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MUche Clb^eitMg. Amts- unö AnzeLgeblatt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Clb-Zcitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh V Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit SO Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haascnstein L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 12. Schandau, Mittwoch, den 10. Februar 1886, Politische Nundschau. Der Reichstag wies in letzter Zeit recht bedenk liche Lücke» auf, welche Erscheinung sich auch in den drei Plenarsitzungen der »ergangenen Woche sehr be merklich machte nud wäre cs während derselben zn entscheidenden Abstimmungen, rcsp. zur Auszählung des Hauses gekommen, so hätte sich die Beschliiß- uufühigkeit desselben wieder einmal hcranögcstcllt. Die Concnrrcuz des preußischen Abgeordnetenhauses mag die empfindliche Leere im Reichstage ja znm Theil entschuldigen, immerhin ist diese Erscheinung aber bc- klagenSwcrth und die Qualität der NcichStagönrbcitcn muß hierunter ans die Dauer leiden. Bvrlänfig scheint jedoch die geringe Besetzung des Hauses mit zu einer ungewöhnlich raschen Abspinnung der laufenden Ge schäfte bcizntragcn, denn zur Erledigung der ersten Lesung des Gesetzentwurfes über die Ausdehnung dcr Unfallversicherung ans die landwirlhschaftlichcu nnd bei den Forstvcrwaltnngcn beschäftigten Arbeiter hat der Reichstag nur einen Tag, die Mittwoch, gebraucht. Ebenso genügte der folgende Tag, nm die zweite Bc ralhnng des Bcanitcnnnfallversichcrnugögcsctzcö zn er ledigen nud am Freitag endlich genehmigte der Reichs tag dcbatlcloö in erster und zweiter Lesung den Ent wnrf, bctr. die Bürgschaft des Reiches für die Zinsen u. s. w. einer cghplischcn Staatsanleihe. Anch die erste Lesung des Entwurfes über die Abänderung von H 137 dcü GcrichtövcrfassnngögcsetzcS rief nur eine ganz kurze Debatte hervor, die zu dem Beschluß führte, die zweite Lesung dcö Entwurfes ohne cominissarische Vorberalhnug im Plenum vorzuuehmeu. Es folgten hierauf Wahlprüfungcu, bei denen lediglich die Wahl des Abgeordneten Engen Richter eine längere Diö- cnssiou verursachte, da bei dieser Wahl Verbote von Wahlversammlungen vorgckommcn sind. Die Debatte endete mit der Annahme des Commissiouöautragcs, die Bcschlnßfassnng über die Wahl Richters anszn- setzen und den Reichskanzler nm Bcrichtcinzichnug dcr Gründe für jene Verbote zn ersnchcn. Ani Sonn abend setzte der Reichstag die Sitzung ans, um dein Abgcordnctcnhansc wieder einen kleinen Vorsprnug zu gönnen, nnd trat am Montag in die drille Bcralh- nug des Etats ein. Die Annahme des preußischen Antrages, welcher die Verlängerung dcö Socialistengcsctzcs ans fünf Jahre ausspricht, durch den BuudeSrath ist überraschend schnell erfolgt nud so wird sich wahrscheinlich anch dcr Reichstag eher mit dieser Angelegenheit zn beschäftigen haben, als bisher geglaubt wurde. Mau nimmt an, daß die erste Lesnng dcö Socialislcugcsctzcö alsbald nach der Beendigung der dritten Bcralhung des Etats vor sich gehen soll nnd daun wird cs in unseren! ersten Parlamente wieder heiße Tage geben. Daß die cow scrvativcn Fractioucn und die Ralionallibcralcn für die Verlängerung des Socialislengesctzcö wiederum eintrctcn werden, bedarf kaum einer näheren Darlcg nng, ebenso ist cs selbstverständlich, daß neben den Socialdcmocrnlen die Volköpartci, die Elsässer, die Polen nud wahrscheinlich anch die Welfen von vorn herein als Gegner der Vorlage zn betrachten sind. Was die dcntsch-freisiunige Partei aulangt, welche daö vorige Mal bei der Bcralhung dcö Socialistengcsctzcs sich spaltclc, so crklürcu dic lcilcndcn Prcßorganc dcr Partei, daß dieselbe hencr cinstinimig gegen dic Vcr- läugcrnng desselben votircn würde; ob dic dcntsch- freisiunigcu Wähler dic Haltung ihrer Parlamentär!