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Ottendorfer Zeitung : 27.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190901277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090127
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-27
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.01.1909
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Geschichte mit weit» ; für dm mne, die bedrohen, über daS rll sie den >em Fleth stütze und war der es HeereS i der Zeit t versteht, ig unsrer mg eines du den ieg vor t" tz unsrer hat sich n Lebens verschloß n. Noch würdigen mtlassung weiß man die erste« nser und litik, der ühlte da» ulsierend« ochte und ande dm l mochte Ja, dar ist ei« Geiste in versucht, nnen zu e Gesetz» t, spielt et, malt miert, ist r Jäger, »er nicht. Von ihm »ertugend für ihre arbeitet M Herz >le nicht gnisse in JahreS er, wie >ung ge» ng nach :e: „Ich Frieden ) reiche n diesem gerechtem Vesseres, nen wir cknschen, cung er» gnungm delbaren )em Er- nur er» . Dann hm das er aus- ! liger >iesem wärtS politilcke Kunclfckau. Deutschland. «Kaiser Wilhelm wird sich Ende Mrz zu kurzem Aufenthalt nach Homburg ». d. H. begeben. * Der Reichstagsabgeordnete Graf von Hompesch (Zentr.), der vor einigen Tagen einen Schlaganfall erlitten hat, ist am 21. d. im Alter von 83 Jahren gestorben. Graf Hompesch hatte bereits 1867 dem Norddeutschen Reichstag angehört und vertrat seit 1874 den Wahlkreis Düren-Jülich. Seit 1893 war der Verstorbene Präsident der Zentrums-Fraktion, ils welcher er sich besonders um die Erhaltung und Geschlossenheit seiner Partei verdient ge macht hat. Graf Hompesch war bei allen Parteien hochgeschätzt. — Zu Beginn des Krieges 1866 war er diensttuender Kammerherr der Königin Augusta in Koblenz; als solchem siel ihni die Aufgabe zu, die Königin, die ihren Lieblingsaufenthalt nicht verlassen wollte, ent brechend einem gemessenen Befehle des Königs zur Rückkehr nach Berlin zu bewegen und da hin zu geleiten, was er denn auch tat. Auch dem Kaiser Wilhelm II. war der Ver storbene kein Fremder. Als der Kaiser einmal in den neunziger Jahren eine Anzahl Reichs- togsabgeordneter nach Potsdam zu einem Vor trage über die Marineverhältnisse ein- geladen hatte, erhielt Graf Hompesch bei der nachfolgenden Tafel einen Platz neben ihm. * Während über die Finanzreform für das Reich noch die parlamentarischen Vorbe ratungen schweben, kann die Frage, in welcher Weise der große finanzielle Mehr bedarf in Preußen seine Deckung finden soll, als gelöst gelten. Die Budgetkommission des Abgeordnetenhauses hat ihre Beschlüsse ge faßt, und es darf als sicher gelten, daß das Hans diesen Vereinbarungen mit der Regierung seine Zustimmung geben wird. Die Vereinbarungen find folgende: Zuschläge zur Einkommen steuer für 1908 werden nicht erhoben, sondern nur für dicnächsten dreiIahrebe willigt; sie sind von allen Einkommen von mehr als 1200 Mark zu entrichten. Die Zu schläge zur Er g änz u n g s steu er betragen durchweg ein Viertel der zu entrichtenden Steuer, ^ie G e s eil s ch a ft s st e u er wird zurück- llezogen, dafür werden einige Stempel steuern erhöht. * Bei der R ei ch s t a g s ers a tz stich - ivahl im Wahlkreise Siegen-Witt genstein-Biedenkopf wurde für den zmückgetrete- »en christlich-sozialen Abgeordneten Stöcker der valionalliberale Abgeordnete Vogel gewählt, ks wurden abgegeben für Vogel (nat.