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10762 Börsenblatt f. d. Trschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 241, 16. Oktober 1913. Kreises Norden an die Verleger-Mitglieder gerichtete Zirkular werde stets ein Ehrenblatt sowohl in der Geschichte des Kreises Norden, wie in der Geschichte der Deutschen Bücherei sein. Der Aufforderung des Vorstandes des Kreises Norden sei reicher Erfolg beschieden gewesen, und so hätten auch die Mitglieder des Krei ses Norden an der schnellen Entwicklung dieser ganzen Sache, die einmal in Jahrzehnten ein volles Ruhmesblatt im Ehren kranze des deutschen Buchhandels und des deutschen Geistes lebens bilden werde, einen wesentlichen Anteil. Zu der Grossistenfrage übergehend, bemerkt Redner, daß für diese bereits seit 1888 in der Schwebe befindliche Frage eine be friedigende Lösung immer noch nicht gefunden sei. Es sei ja leicht ausgesprochen, aber schwer durchzusühren, daß die Verleger nur mit beschränktem Rabatt an die Grossisten und Wiederverkäufer liefern sollten. Die Grossisten, die wohl ein Viertel des gesam ten ungefähr 80 Millionen betragenden Leipziger Verkehrs im Buchhandel vermittelten, seien eben ein Faktor geworden, der sich wahrscheinlich überhaupt nicht mehr beseitigen lassen werde und mit dem deshalb gerechnet werden müsse. Trotzdem müsse natürlich versucht werden, wenigstens die gröbsten Auswüchse zu beschneiden. Auch auf der vorjährigen Versammlung in Bay reuth habe diese Frage zu den lebhaftesten Auseinandersetzungen geführt, und wenn auch ein gangbarer Weg bis jetzt noch nicht ge funden sei, so hoffe man doch, einen Schritt weiter zu kommen durch Beratung der Frage in einer aus Verlegern, Torlinien- lern und Kommissionären zusammengesetzten Körperschaft, als welche der Börsenvereinsvorstand den Vereinsausschutz angesehen und dem er deshalb die Angelegenheit zur weiteren Verhandlung überwiesen habe. Persönlich stehe er auf dem Standpunkt, daß eine Kontrolle derjenigen Handlungen ermöglicht werden mützte, die die Grossisten als Wiederverkäufer betrachteten. Eine solche Kontrolle könne aber die Geschäftsstelle in Leipzig allein nicht leisten; das wäre nur unter tatkräftiger Mithilfe der Orts- und Kreisvereine und unter Aufwendung von Arbeitskraft und Geldmitteln möglich. Allerdings sei zuzugeben, daß der Börsenverein infolge der erhöhten Einnahmen durch das Börsenblatt, das im vergangenen ersten Semester gegen das vorjährige erste Semester eine Mehreinnahme von 30 000 ^ erbracht habe und einen Mehrerlös von im ganzen 70 000 ^ erwarten lasse, in der Lage sei, gewisse Entschädigun gen an die Kreisvereine für diesen Zweck zu zahlen. Inwieweit die zu machenden Vorschläge sich als durchführbar erweisen wer den,, stehe allerdings dahin. Redner kommt dann auf die den Sortimentsbetrieben aus dem Eisenbahnbuchhandel erwachsenden Schädigungen zu spre chen. Auf Grund eingehenden Studiums des aus den Prozessen gegen Bettenhausen und Stille in Hamburg und anderen Orten erwachsenden Materials fei er jedoch der Ansicht, daß ein weite res Vorgehen erfolglos sei. Die obersten Instanzen hätten sich auf den Standpunkt gestellt, daß der Buchhandel auf den Bahn höfen, ebenso wie der Blumen- und Konfitürenhandel, den Be stimmungen des Z 6 der Gewerbeordnung nicht unterlägen, son dern zum Betriebe der Eisenbahn gehörten. Hinsichtlich des Vertriebs der Generalstabskarten durch den Buchhandel könne er etwas Erfreulicheres berichten. Infolge der bekannten Reichstagsresolution sei der Chef der Landesauf nahme an den Börsenverein herangetreten, um über die Frage des Vertriebs der Generalstabskarten durch den Buchhandel zu verhandeln. Redner schildert dann eingehend die stattge habten sehr ausgedehnten und zum Teil vertraulichen Verhand lungen, auf Grund deren er nunmehr Mitteilen könne, daß eine Wiederaufhebung der Vertriebsstellen ausgeschlossen sei, daß man sich aber vorbehältlich der Sanktionierung durch beide Parteien vorläufig auf folgende Bedingungen geeinigt habe: 1. Die direkten Bestellungen des Buchhandels sind an die Pro vinzialvertriebsstelle zu richten und werden ohne Kosten für Nachnahme und Verpackung effektuiert und, wie es im Verkehr zwischen Verleger und Sortimenter üblich sei, in Rechnung expediert. 