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Ottendorfer Zeitung : 22.01.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190901222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19090122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19090122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-22
-
Monat
1909-01
-
Jahr
1909
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 22.01.1909
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dem Staat! >er Novelle!» Falle ist di allem müssü > Strafen ad lich geregek en zur Justiz trozeß Euteß des Reich!« auf Preuße« >rm - Vorla- r. Mt dd anden, denk oii in abfeh amten Straf rböhung dn führen, da! Richter gegek afe von ver it mich, da! Zentrum an i Prozeß HS rulenburg jt t und alle! ibzuschneiden in überhaupt mehr ande» Behandlun! st die Frag« agie ebenso! !u dem End irredner un! ntwurs niK irheitsbewei! Beleidigung^ Satz in den assen, „wen« er Kritik de! inverstanden den echung. ird es nöti- Protest vo« M durch de« worden ist Zeugen vo! r Gericht z« „Legalität?' >elle antaste« Urheberrecht Verhökerung bevorzugt an, wie e! urrenzklausel ndeisgehilfe« )ie analog! m wir de« reitet. Erp es sich emp' tdelsgehilfe« dem Reichs' die Frage altung das- »erständigen', -aß über ge- t gesunden« ilSfähig fest rrn. in Casa' sche Konsul eamte, del mdenlegio« -eite bean' neu Krank' wie au^ t Besserung scheu und „ der siä Zwischenfall mzosen er- mpathischel lbemanntel seiner Vek' Reise naei f anboteu iziersdepu' onsuls vel' > ab, liet in» 200<l Spiel vos n Erfolge- -tte, rechts Nillionärs- l mit ge- dstück nach änden bei nelt war- er Ungar > die Zu kam die zum Bar zel in den «un folgte, mze Saal in Ohn- «n Schoß >; Diener «aus und kach einer und eia vo der >0 Frankl , als ich r meiner m Monte ich nicht > Kasino? rit. Die h teuflisch Folgenschwerer Tunneleinsturz. Auf der im Bau begriffenen Tunnelstrecke Daun- Wittlich ist bei Mehren in der Eifel ein Teil des Tunnels eingestürzt. Ein Arbeiter war sofort tot, vier andre wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein schwerer Nodelunfall hat sich in Munster (Eifel) zugetragen. Rodler, die von einer steilen Höhe herabsausten, fuhren gegen einen am Wege liegenden Stein und dann auf ein Haus. Vier Rodler, Primaner des dortigen Gymnasiums, wurden sehr schwer verletzt. Bom Sturme umgeworfen. Der Post wagen nach Langenau in Vorarlberg wurde vom Sturme über die Straße hinausgeschleudert. Der Insasse, der Abgeordnete Hirschbühl, erlitt an beiden Füßen schwere Verletzungen. Ein Geständnis der Fra« Steinheil. Die Steinheil-Affäre hat eine neue Wendung genommen. Der Matm' veröffentlicht ein Ge ständnis der vielgewandten Frau, das sie in einer Stunde tiefster, seelischer Niedergeschlagen heit einer Mitgefangenen in Saint-Lazaire ge macht haben soll. Nach der Darstellung des Mann' hat Frau Steinheil einer Person ihrer nächsten Umgebung ein umfassendes Geständnis abgelegt. Den Namen der Vertrauensperson nennt das Blatt vorläufig nicht. Was Frau Steinheil über die Mordnacht eingestanden haben soll, steht allerdings in krassestem Widerspruch mit ihrem ganzen bisherigen Verhalten. „Ich bin," flüsterte sie, „nicht die Mitschuldige am Doppelmord: ich bin die Hauptschuldige. Der andre hat nur geholfen, die Toten zusammen zuschnüren." (Die Ermordung des Malers Steinheil, sowie seiner Schwiegermutter machte seinerzeit ungeheures Aufsehen in Paris.) Das südttalienische Erdbebengebiet scheint nicht zur Ruhe kommen zu sollen. Wie aus Messina gemeldet wird, sind auch in der Nacht zum Sonntag wieder mehrere Erdstöße wahrgenommen wurden, darunter ein sehr heftiger um 12 Uhr 45 Minuten, die verschiedene Mauern zum Einsturz gebracht