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MMe Elbjeitung. Amts- unö Anzeigeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau nnd den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend nnd ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. für 1 Mark vicrtcljahrl. zn beziehen. — «r»' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh l> Uhr, für das SonnnbendSblatt spätestens bis Freitag früh v Uhr erbeten. — Preis für die ge ¬ spaltene CorpuSzcilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Uebercinknnft.) — Inserate für die Elbzcitnng nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Amwnccn-Vürecms von Haasenstcin L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 58. Schandau, Mittwoch, den 21. Juli ^886° " IM I I! »II t» t',t'I « s,gl- , Politische Nundschllu. Für den Mangel an vorliegendem positiven Ma terial ans inncrpolitischcm Felde spricht cö offenbar, daß die letzten Vorgänge in Bayern nnd speciell das Antwortschreiben des Prinz Regenten Luitpold ans das E»tlassn»gögcs»ch des Ministeriums Lutz, in der Ta gespreise noch immer dcS Langen nnd Breiten erörtert werden. Den Anlaß hierzu habe» die seitens gewisser nltra-clcricalcr Prcßorganc, denen allen voran daö Berliner Icsuitcnblatt mit dem dcntschcn Namen, die „Germania", steht, in Scene gesetzten Verdächtigungen der Botschaft dcö Prinz-Regenten Luitpold gegeben. Verschiedene Stellen derselben sollten den thatsächlichcn Verhältnissen durchaus nicht entsprechen, namentlich wnrdc der Passus, iu welchem Prinz Lnitpold daraus hiuwcist, daß die höchste kirchliche Autorität selber ihre Zufriedenheit mit der Lage der katholischen Kirche ausgesprochen habe, in hämischer Weise bezweifelt. Besonders die „Germania" wußte allerhand wunder sames römisches Dcpcschcnmatcrial znsammciiznschlcp- pcn, woraus hcrvorgchcu sollte, daß mau sich im Va- tican keineswegs so znfricdcugcstellt zeige, als dies der Prinz-Regent Lnitpold in seinem Schreiben au daö Cabi- nct Lutz so ausdrücklich betont hat. Der Prinz-Regent soll also in seinem Schreiben gewissermaßen ans dcr Luft gegriffene Behauptungen ausgestellt HM» — er, der die peinlichste Gewissenhaftigkeit »nd die Ehren haftigkeit selber ist! Nun, waö derartige Verdächtig ungen, die schließlich den greisen Fürsten, der jetzt die Geschicke Bayerns lenkt, selber nicht verschone», ans sich haben, beweisen römische Depeschen gMpatrivtischcr bayerischer Blätter. Aus ihnen geht zur Evidenz her vor, daß Prinz Lnitpold die Aclcnstückc ans dem Va- tican schwarz auf weiß besitzt, auf welche sich die von der „Germania" nnd den ihr gcsinnnngövcrwaudtcn Or ganen so heftig angegriffenen und bezweifelten Stelle» i» seinem Schreibe» stütze» »nd hiernach bedürfe» diese Angriffe keiner weitere» Charactcristik — sic richte» sich selbst! I» dem verständigen Theile der bayeri schen clcricaleii Presse selber erfährt daö Treiben dcr „Germanin" ». s. w. eine entschiedene Vcrnrthcilmig »nd der „Bayerische Courier" verbittet sich der „Ger mania" gegenüber sogar, daß letztere in Dinge hin- einrcdc, die man in München besser zn verstehen glaube,! als am Ufer der Spree — das „genügt!" Die Eholernberichtc ans dem