2. Die Plankammer in Berlin schließt sich als Verlag der buch- - händlerischen Organisation an und nimmt in Leipzig einen buchhändlerischen Kommissionär. 3. Die auf buchhändlerischem Wege bestellten Karten werden vom Verlage der Plankammer auf buchhändlerischem Wege über Berlin oder Leipzig geliefert. 4. Die Barfakturen der Provinzialvertriebsstellen werden aus buchhändlerischem Wege durch den Verlag der Plankammer eingezogen. Alle Bestellungen liefern die Vertriebsstellen und die Plankammer mit 25"/» Rabatt aus. Sollten diese Bedingungen von beiden Seiten offiziell an genommen werden, so könne mit ziemlicher Sicherheit darauf ge rechnet werden, daß vom 1. Oktober d. I. ab wieder geregelte Verhältnisse im Buchhandel beim Bezüge der Generalstabskarten eintretcn würden. (Bravo!) über den Dürerbund wolle er nicht weiter sprechen. Der Börsenvereinsvorstand werde auch für die Folge die unqualisi- zierbaren Angriffe des Herrn Avenarius in vornehmer Weise zurückweisen und sie sachlich zu bekämpfen suchen. In 14 Tagen werde eine neue Denkschrift des Börsenvereins erscheinen, die dem Gesamtbuchhandel zur Verfügung gestellt werden solle mit der Bitte, sie unentgeltlich an die sämtlichen Abonnenten des Kunstworts gelangen zu lassen. Der Buchhandel werde, davon sei er überzeugt, aus diesem Kampfe nicht als Besiegter hervor gehen. (Bravo!) Eine weitere erfreuliche Mitteilung könne er in Sachen des amerikanischen Bücherzolles machen. Auf die vom 2. September datierte Eingabe an das Auswärtige Amt sei bereits am 4. Sep tember die Antwort eingelaufen, daß es von Wert wäre, mit einem geeigneten Herrn deswegen Rücksprache zu nehmen. Er sei infolgedessen am Freitag im Auswärtigen Amte gewesen, wo man der Sache großes Interesse entgegengebrächt hätte, über die von Piepers Korrespondenz inzwischen gebrachte Mitteilung, daß der Zoll wieder gestrichen sei, aber noch nicht orientiert gewesen wäre. Man habe ihm versprochen, sich auf drahtlichem Wege über die Richtigkeit dieser Mitteilung zu unterrichten und ihm das Ergebnis telegraphisch mitzuteilen. Soeben erhalte er nun ein Telegramm vom Auswärtigen Amte, nach welchem Druckschriften und Bücher zollfrei seien, falls sie überwiegend in anderer als englischer Sprache gedruckt seien. Damit schließt Redner seine Ausführungen, die mit anhal tendem, lebhaftem Beifall ausgenommen werden. Herr Otto P a e ts ch - Königsberg dankt für die ihm ge wordene Einladung, an der heutigen Versammlung teilzuneh men, und übermittelt herzliche Grüße der oft- und westpreutzischen Kollegen mit dem Wunsche, daß die heutigen Verhandlungen da zu beitragen möchten, die wirtschaftliche Lage des schwer um seine Existenz ringenden Sortiments zu bessern. (Bravo!) Der Vorsitzende erklärt darauf, da das Wort nicht mehr gewünscht wird, den Jahresbericht für genehmigt. Punkt 2. Rechnungslegung des Schatzmei sters. An Stelle des abwesenden Herrn WaltherBarth nimmt Herr Theod. Weitbrecht-Hamburg das Wort. Von dem Haushalte des Kreises Norden sei dasselbe zu sagen, was Wohl von allen Haushalten in Deutschland gesagt werden könne, nämlich, daß er teurer geworden sei. Trotzdem aber weise er keine Unterbilanz, sondern sogar einen Vermögenszuwachz von -kl 107.64 auf. Redner verliest die Rechnungsablage. Im Namen der Revisoren teilt Herr Fr. Trümpler- Hamburg mit, daß er in Gemeinschaft mit Herrn A. Busch die Abrechnung geprüft und mit den Belegen übereinstimmend ge funden habe und daher um Entlastung des Schatzmeisters bitte. (Geschieht.) Punkt 3. Festsetzung des Jahresbeitrages für das Vereinsjahr 1013/14. Herr Theod. Weitbrecht-Hamburg schlägt vor, es bei dem bisherigen Satze von 10.— zu belassen, da eine Ver anlassung, nach oben oder unten zu ändern, nicht vorliege. — Auch dieser Vorschlag wird debattelos angenommen. Punkt 4. Voranschlag des Schatzmeisters für das Vereinsjahr 1913/14. Herr Theod. Weitbrecht verliest den aufgestellten Vor anschlag.