haben. Selbstmord eines persischen Prinzen. In einem Hotel Petersburgs erschoß sich der dersische Prinz Oberst Schach Khan, Kommandeur des 15. Dragoner-Regiments in Plotzk, der wegen Unannehmlichkeiten gewungen war, kürz lich den Dienst zu quittieren. Er hinterließ einen Brief an den Kriegsminister. Bei dem Zusammenstoss eines Paffa- gierznges der Denver» und Rw-Grande-Eisen- vahn mit einem andem Zuge bei Glaswood Springs (Ver. Staaten) wurden 18 Personen getötet und 30 verletzt. Weitere Meldungen be sagen: Bei der furchtbaren Eisenbahnkatastrophe zwischen Denver und Rio Grande wurde der Expretzzug zertrümmert. Der Erpreßzug stieß mit einem Güterzug zusammen, der auf ein Seitengleis rangiert wurde, um den Expreßzug vorüberfahren zu lassen. Beide Lokomotiven überschlugen sich, und der Salonwagen zerdrückte den ersten Touristenwagen, der umschlug. 68 Personen wurden getötet und viele verletzt. Grohe Überschwemmungen in Kali fornien. In Nord- und Zentralamerika haben in den letzten Tagen heftige Regengüsse große Verheerungen angerichtet. Die Stadt Bakers field ist von der Vernichtung bedroht. Sprengstoffexplosion in Johannesburg. Aus bisher unaufgeklärter Ursache sand in einer Mine in Johannesburg (Transvaal) eine Explosion von Sprenggelatine statt. Sechs Farbige wurden getötet, 9 Weiße und 15 Farbige verwundet. Gericbwkalle. Duisburg. Der Rechtsanwalt B. aus Ober hausen wurde vom Landgericht wegen Veruntreu ungen von Stempeiabgaben im Gesamtbeträge von 14 200 Mk. und Unterschlagung von Hypotheken- getdern zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt. Lübeck. Die hiesige Strafkammer verurteilte den sozialdemokratischen Redakteur Stelling wegen Beleidigung der Unteroffiziere und Offiziere des Preuß. Heereskontingents zu einem Monat Gefängnis. Der Angeklagte hatte einen ,VorwärtS'-Artikel über Soldatenmißhandlungen, betitelt „Schinderknechte", abgedruckt. Die gleiche Anklage schwebt gegen mehrere Redakteure in verschiedenen Städten Deutsch lands. ^akresrunälckau 1908. Was nun Deutschlands ' auswärtige Politik anbelangt, so ist nicht zu verkennen, daß die Spannung, welche schon seit Jahren besteht, auch 1908 nicht nachgelassen hat. Der Zünd stoff, der zwischen Deutschland und Frankreich angehäuft ist, konnte dank der weisen Mäßigung der leitenden Staatsmänner auf beiden Seiten noch nicht zur Explosion kommen. Mit Eng land sind die Beziehungen, wenigstens äußer lich, diejenigen kühler Zurückhaltung geblieben, trotz aller Anstrengungen gewisser Kreise in beiden Ländern, durch den Austausch gegen seitiger Besuche das Verhältnis beider Länder Ernst v. Wildenbruch P. Am 15. d. starb in Berlin Ernst v. Wildenbruch, einer der bekanntesten Schriftsteller Deutschlands. Als Dichter entnahm er in seinen Heldenliedern die Stoffe aus den Feldzügen von 1866 und 1870 71, die er selbst mitgemacht hatte. Am bedeutendsten aber trat Wildenbruch als Dramatiker mit einer Reihe von Dichtungen hervor, die fast alle mit großem Erfolg zur Aufführung gelangten. Zweimal erhielt er den Schillerpreis, 1896 sogar den dop pelten. Das Stück „Die Nabensteinerin", das er 1907 vollendete, trug ihm den Grillparzerpreis ein. freundlicher zu gestalten. Auch mit Rußland verbindet uns keine Freundschaft, da die russi schen Politiker es stets mit dem halten, der ihnen gerade das meiste bietet. Anders ist es mit Osterreich-Ungarn. Das kühne Vorgehen der Monarchie im Balkan schien einen Sturm heraufbeschwören zu wollen. Aber noch steht der Zweibund Deutschland-Osterreich fest zu sammen, in gewissen Fällen könnte aus ihm so gar noch der Dreibund mit Italien werden, der immer noch auf dem Papiere steht, dem aber Italien nur dann Heeresfolge leisten wird, wenn es