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NlMche Weitung. Amts- unH AvzeigebLstL für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 8 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcremkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Viirgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 1886. Schandau, Sonnabend, den 16. October Notwendiger Reinigung halber bleiben die stadträllichen Expeditionen den 18. und 1tt. d. M. geschlossen. Im Köuigl. SlandeSamte wird Bormittags von l) bis 10 Uhr cxpcdirt werden. Schandau, am 13. Oktober 1880. Der S t st d t r st t. Bürgermeister Wieck- Die Wiener Anarchistenverschwöruttg. Nachdem mau schon längere Zeil non anarchisti schen Bewegungen und Bestrebungen in Wien und Umgegend nichts mehr gehört, wird die Welt plötzlich mit der Knndc von neuen schändlichen Verbrechen über rascht, die eine Nolte anarchistischer Bösewichter in der Kaiscrstadt an der Douan geplant nnd die noch im letzten Augenblicke dnrch die Berhaftung der Schul digen glücklich vereitelt worden sind. Es handelt sich hierbei um eine ganze Ncihc verschiedener anar chistischer Vcrbrcchcrgrnppcn, welche sich einige west lich von Wien gelegene Lorortc zum Schauplätze ihrer unheimlichen Thätigkcit auserkoren hatten und die alle miteinander in Verbindung standen, ja, deren „Action" znm Theil schon ans vorigem Jahre stammt. Das „Programm" bestand darin, daß Fcnerbrändc ganze Stadtthcilc verheeren, platzende Bomben schuldlose Menschenleben vernichten sollten, nm hierdurch Schre cken nnd Aufregung in die bürgerlichen Gesellschafts kreise zn tragen; außerdem sollte eine Falschmünzerei die Mittel zur Anschaffung von Zcrslörnngswcrkzcngcn liefern, während eine andere Gruppe cs unternahm, dnrch Jnsccnirnng einer cigcnthümlichcn Ganncrci Geld mittel von geeigneten Persönlichkeiten zu erpressen. Dank der außerordentlichen Rührigkeit nnd Um sicht der Wiener Polizeibehörde», ist die rechtzeitige Bloßlcgnng dieses teuflischen ComploltcS geglückt und einige der verhafteten Anarchisten sollen bereits Ge ständnisse abgelegt haben, die ein genügendes Licht auf alle Einzelheiten, die Organisation u. s. w. des vcr- citelten verbrecherischen Unternehmens werfen. Die Verhaftungen begannen bereits in der zweiten Scp- tcmberhälftc, sic wurden in der ersten Octobcrwochc fortgesetzt und sollen heute bereits die Zahl siebzehn erreichen. Die Mehrzahl der Verhafteten gehört ihrer bürgerlichen BcrnfSslcllnng nach hauptsächlich dem Handwerkerstände an. Nach den vorläufigen Ergebnisse» der Untersuchung sollten in der Nacht vom 3. zum 4. Octobcr die mäch tigen Holzstöße von Nudolföheim, Hietzing nnd Pen zing in Brand gesteckt und gleichzeitig Bomben auf die hervorragendsten öffentlichen Gebändc der genann ten Vororte geschleudert werden. Ob hierbei die Ver brecher specielle Zwecke verfolgten, oder die Bevölker ung mir cinzlischüchtcrn beabsichtigten, wird wohl ans dem weiteren Verlaufe der cingelcitctcn Untersuchung erhellen, jedenfalls war das geplante Unternehmen in dieser wie jener Beziehung ein teuflisches und desto größer kauu nur die Befriedigung darüber sein, daß es gelungen ist, dasselbe im Keime zn ersticken. Die Mitglieder dieser Gruppe, die sich wiederum in meh rere Untergruppen theilte, wurden am Abend des 3. October verhaftet, als sie sich eben zum letzten Male vor der That versammeln wollten. Mil den Verhaft ungen wurden zugleich Haussuchungen in den Wohn ungen der Gefangenen vorgenommcu, welche die Auf findung von verschiedenen Sprcugmaterialicn, von fer tigen Bomben, dann von Dolche», anfrührcrischen Placatcn u. s. w. z»r Folge hatten. Unter den am 3. October verhafteten Anarchisten befanden sich auch die Mitglieder einer Erprcsscrbande, die schon