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SWW Ll^eitmg. Amts- unö Anzeigeblatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandan nnd den SLadtgemeinderath znßHohnstein. Die „Sachs. Clb«Zcit«ng" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. fiir I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate fiir daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh t) Uhr, fiir das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh v Uhr erbeten. — Preis fiir die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Nmu» 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit VO Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbereinkunft.) — Inserate fiir die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Biirgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-ViireauS von Haasenstcin L Bögler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. N, Schandau, Sonnabend, den 30. Januar 1886. Neue Kundgebungen zur Polenfrage. Zu dem bekannten Ncichötagöbcschluß in Sachen der Anöwcisnngöfrage, welcher die Answcisnngcn als die nationalen Interesse» Dcntschlands schädigend be zeichnet, liegen seht zwei bcdentsamc Knudgcbuugcn — ans dem Bnndcörathc nnd aus dem preußischen Ab- gcordnctcnhansc — vor. Diejenige de« BundcSrathcö besteht darin, daß cö letztere cinstiniinig abgclchnt hat, die Resolution deö Ncichstagcö in Bcralhung zu ziehen, da die preußische Negierung zweifellos nnd ausschließlich zu dcu AnsweisungSmaßrcgcln conipclcut sei. Dieser Bnndcörathsbcschluß ist uuniittclbar au eine vorher vom Slaalösccrctär v. Bötticher verlesene Erklärung geknüpft, welche besagt, daß die preußische Negierung die in der Anöwcisnngöfragc ausgesprochen Anschauung der Ncichstagöinchrhcit für irrthümlic halte nnd der Ucbcrzcngnug sei, daß diese Maßregel« im Interesse Prenßcuö nud der deutschen Nationali tät nolhweudig gewesen seien. — Der BuudcSralh hat sich demnach, wie nicht anders zn erwarten war, in der ganze» Augclegc»hcit vollständig auf den Staud- pimkt der preußische» Negierung gestellt und da er cS ablchnt, de» betreffenden Antrag deö Ncichstagcö überhaupt zu disentiren, so ist derselbe natürlich gleich bedeutend mit einem Schlage ins Wasser. Daß man in den oppositionellen Kreisen deö Ncichstagcö die Haltung dcs AundcöralhcS nach Kräften bekritteln wird, ist sicher, aber diese Körperschaft konnte nach der von der preußischen Negierung abgegebenen Er- klärung gar nicht anders handel» nud somit ist diese Affairc für de» BuudcSralh jedcufallö abgcthau. Was mm dic erwähnte Kundgebung deö preußi schen Abgeordnetenhauses aulangl, so richtet sie sich ebenfalls gegen den erwähnten NcichötagSbcschlnß, wenngleich mir indircct. Dic Naliouallibcralcn nnd dic beiden couscrvntivcn Fractioucn deö Abgeordneten hauses haben gemeinschaftlich beantragt, das Hauö wolle seine Gcunglhunng über dic in der Thronrede signalisirtcn Maßregeln zum Schutze des Dcutschlhumö in den östlichen Provinzen anödrückcn und ferner dic Bereitwilligkeit erklären, zur Ausführung der äuge kündigten Maßregel», namcutlich soweit sie sich au dic Hebung deö deutsche«! Schnlwcscuö und Fördcr nng der Niederlassung deutscher