glaubt, gut dabei zu fahren. In den Orientkonflikten steht Italien jedenfalls nicht auf feiten Deutschland-Osterreichs. Der Beginn des Jahres 1908 sah uns noch mitten in der Marokkokrise. Zunächst mußte Deutschland ange sichts des immer größer werdenden Operations gebietes der französischen Truppen bei Casa blanca die Mahnung an Frankreich richten, sich streng an die Vorschriften der Algeciras konferenz zu halten, und es ist zuzugeben, daß die französische Regierung trotz aller Schwierig keiten, die ihr namentlich der frühere Minister Delcassö bereitete, der Mahnung nachgekommen ist und dem Eifer ihrer Generale erfolg reich Zügel angelegt hat. Den zweiten Punkt über den es zu Konflikten kam, bildete die An erkennung Muley Hafids. Als Abd ul Aziz endgültig abgetan war, beantragte Deutschland die Anerkennung Muley Hafids, der sich aus freien Stücken zur Algecirasakte bekannt hatte. Frankreich schwankte lange und erst als ihm auch von den übrigen Mächten bedeutet worden war, daß eine gewaltsame Wiedereinsetzung Abd ul Aziz' auf keine Unterstützung zu rechnen habe, bequemte es sich dazu, eine Reihe von Gesichts ¬ punkten sestzusetzen, auf die Muley Hafid ge wissermaßen erst vereidigt werden solle, bevor er als rechtmäßiger Sultan betrachtet werden könne. Diese französischen Vorschläge bilden noch jetzt den Gegenstand der Beratung unter den Mächten. Der dritte und gefährlichste Zwischenfall, um den es um ein Haar zum Kriege gekommen wäre, war die Casablanca- Deserleur-Affäre. Erst nach langem Hin und Her kamen beide Staaten überein, die Entschei dung schiedsrichterlicher Beurteilung anheimzu geben. Diese Mäßigung ist um so erfreu licher, als sich gerade in der Orientfrage eine Annäherung Frankreichs an Österreich und Deutschland vollzogen hat, die ein wesent liches Gegengewicht gegen die Wünsche Ruß lands und Englands bildet. Im übrigen sind Deutschlands Beziehungen zu den Mächten friedlicher Art. Was speziell unser Ver hältnis zu den Ver. Staaten anbelangt, so hat sich dasselbe, von der kurzen Trübung der Hill-Affäre abgesehen, günstig weiter entwickelt. Als besonderen Beweis dafür kann man wohl die Einführung des 10 Pfennig-Portos zwischen uns und Amerika ansehen. Anderseits dürfte der Ausfall der Präsidentenwahl eine Bürgschaft dafür sein, daß die amerikanische Politik sich im Rooseveltschen Sinne weiter ausgestalten wird. Mit den Nordlandsmächten sind unsre Beziehungen hoch erfreulicher Art, wie namentlich aus den steigenden Ziffern der Handelsbilanz hervorgeht. Im übrigen hat das Nord- und Ostsee-Abkommen die Inter essen dieser Länder ebenso wie diejenigen Hol lands und Belgiens sichergestellt. In Osterreich-Ungarn haben sich die Verhältnisse ähnlich bewegt gestaltet, wie in Deutschland. Den Bemühungen des österreichi schen Ministerpräsidenten Frhrn. v. Beck und seines ungarischen Kollegen Dr. Wekerle ist nach zwölfjährigem Kampfe der Ausgleich zwischen den beiden Hälften der Monarchie gelungen, eine Sisyphusarbeit, an der so viele Kabinette ge scheitert sind. Beiden ist es geglückt, auch die Parlamente zur Sanktionierung der Ausgleichs vorlagen zu bewegen, die bis zum Jahre 1917 Geltung haben sollen. Das andre große Problem indessen, die Rassenfrage, harrt noch immer der Erledigung. Im Sommer dieses Jahres beging der Kaiser sein 60 jähriges Re gierungsjubiläum. Mit den deutschen Stammes brüdern bemühten sich alle Nationalitäten, durch Huldigungen Beweise dafür abzulegen, daß die Anhänglichkeit an ihn und sein Haus ihnen in Fleisch und Blut übergegangen war. Was nun Osterreich-Ungarns äußere Politik anbelangt, so besteht kein Zweifel, daß die Orientkrisis von Osterreich-Ungarn hervorgerufen worden ist. Mitte Februar trat