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MMe Ljbfeitmg. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. 70, Schandau, Mittwoch, den 1. September 1886. Bekanntmachnn q. Nachdem von den städtische» Collcgicn die Herabsetzung des Zinsfußes für die Einlage» bei hiesiger Sparkasse »»d zwar sowohl für die künftige», als für die bereits erfolgte» vo» 4"/n auf 3,5"/» jährlich vom 1. Januar 1887 ab beschlossen und dieser Beschluß scitcu der vorgesetzten Negierungöbchorde genehmigt worden ist, so wird Solches hiermit vorschriftsmäßig bekannt gemacht. Schandau, deu 26. August 1886. Der Stadtrat. Bürgcrmstr. Wieck. Bekanntmachung, de» Fährverkehr auf den öffentlichen Straßen nnd Plätzen betreffend. Zur größeren Sicherheit des Verkehrs anf den öffentlichen Straßen und Plätzen hiesiger Stadt finden wir nnS zu folgenden Vorschriften veranlaßt: Auf öffentlichen Straßen oder Plätzen darf Niemand schneller, als in knrzem Trabe fahren oder reiten. Es ist dabei, insoweit das Ausweichen vor einem andere» Geschirr nicht ein Anderes erfordert, stets die Mitte der Straße einznhaltcn. 2. Mit schwer beladenen, sowie mit solchen Fuhrwerken, welche starkes Geräusch verursachen, darf durch die Stadt mir im Schritt gefahren werden. 3. Bei der Ansfahrt aus den Häusern, sowie beim Einfahren in dieselben, beim Einbicgen in andere Straßen, beim Passircn der engen Straßen nnd zwar insbesondere der Markt nnd «Kirchgaffe, der Badstraße vom Hanse -es Tischlermeister Zschaler bis zum Hanfe des Schmiedemeistee Thomas, der Zaukenstratze von der Verengung derselben am Gasthofe zur Stadt Teplitz bis zum Haufe des «Klempnermeister Morsche, der Badeallee, der Elb- uud «Königsteiner Straße, überhaupt überall da, wo die Massage durch Meufchen oder sonst beengt ist, muß im Schritt gefahren oder geritten werden 4. Die Zufahrt zum Marktplätze hat künftighin nur dnrch die Marktgaffe, die Abfahrt vom Markte aber dnrch die «Kirchgaffe zn erfol gen, damit die Begegnung mehrerer Geschirre in diese» engen Straße», welche schon wiederholt zn Unzuträglichkcitcn geführt hat, vermieden wird. 5. Führer von Fuhrwerken jeder Art und Ncitcr müssen Fußgänger, wenn sich dieselben in gefahrdrohender Nähe befinden, durch lauten Znruf rechtzeitig warnen, beziehentlich so lange stille halten, bis dieselben zur Seile getreten sind. Kinder, welche »och so unverständig sind, daß sie anf einen solchen Znruf nicht achten, sollen ohne Aufsicht älterer Personen nicht auf die Straße ge lassen werden. 6. Der Führer eines Fuhrwerks darf sich von demselben, wenn er anhält, nicht entfernen, ohne die Pferde abzustränge». Von jungen oder überhaupt heftigen »nd »»ruhigen Pferden ist cs demselben schlechterdings nicht gestattet, wcgzngehcn. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Bestimmungen werden in Gemäßheit Z 366 unter Nr. 10 des NcichöstrafgcsctzbuchcS mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haflstrafe bis zn 14 Tagen geahndet. Schandau, am 26. Augnst 1886. Der Stadtrat. Bürgermeister Wieck. Zum 2. Septemöer! Gegrüßt in Deinem Strahlenzeichen, Fest aller Deutschen — Sedantag, An' dem anf blutgetränkten Fluren des Erbfeinds Macht in Trümmer brach — O Tag, aus dessen Schlachtendonner die deutsche Einheit uns erstand, An dem im wilden Kampfgewühle der Deutsche sich zum Deutschen fand! Wohl war's ein grimmig-heißes Ringen dort einst bei Sedan auf dem Plan, Wo tausende von'Deutschland's Söhnen zum letzten Mal die Sonne sah'n, Doch all' die braven deutschen Krieger, die dort dem Schlachtentod geweiht, Sie kämpften nnd sic sind gestorben für ihres Volkes Einigkeit! i D'rnm klingt's von ihren Ruhestätten zu uns wie leiser Mahnruf her: - „Was wir mit uuser'm Blut errungen, für das gekämpft nur treu uud schwer § O, deutsches Volk, das halt' in Ehren, o, deutsches Volk, das halte fest, . Wenn ueuc Stürme Dich umbrauseu, sei es vou Osten, sei's von West!" ? Wohlan, so sei zum heut'geu Tage auf's neu' geweiht