-lib.) 924, für Lic. Mumm (christl.-soz.) 15 699 Stimmen. Bei der Ersatzwahl am 11. d. erhielt Mumm (christl.-soz.) 13 428, Vogel (nat.-lib.) <828, Nuschle (freis. Vgg.) 4175, Scharmützel ^st.) 3046 Schneider (christl.-natl.) 959 und Rogowski (soz.) 1695 Stimmen. * Die Berliner Stadtverord »elen der sammlung bewilligte zur Bestreitung der Kosten für den festlichen Empfang des englischen Königspaares 60000 Mk. . *Das braunschweigische Staats- sninisterium hat bestimmt, daß fortan in den sämtlichen Schulen des Herzogtums an den Geburtstagen des Deutschen Kaisers und des Herzog-Regenten der Unterricht vorbehaltlich der üblichen Schulfeiern aus fällt. Holland. * Die Unterhandlungen im Haag zwischen dem venezolanischen Sondergesandten Dr. Paul und dem holländischen Minister des Außem haben zu einem vollkommenen Einver nehmen zwischen Holland und Vene- inela geführt. Balkanstaaten. . * Einer Meldung des ,Daily Mail' ans »anstantinopel zufolge soll dort eine Der- > chwörung entdeckt worden sein. Es handelt uch um eine angeblich weit verzweigte Ver- M'örung zum Sturze des Parlaments und der Erfassung und Wiedereinführung der früheren Verhältnisse in der Türkei. Zwei euro päische Mächte sollen an der Verschwörung teilgenommen haben. Gerade der letzte Teil der Meldung läßt einige Zweifel an der ganzen Ver schwörungsgeschichte aufkommen. Aus äem Keickstage. Der Reichstag nahm am Donnerstag zunächst Kenntnis vom Ableben des Abg. Grafen von Hompesch lZentr.) und ehrte das Andenken des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Auf der Tagesordnung standen die Interpellationen der Sozialdemokraten und Polen über die Handhabung des neuen Reichsvereinsgesetzes. Nachdem die An fragen durch die Abgg. Brey lsoz.) und Brejski (Pole) begründet waren, die beide auch der Aus führung des neuen Reichsvereinsgesetzes kleinlichen Polizeigeist nachsagten, erklärte Staatssekretär von Bethmann-Hollweg, überall, wo Verstöße vorgekommen seien, sei auch alsbald Remedur ge schaffen worden. Die polnischen Berufsvereine ver folgten nicht lediglich wirtschaftliche, sondern auch ausgesprochen politische Bestrebungen auf der Grund lage grobpolnischer Bestrebungen. Auch von den sämtlichen politischen Parteien werbe iin Wesen an erkannt, daß diese polnischen Berufsvereine polnisch nationalen Zielen nachgehen. Von den der Re gierung unterbreiteten.100 Fällen sei in 33 Fällen überhaupt keine Beschwerde geführt worden, in andern 23 Fällen sei der Beschwerde Rechnung ge tragen. In 20 Fällen haben sicb die Beschwerde führer mit dem ablehnenden Bescheide beruhigt und von den ganzen 100 Fällen seien nur drei in höhere Instanzen gekommen, davon ein einziger bis zum Minister des Innern. Der in den Interpellationen liegende Vorwurf sei also unberechtigt. Danach ging noch sächsischer Bundesratsbevollmächtigter Dr. Fischer auf einzelne speziell sächsische Fälle ein. Am 22. d. stand auf der Tagesordnung die Be sprechung der Interpellation zum Verein sgcsetz. Abg. Roeren lZentr.): Nach der Rede des Staatssekretärs könnte man glauben, wir stehen im Westen unter einer polnischen Vercinsherrschast. Davon ist dort nichts zu spüren. Es mögen Aus schreitungen Vorkommen, und die verurteilen wir. Aber die Schuld tragen