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AäMe LlbMng. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Tächs. Wlb-Zeltung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltc», sowie durch die Expedition dies. Vl. für I Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — «l»» Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh S Uhr, für daS Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Nam» 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werde» »«it 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder coniplicirtc nach Uebcreinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BüreauS von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 56, Schandau, Mittwoch, den 14. Juli 1886. Der zweite diesjährige ^tnlagentermi« ist füllig am 13. Juli d. und spätestens bis zum 31. d. M. an hiesige Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Schandau, den 13. Juli 1886. Der Dtadtrat. Bürgcrmstr. Wieck. Politische Rundschau. Kaiser Wilhelm hat am Sounabcnd seiue Emser Cur nach fast genau dreiwöchentlicher Dauer beendigt. Dieselbe ist auch diesmal von bestem Erfolge begleitet gewesen und erfreut sich der greise Monarch des cr- wiinschtcstcn Wohlbefindens, so daß zu erwarten steht, daß der hohe Herr den Anstrengungen auch der weiteren Sommcrrciscn vollkommen gewachsen sein werde. Die selben führte» den Kaiser am Sonntag zunächst nach Coblcnz, der gegenwärtige» Sommcrrcsidciiz der Kaiserin Augusta; von Coblcnz aus erfolgt die Weiter reise nach der lieblichen Bodcnscc-Jiisel Mainau, wo der Kaiser im Kreise der großhcrzoglich badischen Familie zwei Tage weilen wird, um alsdann seine Reise nach Gastein über München und Salzburg fort- Zusehen. In der bayerischen Hauptstadt findet bekannt lich eine Begrüßung zwischen dem erlauchten Neiscndcii und dem Prinz-Regenten Luitpold statt, da das greise Oberhaupt dcö Reiches cd sich nicht versagen konnte, dem Fürste», der jetzt bcrnfc» ist, die Geschicke Bayerns z» lenken, nach mündlich seine Thcilnahmc an dem Hinschcidc» König LndwigS II. anSznsprcchc». Jeden falls wird dieser Bestich als ein bedeutsamer »euer Beweis der zwischen Kaiser Wilhelm und dem Prinzen Lnitpold bestehenden freundschaftlichen Beziehungen aufznfasscu sei», wie denn die letztere» sich auch schon durch den überaus warmen und herzlichen Ton des Antwortschreibens docniucutiren, mit welchem der Prinz-Regent dem Kaiser aus dessen Beileidsschreiben gedankt hat. Erst mit der AnSgangS voriger Woche erfolgte» läiigcrcn Vertagung des BnndcSrathcö sind die par lamentarischen Geschäfte vollständig zum Abschluß ge langt und nun erst kann man von dem vollständigen Eintritte der sommerlichen Ruhepause auf diesem Gebiete sprechen. Wann der BundcSrath wieder zu sammcntrctcn wird, ist vorläufig »och ganz unbestimmt und wird sich jedenfalls danach richten, bis wann das erste Material für die neue Session des Reichstages zusammen ist. Wunderlicher Weise durchlief in dcr letzten Zeit das Gerücht die Presse, der Reichstag solle noch in den letzten Tagen des Spätsommers cin- berufen werden, nm über eine uene Branntweinsteuer- Vorlage zu bcrathcn, obgleich er doch kaum erst seine Thätigkcit beschlossen hat. Jetzt erklären denn auch Berliner officiöse Prcßstimmeu, daß die Negierung sich mit der Frage der Wicdcrcinbcrnstmg des Parla mentS noch gar nicht befaßt habe und daß eine solche, falls nicht ein außerordentlicher Anlaß, wie er im Sommer 1883 durch die uothwcndigc Erneuerung des deutsch-spanischen Handelsvertrages gegeben war, ein- trcte» würde, kaum vor Ende November zu gewärti ge» sei. Auf der Werft des „Vulkan" bei Stettin fand am Sonnabend unter entsprechende» Feierlichkeiten und unter Thcilnahmc von Vertretern der preußischen Negierung und verschiedener Ncichsbchördcn, dcö BnudcSralheS, dcö Reichstages u. s. w. der Stapcllanf des ncncrbautcn ersten große» NcichSpostdampfcrs „Preußen" statt. Die „Preußen" war