österreichischen Küsten gebiete lasse» eine langsame Zunahme der täglichen Eholcrafällc in Triest und Fiume erkenne». I» erste rer Stadt käme» vom Domicrstag bis zum Freitag 8 Cholcracrkraiikuvgc» nud 3 CholcratodcSfällc, iu letzter Stadt zu derselben Zeit 6 Cholcraerkrankmigeu und 2 CholcratodcSfällc vor. Dagegen bekunden die Cholcrabcrichte von der italienischen Ostküstc eine ent schiedene Abnahme der Seuche. Die französische Parlamcntöscssion hat am vorigen Donnerstag ihren Abschluß gesunde», nachdem dem selben in beiden Hänscni dcö Parlaments noch aller hand merkwürdige Zwischenfälle vvrangcgangc» waren. Zunächst lehnte die Dcpntirtcnkammcr iu einer der letzten Sitzungen den französisch italienischen Schiss- fahrtövcrtrag ab, obwohl der Ministerpräsident Frcy- cinct für denselben warm ciiigctrelcii war; Frcyciuct wollte infolge dessen seine Entlassung geben und konnte von diesem Vorhaben von seinen Ministcrcollegcii nur mit Mühe abgebracht werden. Alsdann entspannen sich in ebenderselben Sitzung zwischen der Rechten, den Ministern und der Linken stürmische Debatten über verschiedene Angelegenheiten nnd flogen bei diesen Verhandlungen Beleidigungen hinüber nnd herüber. Endlich kam cö auch in der Schlnßsitzmig des Senats am Donnerstag wegen der AuSwcismig dcö Herzogs von Anmalc zu heftige» Anöci»a»dcrsetz»nge» zwischc» der Rechte» und der Negierung, die zu einer Forder ung des monarchistischen Senntvrö Lareinty durch den Kriegsmiuistcr Bonlcmgcr führten. Daö Duell sollte am Freitag oder Sonnabend statlfindcil. Die aus Frankreich ausgewiesenen orlcanistischcn Prinze» — der Graf vv» Paris, dessen Soh», der Herzog von Orleans, und der Herzog von Aumale — sind nnnmchr ans englischem Boden vereinigt. Ans seiner Reise Frankreich nach England nahm der Herzog von Anmale mehrere Tage Aufenthalt in Brüssel, wo cr im „Hotel de FlaudrcS" abgcsticgcn war. Hier wnrdc der Herzog, in dessen Begleitung sich der Her zog von Chartres befand, am Freitag Nachmittag dnrch den Besuch dcö belgischen Königöpnarcü aus gezeichnet; die Nachricht, die belgischen Majestäten hätten ans Rücksichten ans die französische Regierung eine Begrüßung mit dem Herzog von Anmale ver mieden, erweist sich demnach als eine tendenziöse Er findung. Am Sonntag reisten die orlcanistischen Prin zen von Brüssel nach England weiter, wo sic sich wohl cincr sympathischen Aufnahme seitens dcö Hofes, wie seitens der Bevölkerung versichert hallen können. Der die Fahrten ans der australischen Linie er öffnende dcntschc NcichSpostdnmpfcr „Salier" traf am Freitag in Antwerpen ein nnd setzte am nächsten Tage die Wcitcrfahrt fort. Die lnngansgcspomicnc Wahlcampaguc in Eng land ist ai» Sonnabend zn Ende gegangen. Den Conservativcn ist cs zwar nicht gclmigcn, die absolute Mehrheit im künftige» Parlamente z» erhalten, aber anch ohnedem stellt sich die Niederlage, welche Mr. Gladstone nnd seine Anhänger wegen der irischen Sclbstvcrwaltnngöpolitik erlitten haben, als eine ganz entschiedene heran« nnd als eine solche wird sic anch in England selbst allseitig nnfgcfaßt. Es ist, »ach Loiidoiicr Meldungen zu nrthcilcn, deshalb nicht nn- möglich, daß Nir. Gladstone zur Stunde bereits