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AlUche MMng. Amts- unö AnzeLgeblstL für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark viertcljährl. zu beziehen. — IX»' Inserate filr das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh V Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bi« Freitag früh Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Nanni 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 00 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcrcinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-VüreauS von Haasenstein L Vogler, Jnvalidcndank und Nud. Mosse. M 26. - "S ch^d an! M'Mvoch/dei^/M^ ------- Mj;, Politische Rimdsch»». Die zweite Lesung der Brauiitweiliiiionopol.Vor lage hat am Freitag im Reichstage nochmals zn einer Debatte im großen Style geführt, welcher Umstand in erster Linie ans das unerwartete Eingreifen des Reichskanzlers in die Verhandlungen znrückznführcu ist. Allgemein hieß cS, Fürst Bismarck werde anch der zweiten Berathung des MonopolcntwurfS fern- bleiben nud die Vcrthcidignug desselben wiederum dem Fiuanzmiuistcr v. Scholz überlassen; nnu ist aber der Kanzler doch noch im Parlamente für die Vorlage cingctrctcu und dies in einer Weise, welche der Frci- tagssitznng einen hochpolitischen Charakter verlieh. Nachdem der Referent der Commission, Abg. v. Hert ling, den die Ablehnung des Monopolcntwurfcs befür wortenden Antrag der letzteren kurz begründet, ergriff Fürst Bismarck nutcr allgemeiner Spannung deö Hauses das Wort, um zunächst einen Rückblick ans die bisherige parlamentarische Behandlung der Vor lage zu gebe», wobei er uamcutlich hervorhob, daß die Negierung an derselben sechs Monate sorgfältig gearbeitet habe, während sic vom Reichstage in wenigen Tagen abgclchnt worden sei. Alsdann betonte Fürst Bismarck die absolute Nothwcndigkeit der Vermehrung der Ncichöeinnahmcn, was durch dirccte Steuern nicht erreichbar sei und wies hierbei specicll auf die Noth läge der Commuucu iu Preuße» hin, deren Beseitigung sich nicht mehr durch die Vergrößerung der dircctcu Stenern ermöglichen lasse. Der Kanzler empfahl im Anschlusse hieran den Branntwein als das günstigste Steucrobjcct und ging ans die Frage näher ein, ob die Besteuerung auf dem Wege der Production oder der Cousumtion cinznsctzcn habe, bei deren Erörterung Fürst Bismarck zn dem Schlüsse gelangte, daß eine erhebliche Erhöhung der Maischranmslcncr nnmöglich sei. Wenn der RcichSrath daö Monopol ablchue, werde die Regierung mit der Braunlwcinconsnmstcucr kommen müssen; über die Grnndzüge der letzteren ließ sich indessen Fürst Bismarck nicht näher ans. Seine Rede nahm in ihrem ferneren Verlaufe eine hoch, dramatische Färbung an; zunächst drückte der Kanzler in diesem Theile seiner Ausführungen tiefes Bcdancrn über die Art und Weise anö, wie die Ncichstagömchr- hcit die Vorlagen der Regierung behandele; cs sei zweifelhaft, ob bei solcher NcichStagSinajorilüt über- Haupt uoch Angelpunkte deutscher Einheit im Reichs tage gefunden werden könnten. Er, der Kanzler, müsse deshalb um so eifriger darauf bedacht sein, die Befestigung der Ncichsciuhcit bei den verbündeten Ne gierungen zu erhalten und die Eiuzclstaatcn mit dem Nciche anch finanziell eng zn verbünden. Den Ge danken, daß er einen Staatsstreich beabsichtige, wies Fürst Bismarck entschieden zurück; eine Auflösung des gegenwärtigen Reichstages würde zn keiner wesentlich andere» Z»sammc»sctz»»g desselben führe», die Erfahr ungen der mehrfachen Auflösungen des preußischen Ab geordnetenhauses iu der Couflictözcit von 1859—1863 hätten der Regierung gezeigt, wie wenig sic bei der artigen Experimenten gewinne. Wenn aber der Reichs tag seine Aufgabe nicht besser auffassc, hege er Be sorgnisse über die Znknnft des Reiches, sollten einmal Verwicklungen von außen kommen, so müsse das Reich gefestigt sein, jetzt sähe er noch keine unmittelbaren Gefahren voraus. Allerdings habe er im Frühjahre 1870 auch keine vorhcrgeschcn; wenn die Festigkeit deö Reiches auf stärkere Proben gestellt werde, so müsse man dafür jetzt schon Vorkehrungen treffen. Die An nahme des Monopols befestige daö Reich, die Ab- lchnnng schädige dasselbe, sollte aber der Reichstag, wie zn erwarten stehe, daö Monopol dennoch nblchncn, dann werde in Preußen die Liccnzstcncr cingcführt werden müssen. Mit dieser Ankündigung schloß die denkwürdige Rede des Kanzlers, von der wir an dieser Steile nur einen knrzcn Anözug geben konnten. Die Ausführungen der nachfolgenden Ncducr, von denen sich v. Hclldorf (cons.) für, Langwcrth v. Simmern (Welfe) gegen daö Monopol erklärte und v. Fischer (nat.