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Ler Stadthauptmaun von Ssrwastopol in einem Tages befehl. Der Anschauung in der Gesellschaft, daß die Polizeichargen nur zu oft nicht Brschützer der Bürger, sondern Vergewaltiger und Raubgesellen sind (die eigenen Worte des StadthauptmanncS), müsse er beipflichten. „Denn fast täglich erlebe ich neue Ueberraschungen, die mich immer mehr davon überz ugen, daß in der mir unterstellien Polizei solche Exemplare sich festgesetzt haben bei denen man weder durch Ueberredung noch durch Appell an ihr Gewissen durchdringen kann, sondern nur durch strengste Bestrafungen, Ueberweisung an das Gericht und Ausstoßung aus dem Polizeidienst." — Dann führt der Stadlhauplmanu einzelne Fälle an: Ein Polizetbeamter und ein Schutzmann locken zwei Türkinnen in eine Spelunke, verkaufen ihnen durch den Wirt einen Dienstrevolver, nehmen sie dann mit der Waffe fest und lassen sich einige Hundert Rubel Lösegcld zahlen, um sie freizulassen. Ein anderer Polizeibeamter sührl einen Arrestanten in einen Schuppen und verprügelt ihn dort, um ihn zu einem Geständnis zu bringen. Von zwei Polizisten sucht der eine ein im Arrestlokal interniertes Mädchen zu verge waltigen, wobei ihm der andere hilft. — „Ich habe schon daS drittemal in meinem Liberi", erklärte der Stadt- hauptmaun weiter, „den Oberbefehl über eine Polizei, versichere aber auf mein Gewissen, daß ich solche Wider- wäitigkeit und derartig räuberisches Verhalten zu den Bürgern wie in der Ssewastopoler Polizei noch nirgends gesehen habe." — In seinem sehr energischen Tagesbefehl bezeichnet der Stadlhauptmann den letzten Schutzmann als „Schuft" und „Gewaltmensch", diktiert ihm 7 Tage Karzer sowie Dienstentlassung. Rußland und Japan. Wie die »Assrciated Preß" auS Tokio meldet, haben Rußland und Japan ein volles Einvernehmen tu den Fragen betreffend die ostasiatischcn Angelegenheiten erzielt. Zwei Russen von Persern gelyncht. In Astrcbad wurden zwei russische Untertanen, deren einer des Mordes beschuldigt war, während der andere nichts verkrochen hatte, von der Volksmenge ergriffen und nach verschiedenen Peinigungen durch Stockfchläge und Stein- Würfe getötet. Die von dem russischen Konsul geführte Untersuchung ergab die Mitschuld der Ortsobrigkett. Der russische Gesandte in Teheran forderte darauf energisch von der persischen Regierung sofortige Entlassung uud Bestrafung des persischen Gouverneurs und aller Personen, deren Schuld durch die Untersuchung erwiese»! ist, sowie eine Entschädigung für die Hinterbliebenen drs einen Getöteten. Der Boykott griechischer Ware» hat auch in Smyrna begonnen. Er soll aus die ganze Türkei ausgedehnt werden. Auch in Saloniki hat sich daS Boykottkomitee kon- stituiert. Ueber alle griechischen Schiffe ist die Sperre verhängt, und den Ausländern und Bootsleuten ist unter Bedrohung ihres Lebens untersagt worden, die griechischen Schiffe zu bedienen und die Passagiere zu befördern. Die Erregung in der Bevölkerung wächst. Demission des serbischen Kabinetts. Da bei der vorgestrigen Abstimmung in der Skupschtina über den Paragraphen 18 der Wahlreformvorlage, der mit 51 gegen 34 Stimmen angenommen wurde, einige hervorragende Abgeordnete der Regierungspart i gegen den Paragraphen stimmten, hat der Ministerpräsident dem Könige die Demission deS gesamten Kabinetts überreicht mit der Begründung, daß dre Regierung sich auf die jetzige Mehrheit in der Skupschtina nicht mehr vollkommen stützen zu können glaube. Paragraph 18 besagt, daß Gerichts präsidenten im Kreise ihrer Tätigkeit nicht als Kandidaten für die Skupschtina auflreten können. Der «eue VizekSnig von Indien. Ter ständige Unterfiaatssekretär des Auswärtigen Amts Sir Charles Hardinge ist zum Vizckönig von Indien ernannt worden. Ars» Ktadt «n- LanH. Mitteilungen ans dem Leserkreise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 13. Juni. — Auf Schusters Wappen! Spazierengehen