Volltext Seite (XML)
MMe ElbMung. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Glb«Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstaltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark vicrtcljiihrl. zu beziehen. — Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Uhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuözcilc oder deren Naum 1» Pf., Inserate unter 0 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder compluirte nach Ucbcrcinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haasenstein L Vogler, Jnvalidendank und Rud. Mosse. AH. Schandau, Sonnabend, den 1. Mai 1886. Die neue Lage im Orient. Der Orient ist und bleibt der politische Wettcr- winkel Europas. Dort bilden sich immer wieder neue Gewitterwolken, mögen sich vorher auch noch so viele politische Unwetter entladen haben. Ans den russisch- türkischen Krieg nm die bulgarische Frage in alter Ge stalt folgte der serbisch-bulgarische Krieg nm die bul garische Frage iu neuer Gestalt und es wäre dieser halb auch noch ein griechisch-türkischer Krieg auögc- brochcu, wenn die Großmächte die Griechen nicht mit energischen Drohungen in Schranken gehalten hätten. Griechenland hat nnn endlich, zumal in Folge eines freundschaftlichen Rathcö von Frankreich, den Auffor derungen der Großmächte Folge geleistet nnd will zur Abrüstung schreiten. Das dem französischen Gesandten v. Mouy in Athen von dem griechischen Minister präsidenten gegebene Versprechen wird indessen von den Großmächten noch nicht für genügend erachtet nnd Griechenland soll bezüglich seiner Abrüstung bessere Garantie geben. Die Großmächte haben deshalb eine letzte Aufforderung an die griechische Regierung ge richtet und sic für die Folgen verantwortlich gemacht, welche die gespannte Lage zwischen der Türkei und Griechenland und die Drohungen der Großmächte nach sich ziehen könnten. Obwohl also ans der einen Seite im Orient die Lage sich ganz entschieden aufgeklärt hat, indem daö bulgarisch-türkische Abkommen wegen Ostrumelicuö voll zogen wurde und Griechenland seine Geneigtheit, ab- rüstcn zu wollen, dem französischen Gesandten mitgc- lheilt hat, so kann doch durch eine neue Verzögerung in der Abrüstung Griechenlands in Hinblick ans daö Ultimatum der Großmächte wiederum eine ernste Ge fahr entstehen. Thalsachc ist, daß bereits vier eng- lischt, ei» deutsches, ein öslcrrcischcs und ein ilalicni. schcS Kriegsschiff bis nach einem Vorhafen Athens vor gerückt sind nnd znr Blokadc des PiräuS schreiten dürften, wenn Griechenland bezüglich seiner Abrüstung nicht bald Ernst macht. Die Bedeutung einer politischen Episode iu deu orientalischen Angelegenheiten scheint übrigens auch die Anwesenheit des Kaisers von Rußland iu seiner Som- incrrcsidcuz Livadia in der Krim zu gewinnen, denn sümmtlichc Bnlkanstaalcu mit Ausnahme Bulgariens schicke» Abgesandte an den russischen Hof in Livadia, Rumänien sendet sogar seinen KricgSministcr Ange- lcScu. Rian könnte diese Missionen als Begrüßungen des mächtigen russischen Herrschers, der jetzt in der Rühe der Balkaustaatcu verweilt, anffasscn. Da aber der Czar Alexander bereits einige Wochen in Livadia weilte, ehe die Bcgrüßungsmissionen in Scene gesetzt wurden, so gewinnt eö den Anschein, als ob in Livadia über die Orienlfragc unter dem Vorsitz Rußlands be- rathcn werden sollte. Rußland ist bekanntlich mit dcr Gestaltung der bulgarischen Frage, rcsp. mit der selbst, ständigen Stellung, welche Fürst Alexander dort ein- nimmt, durchaus nicht znfriedcn und möchte Bulgarien gern wieder unter russische Obhut bringen. In Livadia soll nun vielleicht die diplomatische Vorbereitung zu einer entsprechenden politischen Action stattfinden. T a g e s g e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Diejenige» Elter», welche mit geringe»! Kostcmmfwaude für ihre Kinder Unterricht in der französischen oder englischen Sprache (bei je vier wöchcntl. Stunde» nur l'/r pro Monat), oder in der lateinischen Sprache (2 pro Monat) wünschen, machen wir auf die in vor liegender Nummer enthaltene, die Sprachsclccte dcr hiesige» Bürgerschule betreffende Bckanntmachmig der