diejenigen, die durch hakatistische Drangsalierung das in sich schon aus geprägte Nationalgcfühl der Polen aufs äußerste reizen. Sicher hat das Gesetz schon jetzt zu Härten und Maßnahmen geführt, die bei der Beratung des Gesetzes allgemein für ausgeschlossen gehalten und erklärt wurden. Die Verantwortung tragen die jenigen, die der Vorlage zugestimmt haben. Wollte man Ausnahmebestimmungen gegen die Polen, so müßte man sie gesetziich seftlegen. Die Er klärung des Staatsscketärs während der Beratung des Vereinsgesetzes konnte nur dahin auSgelegt werden, das Sprachenverbot sei für alle Arbeiter organisationen einfach ausgeschlossen. Von dem Segen, den das Gesetz bringen sollte, ist nirgends etwas zu spüren. Ich sehe nichts von größerer Be wegungsfreiheit. Abg. Edler zu Putlitz skons.): Die Inter pellationen richten sich aegen materielle Bestim mungen, nicht gegen die Handhabung des Gesetzes. Würde das Gesetz nicht richtig ausgkführt, so würden wir als erste dagegen Einspruch erheben. Hätten die Interpellanten gewartet, was aus ihren Be schwerden werde, so hätten sic die Interpellation nicht eingebracht. Aus die einzelnen Fälle gehe ich nicht ein. Aber den Staatssekretär muß ich gegen die Angriffe in Schutz nehmen, die man gegen ihn richtete. Abg. Junck jnat.-lib.): Wegen der Ausführung des Vereinsgesetzes sprechen wir dem Staatssekretär unser Vertrauen aus. Nicht leichten Herzens, aber im Pflichtgefühl haben wir durch das NeichSgesetz der preußischen Regierung die Waffe gegeben, die ihr als Vorkämpferin auf diesem Gebiete gegenüber den Polen gebührt. Den Gewerk schaften gebührt tunlichste Freiheit. Was die pol nischen Gewerkschaften betrifft, so ist der Beweis, daß sie politisch-nationale Ziele verfolgen, nie in so glänzender Weise geführt wie gestern. Auch in Süd deutschland schätzt man das neue Vereinsgesetz; alle pessimistischen Voraussagungen des Zentrums sind nicht eingetroffen. Daß die Interpellanten nach so viel Geschrei nur hundert Fälle zusammengefegt haben, ist für sie geradezu beschämend. Zu einem „Ich klage an!" gehört ganz andres Material. Haben Sie noch mehr Material, dann heraus mit Ihrem Flederwisch! Im großen Königreich Sachsen hat man es glücklich auf sechs Fälle gebracht. In Sachsen haben die sozialdemokratischen Zeitungen ihre Leser geradezu darüber belehrt, welche Vorteile ihnen das Gesetz bringt. Daß Mißgriffe vorge kommen sind, soll nicht bestritten werden. Aber Fälle, die symptomatisch wären für die falsche Auf fassung des Gesetzes, sind entweder nicht vorgebracht oder durch die Antwort des Staatssekretärs erledigt. Abg. Müller-Meiningen (frs. Vp.): Niemand wird bestreiten, daß in der öffentlichen Meinung ein liebens- „Nun?" fragte Graf Wenzel mit über- eise sind fugender Arglosigkeit des Ausdrucks über den Jmpro» Tisch hinüber. „Darf man den» nicht erfahren, der Absender dieses Glückwunsches ist?" rin ge- , . „Ach — es ist nichts — etwas Belang- ne Ant- — Geschäftliches —" erwiderte der Ge- t, denn Mgte verlege», indem er zugleich Miene machte, Schärfe Blatt zu zerreiße». Rafaella aber, die vor- efärbten über seine Schulter geblickt hatte, nahm ihm, VaterS daß sich dabei eine Linie in ihrem schönen st viel» gesichert verändert hätte, das Telegramm aus >at den Hand und reichte es dem Husaren. jedem, . „Warum sollten wir