-lib.) im Namen seiner süddeutschen Parteifreunde die Erklärung abgab, daß dieselben für das Monopol stimmen würden, waren nicht von Belang, dagegen verlieh die Rede des Abg. Eugen Richter der Debatte wieder eine interessantere Wcudnug. Herr Richter wandte sich hauptsächlich gegen die Angriffe, welche der Reichskanzler in seinen AnSführnngcn gegen ihn gerichtet hatte und wies namentlich den Vorwurf zu rück, als ob er (Richter) ans persönlichen Gründen gegen daö Monopol sei. Er habe sich lediglich ans sachlichen Gründen gegen das Monopol ausgesprochen und diese legte der Redner nochmals dar, wobei er zn dem Schlnsse gelaugte, daß das Monopol daö Reich nicht festige, sondern »nr Unznfricdcnhcit schaffe. Falls änßerc Verwickelungen bcvorslünden, müsse mau sich erst recht vor neue», unsicheren Projekten hüten. Der Reichskanzler nahm hierauf nochmals das Wort und erwiderte, wenn Richter sich von dem Bedenklichen der Znständc nicht überzeugen lasse, so könne er das nicht ändern, Richter sei jeder Regierungsvorlage gegenüber intrausiugent; wenn ihm, dem Reichskanzler, vorgc- worfcn werde, er veranlasse seinen Herrn nach Canossa zu gehe», so habe er im Reichstage schon viel Schlim, meres als Canossa erlebt. Mit diesem, einer scharfen persönlichen AnScinandcrsctznng gleichenden, Wortgefecht zwischen dem Kanzler und dem Chef der frcisinnigcn Partei schloß die Freitagösitzung, die selbstverständlich an dem endgültigen Schicksal dcr Monopolvorlagc nichts zn ändern vermochte, deren Ablehnung am Sonn abend jedenfalls mit erheblicher Mehrheit erfolgt ist. Eine dritte Lesung des Monopolcntwnrfö dürfte, als völlig zwecklos, wahrscheinlich nicht beliebt worden sei». Die dieser Tage vo» gewisser Seile auögcstrcute» Alarmnachrichtcn von einem bevorstehende» Staats streiche, durch de» das bestehende Ncichötagöwahlrccht ab- gcändcrt werde» solle, erweise» sich einfach als ten denziöse Ansstrcnnttgcu nnd sind als solche auch iu allen ruhig urthcilcndcu Kreisen anfgcfaßt worden. Ihnen eine weitere Beachtung zn schenken, erscheint deshalb um so überflüssiger, weil — wie schon oben erwähnt — Fürst Bismarck selbst in dcr Frcitngö- sitznng deö Reichstages die ihm nnlergcschobcncn Staats- strcichsgcdankcu entschieden znrückgcwicsen hat. Im preußischen Hcrrcnhausc hat am Sonnabend, wie augcknndigt, die zweite Lcsnug des abgcändcrtcu kirchenpolitischen Entwurfes begonnen nnd wird hier mit wohl endlich die wüuschcnöwcrlhe Klarheit in die noch vielfach so unsichere nnd zerfahrene kirchcn politische Situation kommen. Zu dcr schon so bedeu tend modificirteu Kirchcnvorlage hat Bischof Or. Kopp noch in letzter Stunde mehrere Amendements gestellt. Ihnen zufolge soll die Bestimmung Wegfällen, daß vom Staat als minder genehm bezeichnete Personen nicht als Lehrer oder Leiter theologischer Seminare augcstcllt werden können; auch die Bestimmungen über die Bcrnfung an den Staat sollen aufgehoben wer den. Endlich soll das Lesen stiller Messen und die «Spendung dcr Sterbesakramente nntcr allen Umstän den nnd nicht bloö in Notfällen straffrei sein. Eö ist zweifelhaft, ob durch diese neuen Zusätze die Vor lage der Negierung noch nnuchmbar erscheint. — Im preußischen Abgeordnetenhaus,! dürfte die Caualvorlnge am Sonnabend in erster Lcsnng an eine Commission verwiesen worden sein. Von dcr radikalen Mehrheit dcr dänischen Nolkö- vcrlrctnug ist bekanntlich daö Budget nicht genehmigt worden. Um den hieraus rcsnltireudcu haltlosen Zn-1 stünden ein Ende zu mache», Hal der König ei» vor- länfigcö Finanzgcsetz pro 1886/87 erlasse», welches die Ncgicrnng ermächtigt, die bestehende» Stenern zn erhebe» und die nothwcndigcn Ausgaben zu bestreiten, jedoch die Budgetvorlage nicht zn überschreiten. Daö französische Cabinct kann sich zu dem Aus gange dcr Wahlen zn dcr wichtigen Bndgctcommission iu der Dcputirtenkammcr Glück