ursprünglich dazu bestimmt, die Fährte« auf der ostnsiatischeu Linie zu eröffnen, doch da daö Schiff bis zum 30. Jnni noch nicht vollständig fcrtiggcstcllt werden konnte, so ließ der Norddeutsche Lloyd dafür die „Oder" die Fahrten ans der Linie nach Ostasicn beginnen. Die ablehnende Antwort dcö Prinz-Ncgcntcn auf das Entlassnngsgcsuch des Ministeriums Lutz hat selbst in einem Theile der clcricale» bayerische» Presse vollste Anerkennung gefunden. Sogar das „Vaterland" des Herrn Sigl, das doch über dem Verdacht eines Kokettirens mit den Liberalen thnrmhoch dasteht, stellt sich auf die Seite des Ministeriums. Daö Blatt schreibt u. A.: „DaS Heer der „patriotischen" Streber ist heute im Lager dcö »cbnloscu „Ministeriums Frauckcustciu" und vcrthcilt iu Gedanken heute bereits die Stellen unter sich, die noch gar nicht erledigt sind. Wo immer ciu Tropf im Laude ist, der uutcr dem „System Lutz" eü zu nichts brachte, weil er zu dumm war, der hofft heule unter einem „Ministerium Franckcnstcin" sein Glück zu machcu, weil er glaubt, daß unter der Herrschaft der „Patrioten" die Dumm- hcit an Werth steigt." Ma» sicht, Herr Sigl pflegt auch sei»c» politische» Freunden gegenüber kein Blatt vor den Mund zu nehmen. In der Schweiz beging man in voriger Woche die 500jährige Erinncrungöfcicr an die Schlacht bei Sem pach. Am 9. Juli 1386 war cö, daß bei dem Städtchen Sempach, im heutige» Canto» L»zern, 1400 Schweizer Bürger 6000 Mann Ocstcrrcichcr, »»ter denen sich 4000 geharnischte Ritter befanden, die von dem ritter lichen Herzog Leopold von Oesterreich persönlich ge führt wurden, vollständig schlugen, durch welche Niederlage die Herrschaft der Habsburger iu Helve tien gebrochen wurde, wenngleich dieselbe erst mit der Schlacht bei Näfclö (9. April 1388) ihr vollständiges Ende erreichte. Mit Fug und Recht können daher die heutigen Eidgenossen das Andenken dieses Tages, an welchem die glänzende Tapferkeit ihrer Vorfahren daö Land von drückender Fremdherrschaft befreite, feiern nnd anch in Oesterreich selbst wird man schwer lich Anstoß an der Sempach-Feier genommen haben. An die Scmpachcr Schlacht knüpft sich die bekanntc Erzählung von dem Opfcrtod Arnold von WinkclricdS, doch haben ernste historische Forschungen längst er geben, daß man cs hicr mir mit cincr Sage zn thun hat, denn dic eidgenössischen Chroniken wissen nichts von dem poetisch so oft verherrlichten Opfcrtodc Arnold von WinkclricdS. — I» der Wcstschwciz Hal sich ein Eiscnbahnunfall ereignet. Der am Abend dcö 8. Jnli von Chanx dc Fonds nach Bicl abgcgangcnc Zug entgleiste zwischen Converö nnd Renan nnd wnrdc» hierbei, so viel sich bis jetzt ermitteln ließ, von den Passagieren drei schwer nud acht leicht verletzt. Dic au dcr ganze» Ostküste Italiens herrschende Cholcraepidcmic greift nun unverkennbar auch nach dem gegenüberliegenden österreichischen Küstenland hin über. Aus Fiume werde» täglich einzelne Cholcra- erkrankunge» gemeldet, nur soll die Krankheit bis jetzt noch keinen epidemischen Charakter angenommen haben. Daö ist freilich mir ein schlechter Trost, denn anch in dc» gegenwärtig von der Cholera ergriffenen ost- itnlicnischen Küslcnstädtcn trat dic Krankheit erst sporadisch ans, mn dann aber rasch den nnlcngbarc» Charakter cincr Epidemie anzunehmen. In Triest sind seit einigen Tagen keine Cholcrnfälle mehr vor- gekommcn, so daß man dic Seuche an diesem Platze als erloschen betrachtet. In Frankreich scheint dic PrinzenanSwcisnngSangc- lcgcnheit nunmehr einstweilen gänzlich znr Ruhe ge- kommen zn sein. Dic Kammcrcommission znr Bcra- thnng dcs Gesetzentwurfes gegen daö Anschlägen auf rührerischer Schriftstücke »ahm am Freitag cmstimmig dc» Beschluß an, welcher erklärt, daß die Ncgicrnng dnrch dic bcstchcndc» Gesetze genügend geschützt nnd die weitere Prüfung dcr Frage bis zum Herbst zn vertagen sei. In den Kreisen der französischen Ne- mblikancr ist man denn anch der Meinung, daß et. vaige »cne