Ihnen den Wortlaut et." Gratulation vorenthalten, die Seine Durch- > nichts ^ucht, Ihr Herr Oheim, für uns hat? Viel- tzie Be» können Sie uns sogar raten helfen, wem ine auf sMsi Hohenstein die vorzeitige Kenntnis des ufgefaht ^Misses verdanken mag." te einer Auf dem zerknitterten Papier, das Graf l Tele- Tanzet nsieder auseinanderfaltete, war in den sichtlich ^pidarcn Blausliftzügen irgend eines Tele- eine« Mphcnbeamten zu lesen: zu ge- „ . „Erhalte soeben Nachricht von Deinem wahn- ^Ngen Heiratsplan, und befehle Dir als Ober- Lieb," ^upl der Familie, von der Ausführung einem Augstens solange abzustehen, bis Du meinen ; doch "Aef erhalte» hast. Hoffe, daß Du Dich zur elungen ^M» Zeit der Folgen erinnern wirst, die ein nis zu unsinniger Schritt für Deine Zukunft haben ^üßw. genblick k Fürst Hohenstein." Gesicht Graf Wenzel wiegte mit einer Mierie anf- flomem "'Mgen Bedauerns das Haupt. Sicher» . „Eine sehr ärgerliche Überraschung — wloren. ^uhrhaslig!" sagte er, sich ein wenig über über den Tisch neigend, mit vorsichtig gedämpfter Stimme. Daß Onkel Chlodwig die Neuigkeit von andrer Seite erfahren hat, als durch dich, wird dir die Aufgabe, ihn mit der vollendeten Tatsache auszusöhnen, allerdings einigermaßen erschweren." Graf Adelhard blickte mit leicht zusammen- gezogene» Brauen vor sich nieder. „Sprechen wir nicht weiter davon I" gab er kurz zurück. „Ich bin zum Glück nach keiner Richtung hin an die Zustimmung des Fürsten gebunden. — Aber was bedeutet denn das da? Was will dieser sonderbare Mensch hier in unsrer Gesell schaft?" Die Frage galt der Erscheinung eines An kömmlings, der in der Tat seinem Außer» nach kaum zu den Geladenen zählen konnte. Hatte er es doch nicht einmal für notwendig gehalten, den großen grauen Kragenmantel abzulegcn, der seine hochgewachsene Gestalt verhüllte, und trug fein jugendlich schönes, nach Schauspielerart glatt rasiertes Gesicht doch einen nichts weniger als festlichen und fröhlichen Ausdruck. Einer der Kellner war ihm in der Tür mit einer Frage enigegengetreten, aber der Fremde hatte ihn einfach beiseite geschoben und war weiter gegangen. Als Graf Adelhard seiner ansichtig wurde, stand er ihm bereits in einer Entfernung von kaum drei Schritten gegenüber, und seine tiefliegenden, dunkel umschatten Augen Ware» fast unheimlich stier auf die schöne junge Gräfin Hohenstein gerichtet. Durch de» »»willigen Ausruf ihres Gatten aufmerksam gemacht, sah Raffaella empor. Mit einem halb erstickten Aufschrei erfaßte fie in allgemeiner Umschwung zugunsten des Gesetzes ein getreten ist. Abg. Ledebour rief vorhin dem Kollegen Junck zu: „Die Vorteile des Gesetzes haben wir nie bestritten." Ja, Sic (zu den Soz.) haben den Fortschritt verlästert, wie das ja überhaupt bei Ihnen der Fall ist. Den gestrigen Aus führungen des Staatssekretärs kann sich nie mand entziehen. Er hat bewiesen, daß taisächlich eine fanatische Scheidung der polnischen von den deutschen Arbeitern eingetretcn ist. Ich habe mich gefreut, daß die königlich bayrische Sozialdemokratie Entgegenkommen bei der bayrischen Regierung findet. So kam es, daß sich die Herren auf dem Nürnberger Parteitage gegenseitig die Köpfe wuschen. Ich empfehle dieses Vorgehen der preußischen und sächsischen Regierung. Dann wirb die Sozialdemo kratie nicht mehr soviel Mitläufer