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Hand des nachstehenden Abrisses mit einigen technischen Schwierigkeiten bekannt zu machen. Bei etwas Übung und gutem Willen ließen sich dann bei entsprechender Beachtung beim Lesen der Korrektur seitens des Autors mehr oder weniger Einsparungen erzielen. Gleichzeitig dürfte dieser Abriß für manchen Leser, hauptsächlich für diejenigen, die nicht Gelegenheit hatten, sich i» Druckereien technische Kennt nisse zu erwerben, von Interesse sein. Sämtliche Korrekturarten zerfallen in folgende drei Haupt- qruppen: 1. in Auswechslungen, 2. in Streichungen und 3. in Einfügungen. Am leichtesten erledigen sich die Auswechslungen. Man versteht hierunter z. B. das Abändern einer Jahreszahl, eines Datums, einer Zahlensumme, einer Interpunktion usw. Die dabei in Betracht kommenden einzusetzenden Typen müssen natürlich in der Stärke den auszuwechselnden vollständig gleich sein. Die 2. Gruppe, die Streichungen, erfordert schon wesent lich mehr Zeit als die erste. — Der infolge einer Streichung innerhalb einer Zeile frei werdende Raum muß mit ganz dünnen Bleiplättchen (Spatien) zwischen den einzelnen Wort räumen ausgeteilt werden. Die 3. Gruppe, die Einfügungen, ist wieder teurer als die 2. Gruppe. — Verständlich wird dieser Umstand, wenn hierzu salzendes erklärt wird: Für jede Einfügung, selbst für die schmälste Type, mutz immer erst der entsprechende Raum in der betreffenden Zeile geschossen werden. Um irgendeinen Buchstaben, eine Silbe, ein Wort in einer fertigen Zeile untcr- zubringen, müssen die Wortzwischenrüumc verringert, d. h. die vorhandenen müssen durch schmälere Ausschlußstücke (das sind Bleithpen, aber ohne Kopf bzw. ohne Buchstabenbild) ersetzt werden. Selbstverständlich ist eine Verringerung der Wort zwischenräume nur bis zu einer gewissen Grenze möglich. Diese ist erreicht, sobald die Abstände zwischen den Wörtern so gering werden, daß hierdurch die Leserlichkeit schon erschwert wird. Läßt sich nun eine Einfügung nicht inner halb einer Zeile unterbringen, dann tritt der sogenannte Zeilenumbruch ein, d. h. der Setzer nimmt entweder das erste oder letzte Wort der betreffenden Zeile fort und setzt es in die vorhergehende bzw. in die folgende Zeile. Es kommt recht häufig vor, daß durch diese Einfügungen ganze Absätze bis zu 20 und 30 Zeilen umgesetzt werden. Dasselbe ist auch der Fall bei größeren Streichungen. Für dieses Zeilenumbrechen ist die Hälfte des Satzpreises an den Setzer zu zahlen, also 50»/^. Zum Schluß sei noch einiges über den sogenannten »Sperrsatz« oder spationierten Satz gesagt, er gehört zur 3. Gruppe. Der in die Korrektur eingezeichnete Sperrsatz er fordert noch mehr Zeit als die Einfügungen, er ist somit die teuerste Korrektur. Dies erklärt sich kurz durch folgende Mani pulationen. Um Raum für die zwischen die einzelnen Buch- stabe» einzusetzenden Spatien zu schaffen, müssen zunächst die Wortzwischenräume wie bei de» Einfügungen herausgenommen werden; erst dann werden diese dünnen Bleiplättchen einzeln eingefügt. Ungleich schneller läßt sich ein gesperrtes Wort oder ein Satz in »ungesperrt« verwandeln. Es fällt diese Korrektur unter die Streichungen. Hier werden mit der Pinzette die Spatien aus dem gesperrten Satz herausgezogen und damit die Worträume erweitert. Handelt es sich aber um viele ge sperrte Wörter, so daß der frei werdende Raum nicht in der selben Zeile aufgeteilt werden kann, so tritt, wie schon be merkt, auch hier der Zeilenumbruch ein. Als nicht allgemein bekannt bliebe noch zu erwähnen, daß alle drei Hauptgruppen nur im sogenannten Handsatz vor genommen werden können, d. i. Satz aus einzelnen Buchstaben bestehend; ferner im Monotypesatz, d. i. Maschinensatz, bestehend auch aus einzelnen Buchstaben. In solchen Sätzen, die aus der Zeilensetz- und Gieß maschine hergestellt werden, d. i. Satz aus unbeweglich» gossenen Zeilen, können