kann sehr nett und nützlich sein, aber so eine richtige, längere Fußwanderung ist doch ost noch viel schöner. Nicht jeder ist ohne weiteres dasür disponiert. Wer tagtäglich vom Hause nach der Arbeitsstätte und wieder zurück nur einige Minuten braucht, der wird schön seuszen und ächzen, wenn er aus einmal mehrere Tage hindurch je sechs bis acht Stunden mar schieren soll. Also ein bißchen Gliedereinübung schon vorher! Ueber- haupt mit Verstand die Wanderung antreten! Funkelnagelneue Stiesel und Kleider sind hier nicht immer das Geeignetste. Bequemes Schuh zeug ist unendlich wichtig, mag's auch nicht mehr ganz schön aussehen. Und wegen der Gewandung? Mn, sie muß auch einen Regensturm mal aushalten können. Man darf nicht der Sklave seines Rockes sein; das könnte die Wanderlaune srühe verderben. Uebrigens die Fußreise möglichst mit recht guter Laune gleich von vornherein verzieren! Allein Nörgel- und Aergersinn zu Hause lassen! Frisch hinaus mit frohen, ausgefchlosfenen Sinnen sür Natur und Land und Leute! Solche Fußwanderung kann ihren köstlichen, schier unersetzlichen Reiz haben. „Die rechte alte Wanderlust im primären Sinne," sagt Ed. Hepck, „bleibt das Schönste doch, mit ihrem vollen Selbstverdienen, ihrem relativ unabhängigen Verweilen, ihrem Lachen und Singen, ihrem unüberbietbaren Einkehrvergnügen nach gründlicher, durstender, hun gernder Ermüdung." Solche Gedanken spiegeln sich in vielen, er probten, deutschen Wanderliedern. An dieses vortreffliche „Zu Fuß" hat Eichendorfs gedacht, als er seine köstliche Weise fang: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen in Berg und Wald und Strom und Feld!" Ob der romantische Gedanke, so ganz ins Blane hinein zu marschieren, wirklich das Schönste ist? Um Zeit und Aerger zu sparen, wird's doch schon richtiger jein, sich wenigstens einen ungesähren Wanderplan zu machen. Dabei können sehr wohl auch hübsche Seidenpfade berück sichtigt werden. Geht man ganz allein, so kann man sich nach Be lieben seinen Stimmungen und Träumen überlassen. Noch angenehmer aber ist es wohl, mit ein paar lieben, srohen Gesellen gemeinsam zu wandern. Man hat schließlich doch das Bedürfnis, über die wechselnden Eindrücke die Meinung auszutauschen; und wenn dem einen der Humor ausgehen sollte, so springt vielleicht der andere umso kräftiger ein. Langsam aber sicher kommt der Fußwanderer vorwärts. Schauen, genießen, und schon winkt ein neues Ziel; „sort muß er wieder, muß weiter fort". Und wenn er dann heimwärts geht, dann sind am Ende ein paar Stiefel zerrißen und der Rock ist hinüber; aber dafür ist neue, tüchtige Lebenskraft in die Glieder gekommen, und die angestaubte Seele ist wieder frei und leicht und frisch geworden. Auf Schusters Rappen — es klingt so bescheiden, und der Mensch kann doch so viel Gutes davon haben. . . ' — Im nächsten Jahre soll die Prinz-Heinrich- Fahrt zwischen dem deutschen kaiserlichen Automobilklub und dem englischen Royal-Automobilklub statlfinden, und zwar teils in Deutschland, teils in England. Sieger wird nicht mehr eine einzelne Person, sondern derjenige Klub, dessen Wagen die wenigsten Strafpunkte haben. Eine Geschwivdigkettsprüfung findet nicht mehr statt! — 33VÜ0 Rekruteu hat die deutsche Turnerschaft im vorigen Jahre wstellt, eine stattliche Zahl kräftiger und körperlich dmchgebildetcr junger Leute. Sie haben in fleißiger und regelmäßiger Ucbung ihren Körper gestählt, Kraft und Gewandtheit, Schnelligkeit und Ausdauer, Mut und Besonnenheit erworben und dadurch vor ihren Kame ¬ raden, die gleichgültiger gegen ihre körperliche Entwicklung waren und der Einseitigkeit ihres Berufslebens kein Gegen- gewicht boten, einen gewaltigen Vorsprung gewonnen. Wer die kurze Zeit bis zu seiner Einberufung noch recht aus- nützen und sich die ersten Tage und Wochen der Ausbildung erleichtern will, der gehe in einen Turnverein- Jeder, auch wer seit seiner Schulzeit nicht