seine Demission cingcrcicht hat. Sobald dies geschehen, heißt cö weiter, werde Salisbury, der Chef dcö frühe- reu Torymiuistcriumö auf den Nath Hartiugton's mit der Bildung eines neuen Ministeriums betraut wer den, da man von dem Plane cincö libcral-conscrva- tivcn Coalilionöministcrinmö wieder abgckommcn sei. Diese Ankündigung cincö rcin conscrvalivc» Mini steriums schließt freilich manche Bedenklichkeiten in sich, vor Allem deswegen, weil eben die Torys für sich allein nicht die Mehrheit im Parlamente besitzen und darum mehr oder weniger auf das Wohlwollen der liberale» Unionisten angewiesen sind nnd diese bedingte Umerstntznng würde für ei» rein conscrvntivcö Cabincl schon den erste» Hemmschuh bedeute». Die elsaß-lothringischen Gcmeinderaths- wahlcn. Ende vorvoriger Woche habe» i» den Neichölandcli die GcmciiidcrathSwahlcn stattgcsimdc», dcuc» diesmal eine besondere Bcdcntnng inncwohntc, zunächst, weil sie daö erste Mal seit der Statthalterschaft dcö Fürsten Hohenlohe vorgcnonnneu wnrdcu nud dann, weil au ihnen znm ersten Male seit 13 Jahren die Landes hauptstadt Straßburg wieder Theil »ahm »iid iiament- lich dem Aaögangc der Straßburger Wahlen sah man dicscitö wie jenseits dcö Nheinö mit uugcwöhulichcm Jntcrcssc cntgcgcn. Am 7. April 1873 wnrdc der damalige Bürgermeister von Straßburg, Lauth, wegen der anögcsprochc» deutschfeindlichen Haltung des Gc- mciudcrnthcö von der kaiserlichen Regierung seines Amtes entsetzt -- welchem Acte bald darauf die Suöpeudirnug der Stadtvcrtreluug selber folgte und der damalige Polizcidircetor nnd heutige Äczirkö- präsidcnt des UntcrclsasseS, Back, mit der Leitung der städtischen Verwaltung betraut. Bis heute hat Herr Back dieses seines vcrantwortnugörciche» Amtes gewaltet und daß unter ihm die Stadt nicht schlecht gefahren ist, das kann man anö dem Munde ein gefleischter Altstraßbnrgcr selber hören, wer die alt- berühmte Metropole des Obcrrhcmü vor 1870 oder die ersten Jahre nach dem Kriege gesehen hat und sic hcntc wieder besucht, der wird staune», welche vor- thcilhnftc» Wandlungen die Hauptstadt dcö Elsasses unter der energischen Vcrwalttmg seines Bürger meisterei-Verwalters dnrchgcmacht hat. — Allstraßburg ist einfach nicht wicdcrzucrkenncn! Dennoch ließ sich daö bisherige Provisorium iu der städtische» Ver waltung Straßburgs nuö verschiedene» Gründen nicht gilt mehr aufrecht crhaltcu und so entschloß sich denn die kaiserliche Negierung, den Bürgern der Stadt eines ihrer wichtigsten Rechte znrückzngcbcn, indem sic ihnen gestattete, den städtischen Vcrtrctungökörpcr wieder selbst zu wählen. Es war dicö ei» gewagtes Experiment, denn wer die Verhältnisse in Straßburg kcunt, der weiß, daß noch jetzt iu gewissen Kreisen der Bevölkerung daö deutsche Regiment nur mit Widerwillen ertrage» wird, aber das Unternehme» glückte über Erwarte». Vo» 32 Mitglieder» dcö nciigcwähltc» GcmcindcrnthcS sind 23 Altclsässcr »»d von ihnen gehören 10 der antidcntschcii Protcstpartci, 4 der clcricalcn Richtung, 5 der vermittelnden antonomistischcn Partei au und 4 sind ohne bestimmte Partcistclluug, 9 Gcmcmdc- rathömitglicdcr aber — und daö ist Charakteristikum der straßburgcr Wahle» — sind