Schuldircctio» aufmerksam. — Nach einer in heutiger Nummer d. Bl. befindlichen Bekanntmachung des Hrn. Schuldircclor Dreßler haben sich die junge» Leute, welche die Fortbildu » gösch »le zu besuchen verpflichtet sind, morgen Sonntag, Vormittag 11 Uhr, unter Bei bringung ihres EiitlassungSzcuguisscö bei Geuauutcm auzumelden. — Vom 19. Februar bis mit 17. April a. o. gelangten insgcsamml 551 beladene Fahrzeuge beim Haupt-Zoll-Amte Schandau zur Abfertigung. — Bei dem am Donnerstag Mittag hier statt- gcfnndcncn sehr starken Gewitter scblug der Blitz in unmittelbarer Nähe des hiesigen Bahnhofes in eine circa 30 Meter hohe Tanne ein nnd zerspaltete den Baumricscn bis ans die Wurzel». Der Baum hatte am Stammende einen Umfang von 2,40 Meter. — Die Extrazügc, welche während dcö Sommers an allen Sonn- nnd Festtagen zwischen Pirna nnd Schandau, sowie Dresden und Schandau zu verkehre» pflege», werde» i» diesem Jahre bereits vo» Sonn tag, de» 2. Mai an eingelegt werden. Es werden daher von diesem Sonntage an die Vorm. 8 Uhr 5 Mi», imd Mittags 12 Uhr 5 Min. von DrcSdc»- Allstadt nach Pirna abgehenden Lokalpersonenzüge 127 nnd 111 bis Schandau wcitergcführt (Aiikuuft hier 9 Uhr 30 Miu. Vorm, und 1 Uhr 30 Min. Nachm.) und außerdem wird noch der bekannte NachmiltagS- cxtrazng 3 Uhr 10 Min. aus Dresden-Altstadt, in Schandau 4 Uhr 36 Min. Nachm. eingelegt. — Bei der Kimigl. AltcrSrcntcnbank in Dresden (Altstadt, Landhanöstraßc 16, im Laudhailö) haben sich im Jahre 1885 namentlich die Einlagen der im Alter von 16 bis 25 Jahren stehenden Personen ganz außerordentlich vermehrt; denn während seit Bestehen der Bank (d. i. von 1859 an) bis znm Ende des Jahres 1884 von Personen dieser Altersklassen mS- gcsammt 1246 Einlagen bewirkt worden waren, brachte voll solche» jlinge» Leute» daö Jahr 1885 allein 1332 Einlagen, also in einem Jahre 86 mehr als in allen 26 Jahren vorher zusammen genommen. Dieses Ergebnis; ist in wirlhschnstlicher und socialer Hinsicht eine höchst erfreuliche Thalsachc. Ma» sieht, daß sich au richtiger Stelle die Ueberzengmig Eingang ver schafft hat, cs sei nm besten, wenn junge Leute gleich mit ihren erstell verdienten Markstücken zn sparen anfangen. — Jndcß wie manche Mark wird »och leichtsinnig ansgegeben! Gicbt eö nicht mamheii Arbeiter nnd manche Arbeiterin, welche am Montag schon das vcrtha» haben, was die ganze Woche reichen sollte nnd konnte? Waö kostet nicht vielen junge» Männer» das übermäßige Rauche», das Trinke» sprit haltiger Biere und daö Tanzen auf de» staubigen Tanzböden! Wenn sie sich hierin mir cinigermaßc» einen Zwang anthnu wollten, sic würden nicht allein ihr Leben verlängern, sondern auch für ihre alte» Tage einen Nolhpfennig zurücklegcn können. — Ans der Dresdner Gegend wird geschrieben: Die Birnbäume blühen Heuer fast überall so spärlich, wie seit mehreren Jahre» nicht, und cs läßt sich schon jetzt mit ziemlicher Gewißheit nmichmen, daß die Ernte in dieser Frucht eine sehr belanglose werden wird. Nicht viel Besseres läßt sich bezüglich des Erträgnis ses an Acpfcln hoffen. Dagegen werden Kirschen und Pflaumen, falls nicht in den nächsten Nächten wider alles Erwarten stärkere Fröste eintretc» sollten, eine erfreulich reiche Ernte liefern. — Mit dem 1. Mai beginnt sowohl in Preuße» als i» Oesterreich die Jagd auf Nehbvcke, welche bei »as i» Sachse» »och bis z»m 1. Juli gesetzliche» Schutz gemeßen. Dagegen tritt iu Preuße» mit dem 1. Mai die Schonzeit für Schnepfen, Trappen, wilde L>chwäne re. auf die Dauer von 8 Wochen ein, wäh rend Schnepfen, sowie Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild in Sachsen bis zum 15., iu Oesterreich aber noch bis zmu 31. Mai abgcschosscn werden dürfen. — Schließlich sei erwähnt, daß Nehbvcke in Oesterreich vom 1. Fcbrnar, in Preußen aber erst vom 1. Mürz an gesetzlichen Schutz gemeßen. — Das Kgl. Ministerium der Justiz hat nunmehr auf die Ermittclnug dcö Mörders der 13jährigeu Therese Farnck aus LauSkc eine Belohnung von 1000 Mark gesetzt. Neueren Nachrichten zufolge soll cs bereits gelnugcu sei», den Mörder zu verhafte». Am Dienstag Nachmittag gegen 4 Uhr ging der Stapellaiif dcö 