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Orolprkt. Der praktische Ratgeker, Mochenschrlft fiir Gärtner, GnrtenUeichnkrr und Landwirte, erscheint an jedem Lonntage. — Abonnement bei jeder pojtaustalt oder Buchhandlung vierteljährlich t Marli, llUUl'tkUllls durch den Briefträger in das Pans gebracht I M. I5> Pf. — Inserate pro Zeile 30 Pfennige. Obst- und Gartenbau werden unter deu verschiedensten Verhältnissen betrieben. Hier breitet sich die prächtige Baumschule des Großindustriellen unter den Gärtnern aus, dort bearbeitet ein HandclSgärtner im Schweiße seines Angesichts seine wenigen Morgen, hier läßt ein Großgrundbesitzer durch seinen Gärtner Zier- und Nutzgarten fär den eignen Bedarf oder für den Markt bewirtschaften, dort nmgiebt ein Bauer sein Haus mit einem Gärtchen, in dessen Lande er die Sommerabende nach des Tages Vasten znbringeu will — hier nutzt der Geistliche, der Lehrer, der Forstmann sein Dicnstlaud durch Gartenbau aus, dort schafft sich der Rentier durch eigene Arbeit im Garten Genuß und Erholung, hier legen Staat, Provinzen, Gemeinden Obstalleen an, dort ein Privatmann oder wieder eine Gemeinde größere Plantagen. So verschiede» dies alles erscheint, hat cS doch etwas Gemeinsames — das ist das Bestreben, aus dem Boden, aus Kapital und Arbeit die größtmöglichsten Erträge zn erzielen, das Vollkommenste zu ernten, das Geerntete möglichst lohnend zn verwerten. Diesem gemeinsamen Zuge, der durch deu gesamten Obst- und Gartcnban geht, ist eine Wochenschrift ausschließlich gewidmet, die, seit dem 1. Januar d. Js. erscheinend, sich so lebhafter und freundlicher Aufnahme unter den Gartenbantreibenden zu erfreue» hat, daß sie bereits im zweiten Quartal ihres Bestehens mit über (»000 Abonnenten die verbreitetste Gartenzcit- schrift Deutschlands geworden: „Der praktische Watgeber im HM- nnd Gartenball". Der praktische Ratgeber ist begründet worden, allen denen, die im weitesten Sinne Gartenbau treiben, hülfreich zur Haud zn gehen. Weil er aber „für alle" ist, ist sein Inhalt einfach, schlicht und klar: Jedermann — nicht nur der ans einer Gärtnerlehranstalt vorgebildete Gärtner — soll ihn verstehen und benutzen können. Es ist eine ziffernmäßig uachzuweisende Thatsachc, daß eine intensive Gartenkultnr, rationeller Obst- und Gemüsebau am meisten geeignet sind, die Bodenrente dauernd zu steigern. Wir sagten „rationelle" Obst- und Garteukultur. Denn es ist eine fernere Thatsache, daß nirgends in Deutschland mehr gefehlt wird, wie gerade hierin. Man gehe mir einmal über die Wochenmärkte nnd sehe, was da als Obst nnd Gemüse verkauft wird. Daun wird man es verständlich finden, daß besonders Amerika in jedem Jahre mehr mit seinen Dörrprodnkten den Markt erobert — betrug doch scho» die Einfuhr im Jahre 1884 für Obstprvdnktc 82 Millionen Mark. Und diese Einfuhr findet statt in ein Land, das sich klimatisch nnd seinen Bodenverhältnissen nach fast überall ganz vortrefflich znm rationellen Obstbau eignet. Aber wer überlegt sich denn bei uns — Ausnahmen bestätigen die Regel — welche Sorten Aepfel, Birnen, Kirschen re. er pflanzen muß »ach Boden, Klima, Lage, Verwendung nnd Absatz, wer pflanzt richtig, wer behandelt seine Obstbänme liebevoll, beschneidet sie, wie es sich gehört re.? Man pflanzt irgend eine schöne oder schlechte Sorte an irgend einen Platz und wnndert sich dann, wenn die Erträge nicht nach Wunsch ansfallen. — Und kommt dann ein gnteS Jahr, wie das vergangene, weiß niemand recht, was er mit dem Himmelssegen anfangen soll, das Obst wird verschleudert zu jedem Preise, verschenkt, verfüttert oder — wie eS thatsächlich in vielen Gegenden unseres Vaterlandes 1885 der Fall war — es verfault unter den Bäumen. Fast genau, wie mit dem Obste verhält es sich mit dem Gemüse! Bian ist jetzt soweit, in Dörrapparaten, die sich für wenig Geld in jeder größeren Gemeinde anschasfen lassen, das Gemüse, indem man ihm die Feuchtigkeit entzieht, so zn konservieren, daß es sich Jahre lang hält und, wieder ausgekocht, wie frisches schmeckt. Welch' eine Perspektive für die Zukunft, für Vvlkseruährung und Bodenverwertnng! Aber freilich nicht jedes Gemüse eignet sich znm Dörren, der Züchter muß lerneu, ein durchaus gutes, schmackhaftes Produkt zu bauen. Zur Erreichung dieser Ziele mitznwirken, ist der praktische Ratgeber gegründet worden. Es ist schwer, eine so reichhaltige, ja unerschöpfliche Aufgabe in kurze Worte zu bringen; wir haben cs dennoch versucht und folgendes Programm ausgestellt: Gärtnerei im allgemeinen, also etwa: Auswahl uud Verbesserung des für Gartenknltnr bestimmten Terrains, Schntzaulageu, Bewässerung nnd Entwässerung der Gärten, Bearbeitung des Bodens, Wahl uud Behandlung der verschiedenen Dünger, Vertilgung der Unkräuter, Bekämpfung von Krankheiten nnd schädlichen Insekten re. Ferner Einrichtung nnd Bewirtschaftung der Hansgärteu, Gärtuerei betrieb, Rentabilitätsberechnung re. Obstbau: Anzucht und Pflege der Obstbäume in deu verschiedene» Forme» »»d imter de» verschiedene» klimatische» »»d Bodenverhältnisse», Anlage von Obstplantagen nnd Alleen, Obstsorten, Benutzung des Obstes für deu Handel und die HanShaltnng, Obst verwertung im großen durch Anregung znr Bildung von Genossenschaften uud Fabriken, Pflege des Weinstvckes, Zncht des Beerenvbsles nnd Beerenobstweinbereitung rc.