Bauern nud Land, wirthc beziehen, dic nöthigcu Geldmittel zu bcwiltigcu. Da die genannten Fractioucn im prcnßischcn Ab- geordiiclcnhause die beträchtliche Mehrheit bilde», so ist die Annahme deö von ihnen cingcbrachtcn Antra ges ganz zweifellos. Mit letzterem stellt sich die Mehr heit des preußischen Abgeordnetenhauses iu der Polcn- fragc in einen unverkennbaren Gegensatz zn derjenigen des Ncichstagcö, den«« wenn auch in obigem Anträge der Neichötagörcsolntion mit keinem Worte Erwähnung geschieht, so richtet er sich doch gleichwohl gegen die selbe, indem er dnö Necht der prcnßischcn Ncgiernug zu dcu Auswcisuugen betont und letztere selbst als nothwcndig anerkennt. Damit spricht zwar daö Ab gcvrdnctcnhanö keineswegs blindlings eine Anucrkcnu- uug der Anöweisnngömnßrcgcln in ihrem ganzen Um fange ans, wohl aber bezeichnet cö dieselben als den ersten vorbereitenden Schritt, nm den Boden für po sitive Maßnahmen zum Schutze des DcmschthumS in« östlichen Preußen zn ebnen. In welcher Richtung sich letztere zn bewegen haben werden, spricht der zweite Theil dcs Antrages aus nud man kann wohl aunch- mcn, daß dic Rcgicrnug den hier angcdenlctcn Am schaumigen der Antragsteller durch ihre Vorlagen ent sprechen wird. Die Mehrheit der preußischen Volks- vcrtrcluug hat hiermit vollständig begriffen, daß cs in der Polcnfragc unbedingt gilt, der Negierung in dem bcgonnciicn Kampfe gegen daS drohende Au- schwcllcu des slavischen Element« in den Ostmarkcn deö Ncichcö dic wcitgchcudstc Unterstützung zu gcwäh reu. Scheu wir doch, wie daö Dculschlhum außer halb der Neichsgrcnzeu allenthalben einen harten Kampf mit dem Slavcnthnm kämpfen muß, cincu Kampf, in welchem dic Chancen leider gerade nicht auf Seiten nnsercr Brüder sind und nm somchr er scheint es geboten, wenigstens bei nnö den slavischen, in diesem Falle spccicll den polnischen Bestrebungen einen Dämpfer anfznsctzcu. Daß die Reichstags Majorität diese Nothwcndigkcil nicht cinsehcn will, i schlimm, desto erfreulicher ist daher dic kräftige Stcl nuguahmc der überwiegende» Mehrheit deö prcuß scheu Abgeordnetenhauses in der Polcnfragc zn Gnn- stcn dcr wirklich nntioimlcn Jutcrcsscn und cö fleht zn hoffen, daß dcr nalioual-couscrvativc Antrag auch bei dcr Mehrheit deö deutschen Volkes ein lanlcs Echo finden wird. Die neue Krisis im Orient. Man «miß wirklich sagen, daß im Orient vo Mächten dritten Ranges ein frevelhaftes Spiel m dem Frieden getrieben wird. Kanin sind Serben m Bulgaren einigermaßen zur Nnhc gebracht, so crge! sich Griechenland in tollkühnen kriegerischen Aspiratio nen nud will znm Schwerte greifen, wenn cö nicht gutwillig ciu Stück Laud von dcr Türkei erhält. Wcun man bedenkt, daß die mittleren nud kleineren Balkaustaatcn alle zu schwach waren, »m sich durch eigene Kraft von dcr Türkeuherrschaft zn befreien nnd alle, zumal auch Griechenland, dic Hilfc dcr Groß »lächle bcdurflc», nm z»r Unabhängigkeit zu gelangen, so wird man begreifen, welche Anmaßung in dem Be ginnen Griechenlands liegt, auf eigene Faust nnd ge gen den Wille» dcr Großmächte eine» Krieg gegen die Türkei beginnen zn wollen. Nnr dic Spccnla- tion ans den Anöbrnch cincs allgemeinen Türkelikricgcs