im vo rigen Jahre in Wiener Vororten ihr Unwesen getrie ben hatte. Schon vorher, in der zweiten September- Hälfte, war die Verhaftung der Falschmünzergruppc der Wiener Anarchisten, zu welcher u. A. vier Silber- arbeilcr gehöre», erfolgt, n»d dürfte numnchr die ganze saniere Genossenschaft hinter Schloß und Riegel sitzen. Dank der Umsicht der Polizeibehörde nnd dem Zu sammenwirken verschiedener günstiger Umstände, ist demnach die österreichische Hauptstadt, znm mindesten der Complex ihrer westlichen Vororte, vor einer furcht baren Katastrophe bewahrt worden und man darf wohl hoffen, daß dnrch die rechtzeitige Vcrhaflnng der Schul digen der socialistisch-anarchistischen Hydra in Wien wieder für längere Zeit die Köpfe abgehaucu sind. Ebenso steht zn erwarten, daß diese Teufel in Menschcu- gestalt, welche die Zerstörung und Verheerung ganzer Stadtthcilc und hiermit zugleich die Vernichtung zahl reicher Menschenleben planten, der wohlverdienten exem plarischen Strafe nicht entgehen werden, wenngleich leider nicht angenommen werden kann, daß die Be strafung der verhafteten Anarchisten ihre Gesinnungs genossen auf die Dauer von ähnlichen vernichten Plä nen abschreckcn werde. Die Wahlen zur bulgarischen National versammlung. In dem seltsamen Kampfe zwischen der bulgarischen Regentschaft und Rußland hat nun auch die bulgari sche Nation klar Stellung genommen. Die am Sonn tag stattgcfundcncn Wahlen zur großen Svbraujc, der bekanntlich die Wahl des neuen Fürsten von Bulga rien obliegt, bekunden in ihrem Ansgange ein Ver trauensvotum der Bulgaren für ihre jetzige proviso rische Negierung, wie es glänzender gar nicht gedacht werden kann: 420 ministerielle Abgeordnete werden in der großen Nationalversammlung zu Tirnowa, der alten Krvmuigöstadt der Bulgarcuhcrrschcr, einem Häuf lein von mir 20 Anhängern der Nusscnpartci gegcu- übcrstchcu; über die politische Richtung des Nestes der neuen Sobrmijcmitglicdcr ist noch nichts Weiteres be kannt. 420 „Ja's" für das Stambuloff'schc Ncgimc — das heißt so klar, so deutlich gesprochen, daß man sich in den leitenden Petersburger Kreisen unmöglich mehr über die Gesinnungen des BnlgareuvolkcS länschen kann, über welche ja überdies auch die famose Ruud- rcisc des Generals Kaulbars den russischen Politikern hinlänglich Aufklärung verschafft haben dürfte. Die Vorgänge in Schumla, wo dem diplomatischen ngent provneour Nnßlands von einer großen Deputation rmidwcg erklärt wnrde, das bulgarische Volk hege zu seiner gegenwärtigen Negierung das größte Vertrauen, bedürfen wahrhaftig keiner besonderen Anslcgung! Wie Rußland den autirnssischcn Ausfall der So- broujcwahlcu beantworten wird, bleibt vorerst freilich abzuwnrtcn. Bezeichnend ist cs aber für die au der Newa herrschende Verlegenheit, daß das officiösc „Jour nal de St. Pctcrsbourg" die cclataute Niederlage der Nusselipartei eiufach lodlschwcigt, dafür jedoch die iu Sofia am Sonntag vorgekommcucu Ruhestörungen als einen Beweis betrachtet wissen will, wie Recht die russische Negierung mit ihrem Verlangen gehabt habe, die Wahlen zu verschieben. Die bulgarische Negier ung wußte sehr wohl, was sic that, als sie auf der schlcumgstcu Voriiahmc der Sobraujcwahlcu bestand, denn eine Verzögerung derselben hätte den russischen Machinationen vollends Thür und Thor geöffnet, die Tmmilte in Sofia, Dnbnitza u. s. w. sind ohnehin schon Beweise, wie bereits der Nnbcl gewirkt halte. Einstweilen weiß denn auch daö Petersburger Re- gicrungsblatt den Bulgaren nur eine Faust zu machen, es betont nochmals, wie Nußland nie und nimmermehr die neue Svbraujc und deren Beschlüsse anerkennen werde und dieser jedenfalls ernsthaft gemeinten Droh- nug gegenüber darf man allerdings auf die Haltung der bulgarischen Negierung