Osterreich-Ungarn mit dem Plan hervor, in Übereinstimmung mit dem Berliner Vertrag, der ihm die Anlage von Ver kehrswegen in dem militärisch von Österreich besetzten Grenzsandschak Novtbasar gestattete, eine Eisenbahnlinie zu bauen, welche den Sand schak durchziehen und Serajewo in Bosnien mit dem Endpunkt des türkischen Bahnnetzes Mitro- witza verbinden sollte. Die Türkei sträubte sich unter dem Einfluß Rußlands und Frankreichs, denen sich dann auch Italien zugesellte, gegen den Plan, da hierin ein Versuch Öfterreich- Ungarns gesehen wurde, sich den Weg nach Saloniki zu ebnen. Unterdessen begann in der Türkei die jungtürkische Revolutionspartei ihr Haupt kühner zu erheben. Da die Armee zum größeren Teile auf feiten der Revolutionäre stand, tat der Sultan das einzig Vernünftige, er ließ seine sämtlichen Minister und Ratgeber fallen und stellte sich an die Spitze der jungtürkischen Be wegung, indem er das seit 1876 nicht mehr berufene Parlament bestätigte und neu ein berief. Natürlich ging es in diesen Tagen auf dem Balkan drüber und drunter. Es kam zu Unruhen und zu Arbeiteräus ständen. Unter den letzteren hatten namentlich die kleinasiatischen Bahnen zu leiden und später die Orientbahn. Der Ausstand auf der letztgenannten Bahn war Veranlassung für Bulgarien, im Interesse der geregelten Aufrechterhaltung des Dienstes die Bahn zu besetzen. Der Appetit kommt beim Essen und da die Türkei in ihrer augenblick lichen Ohnmacht nur mit Protesten als einziger Waffe vorgehen konnte, beschlossen die Bul- ' garen, die Bahn zu behalten. Nun kam die eigentliche Orientkrise zum Ausbruch. Osterreich- i Ungarn nahm Bosnien und die Herzegowina, die bisher nominell noch immer der Pforte unterstellt waren, machte sie zu Reichslanden und gab ihnen eine Verfassung, es verzichtete dagegen auf die militärische Besetzung des Sandschaks. Fast gleichzeitig verfügte Fürst Ferdinand von Bulgarien die Unabhängigkeit seines Landes unter gleichzeitiger Erhebung zum Königreich. Daß in der Türkei selbst beide Schläge auf das Schwerste empfunden wurden, daß Straßendemonstrationen und Kundgebungen andrer Art, wie die Boykottierung österreichischer Waren, erfolgten, kann nicht Wunder nehmen. Rußland scheint aus lange Zeit hinaus durch seine Niederlage in Ostasien und die darauf folgende Revolution lahm gelegt zu sein, wenngleich die Duma in richtiger Würdigung der ihr gezogenen Grenzen ersprießliche Arbeiten leistet. So Hai sie ein echtes Kulturwerk be willigt, den Bau der Amurbahn, die Wladiwostok über russisches Gebiet mit der sibirischen Bahn verbinden soll. Bei den nordischen Mächten ist alles beim alten geblieben. In Norwegen hat es einen Ministerwechsel gegeben, desgleichen in Däne mark. Hier war der Umschwung allerdings durch ein trauriges Vorkommnis bedingt. Der Justizminister Alberti, dem seinerzeit die Wieder einführung der Prügelstrafe in Dänemark zuzu schreiben war, wurde kurz nach seiner Amts niederlegung als Betrüger entlarvt und in Haft genommen. Sein Sturz riß den des Mini steriums Christensen nach sich. Von den sonstigen Nachbarn Deutschlands möchten wir noch Holland und Belgien erwähnen. Ersteres hat seinen Konflikt mit Venezuela, wo der streitbare Präsident Castro abgesetzt wurde, gänzlich beendet. Aus Belgien ist die Einverleibung des Kongostaates zu be richten, die nach langen Beratungen in Kammer und Senat erfolgt ist und die Zustimmung der Großmächte gefunden hat. Von den europäischen Mächten möchten wir hier nur noch Portugal erwähnen. Gegenüber der stark zunehmenden revolutionären Bewegung in Portugal hatte König Karlos seinen Vertrauten, Franco, zum Diktator mit unbeschränkten Vollmachten ernannt. Dieser hatte die Cortes aufgelöst und