Manifeste der anögcwicscncu Prinzen der Republik gerade nicht besonders gefährlich sein würden und dcr geringe Eindruck, dc» daö Manifest dcs Grafc» von Paris in Frankreich gemacht hat, bestätigt nur dic Nichtigkeit dieser Anschauung. Iu der französischen Dcputirtcnkammcr hat schon wieder einmal ein überspanntes Individuum dnrch Ncvolvcrschüssc die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken gesucht. Am Schluß der Freitagssitzung feuerte nämlich ein Mensch von dcr Znschaucrtribüue ans einen Ncvolvcrschnß in den Sitzungssaal ab — glücklicherweise ohne Jemand zu treffen — nnd warf dann noch eine Menge kleine Papicrschnitzcl in den Saal hinab. Bei seiner Vernehmung erklärte der so fort verhaftete Thäter, er sei ein Unglücklicher nnd habe dnrch den Schuß nur dic Aufmerksamkeit auf sein Elend lenken wollen. Das Vorgehen Rußlands in Batum scheint noch zu keinen diplomatischen Erörterungen zwischen den Großmächte» geführt zn habe». Nussischerscitö be müht man sich auch mit großen« Eifer, diese nenestc Verletzung des Berliner Vertrags als durchaus harm los hinzustellen und führt specicll der Petersburger „Negicruugsauzcigcr" iu einem langathmigcn Artikel über die Aatnmfragc anö, daß dic russische Negier ung znr Schließung des Freihafens von Batum voll ständig berechtigt gewesen sei. Das Blatt zählt all' die Nachthcilc ans, welche Nußland anö dcr Frcihafcu- stcllnng Aatninö erwachsen seien nnd betont, daß daö Vorgehen Rußlands keine Verletzung dcs Berliner Vertrags bedeute, dem« Artikel 59 desselben enthalte nicht das Resultat cincr Ucbcrcittstimmung aller Mächte, soiidcrn mir eine von dcr russischen Negierung frei willig abgegebene Erklärung, in Batum einen Frei hafen errichten zu wollen. Uebcr diese Auffassung ließe sich allerdings streiten, aber offenbar hat man ans keiner Seite — selbst nicht auf englischer — große Lust, sich iu lange Erörterungen wegen dcr Batum- frage mit der russischen Presse einznlassen und das Ende vom Liede wird eben sein, daß dic russischcrscitS vorgcnoinmcnc Abänderung am Berliner Vertrage dic nachträgliche Gcnchmignug der übrigen Mächte findet. Daran dürfte auch ciu nochmaliger, daö Verhalten Nußlandö in dieser Affnirc in abfälliger Weise be sprechender Artikel der „Times" nicht daö Geringste ändern. Das Cityblatt meint ja selbst, daß dic Frage nicht wichtig genug sei, nm einen ernsten Streit zn veranlassen und wenn cö meint, dic Aufhebung dcö FrcihafcncharakterS Batumö seitens Nnßlandö bedeute eine dircctc Herausforderung an England, welches dcmgcmäß seine Politik gestalten müsse, so wird man an dcr Newa diese Drohung nur mit geringschätzigem Achselzucken aufnchmcn. T a g e s g c s ch i ch t e. Sachfen. Schandau. Dcr Gcwerbevcrein zu Tetschcu veranstaltet gemeinschaftlich mit dein Gcwerbevcrein in Bodenbach am 26. d. M. eine Extrafahrt nach Prag, wo die Gewerbcans- stel lang dcs deutschen Handwcrkerverciuö besticht werden soll. Wie aus dem bezüglichen Inserate in dcr heutigen Nummer d. Bl. zu ersehen ist, ist an den hiesigen Gcwcrbcverciu die freundliche Einladung znr Thcilnahuic an dieser Fahrt ergangen und sind Anmcldnngcn hierzu bei dem Vorsitzenden und dem Archivar dcö Vereins, den Herren Schuldirektor Dreßler und Kassircr Jul. Andcrö bis zum Donners tag zu bewirken, damit den Thciliichmcru dic Fahr- kartcn rechtzeitig besorgt und zugcstcllt werden kömicu. Da dcr Fahrpreis (Nordwcstbahuhof Tetschcu — Prag und zurück 2. Classe 3 fl., 3. Classe 2 fl.) ganz un gewöhnlich billig ist und ein Extraboot dcs hiesigen Dampfbootvcrcinö dic Theilnchmer früh '/^4 Uhr billig nach Tetschcu befördern wird, da ferner die Prager Ausstellung höchst schcuöwcrth, ein Besuch dcö Hradschin rc. äußerst lohnend ist, da endlich bei dcr Länge der zur Verfügung stehenden Zeit von einem Uebcrnnchtcn Abstand genommen werden kann, o dürfte anch von hicr aus auf eine ziemlich rege Betheiligung au dem Unternehmen zu rechnen sein.