Tarife an Dritte abzugeben. Die Einrichtung elektrischer Verkehrsanlagen (Straßenbahn, Nach richtenanlagen und dergl.) ist hierbei nicht ein begriffen. Der Fiskus genießt dieselben Vor zugspreise und dasselbe Ankaussrecht wie die Gemeinde. Ein alleiniges Recht auf Herstellung und Abgabe von Licht und Kraft wird der Ge sellschaft nicht bewilligt. Bon herabfkürzenden Erbmassen wurden zwei Bahnarbeiter am Bahnbau Sonneberg— Eisfeld verschüttet, ein dritter erlitt einen doppelten Beinbruch. X Bon der Militärbehörde belohnte Schutzleute. In der Patronendiebstahlsaffäre beim 118. Infanterie-Regiment in Worms, die mit der Verurteilung der Schuldigen ihr Ende fand, ist den dortigen Schutzleuten Schröter und Euler vom Kommando des genannten Regi ments in dankbarer Anerkennung für die dem Regiment geleisteten Dienste eine namhafte Geldbelohnung überreicht worden. Die beiden Beamten hätten seinerzeit den Dieb, sowie den Anstifter bezw. Hehler während der-Nacht aus srischer Tat ertappt, so daß deren Bestrafung erfolgen und die gestohlenen Patronen zum größten Teil wieder herbeigeschafft werden konnten. Fünf Feuerwehrleute bei einem Brande verunglückt. In der Brauerei „Zum Ritter", der sogenannten Klosterbrauerei in Horb am Neckar, brach ein Brand aus, dem das ganze Gebäude, der Gasthof und die Brauerei zum Opfer fielen. Fünf Feuerwehrleute wurden durch eine einstürzende Mauer mehr oder weniger schwer verletzt, doch besteht für keinen Lebensgefahr. Eine von Wilderern veranstaltete Treibjagd ist von der Polizei in unliebsamer Weise gestört worden. Seit einiger Zeit wußte man, daß die Wilddieberei an der holländischen Grenze in großem Umfange betrieben werde und es wurden daher mehrere Polizeibeamten und Gendarmen beauftragt, die nächtlichen Jäger aufzuspüren. Es gelang den Beamten, neun Personen abzufassen, die auf dem Niederfeld bei Kempen im Mondenschein regelrechte Treib jagden veranstalteten. Zwei Holländer, die sich unter den Jägern befanden, wurden als flucht verdächtig dem Gefängnis in Kempen zugeführt. Explosion in einem ungarischen Berg werk. In der Ajkaer Kohlengrube (Komitat Loszpeim) brach infolge von Slentzündung eine Explosion schlagender Wetter aus. Das entstandene Feuer breitete sich vom Luftschachte in der Grube einwärts mit rasender Schnellig keit aus und versperrte den dort befindlichen Arbeitern den Weg zur Rettung. Nach länge rem Arbeiten wurden 95 Leichen geborgen, fünf Bergleute konnten noch lebend gerettet werden. Zusammen waren 250 Bergleute in der Grube. Man glaubt, daß noch 150 Bergleute in der Grube verblieben, deren Rettung unmöglich war. Die Opiumseuche in den französischen Kriegshäfen. In Toulon wurde bei einem Kaufmann eine große Menge Opium sowie ein Verzeichnis von Opiumkäufern beschlagnahmt, unter denen sich mehrere Seeoffiziere befanden. Ihre Namen wurden dem Marineminifter mit geteilt, der eine Untersuchung der Angelegenheit angeordnet hat. — - ? : Rauchvergiftung in einem französischen Militärlazarett. Im Garnisonkrankenhause „Lieber Fritz," sagte Eva, „du könntest mir heute einmal deine Hilse leihen!" „Gern, mein lieber Schatz," erwiderte der Fabrikherr, indem er sich gleichzeitig mit seinem Weibchen erhob, „um was handelt es sich?" „Du weißt," fuhr das reizende Frauchen wichtig fort, „daß heute früh ein Brief aus der Residenz an mich angekommen ist, dessen In halt eine Erweiterung unsres Kinderasyls an ordnet und bis in den Herbst hinein uns noch immer neue Scharen kleiner Patienten ange meldet hat. Da sollen auch noch die Giebel zimmer zur Aufnahme unsrer jugendlichen Kur gäste eingerichtet werden. Du weißt, ich be spreche gern alles mit dir." „Und ich erst?" lächelte Fritz ihr zärtlich zu, „du weißt wohl, mein Evchen, daß ich in einer Unterhaltung mit dir nie ein Ende finden kann und folgen werde ich dir, wohin du willst, also diesmal auch bis auf den Dach boden." Beide reichten dem Kanzleirat zum Ab schied die Hand und nachdem sie dann zuerst in Küche und Vorratskammer gegangen waren, wo Eva Bestimmungen für das Mittagsmahl ihrer Pflegebefohlenen traf, stieg das junge Paar in das oberste Stockwerk hinauf, dessen Räume in früheren Zeiten nur als Rumpelkammer gedient hatten. „Hier oben bin ich noch nie gewesen," sagte Eva, als sie