ein Ministerium aus seinen Parteigängern gebildet. So kam es im Laufe des Monats Januar in Lissabon fast täglich zu blutigen Kämpfen zwischen Gegnern Francos, die kurzweg als Revolutionäre bezeichnet wurden, und dem Militär. Als am 1. Februar die königliche Familie von einem Ausflug nach Lissabon zurückkehrte, wurde ein Attentat auf die könig liche Equiqage äusgeführt, indem fünf Indi viduen ein Schnellfeuer auf die Insassen richteten. König Karlos und Kronprinz Louis Philipp wurden getötet, Prinz Manuel erheblich am Arm verletzt. Die Königsmörder wurden von der Gendarmerie niedergehauen. Die erste Tat des Königs Manuel war die Entlassung Francos, der bei dem allgemeinen Unwillen ins Ausland flüchten mußte. Noch ist der Kamps zwischen Monarchisten und Republikanern nicht zu Ende. Wir schließen unsre Übersicht für das Jahr 1908, indem wir noch Persiens gedenken, wo der Schah die eben gewährte Verfassung wieder zu rückgezogen hat, da die Mitglieder des Parla ments seinen eigenen Wünschen widersprachen und schließlich sogar ein Attentat auf den Schah ausführen ließen. Wie der Schah sich zu der unausbleiblichen Einmischung Englands und Rußlands stellen wird, bleibt abzuwarten. Eigenartig ist es jedenfalls zu sehen, wie das Jahr 1908 für das Verfassungsleben geradezu typisch war. LZuntes Allerlei. 662 Allerlei Wissenswertes. Eine Raupe frißt in einem 'Monat 6000 mal ihr eigenes Gewicht. — Ja Spanien gibt es allein 50 Verbände, die die Pflege des Esperanto üben. Dämmerung senkte sich nieder, als ich durch den Park wandelte. Wohltuende Sülle herrschte ringsum. Der Mond zog still dort oben am Himmelsbogen seine einsame Bahn und warf sein Licht in magischem Glanze auf das in Myriaden von Reflexen leuchtende Meer. Was kümmerte es ihn, waS dort auf jenem Stern, als dessen Trabant er das Weltall durch wandert, sich ereignet? Ob da zwei Liebende selig-leuchtenden Auges emporschauen zu ihm oder das verzerrte Antlitz eines Verzweifelnden? Ich empfand daS Bedürfnis nach Ruhe und ließ mich auf einer Bank des Parkes nieder. Wie lange ich dort gesessen, vermag ich nicht zu sagen. Mu scharfer Knall riß mich aus meinen Phantasien. Hal Was war das? Hatte wieder ein Unglücklicher Hand an sich gelegt? Ich hatte mich noch nicht von meinem ersten Schrecken er holt, als schon neues Entsetzen mich ergriff. Wie Nebel sah ich's am nächtlichen Himmel aufsteigen; näher und näher kam die eigen tümliche Erscheinung. In den Wipfeln der Bäume, durch das dichte Laub der dunklen Büsche begann eS geheimnisvoll zu rauschen und zu klagen, immer heftiger anschwellend zu einem orkanartigen Sturm. Ich vernahm ein Ächzen und Stöhnen, wie die letzten Seufzer Sterbender. Nie hatte ich ähnliches ver nommen. Waren das noch irdische Laute, die zu mir niedertönten? Da fühlte ich mich auch hochgehoben, wie von unsichtbaren Händen getragen und davon- schwebend, sortgerissen von der Gewalt des Sturmes. Doch bald fühlte ich wieder festen Boden unter den Füßen. Aber wo war ich denn hingeraten? Ich strengte meine Augen an, den Ort zu erkennen, wo ich mich befand, und zunächst erschien er mir ftemd, dann aber erkannte ich ihn. Vor einigen Tagen noch war ich dort gewesen und konnte, trotzdem es hell lichter Tag war, eines Grauens mich nicht er wehren. — Nun stand ich schaudernd im nächt lichen Dunkel an derselben Stelle! — Eine Stätte des Todes war es, auf der ich stand, und zwar eine Stätte, wie sie vielleicht ein zweites Ma! nicht mehr auf Erden zu finden ist. Doch mir blieb keine Zeit zu Betrachtungen. Neues Entsetzen sträubte mir die Haare: War das ein Spuk, der mich umgab? Aufs neue brauste der Sturm; wieder ver nahm mein Ohr entsetzliches Klagen und Stöhnen. Der geheimnisvolle