und Nationalversammlung gespannt sein. Tröstlich mnß es indessen für die bul garischen Patrioten unter allen Umständen sein, zu scheu, wie nicht mir die öffentliche Meinung Europas fort und fort auf ihrer Seite steht, sondern daß mich die Wiener Ncgicrnngsprcssc offen nnd ungcschent für Bulgarien cintritt. Gerade anläßlich der Sobranje- wahlcu hat das Wiener „Frcmdcublatt" seine vollste Anerkennung der Haltung der bulgarischen Regierung ausgesprochen mid der letzteren als nunmehrige Auf gabe empfohlen, die Schärfe der Beziehungen zu Ruß land zn mildern. Damit wird cS freilich gnlc Wege haben, zmnal ja der rassische Consul in Sofia die of- ficicllc Verbindung mit der Regentschaft brüsk abge brochen hat; außerdem fährt der Vertreter Nußlauds mit sciucu Gehässigkeiten gegen Stambnloff nnd Ge nossen fort, wie die jüngsten Proteste des ersteren ge gen verschiedene Acte der bulgarischen Regierung be weisen. Offenbar will Rußland das Tafcltnch zwi schen sich und der gegenwärtigen Regentschaft entzwei- geschnitten wissen; ob es den russischen Jntrigncn ge lingen wird, Stambnloff, Mutknroff n. s. w. doch noch mürbe zu machen, mnß freilich vorerst abgcwartct wer den. Schließlich sei noch die sensationelle Nachricht verzeichnet, daß Fürst Alexander einer in Rnslschnk stattgcfundcncn Versammlung telegraphisch seine Be reitwilligkeit angczcigt haben soll, cinc Wiederwahl anzunehmcn. T a q e sq e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Die am Douncrstag Abend stattgcfundcnc Generalversammlung des Gc- wcrbcvereinS war von über 30 Mitgliedern besticht. Nachdem der Vorsitzende Herr Schnldircctor Dreßler die Anwesenden begrüßt, gedachte derselbe der Vor kommnisse dcö lctztvcrgaugcncn Verciuöjahrcö mit Bc- rührnng des 25jährigen Stiftungsfestes, des Kaiscr- commcrscS, der Sommcrparthicu und des Handwcrkcr- tageö in Dresden und gab sodann einen gnt auö- gcarbcitctcn specielle» Jahresbericht über dicVerciuS- thätigkeit vom 1. Octobcr 1885 bis Ende Scptbr. 1886 »»d crthciltc darauf Herrn Eassircr Lcwuhn daö Wort znm Vortrag des Casscnbcrichtö. Es ergicbt sich daraus ciu Casscubcstaud von 738,49 Mk. incl. 500 Mk. Einlage im hiesigen Vorschnßvcrcin und ein Vermögensbestaud von 3038,49 Mk. Hierauf wird beschlossen, für die Zwecke der hiesigen Schnitz- nud Flcchtschule auch für 1887 aus der Easse des Gcwerbc- vcrems ciucu Beitrag von 50zu gewähre». I» Bezug auf die Milthcilmig des Herr» Vorsitzende», wonach daö dentsche Ccutralcomitec für Handfcrtigkcitsunterricht an de» Verein das Ansuchen gestellt hat, sich ersterem als Mitglied auzuschlicßeu nud einen jährlichen Bei trag zu gewähren, beschließt man nun, da eben im hiesigen Orte ciu derartiges Institut besteht, und vom Verein, wie vorerwähnt, unterstützt wird, davon gänz lich abzusehcn. Vom Ncnhcitcnzirkcl dcö Patentanwalt Otto Sack in Leipzig Gebrauch zu machen, wird dem Vorstände überlassen und zn dem Aufruf, zur Gründ ung eines Grundstockes zur Erbauung von Turnhallen bcizutragcn, wird ablehnender Beschluß gefaßt. Herr Stadtrath Müller stellt sodauu im Auftrage de/Eo- milccö zur Errichtung einer Herberge znr Hcimath den Antrag, dem Uutcruchmcn einem Beitrag aus der Verciuöcassc zu gewähren und schlägt dazu 75 Mark vor, weitere Anträge für die Summen von 100 und 50 Mark werden ciugcbracht, abcr der Beitrag von 100 Mark angenommen. Vor der Neuwahl der Vor standsmitglieder dankt der Vorsitzende, Herr Schul- dircclor Dreßler für das ihm stets cntgcgcngcbrachtc Vertrauen und bittet von seiner Wiederwahl aus lrif. tigen Gründen abzusehcn, zugleich theilt derselbe auch mit, dem ausgcschicdcncii Herrn Or. Rößler für seine Thätigkcit als Schriftführer den Daut dcö Vereins ausgesprochen zn haben. Bei der mm stattfittdendcn