22. Persouendampfers dcr Sächsisch- Böhmischen Dampfschifffahrtögesellschaft von den, Schifföbauplatz in Blasewitz in die Elbe glücklich vor sich. Große Menschenmasse» hatte» sich, das herrliche Wetter benutzend, zu diesem imposautcu Schauspiel am Elbufer Ungesunden. Das stattliche, selbstredend noch nicht anfgctakclte neue Dampsboot „Königin Carola" war auf elf Abfahrschlittc» gestellt und lag, durch Stützen und Autcrkcltcn gefesselt, auf dcr Werft. Kurz vor 4 Uhr wurden die Stützen hiuweggenommcu, die Ketten Ungezogen und durch acht Wiudcu die Schlitten abwärts geschoben. Beim Ab- fcucru von Böllerschüssen glitt der Schiffskoloß auf de» ausgekehlten Abfahrtöbalkc» zuerst langsam, dann schneller abwärts dem Wasser zu und tauchte schließ lich, der Schlitten ledig, mit dcr Breitseite in den Strom, indem er eine mächtige Welle aufwühlte. Das elegante Schiff, i» dessen Körper zunächst mir Theile dcr Maschine geborgen sind, bewegte sich znr nächsten Landungsbrücke, nachdem vorher daö große Banner am Steuer entfaltet worden war. Dcr Dampfer zeigt an einer seiner Breitseiten in weiß grün das lönigl. sächsische gekrönte Rautenschild mit den Löwen als Schildhaltcr. Der Schiffskörper ist bandartig mit den Farbe» Grü»-WUß, Noth-Weiß versehe» imd hat eine Länge von 60, eine Breite von 5>,55 Bieter nnd einen „leeren Tiefgang" von 45CcMi- mctcr. Der neue Dampfer ist ebenso groß als die beiden bis jetzt nnsehiilichstcn Boote dcr Gesellschaft: König Albert imd John Peim. Die Tragfähigkeit beträgt ca. 400 Ccntncr außer dem Gewicht dcö mit Wasser belasteten Kessels nnd dcr Maschine, welche beide zusammen gegen 500 Ctr. betragen dürften. Die Maschine selbst wird 80 Pferdckräftc haben. Dresden. Als präsumtiver Bräutigam Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Maria Josepha wird von glaubwürdiger Seite dcr Prinz Franz Ferdinand, Erzherzog von Oesterrcich-Este genannt, ältester Soh» dcö Erzherzogs Karl Ludwig, sonach Neffe des Kai sers von Oesterreich. — Daö schöne anhaltende FrühlingSwcttcr hat auch im Zoologischen Garte» neues Leben entwickelt und munter tummelt sich die Thierwelt wieder im Freien in ihren Gehegen. Dcr rcichbesctzlc Canal ist bclcbt von in allen Farben schillernden Schwimm- vögclii; im Nanbthierhnnsc fesselt vor allem eine herrliche Lvwenmiilter mit ihren drei Jungen, sowie junge Pumaö und Leoparden, während im Bären zwinger hauptsächlich die prächtig sich entwickelten Eisbären durch allerlei Kurzweil amüsircn. Aber auch die hier mit besonderem Glück gezogenen aller liebste!! kleinen Mähneuschafc unterhalten durch ihre tollen Sprünge über Fels und Klippen ungemein, wie nicht minder der vorzügliche große Wildpark daö reichste Leben entfaltet. — Die deutsche Elbschifffahnö-Gesellschaft „Kette" zu Dresden und die „Nordwcst-Dampfschifffahrtö- Gcscllschnft" sind dem Vernehmen nach übcrciugc- kommcn, daß letztere vorzugsweise den Verkehr mit Oesterreich und die „Kette" in erster Linie den Ver kehr mit und durch Sachsen bedient. Zur bessere» Verfolgung ihrer Zwecke hat die „Kelte" jetzt in Niesa eine besondere Gütcrvcrwaltung eingerichtet. Eine interessante Verladung fand am Dienstag in Niesa am Elbguai statt. Neu» Doppclladungeu Eisen- theilc, welche vom Eisenwerk Lauchhammer kamen und nach Jokohama in Japan bestimmt sind, wurden nach Hamburg cxpcdirt. Dieselben stellen ein vollständig eisernes Pulvermagazin dar. Fensterrahmen, Draht sparren, Thüre» re., alles von Walzeiscm Die ebeii- fnllö mit verladene!! znr Fabrikation gehörigen Ma schinen sind von dcr Sächs. Maschinenfabrik, vorm. Richard Hartman» i» Chcuuiitz, geliefert werde». I» Würze» erhielte» das vo» Sr. Maj. dem König gestiftete silberne Ehrenzeichen für Mitglieder der freiwillige» Feucrwehrcu folgende fünf Herren: Brauddircetor JMel, Fabrikdircctor; Viccbranddircctor Karl Schütz, Fabrikant; Formstcchcr Sauer, Bnch- druckcreibesitzer Jakob und Kunstgärtncr Oöear Schu mann, sämmtlich Mitglieder der Turiier-Fcucrwchr. Den ersten Preis auf der HmideauSstellung iu Leipzig, bestehend in einer von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm gestifteten goldene» Medaille, erhielt