Nebel wogte auf- und nieder, aber das war kein Nebel mehr; deutlich sah ich schemenhafte Gestalten einen wilden Reigen aufführen um eine am Boden liegende menschliche Gestalt mit jchmerz- verzerrtsn Zügen, und das Gesicht dieser Gestalt trug die Züge des unglücklichen Spielers, der vor meinen Augen durch Se bstmord geendet! Jetzt wurde mir alles klar: Der Chor der Selbstmörder begrüßte ein neues Opfer! Ein Froftschauer schüttelte meinen Körper. Ich will fliehen, doch meins Füße versagen den Dienst. Zuschauen muß ich dem wilden Tanze, der näher und näher kommt und mich imm r enger einschließt. Da ist es mir, als kröche ein eisigkalter Schauer vom Boden zu mir empor, löher, immer höher! Bald wird er am Herzen sein; dann, das fühlte ich, ist's um m.ch ge schehen. Die Angst schnürt mir die Kehle zu. In diesem Augenblick der höchsten Not — er wache ich! Ich blicke auf und erkenne, daß ich noch auf derselben Bank sitze. — Ein schreckliches Traumbild, die Folge jenes tragischen Vorfalls, halte mich umgaukelt. Aber den Ort, an den mich der Traum versetzte, kannte ich sehr wohl und nur mit Grauen vermag ich seiner zu ge denken: es war der Selbstmörder-Friedhof Monacos — der Fluch von Monte Carlo! Ende. Aus der Urzeit des Briefes. Von W. Busack. (Nachdruck verboten.! 6O2 Das wirkliche Alter des Briefes als Träger einer schriftlichen Mitteilung an eine andre Person zu ermitteln, haben sich schon namhafte Gelehrte bemüht, sie mußten alle da stehen bleiben, wo die Überlieferung, die Ge schichte aufhört, der Brief ist älter als miste Gelchichte. Der älteste Brief, den die Geschichte überhaupt wohl erwähnt, mag der sein, den etwa 2500 vor Christo die bekannte Königin Semiramis von dem Jnderkönig Strabrowates empfangen hat, oder empfangen haben soll. — Zwar haben die Briefe in den Jahrtausenden manche Wandlung durchgemacht, zwar gab es auf Briefen kein Geheimnis in der ersten Ge- schichtsperiode, da sie offen bestellt wurden, eins hatten sie aber schon damals mit der mistigen überein, sie dienten zur Übermittelung von Nachrichten, die bleibend sein sollten uns aus diesem Grunde schwer durch persönlichen Vor trag bleibend gemacht werden konnten. Natür lich kannte man zu den Anfängen der Geschichte das Papier noch nicht, man verwendete Baum rinde, flache gebrannte Steine, Blätter, roh ge- gerbe Felle, in China „schrieb" man zuweilen auch auf Seide. Mit der Fabrikation von Papier haben sich wohl zuerst die Ägypter be faßt. Aus dem Baste der Papyrusstaude, einer im Nil wachsenden Schilfart, fertigten sie Blätter, die eine entfernte Ähnlichkeit mit unserm Papier hatten, jedenfalls waren diese Blätter äußerst haltbar, denn sie haben in einzelnen Fällen den Jahrtausenden getrotzt. Dieses ägyp tische Schreibmaterial fand bei den Römern schnell Eingang und Verwendung. Den Verschluß des fertigen gerollten Briefes bewirkte man da durch, daß man ihn mit einem Faden um wickelte und ihn dann am Ende befestigte oder verllebte. Die Römer bedienten sich hierzu des Wachses. — Zwar hatten die Römer gleich den Persern für den Postdienst eigene Gefährte und Boten, aber diese Urpost diente nur den Zwecken des Staates, dem Pcioatpublikum war sie versagt. Dann kam die Zeit der großen Völkerwanderungen und mit ihr schien die Stunde des Papyrus gekommen zu sein, sie geriet mehr und mehr in Vergessenheit und eine neue Ära zog auf, die Zeit de? Pergaments, die durch den Gänsekiel als Schreibmittel ver vollständigt wurde. Damals schon ging die Schreiberei in das Gebiet der Klöster über und ihnen muß man auch die Erfindung der Tinte zuschreiben, trotzdem auch hierüber Meinungs verschiedenheften bestehen. K« 1
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