Alldeutsche; und unter ihnen befindet sich Herr Back selber; außerdem haben noch 4 Stichwahlen stattznfindcn. Die etwa 25,000 Seelen zählende altdeutsche „Colonic" Straß burgs — wcuu dieser Ausdruck überhaupt noch ge rechtfertigt ist — findet demnach in dem nencn Ge- mciudcrathe eine entsprechende, würdige Vertretung nnd da es nntcr den eingeborenen Mitgliedern des selben eine ganze Anzahl Männer der gemäßigten Richtung gicbt, so darf mau anö deren Zusammen wirken mit ihren cingcwandcrtcn College» mir daö Beste sür die fernere gedeihliche Entwickclnng der Hanptstadt dcö NcichSlandcS erwarte». Für daö Regime dcö »c»c» Statthalters ist daher das i» Anbetracht der obwaltciidcn cigcnthümlichcn Verhältnisse so erfreu liche Ergebnis; der Straßburgcr Gcmcmderathswnhlcn nur als ciii güusligcs Zeichen zu betrachte», cö geht daraus hervor, daß die Einwohnerschaft der Stadt Straßburg dem Vertreter dcö Kaisers ihr vollstes Vertraue» c»tgcgc»bringt, trotzdem daß cö Fürst Hohcn- lohc im bcmcrkcuöwcrthc» Gegensätze zn Herrn v. Man teuffel vermeidet, durch lärmende Demonstrationen aller Art nm die Gnnst der einheimischen Bcvölkcr- nngöclassen zu wcrbcu. — Aber auch die Gcmcindc- rathöwnhlcn im übrigen Lande liefern den unläug- barc» Beweis, daß sich die Elsaß-Lothringer mehr nnd mehr niit der veränderten Ordnung der Dinge seit 1870 anösöhncn. Ganz besonders tritt dicö in dcr altehrwürdigen Hanptstadt Lothringens in Metz hervor; hier sind statt dcr bisherigen 4 dcntschgcsinutc» Mitglieder dcö Gcmeindcrathcö, deren jetzt 12 gewählt worden und anch von den 20 vorznnchmcndcn Stich wahlen werden sicher noch einige zn Gnnstcu der dcntschcn Partei anöfallcn, sodaß letztere in Metz eine» noch glänzenderen Erfolg davougctragcn hat, als in Straßburg. Dieser Ausgang dcr Wahlen in den beiden Hanplstädtcn dcö Landes kann für das ncnc Regime nMcr dem Fürsten Hohenlohe »nr von glück lichster Bedeutung sciu nud auch der Ausfall dcr Gc- mciudcrathöwnhleu iu dcu übrigen Theilen der Ncichö- tandc, soweit sich eben die Resultate übersehen lassen, bekundet, daß die deutsche Strömung mehr und mehr znm Dnrchbrnch kommt. Dnrch den Verlauf dcr Gemciudcrathöwahlcu wird Fürst Hohenlohe eine iicuc Anregung erhalten, ans dem von ihm cingcschlagcncn Wege klngcr Zurückhaltung und strengster Unpartei lichkeit nach jeder Seite hin fortznschrciteu; gerade sein Vorgänger hatte durch die übergroße Begünstig ung dcr cinhcimischc» Bevölkerung bei jeder Gelegen heit ans Koste» der Altdc»tsche» die Verhältnisse viel fach verwirrt nnd die deutsche Sache iu dcu Reichö- landen nach mehr als einer Richtung gefährdet, ob wohl cr sich ja mit dcu besten Absichten trug. Nun, Fürst Hohenlohe ist bestrebt gewesen, die Fehler dcö vcrstorbcucn Fcldmarschall-Statthaltcrö zu vermeiden, ohne gerade in das entgegengesetzte Extrem, in eine Bevorzngnng dcr altdcntsche» Bevölkernngskrcise, zn verfallen; falls cr ans dem cmgedentctcn Wege eonsc- qnent vorwärts schreitet, können die Früchte des neuen Regimes, den Einheimischen wie den Eingcwandcrtcii gleicherweise zmn Nutzen, nicht auöbleibm und die jüngsten Gemcindcrnlhöwahlen lassen da eben für die Zukunft Elsaß-Lothringcnö daö Beste hoffe».