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ÄMche LlbzeitMg. Amts- un- Anzeige-latt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Tächs. Glb«Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark dicrtcljtthrl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh V Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-BüreanS von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 93. Schandau, Sonnabend, den 20. November 1886- Bekauutmachun g. Nach 8 1 der Verordnung, statistische Erhebungen hinsichtlich der Pocken btr. voni 19. Januar 1886 ist nor jeder Erkrankung, sowie cintrctcndcn Falls von dem Tode einer Person an den natürlichen Mocken einschließlich -er Warioliden, von dein Haupt -er Familie, in welcher sich der Fall ereignet, binnen 24 Stunden dein Sladtralc mit Angabe des Nor- »nd Zunamens, des Jahres nud TagcS der Geburt und des Standes oder Berufs des Erkrankten, sowie Bcncunnng des zngezogcucn Arztcö Anzeige zu erstatten. Ist ein Familicnhaupt nicht vorhanden oder ist cS behindert, so liegt die Anzeige Demjenigen ob, in dessen Behausung der Fall sich ereignet hat. Die Unterlassung dieser Anzeige wird mit einer Geldstrafe bis zn 15 Mk. oder entsprechender Haftstrafe geahndet. Da obiger Vorschrift anscheinend bis jetzt nicht nachgcgangcn worden ist, so bringen wir dieselbe hiermit znr öffentliche» Kenntnis nnd erwarten für die Znknnft deren genaue Befolgung. Schandau, am 17. November 1886. Der S t d t 4 tt t. Bürgermeister Wieck. Bek a n n t m a ch u n g Daö unbefugte Singen und Mnsicircn in verschiedenen Wirtschaften hiesiger Stadt in den Abend- nnd Nachtstnudcu hat ncncrdingS wiederum sehr überhand genommen. Wir sehen nnS daher veranlaßt, unsere Bekanntmachung vom 15. Februar 1881 hiermit in Eriuucruug zu bringe», wonach nicht mir die betreffenden Ruhestörer, sondern namentlich auch die Wirte zur Strafe gezogen werden können und Letztere überdies sich zn gewärtigen haben, daß für ihre Wirtschaften die Polizeistunde cingcführt wird. Weiter ist in letzter Zeit häufig das Verbot dcö Begehens der Trottoirs und Fußwege längs der Straßenfront mit Lasten, insbesondere mit gefüllten Wasscrlanncn, Tragkörben, Mnlden, Butten nnd dcrgl. übertreten worden nnd wird daher darauf hiugcwiescn, daß Zuwiderhandluugcu gegen dasselbe gemäß 8 366, 10 des Rcichsstrafgesctzbuchö mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zn 14 Tagen geahndet werde». Schandau, de» 17. November 1886. Der Stadtrat. Bürgermeister Wieck. Die Erklärungen Kalnoky's. Die neueste nud zugleich bislang die bedeutendste Kundgebung znr bulgarischen Frage, die Erklärungen des Grafen Kalnokh im migarischc» DclegationSauS- schnssc für daö Auswärtige, ist ihrem allgemeinen Inhalte nach nur geeignet, die Hoffnung auf Erhalt, ung des Friedens zu verstärke». Mil Gcn»gth»ung erfahrt die fricdcnSbcdürflige Welt aus den, Mimdc dcö Leiters der auswärtige» Angelegenheiten Oester reich-Ungarns, daß Rußland die Versicherung abgegeben habe, weder an den bestehenden Verträgen und der internationalen Stellung Bulgariens rüttel», »och über haupt etwas daselbst ohne die Mitwirkung der Mächte nntcrmhmcn zu wollen und diese Millhcilnng ist namentlich de» Gerüchte» gegenüber, die nicht ans hören wolle», die Besetzung Bulgariens als mit auf dem russische» Aktionsprogramm stehend zn bezeichnen, von Werth. Sehr bemcrkenswcrth in der Rede Kal noky's