in eins der niedrigen Dachzimmer trat und musternd sich umschaute, „Raum läßt sich hier noch genug gewinnen, aber diese Stuben sollen doch nur im äußersten Notfälle als Wohnraum dienen, denn die Luft hier oben, zu Chauteau Roux wurde eine Anzahl Soldaten durch Kohlengase erstickt aufgesundeu. Nach langen Bemühungen der Arzte gelang es, 15 Soldaten ins Leben zurückzurufen, während zwei nicht mehr zu retten waren. Kriegs minister Picquart sandte seinen Generalsekretär nach Chauteau Roux, um die Untersuchung per sönlich zu führen. Der Räuber im Koffer. Aus Poitiers (Frankreich) wird berichtet, daß zwei Automobi listen einem Wirt in Savigny gegen Abend einen ungewöhnlich großen Koffer zur Aufbe wahrung übergaben. Der Wirt, dem dies ver dächtig erschien, verständigte die Gendarmen, die den Koffer öffneten und in ihm einen mit zwei Dolchen und einem Revolver bewaffneten Mann fanden; er wurde sofort festgenommen. Auch die beiden Automobilisten wurden verhaftet, als sie den Koffer abholen wollten. Anscheinend handelt es sich um einen geplanten Überfall. Der Selbstmord zweier Brüder erweckt in Rochefort allgemeine Teilnahme. Wie aus Brüssel gemeldet wird, waren die Brüder, beide Telegraphenbeamte im Alter von 28 und 32 Jahren, an einem unheilbaren Leiden er krankt. Bor einigen Tagen ließen sie sich von einem Brüsseler Spezialisten unterkichen, der ihnen über ihr Schicksal keinen Zweifel ließ. Niedergeschlagen kehrten sie nach Rochefort zu rück. Nachdem sie ihre alte Mutter unter einem Vorwand aus dem Hause entfernt hallen, erschoß der ältere Brnder den jüngeren und dann sich selbst. Gericktskalle. X Erfurt. Die Massendiebstähle in der königl. Gewehrfabrik haben vor dem Kriegsgericht ihre Sühne gefunden. Die Anklage richtete sich gegen den Depotsergeanten Ernst S. und den Depotseld- webel L.; sie wurden beschuldigt, im Jahre 1907/08 dem preußischen Militärsiskus gehörende Gegen stände sich rechtswidrig angeeignet und verkauft zu haben. Das Urteil lautete gegen S. ans zwei Jahr- Gefängnis, gegen L. aus neun Monate Gefängnis. Gleichzeitig wurde bei beiden Angeklagten auf Degra dation und Versetzung in die zweite Klasse des Sol datenstandes erkannt. Bern. Eine internationale Hochstaplerin, die in Wien, Berlin, London und Paris .Hotelschwindeleien verübt und hier in einem Hotel einen wertvollen Brillantschmück gestohlen hat, erhielt vier Monate Gefängnis. Nach Verbüßung dieser Strafe wird die Verbrecherin aus der Schweiz ausgewiesen werden. Vas bräbeben in Italien. In Messina herrscht noch immer das Standrecht, und bei Sonnenuntergang muß jede Privatperson zu Hause sein. Die Soldaten haben Order erhalten, auf jeden, der nachts zwischen den Ruinen getroffen wird, zu feuern. Der Herzog von Connaught, der Kommandant der englischen Mittelmeerflotte, der Messina wieder verlassen hat, hat die zur Hilfe leistung abgesandten englischen Kriegsschiffe an gewiesen, noch länger vor Messina zu bleiben. Der Dampfer „Celtic' kam mit Nahrungsmitteln, die für 1v- Millionen Rationen reichen, aus New Jork im HafLn von Messina an. Die Zählung der Überlebenden ist nun mehr beendet und kein Lebender mehr in den Trümmern aufgefunden worden. Die Genie truppen sind aber noch unermüdlich tätig, doch fehlt es immer noch an Holz zu Baracken. Tarentinische Seeleute erzählen, daß vier oder fünf Tage vor dem Erdbeben das Wasser in den Austernbecken am Leuchtturm, wo auch Muscheln gezogen werden, so heiß geworden sei, daß alle Kulturen eingingeu. Um den Austernteich hätten sich rostfarbene Erdhaufen und breite Spalten gebildet, aus denen bläulicher Rauch aufstieg. Die Wissenschaft wird die Richtigkeit dieser und andrer Erzählungen nachzuprüfen haben. Noch täglich finden Erdstöße statt, die aber, wie in Norditalien und Tirol, wo sich die Erderschüite- rungen wiederholten, keinen Schaden amickten. Der Deputierte Morgan berichtet aus Reggio folgende hochinteressante Beobachtungen: „Uber die gewaltige Woge erzählt im Lazzaro ein Zollbeamter, der zur Zeit der Katastrophe die so dich! unter' deni Dache, ist zu dumpf,-es herrscht hier ein wahrer Modergeruch!" „Das-ist natürlich, weil hier seit langer Zeit die Fenster nicht geöffnet worden sind I" Bei diesen Worten stieß Fritz ein kleines Fenster auf und trat