- scheu Vertreter durchgängig billigen würden, mag dahingestellt sein. Von dein Cculrum hängt demnach dic Entscheidung — wie in so vielen Dingen — anch in dieser Frage ab. Im Jahre 1884 slinimtcn 39 Ccntrumömilglicder für, 53 gegen die Verlänger ung des SocialisteugcsetzeS; seitdem hat sich dcr Gegen satz zwischen der Regierung nnd dem Cculruin im Reichstage wcscnllich verschärft, welche Thalsachc auch trotz des Umstandes, daß daö Centrnui znni überwie genden Theile für dic Zollcrhöhnngcu cingctrctcn ist, bestehen bleibt. Man wäre also einigermaßen zn dcr Annahme berechtigt, daß das Cmlrm» diesmal eben falls geschlossen sich gegen daö Socialislcngesetz erklä ren nnd somit dessen Ablehnung herbciführcn werde; inzwischen könnten aber seltsame Dinge hinter den parlaincnlarischcn Conlisscn vor sich gehen nnd somit wird mau die Frage nach dcr Haltung dcr Ccnlrnms. Partei gegenüber dcr Socialistcnvorlagc einstweilen ans sich beruhen lassen inüsscu. Victor v. Unruh, dcr Präsident der deutschen Ra lionalvcrsaminlung im Jahre 1848, ist vorige Woche, fast 80 Jahre alt, verschieden. Als langjähriges Mitglied dcö preußischen Abgeordnetenhauses wie spä ter dcö NcichStagcs gehörte v. Unruh dcr gcmäßigt- libcralcu Richtung an nnd hat in hingcbcnstcr Weise mit zur Errichtung dcö deutschen Nationalstaates ge wirkt. Seil dcr Jnstnllirnng des radical angchanchtcn Cabiuetö Frehcinct treten in Frankreich anch dic radi- calcn Bestrebungen immcr offener hervor. Dcr Am- ncstic-Antrag dcr Nadicalcn nud daö Vorgehen des Kricgsministcrö gegen die nwnarchislischcr Gesinnung verdächtiger QfficicrcorpS mehrerer Eavalcric.Ncgi- mcnler sind hiervon vollgültige Beweise. Ihnen fügt sich dcr weitere radicalc Antrag auf Ausweisung der Prinzen dcr früheren Herrscherhäuser Frankreichs an und wenn anch dcr Antrag, als gegenwärtig inopportun, wieder zurückgezogen werden soll, so beweist doch schon seine Einbringung, wie sehr sich der NadicaliSnins in Frankreich seines Einflusses bewußt ist. Endlich müs. scn anch die in Dccazeville stnttgcfundcncn Arbcitcr- unrnhcu mit den radicalc» Bestrebungen in wenn anch mir indirccten Znsainmcnhmig gebracht werden, da in Dccazcvillc bekannte socinlislischc Agitatoren ihre Hände mit im Spiel gehabt haben. Größere Aibcilcr- nurnhcn werden anch ans St. Oneulin gemeldet, wo Cavnlcric znr Wiederherstellung der Ordnung ciii> schreiten mußte.' Ju den Streitigkeiten zwischen Italien nnd dcr Republik Columbia ist Spanien von beiden Theilen als Schiedsrichter acccptirt worden. Dic Differenzen rührten von dcr Mißhandlung cincö Jtalicmrs dnrch colninbischc Beamte her nnd hatten sogar schon znm Abbruche dcr beiderseitigen diplomatischen Beziehun gen geführt. Daö neue englische Cnbinct unter dcr dritten Prcnlicrslhast Gladstvnc'ö steht »nn endlich in alle» seinen Theilen fix nnd fertig da. Was inan von ihm für Thnlcn zn besehen hat, muß vorläufig abgcwartct werden, indessen hat Mr. Gladstone in einem au seine Wühler in