erscheint auch der Hinweis darauf, daß Ocstcr- rcich-Ungaru außer auf England nöthigcnfallö anch auf Italien rechnen könne; einerseits erfahren hier durch die Meldungen über das öslerrcichisch-cuglischc Einvernehmen in der bulgarischen Frage ihre Bestätig- nng nnd anderseits dcntcn diese Worte darauf hin, daß Italien über dessen Stcllnng in den bulgarischen Wirren man bis jetzt noch sehr im Unklaren war, sich der österreichisch-cnglischen Verbindung angcschlosscu hat nnd somit sein Gewicht zn Gnnste» der Erhaltung des Friedens in die Waagschale wirft. Das eigentliche Charactcristiknm der Knlnoly'schcn Erklärungen bildet jedoch die Betonung der nnerschültcr, Uchen Fortdauer des deutsch österreichischen Bündnisses und die Art nnd Weise, wie der Minister dies darlcgt. Daö Verhältnis; zwischen Deutschland nnd Oesterreich' Ungarns ist in der letzten Zeit oft nnd oft Gegen stand eingehender Erörtcrnngcu gewesen, die namentlich gerade in der österreichischen Presse einen unverkenn baren Ton dcö Mißtrauens gegen den deutschen Alliirtcn hören ließen. Letzteres mochte vielleicht bis zu einem gewissen Grade gerechtfertigt sein, so lange man über Wesen nnd Bedeutung dcö deutsch öster reichischen Bündnisses noch immer halb nnd halb im Unklaren war; nunmehr hat aber Graf Kalnoly über dasselbe Eröffnungen gemacht, wie man sic sich präciscr nicht wünschen kann. Klipp nnd klar sagt der öster reichische Staatsmann, daß das Bünduiß keinen der pactircndcn Theile irgendwie i» seiner Unabhängigkeit und Selbstbestimmung beschränke, jede der beiden Mächte müsse eben selbstständig für seine eigenen Interessen cintrctcn. Deshalb sei das dcntsch-öster- reichischc Bünduiß auch nicht zur Wahrung der be sonderen Interessen jedes der beiden Contrahenten da, sondern cö würde praktisch mir in Kraft treten, wenn cs sich nm Schutz der Oesterreich und Deutsch land vollkommen solidarischcn Jntcrcsscn handele. — Hiermit ist daö Endziel, der Allianz zwischen beiden Staaten deutlich genug gekennzeichnet, sic greift durch, aus nicht in die Machtsphärc des anderen hinüber, wohl aber ist sie zum Schutz und Schirm der ihnen gemeinsamen Interesse» da nnd wenn Graf Kalnoly meint, daß diese Interessengemeinschaft dem Bündnisse eine festere Fmidamcntinmg verleihe, "als ein paragra- phirtcr Vertrag, so wird das Niemand bestreiten Ucbrigenö hat Graf Kalnoly nicht nnlcrlasscii, energisch zu betone», wie auch in der bulgarischen Frage sich die vermittelnde Thätigkcit dcö Fürsten Bismarck wiederum geltend gemacht habe; vielleicht werden die jenigen, welche nicht genug Worte dcö Tadels für die bulgarische Politik Deutschlands finde» können, nnnmchr ihre Meinung ein wenig ändern. Leider haben die Darlegungen Kalnoky's in Peters burg auscheiucud keinen besonder» gnlcn Eindrnck ge macht, denn die gesammtc Petersburger Presse mit Einschluß der Ncgicrungslättcr nutcrwirft die Acnßcr> ungcu des Ocstcrreichischcn Ministers einer sehr ab- fälligen Kritik nnd will anö ihnen sogar einen Doppel sinn hcranöfinden. Es klingt dies nm so seltsamer, als Graf Kaluoky ausdrücklich auf daö zwischen den Cabincten von Wien nnd Petersburg bestehende frcnud- schaftliche Einvernehmen Hinweis!; offenbar hat die Entschiedenheit, mit welcher Knlnoky in. Verlaufe seiner Auöführnngcn allerdings auch erkennen läßt, Oester reich würde sich einem aggressiven Vorgehen Rußlands in Bulgarien