Korrekturen im Sinne des Handv nicht ausgefllhrt werden. Jede, selbst die geringste Korn bedingt, daß die betr. Zeile nochmals neu gesetzt und! gegossen werden muß; mit anderen Worten: hier bedeute^ Autorkorrektur immer doppelte Satzkosten. Musik und Musikalienhandel. M n. ^ (I vgl. Nr. 41.) Kein neuer Liedermeister. — Die Musikpädagogen an der Arbeit. — Verdi und das Urheberrecht an seinen Opern. — Schrekers neue Oper und Gregor. — Zun, Tode Joses Bayers. — Französisches Adreßbuch des Musikaiienhandcls. - Musikalischer Unsug. Im letzten Herbst klagte ich über die geringen Erfolge mo , derner Kunstlieder: Die just endende Konzertzeit hat uns! auf diesem Gebiete leider noch nicht weiter gebracht. Wenn ma, i die Programme von Lieder-Abenden Lurchsieht, so mutz man mit! Bedauern seststellen, daß immer noch kein neuer Brahms o' ^ Robert Franz des Liedes sich ankündigt. Eine statistist l Schätzung der Winterkonzerte Berlins, deren Ausweis fl I ja im wesentlichen mit denen der Provinz decken dürfte, ze'"! uns, daß die bewährten Meister noch immer fast ausschließ-^ das Feld beherrschen. An die Klassiker schließen sich Brahms und Hugo Wolf an. Und auch hier sind es meist dieselben Werke, die wicderkehren. Bei Schubert und Schumann stehen die viel gesungenen Zyklen im Vordergrund, bei Brahms in diesem Win ter die »Volkslieder«. Man ist schon angenehm überrascht, ein mal einen selten gesungenen Brahms wie »Die Schale der Ver gessenheit« oder einen seltenen Schubert wie »Der entführte Orest«, »Gott und Frühling« oder »Mcmnon« zu hören. Den »Standard«-Meistern schließen sich R. Franz, Grieg, Liszt, Loewe, Mendelssohn, Tschaikowsky, Dvorak an, fast immer mit den glei chen Stücken. Auch Wagners »Gedichte« fehlen nicht. Den Reigen der »Neuen« eröffnet natürlich R. Strauß. Es folgen Reger, Mahler, Debussy, Weingartner, Duparc, Schillings, Rob. Kahn, Pfitzncr, Jos. Marx, um einige Namen herauszu greifen. Schünbergs »Pierrot Lunairc« ist eine Rubrik für fick. Dann die lange Reihe der Lieder-Koinponisten, deren Name hier und da in den Programmen auftauchen, deren Arbeite, aber eine wirkliche Popularität nicht erreichen konnten. Wie oft ist da nur eine persönliche Beziehung der Anlaß, daß einige Lieder in ein Konzertprogramin eingegliederl wurden! Es spielt da so eine Art »Verpflichtung« hinein (ähnlich wie man es öfter auch bei den Arbeiten der Musikkritiker feststellen kann). Die Wahl geschah nicht aus reinem, sachlichen Interesse. Und so ist damit nicht die eigentliche Schlagkraft der Komposition dar- geian. Meist sogar erscheinen diese neuen Lieder in eigenen Kon zerten der Koinponisten, was noch weniger ein allgemeines Ur- teil zulätzt. Das Fazit also: es ist von manchen hübschen Versuchen zu sprechen, ein eigentlich durchgreifender, mitreißen der Erfolg ist noch immer ausgeblieden. Inzwischen gesellen sich zu den Klavier-Liedern immer häu figer Lieder mit Orchester und, als drastisches Gegen stück, Liedchen mit Lautenbcgleitung. Auch das Harmonium er scheint hier und da als getreuer Helfer des Sängers. Der melo dramatischen Behandlung unserer Dichtungen, mit Orchester, Kla vier lind Harmonium, nicht zu vergessen. Aus allen Vorgängen des Winters aber ist der Schluß zu ziehen, daß der Zukunfts meister sich noch immer nicht eingestellt hat, daß die musikalische Welt noch immer seiner harrt. Voll Eifer und Fleiß arbeiten die »Musikpädagogen daran, den Musikunterricht zu heben, zu reinigen m zu organisieren. Der Ende März in Berlin tagen Musikpädagogische Kongreß — diesmal der er »internationale« — vereinigte eure gewaltige Schar der bi kanntestcn und tüchtigsten Männer und Frauen des Musikunter richts aller Art, und wenn auch nicht gerade viel Neues und Epochemachendes erzielt wurde, so war doch die Einmütigkeit und Geschlossenheit imponierend. Ein Referat behandelte auch das ständig wiederkehrende Kapitel »Schundmusik« und streifte