Midlothiau gerichteten Schreiben bereits die Grnudzüge eines Programms dargclcgt, soweit sich dasselbe ans Irland bezieht. Anö ihnen erhellt, daß Gladstone sich von dcr Fortsetzung dcr Gesetz gebung zur Unterdrückung dcr Agrarvcrbrcchcu keinen Erfolg verspricht, sondern ans socialrcformatorischcn Wegen die Beruhigung Irlands zn erreichen gedenkt. Trotzdem besitzt aber anch Air. Gladstone »och keinen fertigen Plan bezüglich Irlands, er will die irische Frage erst noch noch näher stndircn; ob ihm Parnell jedoch hierzu die Mhigc Zeit lassen wird, steht auf einem anderen Blatte. Das englische Cabinct ist dnrch die Ernennung des Earl of Aberdeen zum Vicckönig von Irland, des Earl von Kcnmorc zum Lord Kainmerhcrrn, des Lord Wolverton znm Gcncrnlpostmeistcr, Sir. N. Morlcy^ö znm Arbcitöminislcr und Sir Charles Plnh. lai'ö zum Unlcrrichiöministcr noch vervollständigt wor- dc». Dem englischen Botschafter in Berlin, Sir. H. Malet, wurde von seiner Monarchin das Groß- krcnz des Balh-Ordcuö verliehen. Das verwickelte Orientproblcm zeigt sich nnn dnrch das türkisch bulgarische Abkommen wenigstens als nach einer Seite hin gelöst. Dic von dcr Pforte nnd Bulgarien vereinbarte Lösung der ostrnmelischcn Frage bedarf nur noch dcr Genehmigung der Groß. Mächte nud dicsc wird schwerlich nusblciben, wcnu mau auch jetzt vou Petersburg auö an dem Abkomme» „hcnmmörgelt". Dagegen drohc dic kaum in Flnß gcralhcnc serbisch bnlgarischc Fricdcnöfragc wieder zu slockcu. AnS Bukarest, dem Orte der Fricdcliöver- haudlnugcu, wird nämlich gemeldet, daß dieselben noch einigen Aufschub erfahren werden, da dic Vollmacht für den Vertreter dcr Pfortc, Madzid Pascha, noch nicht cingcgangcn scin soll. Hoffentlich wird ebenso wenig dicsc fehlende Vollmacht wie die türkische For derung einer Kriegsentschädigung für Bulgarien die Fricdcnsvcrhandlnngcn in ungünstiger Weise zu be einflussen verinögcn. Zinn griechischen Zwischenfall verlautet nichts Neues. Was dic Flottcudcmonstrcttiou dcr europäi schen Mächte aubclangt, so scheint hierüber noch keine Einigkeit nulcr den Mächten zu herrschen nnd daö kami freilich dic Griechen in ihrer herausfordernde» Haltung nur bestärken. Auffällig verzögert sich das Einlrcffeu dcr eiuzclucu Schiffe in dcr Suda-Bai und cö ist gerade nicht unmöglich, daß cincö Morgens dcr erstaunten Welt verkündet wird, daß dic gcmcinsaine Flotlendcmoustrntion inö Wnsscr gefallen sei. Vom Landtag. Sitzung dcr zweiten Kammer am 5. Februar in Anwesenheit dcr Herren Staatsministcr von Könneritz, von Nostitz-Wallwitz, von Abckcn. Zunächst beantragt die Finanzdeputation II. in Ucbercinstimmnug mit der ersten Kammer zu Decrct 13, die summarische Uebersicht der Einnahmen (20-18329 Mark) nnd Ansgabcn (912-163 Mark) beim Domainenfondö für 1883/8-1 betr.: die Kammer wolle mit den in den Jahren 1883/81 vor- genvmmcncn Veränderungen am Staatsgut« sich einverstanden erklären. Dies geschieht einstimmig. Zur Bcrathnng kommt sodann der Bericht der Finanzdcputation /V. zn Cap. 70—72, Zuschüsse zu den Landes-, Pfleg-, Straf- und Vesscrnngsanstaltcn betr. AnS dem Berichte für die Pflegcanstatten entnehmen wir folgende Bemerkungen: Irre gab es im October 1885 in sämmt- lichen StaalSanstalten Sachsens 3286, Körperkranke 210, schwach sinnige Kinder 103, Blinde 218. Die Deputation beantragt, hierzu folgende Zuschüsse zu gewähren: Für Hubertusbnrg -101800 Mark, für