haben. Abg. Kolbe (sreikons.): Wir bezweifeln, daß es notwendig war, über diese Sache zwei Tage zu sprechen. Wir vertrauen, daß der Staatssekretär dem Vereinsgesetz diejenige Ausführung sichern wird, die dem Geist, in dem wir es schufen, entspricht. Sächsischer Bundesbevollmächtigter Dr. Fischer betont nochmals die feste Absicht auch der sächsischen Regierung, das Vereinsgesctz loyal auszuführen. Abg. Gothein (frs. Vgg.): Ich habe ur sprünglich angenommen, daß die umstrittene Er klärung deS Staatssekretärs sich auf die gesamten Gewerkvereinigungen ohne Unterschied bezog. Ich gebe jetzt zu, daß diese Annahme irrig war. Dem Staatssekretär ist der Beweis geglückt, daß die polnischen Gewerkschaften nicht rein gewerkschaftliche Ziele verfolgen. Die rigorose Ausnutzung der Polizei stunde kann die ganze Versammlungsfreiheit illusorisch machen. In Pommern ist die konservative Partei immer noch bevorzugt. Nach den Erklärungen des Herrn Staatssekretärs und nach dem, was wir über Sachsen und Süddeutschland gehört haben, gebe ich zu, daß die Absicht vorhanden ist, das Gesetz loyal zur Ausführung zu bringen. Abg. Ricki in (Els.-Lothr., Ztr.): Uber den Sprachenparagraph haben wir bisher im Elsaß nicht zu klagen gehabt. Warten wir ab, was werden wird, wenn einmal ein Wahlkampf kommt. Im Elsaß ist alles möglich nnd noch mehr. Ein Regierungskommissar versichert, der elsaß- lothringischen Regierung liege es völlig fern, der Ausführung des Vereinsgesetzes Schwierigkeiten zu machen. Abg. Hanssen (Däne) beschwert sich über das Bestreben der Regierung in Nordschleswig, Privat- und Vereinsversammlungen als öffentliche zu behandeln. Das Haus vertagt sich. Von s^lak unä fern. Attentat auf einen Bürgermeister. Am Abend des 20. d. drang in das Bureau des Zweiten Bürgermeisters Dr. Kunze in Marienburg der Ortsarme und invalide Arbeiter Hern und stach Dr. Kunze mit einem Messer in der Nähe des Auges ins Gesicht. Der Schwerverletzte, der großen Blutverlust erlüten hatte, wurde mittels Tragbahre ins Kranken haus gebracht. Dort ist er seiner Verletzung erlegen. Der Verhaftete verweigert über den Beweggrund zu seiner Tat jede Auskunft, doch vermutet man, daß es sich um einen Racheakt handelt, weil dem Täter eine zu weitgehende Unterstützung abgeschlagen worden war. Mie dem Gesicht angefroren. In Meid ling in Oberösterreich wurde ein bei einer Rauferei schwer verletzter Geschäftsdiener auf einem Feldwege mit dem Gesicht am Boden angefroren aufgefunden. Bon der Lawine verschüttet. Die in der Nähe von Waidring in Tirol von einer Lawine überraschten fünf Bauern sind alle tot aufgefunden worden. Die Lawine brach vom Fellhorn ab, riß die fünf Leute, die mit Heu arbeiten beschäftigt waren, drei Kilometer weit mit und stürzte über 300 Meter hohe Felsen durch eine enge Schlucht ab. Die drei zuerst gefundenen Toten waren furchtbar verstümmelt und zerschlagen. 