Gelegenheit zu körper lichen Ueburgen hatte, wirb ausgenommen. — Eines der wichtigsten sportlichen Ereignisse dieses Jahres war unstreitig die vom D.R.B. in Szene gesetzte Fahrt „Rund durch Mitteldeutschland", welche am 14. und 15. Mai zum AuStrag kam. Dieselbe führte von Berlin über Dresden—Meißen nach Leipzig und zurück nach Berlin, im ganzen 464 km, und stellten sich dem Starter am 14. Mai, abends 4 Uhr, 215 Mann, die in zwei Gruppen auf die Reise geschickt wurden. Der zweite Preisträger legte die Strecke in 17 Stunden 40 Minuten zurück und ging eine halbe Stunde vor dem dritten durchs Ziel. Derselbe benützte bei dieser Fahrt eine Maschine der rühmlichst bekannten Wanderer- Werke in Schönau bei Chemnitz, eine Marke, die auch der siebente Preisträger bei diesem Wettbewerbe fuhr und die in dieser Saison auch bei anderen zahlreichen sportlichen Veranstaltungen schon außerordentliche Proben von Stabilität und Zuverlässigkeit gegeben hat. Die Vertretung der Wandererräder hat bekanntlich die Firma Arthur Fuchs, Wilsdruff, am Markt. — Hinter Kerkermauern. Sachsen hatte am 1. April 1292 eingesperrte Zuchthäusler, 3423 Gefängnis insassen und 561 Korreklionäre. In der Strafanstalt Bautzen speziell stellte sich die Personalbewegung wie folgt: Anwesend waren zu Beginn des ersten Viertel- jahres 1910 insgesamt 701 Insassen (rinschl. Jugendlicher). Von Urlaub oder sonstiger Abwesenheit kehrten im Lause des Vierteljahres 34 zurück und 250 wurden neu etnge- liefert, so daß ein Gesamtzugang von 284 Personen be- stand. An dem Gesamtabgang von 245 Personen sind beteiligt: 1 durch Versetzung in eine andere Anstalt, 1 durch Tod, 46 beurlaubt, 197 entlassen, so daß sich am Schluffe des ersten Vierteljahres ein Bestand vou 740 Personen ergab. — Sächsischer Haudwerkergenosieuschaftstag 19tü. Der 6. ordentliche Verbandstag der sächsischen Handwerker-Genossenschaften und die 5. ordentliche Generalversammlung der Handwerker-Genossenschaftsbank findet am 19. und 20. Juni in Meißen statt. Das Was, Sie haben keine Zeit auch während der kommenden Sommermonate eine Zeitung zu lesens DaS kann Ihr Ernst nicht sein, vielmehr werden Sie daS nur so oberflächlich hinsagen, ohne zu bedenken, was dieser Ausspruch in Wirklichkeit bedeutet. Sie würden sich ja von der Welt, von der O'ffentlickkeit, vom politt- scheu, wirtschaftlichen und geschäftlichen Leben vollständig abschließen, würden vou den tausenderlei Ereignissen, die tagtäglich nah und fern passieren, kein Sterbenswörtchen erfahren und demnach auch mit Ihren Nachbarn, Freunden und Bekannten Ihre Ansicht uvb Meinung über dies und jenes nicht oustauschen können, abgesehen von dem Schaden, den Sie dadurch erleiden, daß Sie wichtige Gesetze, Ge- schäftsanzeigen, Marktberichte, amtliche Bekanntmachungen, Submissions- und Verkaufstermine nicht erfahren. Mil einem Worte: Sie würden aushörev, in die Welt zu passen, wenn Sie keine Zeitung lesen. Ist es bis j-tzt gegangen, ein Vtertelstünvchen von Ihrer durch Dienu, Geschäft und Arbeit stark in Anspruch genommenen Zeit abzuziehen, um einmal in die Zeitung zu sehen, damit Sie wenigstens das Wichtigste aus ihr erfahren, so geht das auch im Sommer, gleichviel, ob Sie Städter oder Landmann sind. Und so hoffen wir denn, daß Sie Ihr altgewohntes Leib- und Lokalblatt, das „Wochenblatt sür Wilsdruff", auch für die Monate Juli, August und Sep. tember nicht nur selbst weiter mithalten und mitlesen, sondern auch Ihren Freunden uud Bekannten als ein Organ empfehlen, das seiner Billigkeit und seines reichen Inhaltes wegen von Jedermann gern gelesen wird und das, da es in erster Linie den Interessen unserer Heimat- lichen Gegend dient, von fremden Blättern nicht ersetzt werden kann. Bestellungen nehmen die Postanstalten uud unsere Boten schon jetzt entgegen, damit in der weiteren pünktlichen Zustellung bis „Wochenblatt sür WilSdruff" beim Quartalswechsel unliebsame Störungen