widersetzen nnd könne hierbei ans die lhalkräsligc Unterstützung Englands und Italiens zählen, in Petersburg mmugcuchm berührt nnd ebenso mag die schneidende Kritik, welche Kalnokh an dem Verhalten des General v. Kanbarö anöübt, mit dazn bcigctragcn haben, die russische Empfindlichkeit und Eigenliebe zu verletze». Um so ancrkc»»c»der laute» die Commentarc der englische», dcnlschc», italienische» n»d selbst fra»zösischcn Blätter z» den Erklürnngcn Kal noky's, welche allgemein als friedlich nnd nicht im Mindeste» hcranöfordcrnd nngcschc» werde» »nd dieser Anffassmig gegenüber, welche die öffentliche Meinnng Europas von dem Charactcr der Rede Kalnoky's bc- knndet, wird man sich auch iu Rußland wohl oder übel entschließen müssen, der nicht zu läugncudcu Thatsachc, daß sich unter den Mächten eine Conlition zum Schutze der Bulgaren und zugleich zur strikten Aufrechterhaltung des Friedens vollzieht, Rechnung zn tragen. T a q e s,q c s ch i ch t e. Sachse». Schandau. Bezüglich der Kirchcn- vorstnndScrgänznugswahlc» in der Parochie Schandau mache» wir hierdurch nochmals die stimmberechtigten Gcmcindcmilglieder darauf aufmerksam, daß die An meldung zur Eintragung in die Wählerliste bis spä testens znm 22. d. M. mündlich oder schriftlich ge schehen muß; in der Stadt kann dies entweder im Pfarrhaus odcr bei Hru. Buchbiudcrmcistcr Bvssack, iu Rathmannsdorf, Ostran nud Schmilka bei den bc- trcffcuden Herren Gcmeindcvorständcn Müller bcz. Michel nnd Stnrm erfolgen. — Morgen Sonntag Abend 5 Uhr findet in hie siger Kirche liturgischer Gottesdienst statt. — Lant Inserat iu heutiger Nummer findet heute Sonnabcud Abend eine außergewöhnliche Versammlung dcö GcwcrbcvercmS im Hegenbarth'schcu Saale statt, in welcher der Physiker Herr Dietrich die Anwesenden durch physikalisch-chemische Experimente erfreuen nnd belehren wird. Indem uns nnn derartiges selten ge boten wird, dürfte der Besuch auch heute ein recht zahlreicher werden. — Anch von nnserin sonst so friedliche» Schanda» ist leider von einer Mcsscraffairc zn berichten; in der Werkstatt eines hiesigen Schnhmachermeistcr wnrde nm Dienstag Abend in Abwesenheit dcö Meisters Seiten eines Gesellen der 16jährige Lehrling M. von hier wegen mangelhafter Arbeit znrcchtgcwicscn, wo durch derselbe iu solche Wuth gcricth, daß er den Gesellen mit einem sogen. Schuhmachcrmesser in de» Leib stach nnd ihm dadurch eine gegen zwei Zoll tiefe nicht nngcfährlichc Wunde bcibrachte. In Folge dessen mußte dieser jimgc Maun dem Krankenhause übergebe» »»d i» ärztliche Behandlung genommen werden. Der Lehrling hingegen wurde Seiten dcö Gerichts in Haft gcnommcu nud wird seiner wohlverdienten Strafe nicht entgehen. — Ebenfalls am Dienstag Abend erfrechten sich zwei Schulkunden in einem hiesigen Flcischladen mehrere Würste, bei einem Bäcker einige Backivnarc nnd bei einem Kaufmann Branntwein zn stehlen; von letzterem gaben sie einem dritten Knaben so viel zn trinken, daß derselbe vollständig bctrnnken wnrdc. Dieser Fall ge laugte ebenfalls zur Kenutniß der Behörde. Möchten doch Estern ihre Kinder in so später Abendstnndc nicht mehr auf die Straße lassen, damit diese nicht so leicht auf Abwege gcrathen können. — Laut Bekanntmachung der süchs.-böhm. Dampf- chifffahrtögcscllschaft finden die Pcrsoncndampfschiff- whrten zwischen Schandan nnd Lcitmcritz morgen Sonn tag zum letzten Male in diesem Jahre statt, wohin-