400 Menfchen arbeiteten unter steter Lebensgefahr an der Bergung, in der Hoff nung, die Verschütteten zu retten. Zur Steinheil-Affäre. Frau Steinheil richtete einen Brief an den Untersuchungsrichter Andre, worin sie ihn bittet, fie so bald wie möglich der Roselli gegenüberzustellen, damit ihr Gelegenheit geboten werde, die Behauptungen der beiden Frauen über ihr angebliches Ge ständnis zu widerlegen. Frau Steinheil be streitet alles von der Roselli und Ghirelli Vor gebrachte, wonach sie die Hauptschuldige an der Ermordung ihres Gatten und ihrer Mutter fei. Im Auto zum Südpol. Die belgische Südpolexpedition, die im vorigen Jahr geplant war, ist, nach einer Meldung aus Brüssel, auf gegeben worden. Man hatte beabsichtigt, mit Automobilschlitten den Pol zu erreichen. Da für die mindestens 2'/, Millionen Mark be tragenden Kosten, trotz der großmütigen Beihilfe verschiedener Freunde der Polarforschung, dem Ministerium nicht die genügenden Mittel zur Verfügung stehen, konnte der Plan aber nicht ausgeführt werden. Die ExplofionSkatastrophe in Chicago. Bei dem Neubau des Wasserwerkes in Chicago hat sich ein schweres Brandunglück ereignet, dem zahlreiche Menschenleben zum Opier gefallen sind. Die Katastrophe ereignete sich unweit des Michigansees und 21'2 Kilometer von Chicago entfernt bei dem Oberbau des neuen Wasser- tnnnelschachtes. Wie jetzt festgestellt worden ist, wurden dreiundfünfzig Personen getötet, zwei undvierzig schwer verletzt. Das Unglück wurde kurz vor dem Morgenschichtwechsel durch eine Dynamitexplosion verursacht. Die meisten Arbeiter schliefen in Holzbaracken. Viele wurden in Atome zerrissen. Andre sprangen nackt aus den Betten in die eisigen Fluten. Die Kälte war so groß, daß mehrere mit der Haut an den treibenden Eisschollen anfroren. Beim Tunnelschachtausgang fand man 18 Leichen auf getürmt. GericktskaUe. Breslau. Der 21 jährige Bankier W., der hier ein Bankgeschäft eröffnet, sich dann mit seiner Ge liebten nach Berlin begeben hatte und dort ver haftet worden war, wurde vom Landgericht wegen Betruges und Untreue zu vier Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Sein wegen Begünstigung mitangeklagter Bruder wurde frei» gesprochen. Nürnberg. Wegen Falschmünzerei und andrer Verbrechen wurde ein hiesiger Klempnergesellc zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Ver urteilte hatte fatsche Zehnmarkstücke in großen Mengen hergestellt und in Vertrieb gebracht. Ein aufgehobener Geschworenen« spruch. Der seltene Fall, daß der Spruch einer Ge schworenenbank durch den Gerichtshof sofort aufgehoben wird, hat sich in Berlin ereignet. In dem Prozeß gegen den Kutscher Wolden- berg, der die Frau Buchholz im Walde bei Berlin ermordet hat, haben die Geschworenen auf „schuldig des Mordes" erkannt. Demgemäß beantragte der Staatsanwalt die Todesstrafe. Nach längerer Beratung verkündete der Vor sitzende folgendes Urteil. Ta das Gericht ein stimmig der Ansicht ist, daß sich die Ge schworenen zuungunsten des Angeklagten ge irrt haben, wird die Sache aufgehoben und zu erneuter Verhandlung an das nächste zusammen tretende Schwurgericht verwiesen. In der Ver handlung hatte sich ergeben, wie auch aus dem Geständnis des Täters hervorgeht, daß es sich nicht um Mord, sondern wahrscheinlich um einen Totschlag handelt. Zu seinem Vorgehen war der Gerichtshof nach § 317 der Strafprozeßordnung berechtigt, der besagt: „Ist das Gericht einstimmig der Ansicht, daß die Geschworenen in der Hauptsache sich zum Nachteile des Angeklagten geirri haben, so verweist es durch Beschluß ohne Begründung seiner Ansicht die Sache zur neuen Verhand lung vor das Schwurgericht der nächsten Sitzungsperiode. Die Verweisung ist nur von Amts wegen und bis zur Verkündung des Urteils zulässig." Kuntes Allerlei. 