nnd einen Conflict zwischen den Großmächten, außer dem frevelhafte Leidenschaften können Griechenlands Kricgölnst erzeugt haben, dcml sollten dic Griechen den Türken allein gcgcuübcrstchen, so würden sic sehr übclc Erfahrnngcu machen. Die Großmächte haben cö daher als ihre Pflicht erachtet, Griechenland sehr energisch vom Kricgx abzuhaltcu, da cö mit der Würde dcr Vcrlragsmüchtc ganz mivcrcinbar ist, daß Staa ten, denen durch die Gunst dcr Großmächlc erst vor wenigen Jahren große Vorthcilc cingcränmt wurden, nuu auf eigene Fanst ohne Bcachtnug der europäi schen Interessen sich in Krieg stürzen und das, was ihnen mühevoll errungen wurde, wieder gcsährdcu wollen. Eö kann zu einer Blokadc, ja selbst zn einem Bombardcmeul der griechischen Häfen durch die Kriegs schiffe dcr Großmächte kommen, wen«« Griechenland sich nicht zur Abrüstung entschließt. Wie kritisch die Lage ist, geht auch daraus hervor, daß dic Türkei iu einem Rundschreiben den Großmächten erklärt Hai, daß sic dic fortgesetzten Provocaliomm Griechenlands nicht mehr länger ertragen könne. Gleichzeitig er innert dic Pforte daran, daß sic sich dem Willcu der Großmächte gefügt nud vor wenigen Jahre» mehrere Provinzen abgetreten habe, in weitere Gebietsabtret ungen könne sic aber nicht willigen. Schließlich er sucht dic Türkei dic Großmächte, dic äußerste«« Mittel anznwcudcn, um Griechenland zur Abrüstung zu nölhi- gcn und dem Ausbruche ciucö griechisch-türkischen Krie ges vorzubcngcu. Da alle Großmächte mitcr dem Voraiitritlc Englands nnd Dcntschlands kalcgorischc Anffordcrnngen zur Abrüstung an Gricchculaud gc- 'tcllt nnd betont haben, daß sic ucncn Gcbictöändcr- ingcn ans der Bnlkanhalbiuscl ihre Zustimmung vcr- agcn, darf mau hoffen, daß die leidenschaftlichen Griechen, denen daö Beispiel Serbiens zur Warnung dienen sollte, noch in letzter Stnudc dcr Vcruuft Ge hör geben nud auf einen frivolen Krieg verzichten. Als ei» neuer Moment in dcr OricntkrisiL muß auch dcr bcvorstehcndc Rücktritt dcö conservativen Cabiuelö Saliöbnrh in England bezeichnet werden, doch dürf ten dic Griechen von dem neuen liberalen englische» Ministerin«» cbcnsallö keine Unterstützung erlangen, da Gladstone in einer Depesche den Griechen die An nahme dcr Fordcrmigcn dcr vereinigte«« Großmächte au- gerathcn hat. Taqesges ch ichte. Sachse». Schandau. Morgen Sonntag Abend 6 Uhr findet wiederum ein Abcudgottcödicust statt. — Dcu 2. und 16. Februar d. I. finden im hie- igcn Amtsgericht öffentliche Schvffcnsitznugcu statt. — Dcr 1. Termin der Grnndstcncr ist laut stadt- räthlichcr Bekanntmachung in heutiger Nummer am 1. Februar fällig und iuucrhalb acht Tagen an hiesige Stadtstcner,Einnahme nbzuführcn. — Am 31. d. M. feiert Herr Hausbesitzer Carl Müller in dcr Badstraßc hicrsclbst mit seiner Ehefrau in noch voller Rüstigkeit daö goldene Ehejubiläum. — Dic Bastei wird doch noch eine Zahnradbahn bekommen. Ein Berliner Cousortinm, an dessen Spitze ein Hr. Richard Damm steht, hat dic Geneh migung zum Ban einer Bahn von Rathen nach dcr Bastei nachgcsncht. Danach würde dcr Bahnhof nu- miltckbar an daö rechte Elbnfcr in Niedcrralhcn neben dem Böhmc'schcn Restaurant zu liegen kommen, von wo ans die Bahnstrecke die überbrückte Dorfstraßc überschreitend am Eingänge dcö Amsclgrnudcö nach dcr Bastci in cincr Stcigung von 1: 5 cmporstcigen würdc. Eö wird beabsichtigt, den Betrieb vom 15. Mai bis 15. October jedes Jahres offen zn halten nud den Fahrpreis so zn stellen, daß eine Anffahrt 1 Mk., Abfahrt 75 Pf. nnd Nctonrbillct 1 M. 25 Pf. kosten würdc. (L. Z.) — Dic Sparcasseu dcö Königreichs Sachsen er gaben vom Jan. bis Novcmbr. 