Sonnenstein 1-16700 Mark, für Colditz 220100 Mark, für Hochweitzschen 163 OM Mark, für Blinden anstalt Dresden mit Moritzburg 11-1700 Mark, insgesammt 10-16300 Mk. In sämmtlichen Straf- n. Besscrnngsanstaltcn SachscnS befanden sich -1778 Detinirte. Seit 1883 ist in der Zahl ein erfreulicher Rückgang zu bemerken gewesen. Folgende Bauten machten nnd machen sich nothwendig: Das neue Weiber- zuchthans in Waldheim, die Erweiterung dcr Anstalt Hoheneck, die Einrichtungsbauten in HubcrtuSburg, das ScctivnshanS in Colditz, die Arbcits- und NiederlagSräume in Blindenanstalt Dresden, Capelle und Umbau in BrännSdorf, Männerzellcn- flügcl in Waldbcim, Umbau der Anstalt Zwickan und des ehe maligen Waschhauses in Hubertusbnrg. Dcr Reinertrag an Lohnarbeit betrug 188-1 -173319 Mark. Die Deputation bean tragt, folgende Zuschüsse zu bewilligen: Für Waldheim -159600 M., für Zwickan mit Nossen 21-1200 M., für Sachsen burg 61500 Mark, für Hoheneck 58000 Mark, für Voigtsbcrg 39300 M., für Grünhorn 222M M., für Hohnstein mit Rade berg 1-19800 M., für BrännSdorf 56900 M., für Großhenners dorf 26300 Mark, insgesammt 1090 OM Mark. An außer ordentlichen Ausgaben macht sich für Bauten in Hubertusbnrg, in Sonnenstein, in Colditz nnd Hoheneck für 1856/87 die Summe von 23-1000 Mark nothwendig. Für dic Baudircction sind er forderlich 28290 Mark, an Ausgabe für Festnngsgefangene 500 M., für das statistische hierhergehörige Bureau 138300 M., als Dispositionssumme dcS Ministerium dcö Innern 15000 M. Der Krankeubestand betrng in sämmtlichen LandesversorgungS- anstalten von 1880—84 2,24 "/«, dic Sterblichkeit 2,43 "/«, am wenigsten in allen Ländern, welche darüber Rechnungen ange- stellt haben. Nach eingehender Debatte werden alle Posten von Capitel 70—72 bewilligt. Im Anschluß an das eben Verhan delte steht dic Petition von gegen -10 Gewerbevereinen SachscnS um Beseitigung rcsp. Verringerung des Gewerbebetriebes in den Strasanstalten in Hinblick auf den schädigenden Einfluß auf den freien Betrieb. Der Antrag dcS Abg. Kirbach, die Petition auf sich beruhen zu lassen, findet Annahme. Sitzung der zweiten Kammer am 8. Februar in Anwesen heit der Herren StaatSminister von Könncritz nnd von Abekcn. Tagesordnung: Bericht der Nechenschaftsdepntation, den Nechen- schasSbericht über die Verwaltung dcr Landesimmobiliar-Brand- vcrsichcrnngsanstalt für 1883/8-1 bctr. Am Schlüsse 1884 betrug die Versicherungssumme der Gebäude 3007512300 Mark, die Einnahme 8177295 Mark, die Ausgabe für Brandschäden rc. mit Vcrwaltnngskosten 7036 082 Mark, also der Ucbcrschuß 1141213 Mark. Für die Einheit wurde 2 Pf. erhoben; die Summe dcr Einheiten betrug 176671771. Im Jahre 1883 kamen 45 zündende und 101 kalte, im Jahre 1884 91 zündende nnd 219 kalte Blitzschläge vor; für Gebäude mit guten Blitz- ableitungen sind keine zündenden Schläge angcmeldet worden. Die Zahl der Brandfälle betrug 1491 durchschnittlich, die der entschädigten 1128. Die Summe der frciw. Versicherung betrug Ende 1884 58263530 Mk., dic Gesammtcinnahme 680,059 Mk., >ie Ausgabe 250336 Mark. Das Vermögen dcr Gebäudever- icherung stieg ans 10365636 Mark, das der freiwilligen auf 1243536 Mark. Bei den Privatanstalten beträgt dic Ver- ichernngSsnmme 2605641657 Mark, bei de» Unterstützungs- »ereinen 142583329 Mark. Bei den staatlichen Anstalten be trugen die Beiträge u) für die Gebäudeversicherung 3563831 Mk.,