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82, II. April 1913. Fertige Bücher. BSrI-nbl-tt f. d. Dliq». SE»ndk>. 3793 Soeben erschien: Über -ie Schönheit häßlicher Bilder Ein Vademecum für Romantiker unserer Tage von Max Brod Geheftet M. 3.50 Gebunden M. 4.50 Ein ernstes und dabei bizarres Bekenntnisbuch MaxBrods, das eigensinnige, höchst individuelle Credo dieses Dichters. Das Buch ist zum tieferen Verständnis der vorhergehenden Werke Brods unerläß lich. Wir sehen hier ein heftiges Temperament seine Opposition gegen unser mechanisiertes, amerika nisiertes, philiströs-kaufmännisches Zeitalter äußern. Aber diese Opposition ist alles andere als gries grämig. Sie versteckt sich oft sogar hinter einem lustigen Lob des Verabscheuten, >a sie baut eine ganze phantastische Theorie der „Schönheit des Geschmacklosen" aus. Die Greuel kitschiger Bilder, Kino und Panorama, Chansonetten und Ausstattungsstücke, häßliche Möbel und konventionelle Schauspielkunst werden in unterhaltendster Paradoxie in den Himmel erhoben. Hinter dem kompli- zierten Gewebe von Spott und ironischer Verliebtheit schlägt aber immer wieder die Liede zum Be geisternden, zu den Sternen durch. Und unbeirrbar steht hinter jedem der unberechenbaren Seiten sprünge und humoristischen Exkursionen der große Ernst dieses Dichters. Max Brod hat in seinem gleichzeitig erschienenen (mit vr. Felix Weltsch gemeinsam verfaßten) philosophischen Buch „An- schauung und Begriff" die exakte Basis gegeben, auf der er sich so kühne Scherze erlauben darf, die in anderem Zusammenhänge vielleicht frivol klängen, während sie hier nur von der unbefangenen, nietzschehaft heiteren Luft um diesen sicheren Tänzer Kunde geben. Bi6 25. April bar: 407°, Partie Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 80. Jahrgang. 4Y3