6O2 Allerlei Wissenswertes. In dem Safte von über 200 Pflanzen und Bäumen findet sich Zucker in größeren Mengen. — Die menschliche Haut hat auf den Quadratzoll 3500 Poren zur Transpiration. — Die Zunge der Giraffe ist über zwei Fuß lang. """"""" einer unwillkürlichen Bewegung des Schreckens den Arm des Grafen, und das Entsetzen stand ihr doch so deutlich auf dem Gesicht geschrieben, daß nun auch Graf Wenzel auf seinem Stuhl hastig nach dem hinter ihm stehenden Urheber ihrer Bestürzung herumfuhr. „Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?" rief er ihm scharf und schneidend entgegen. Doch er erhielt keine Antwort, sondern der selt same Unbekannte tat an ihm vorbei noch einen Schritt weiter, so daß er hart an der blumen- geschmückten Hochzeitstafel und den Neu vermählten gerade gegenüberstand. Den linken Arm auf den Tisch stützend, beugte er sich weit gegen die junge Gräfin vor. Doch seine rechte Hand blieb m der Seitentasche des westen Kragenmantels verborgen. „Du hast mich nicht erwartet — wie?" Und ich bin dir kein erwünschter Gast bei deiner Vermählungsfeier? Aber ich habe die weste Reise nicht gescheut, um zu deinem Feste zu konimen, und wenn du keinen Willkommensgruß für mich hast trotz all der heißen Liebe, die du mir tausendmal geschworen, so habe ich doch eine Hochzeitsüberraschung für dich, eine —" Hastig, mit fliegendem Atem und mit einer Stimme, welche heiser und tonlos war vor wild leidenschaftlicher Erregung, hatte er die ein zelnen Worte und Sätze hervorgestoßen. Alle, die an der Tafel saßen, hatten sie vernommen, und die maßlose Überraschung schien vollständig lähmend auf die ganze Gesellschaft eingewirkt zu haben. Nun aber, da er plötzlich die rechte Hand mit einem kleinen blinkenden Gegenstand - aus der Tasche zog, um sie mit einer Bewegung ! die gegen Raffaella gerichtet schien, zu erheben, packte Graf Wenzel Hohenstein mit eisernem Griff gleichzeitig seinen Hals und seinen Arm. Doch wie geschickt und energisch er auch zuge griffen, er hatte doch nicht mehr verhindern können, daß der Finger des Fremden den Ab zug des Revolvers berührte, und daß der scharfe Knall eines Schusses den bisher nur von Gläserklang und fröhlichem Lachen erfüllt ge wesenen Salon durchtönte. Klirrend stürzte eine große Vase in Scherben von der Wandkonsole herab, auf welcher sie ge standen hatte, und Gräfin Raffaella glitt mit einem gellenden Aufschrei bewußtlos von ihrem Stuhl zu Boden. 2. Eine unbeschreibliche Aufregung und Ver wirrung folgte diesen blitzschnell vorübergehenden Ereignissen. Die Damen flüchteten schreiend in eine Ecke des Salons, wo sie sich zitternd zu sammendrängten. Stühle wurden krachend um- geworseu, Teller, Gläser und Messer fielen klappernd zu Boden; denn der hünenhafte Ritt meister von Seldeneck hatte einen Zipfel des Tischtuches mit sich gerissen, während er gleich einem gereizten Büren auf den Fremden los stürzte. Für ein paar Augenblicke gab es einen dichten Knäuel inmitten des Salons und ein wildes Durcheinander von drohenden und zornigen Stimmen. Aber die Herren, die sich auf den unseligen Störer der sorglosen Festes-- freude geworfen halten, mußten bald erkennen, daß es ihrer tapferen Einmischung kaum noch bedurfte. Fit 2 (Fortsetzung folgt.)
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