mit Eva an dasselbe, um sich an der hereinströmenden Seeluft zu stärken, denn auch ihm wurde durch den eigentümlichen Dunst dieses Gemaches das Atmen erschwert. Die beiden jungen Eheleute überlegten noch, wie diese oberen Räume für den Zweck der Ferienkolonie am vorteilhaftesten ausgenutzt werden könnten und wollten schon wieder auf den Korridor hinaustreten, als Eva im letzten Augenblick eine kleine Tür bemerkte. Sie stieß dieselbe auf und blickte in eine Kammer. „Ach sieh'" rief die junge Frau, „welch' eine schöne, altertümliche Truhe!" Werner folgte seiner Frau in die Kammer, in der die Atmosphäre eine noch viel drückendere war, als im Nebenzimmer. Er öffnete auch hier ein Fenster und musterte dann den kleinen Raum, in dem sich außer der großen, mit reicher Schnitzarbeit geschmückten Truhe, die Evas Auf merksamkeit erregt hatte, nur wenige teilweise zerbrochene Möbel befanden. „Vielleicht," fuhr Eva fort, „ist dieser alter tümliche Kasten mit Wäsche gefüllt, die könnten wir zu der Einrichtung für das Kinderasyl vor trefflich brauchen!" Sie rüttelte an dem altertümlichen Messing verschlusse der Truhe, konnte aber den Deckel derselben nicht öffnen. Erst der Anstrengung ihres Mannes gelang es, das Schloß zu öffnen und den Deckel zu heben. Neugierig beugte sich Eva vor, um den Inhalt des Kastens zu unter suchen, aber mit einem furchtbaren Schrei fuhr sie zurück, warf sich in ihres Mannes Arme und barg ihr Gesicht an seiner Brust! Auch Fritz war entsetzt über den Anblick, der sich ihm beim Aufspringen des Kastendeckels dar geboten hatte. In der Truhe lag die mumienhaft einge trocknete Leiche eines Mannes; die bis zur voll ständigen Unkenntlichkeit entstellt war. Fritz führte zunächst seine vor Schreck halb ohnmächtige Frau von diesem Orte des Schreckens fort, dann eilten beide in dieSchloß- kanzlei hinab und teilten die soeben gemachte furchtbare Entdeckung dem Kanzleirat mit. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nach richt von dem unheimlichen Funde durch Schloß, Fabrik und Dorf. Gleich daraus stieg Fritz, jetzt in Begleitung des Kanzleirats und noch einiger Zeugen, wieder nach der verhängnisvollen Kammer hinauf. Bei näherer Untersuchung ergab es sich nun, daß man die Leiche deS seit Jahresfrist ver schwundenen Leonhard vor sich hatte. Die Kleider des Toten, sowie mehrere bei ihm be fundene Schriftstücke bestätigten unzweifelhaft seine Identität. Damit war nun das letzte Rätel ge löst, die ganze Freveltat gebüßt. Leonhard hatte also an jenem furchtbaren Tage, wo Robert unmittelbar vor seiner Trauung von dem Bankier Gadebusch die Maske abgerissen worden war, das Schloß nicht mehr verlassen können, da der Zugang nach der Treppe ihm durch die damaligen Hochzeitsgäste versperrt gewesen war. Jedenfalls hatte er die Absicht gehabt, sich in den abgelegenen Räumen der Bodenkammer bis zum Anbruch der Nacht zu verbergen, um das Schloß dann unter dem Schutze der nächtlichen Dunkelheit verlaffen und entfliehen zu können. Wahrscheinlich hatte er später, als man das Schloß nach ihm durch suchte und er die Verfolger nahen hörte, sich in der großen Truhe versteckt, deren Deckel so fest zusprang, daß er von innen durch Leonhard nicht wieder geöffnet werden konnte. Die Truhe, in der Leonhard eine schützende Zuflucht gefunden, war ihm ein Gefängnis, zu letzt ein Sarg geworden. Wohl mochte er in seiner letzten Ver zweiflungsangst um Hilse gerufen haben, aber die dichten Holzwände der Truhe hatten seine Rufe völlig erstick!, so daß sie — zumal in diesem abgelegenen Winkel des Schlaffes — ungehört verhallt waren. Sein Schelmenglück hatte hier ein furchtbares Ende, seine Verbrechen eine gerechte Strate gefunden. — Mit der Gewißheit über Leonhards Schick sal verschwand der letzte Schatten, der in der Erinnerung an die Vergangenheit noch auf Schloß Grödenitz geruht hatte. Auf demselben Boden, wo soviel Unheil gewuchert, blühte fortan ungetrübt das Glück des jungen Wernerschen Ehepaares, und Schloß Grödenitz, dessen Prachthallen Jahrhunderte hindurch ein nun untergegangenes, altes Adels geschlecht bewohnte, ist als Kinderasyl und Ferienkolonie ein Segen für ein heranwachsen des, neues Geschlecht geworden. Ne Ende.
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