wünschen, denn kein einziger Monarchist wnrde in dieselbe hinciugcwählt. Dcr Ausschluß der priueipiellcu politischen Gegner dcr jetzigen Negierung in Frankreich anö der Budget commissiou bedeutet somit unter allen Umständen einen parlamentarischen Erfolg deö Ministeriums Freyeinct nud letzterer wird durch die anderweitigen Vorgänge in dcr genannten Commissiou nur uoch vergrößert. Zum Vorsitzenden derselben ist nämlich mit 17 Stim men der Opportunist Nouvicr gewählt worden, wäh rend 16 Stimmen auf Clemenceau, den bekannten Führer der Radikalen, fielen. Der Präsident dcr Bndgctcommission übt aber infolge dcr eigenthümlichen Stellung, welche die Commission in der französischen Depntirtcnkammer einnimmt, einen weitgehenden Ein fluß aus nnd daß nun iu dcr Person dcS Hru.Rouvier eiu Freund deö Cabincts Frcycinet diesen wichtigen Posten bekleidet, kann dcr Regierung natürlich nnr sehr an genehm sein. Die belgischen Arbcitcrnuruhcu nehmen allgemach den Charakter einer socialen Revolution an. Reißend schnell verbreitet sich die Arbeiterbewegung, die iu Lüttich ihren Anfang nahm, über das ganze Land nnd mit dem Revolver in dcr Fanst widersetzen sich die streikenden Arbeiter nicht nnr den Truppen, der Po lizei nnd der GcnSdarmcrie, sondern sic zwingen be waffnet auch ihre noch fortarbcitcndcn Kameraden znr Arbeitseinstellung nnd mit dem gespannten Revolver fordern sie Unterstützungen von de» Einwohnern. Aus manchen Gegenden werden förmliche Plüudcrungözügc streikender Arbeiter gemeldet, so namcutlich aus dem Kohlenreviere von Charleroi, wo die Truppen znr Herstellung dcr Ordnung nicht anörcichcn. Mehrere indnstriclle Etablissements in der Umgegend dcr Stadt sind von den Bauden in Braud gesteckt worden nnd ein Gleiches wird anch anö Chatclincau berichtet. Dagegen lauten die jüngsten Berichte aus Lüttich und Umgebung etwas besser, in den Kohlengruben von Scraing, Flcmallc, Jemeppe und Tilleur herrscht Ruhe, die Zahl dcr Streikenden hat abgenommen nnd in dem Cockerill'schen Puddclwerke ist die Arbeit voll ständig wieder ausgenommen worden. Dcr englische Premier, Mr. Gladstone, ist von seinem mehrtägigen Unwohlsein wieder hcrgestcllt. Am Freitag erschien er im Uulcrhansc nnd machte daselbst die Mittheilnug, daß er hoffe, au diesem Montag oder Dienstag dem Hanse die angekündigtc Bill über die künftige Negierung von Irland vorlcgeu zn können. Znr Lage in Birma ist die Meldung zn verzeich nen, daß bei dcr Stadt Jemetheu ein Znsammenstoß zwischen den Engländern nnd den aufständischen Bir manen stattgefnudcn hat, bei welchem letztere 40 Todte verloren. Znm griechisch-türkischen Streitfälle liegt heute ein wieder bedrohlicher klingendes Symptom vor. Das amtliche Blatt des Athener Cabincts veröffentlicht die Einberufung zweier weiterer Ncscrvcclasscu auf den 4. April, was allerdings gerade nicht zu einer günsti geren Bcnrthcilnng des Standes dcr Dinge zwischen Athen nnd Constautinopel beitragen kann. — Hin sichtlich dcr ostrmuclischcn Affairc ist die Erklärung Nnßlandö zu verzeichnen, wonach dasselbe den Vor schlag Italiens, den Fürsten von Bulgarien die Func tionen eines Gcncralgonvcrneurs von Ostrnmelien ohne Zcilbcgrcnzung zu übertragen, ablchnt. Dcr Streike dcr Eiscnbahnarbcilcr der KnnsaS- eisenbahn (Nordamerika) ist durch Compromiß wieder bcigclcgt. Dagegen dauert dcr unter den Bedienste ten dcr Missonri-Pacific-Bahn ansgcbrochcnc Streike noch fort; vom Gouverneur von Missouri ist die be. treffende Bahngcscllschaft trotzdem angewiesen worden, den regelmäßigen Verkehr wieder anfznuchmcn. Tagesgcs ch i ch t e. Sachse». Schandau. Am vergangenen Soun- abcud vormittags '/2I.2 Uhr ist Herr Bürgermeister Oskar Wieck durch den Vertreter dcr königlichen Kreiöhauptmanuschnft Dresden, Herrn geh. Ncgier- »ngörath Sperber, im Sitzungszimmer des Stadt- ralhcö feierlich in sein Amt cingcwicscn worden. Außer den Mitgliedern dcr beiden städtischen Kollegien, sowie dcr Badcvcrwaltnng und dcö Schnlanöschnsseö wohnten dieser Feier die Vertreter dcS königlichen Aintö- gcrichtcö, des kaiserlichen Postamtes, dcö Kirchcnvor- stnndes, dcö Lehrerkollegiums, dcö k. k. österreichischen Zollamtes, sowie die Nathöbeamtcn bei. Herr geh. Ncgiernngöralh Sperber wieö in seiner Ansprache