1885: 94154403,94 M. Einzahlungcli nud 81121883,07 Mk. Rückzahlungen, das ist gegen den gleichen Zeitraum deö Jahres 1884: 5146959,53 Mark Einzahlungen mehr nnd 5428 058,34 M. Rückzahlungen mehr. Dic Zahl dcr Eiuzahlungcu hat sich gegen das Vorjahr nm 47217 M., die Zahl der Rückzahlungen mn 33136 M. vermehrt. — Bei dcr Königlichen AltcrSrcntcnbauk iu Dres den (Altstadt, Laudhauöstr. 16, im Landhaus) sind im vorigen Jahre im Ganzen 1710383 M. ciuge- zahlt worden. Diese Summe ist um 388051 Mk. größer als dic Eiulagcsummc des Jahres 1884, welche 1322332 M. betragen und ihrerseits alle ihre Vor gängerinnen überragt hatte. Ist unn dem Kapitale nach die Bctheilignng an dcr Altcrörcntcnbank im vorigen Jahre fast nm 30 Proccnt gestiegen, so er mittelt sich hinsichtlich dcr Stückzahl dcr Einlagen eine noch viel höhere Mchrbclhciliguug; denn im vorvorigen Jahre waren 2813, im vorige» sind aber 5534 Ein- zclbclrägc cingczahlt worden, im letzteren also 2721 -stück oder über 96 Proccnt mchr. Eine besonders starke Vcrmchrmig haben die kleine» Einlage» vo» cincr oder cinigcn Mark crfahrcn, doch hat sich der Einlagcndnrchschnitt immer »och über dcr Höhe von 300 M. gchaltcn. Nciinmal wurden gerade 10000 M. und in 21 Fällen wurden Beträge von mehr als 10000 M. cingczahlt. Auf dem Grabe seines kürzlich verstorbenen Kin des im Friedhöfe zn Pirna hat sich am Mittwoch der Vater, ein Straßcnwärtcr Namens Tischer, mit telst Durchschncidcnö dcr Kchlc cntlcibt. Bei Ihren Königlichen Majestäten fand nm 27. d. Abends im Marmorsaale dcö Ncsidcnzschlosscs zu Drcödcu der erste diesjährige sogenannte Kammer- ball statt, zn welchem zahlreiche Einladnngcu ergangen waren. In dcr 11. Stunde fand darauf Souper und pätcr Fortsetzung dcö Ballfcstcs bis gegen 2 Uhr statt. — Dcr am 12. Februar c. zum ersten Mal in den Sälen, verbunden mit sümmtlichcu Partcrrcloca- litätcu dcö Gcwcrbehauscö zn Dresden staltfindcndc Große Masken-Ball dcs „Kaufmännischcn Vereins Urania" dürfte eine besondere Anziehungskraft anf bclr. Kreise nnöübeii. Muß cS schon angenehm sein, sich in den herrlichen hohen, aus'ö Reichste dccorirtcn Räumen dieses für derartige große Bälle wie geschaf fenen GewcrbehanscS nach den Klängen dcr Musik im Aewühle dcr buutcu Masken zu bewcgcn, wie vicl- uchr, wo von 11 Uhr ab ein Fest am Hofe Zhilipp II. vou Spanien, vcrbimdcn mit Fechtcrrcigcn, Sticrgefecht, Ballets und Nalionaltänzen daö Inter, sc Aller in Anspruch nehmen wird. Die Vorberei- «iigcn hierzu liegen in den Händen dcö bewährten Herrn Ballctmeistcr Friedrich nud sind im besten Gange. — Dic Deutsche BckleidungS-Acadcinie iu Dres den. Diese höhere Fortbildnngü-Anstalt für Klcidcr- mncher wurde im nun verflossenen Jahre 1885 von