der Einheit Band, : Von dem umschlungen Deutschlands Stämme vom Alpeufuß zum Meeresstrand, ; Wohlan, Ihr, Einer Mutter Söhne, erneuert heut' den heil'geu Eid: ! Zu sein ein einig Volk von Brüdern, dem ferne inn'rer Zwist und Streit! Nnn aber laßt die deutschen Fahnen zum „Tag der Deutschen" lustig weh'n — Nun laßt die Freudenfeuer glühen vom Meer bis zu der Alveu Höh'» Uud von den Häuptern der Vogesen bis hin znm fernen Ostseestrand, Soll brausend heut' der Ruf ertönen: Magst rnhig sein, lieb' Vaterland! Zum deutschen Nationalfesttage. Wiederum schickt sich das deutsche Volk au, die Erinncruugsfeier an jenen NnhmcStag zu begehen, der anf ewig mit leuchtenden Lettern in die Aiinalc» der dentschcn Geschichte eiugcgrabcn ist —- den Tag vo» Sedan! Vor »nn sechzehn Jahren war cS, daß am 2. September die vereinigten Heere DcMschlandö ilnter der persönliche» Obcrlcitmig König Wilhelm's aus den Gefilde» vo» Seda» das stolze Hcrrschnfts- gcbäudc dcö dritten Napoleon für immer in Trüm mer schlugen, indem sic nach allerdings hartem und blutigem Kampfe den stolzen Franzoscnkaiscr selbst, seinen ganzen glanzenden Stab von berühmten Mar. schällen nnd Generälen nnd seine letzte Armee gefan gen nahmen. Wohl hatte der Nicsenkampf zwischen Deutschland und Frankreich mit jener gewaltigen Schlacht noch nicht sein Ende erreicht, wohl mußten erst noch die „aus dem Boden gestampften" Heere der Republik zerschmettert, mußte erst Paris, das Herz dcö Landes, cingcnommen werden, ehe dem zähen Gegner der Friede aufgczwnngcn werden konnte, aber dennoch muß die Scdanschlacht als der entscheidende Wendepnnkt im Kriege vou 1870/71 bezeichnet wer. den und als solcher wird sie auch allseitig betrachtet. Ist schon deshalb die alljährliche Feier dieses be- dcMniigSvollcn Tages berechtigt, so rechtfertigt sic sich doch auch a»S noch anderen nnd schwerer wiegenden Gründen: Bei Seda» war es zum ersten Male, daß fast alle dentschcn Trnppcncoiilingcntc auf c in ein Schlachtfelde vereinigt gegen den Feind stritte», hier empfing die junge deutsche Einheit so recht eigentlich erst ihre Blnt- nnd Fencrtanfc nnd gerade deshalb hebt sich der 2. September so Plastisch anö dem gro ßen Schlachlengcmälde des dcntsch-französischcn Krie ges hervor. Hier nn den Ufern der Maas wurde erst eigentlich der Grnnd zur Einigkeit aller dentschcn Stämme unter der ruhmvollen Führnng Preußens, zur künftigen Macht und Größe des ncnen dentschcn Reiches gelegt und das ist cö vor Allem, was uns der Schlachtendonncr von Sedan gelehrt hat und an diese Erkenntniß soll in erster Linie die alljährliche Feier dcö deutschen Nalionalfcsttageö immer wieder anknüpfcn. Gerade nnS Deutschen thnt es noth, daß der na tionale Gedanke immer auf'ö Nene angcfacht wird, denn manchmal will cö fast scheinen, als ob derselbe durch allerhand Unkraut überwuchert würde nnd um den Einheitsgedanken immer tiefer in den verschiedenen , dentschcn Stämmen cinlcben zu lassen, dazu eignet sich eben vor Allem der Tag von Sedan mit seinen so glorreichen Erinnernngcn für unser Volk. Darnm soll durch die sich immer wiederholende würdige, da bei von allem chauvinistischen Wesen freie Bcgchnng des 2. September die Hingabe und Begeisterung für des Reiches Größe und Einheit, für die Ehre des uns allen gemeinsamen Vaterlandes, bei den Zeit genossen nnd Zcngen jener großen Zeit stets wach er halten und in die empfänglichen Herzen deö Heran wachsenden Geschlechtes fest cingcpflanzt werden, da mit mich das letztere weiß, was cö dcrcinstcnö dem Vatcrlandc im Falle der Noth schuldig ist. Für Alle aber, mögen sie selbst noch Zeugen jener großen Zeit gewesen sein, oder erst dem heranreifendcn Geschlechte angehörcn, soll ans der Feier des Sedantages immer wieder die ernste Mahnung hcrvorklingcn, alle sonst trennenden Gegensätze zn vergessen und fest zusammcn- zttstehcn, wenn es gilt, in Zeiten der Gefahr für das gemeinsame, deutsche Vaterland Gut uud Blut cin- zusetzcu.