vermieden werden. Programm ist folgendes: Sonntag, den 19. Juni, vor mittags 10 Ubr Empfang der auswärtigen Vertreter in Hartmanns Restaurant am Kleinwarkt. Nachmittags 4 Uhr Beisammensein der Teilnehmer am Genossenschasts tag im Waldfchlößchen. Daselbst auch Konferenz von Vertretern der Kreditgenossenschaften mit einem Referat oeS Herrn Verbandsrevisors Ullrich: „Einiges über die Diskontierung von Buchforderungen". Anschließend Spaziergang über den Plossen, nach Siebeneichen, Elbtal, zur Burg und Dom. (Kleines Konzert) Abends '/,9 Uhr Begrüßungskommers im Königlichen Burgkeller. — Mon tag, den 20. Juni: Früh 6 Uhr Dampfschtffahrt nach Scharfenberg (Aufstieg nach Gruben, Kaffee im Restaurant zum Bad), mit Dampfschiff zurück nach Meißen. Vor mittags 9Vs Uhr Eröffnung deS 6 ordentlichen Verbands- tages im Saale des König!. Burgkeller. Nach Beendigung der Verhandlung gemeinsames Mittagsmahl daselbst. Nachmittags 2'/, Uhr Beginn der 5. ordentlichen General versammlung der Handnerker-Genossenschaftsbank im Saale des König!. Burgkeller. Abends 6'/, Uhr zwang loses Beisammensein (Lokal wird noch bekannt gegeben). — Der sächsische Landesverein des Evan gelischen Bundes hält lerne diesjährige Hauptversamm- tung Drensrag, den 28. Juni, 11 Uhr vormittags, im Vereinshause zu Dresden ab. — Am gestrigen Sonntag, den 12. d. M, fand in Nossen das Kreisfest des Meitzner KreisverbandeK der ev.'lnth. Männer- nnd Jüngtingsvereino statt. Unser Wilsdruffer Jüngtingsocrein beteitigle sich in ttner Stärke von 38 Mann. Nachmittags 3 Uhr fand in der Stadtkirche der Festgottesbienst statt. Die Fcst- predigt hatte Herr Vereinsgelstltcher P. Prehn aus Dresden übernommen. An den Gottesdienst schloß sich eine Nach- Versammlung im Saale des SachsenHofiS. Einige markige: Ansprachen bildeten den Kern der Festfeier, die noch durch Deklamationen und allgemeine Gesänge umrahmt wurde. Reges Interesse erweckten die von den vereinigten Posaunen chören sowohl im Gottesdienst, als auch während der Nachversammlung gebotenen Posaunenvorträge. — Ein historischer Gedenktag ist der 13 Juni. Im Jahre 1886 am 13. Juni trug der Telegraph die Nachricht in die Welt hinaus, daß der unglückliche König Ludwig H. von Bayern sich auf einem Spaziergänge im Garten des Schlosses Berg in den Starnberger See ge stürzt und in den Fluten desselben den Tod gefunden habe. So endete das Leben eines hochbegabten, edlem Fürsten, d'sse.i Name mit der Errichtung des deutschen Reichs auf lange Zeiten hinaus unlösbar verknüpft ist. — Das Schlafzimmer im Sommer. In den wärmeren Monaten neigt man gern dazu, den Schlaf zimmern hinsichtlich der Ventilation nicht die Sorgfalt zu widmen, die man tm WinNr aus Gründen der Hygiene, anwendet. Men lichtet sich vielmehr im Sommerhatbjahr zu sehr nach der Außentemperatur, schläft aber bet offenen Fenstern bei großer Wärme, bei teilweise geöffneten Fenstern bei trübem Wetter. Tagsüber läßt man oft das Fenster ganz auf, schließt cs aber bei anhaltendem Regen. Das sind nun ganz verkehrte Praktiken. Der menschliche Kö-per verlangt in den Ruhestunden eine Temp-ralur, die zugunsten des Körpers möglichst an allen Tagen gleich sein soll- Nach den gebräuchlichsten Venti lationen unserer Wohnungen kommt der Mensch jedochi kaum auf seine Rechnung. Wir wollen uns daher folgendes vor Augen halten. Das O ffnen aller Fenster in der Nacht kann dann schädlich sein, wenn wir z. B. eineu Nachtregen mit starker Abkühlung bekommen. Der stark geschwitzte Körper kann sich hierbei sehr leicht erkälten und ein Sommerfchnvpfen ist bei der ziemlich großem Menge Flüssigkeit, die wir in der heißen Jahreszeit zu uns nehmen, immer sehr langwierig. Man öffne daher im Sommer nur die Oberflügel der Fenster, noch besser, man öffne einen Oberflüzel und lasse die Tür zum Nebenzimmer mit ganz geöffneten Fenstern auf. Haben wir am Tage richtig ventiliert, so ist die Temperatur im Schlafzimmer stets erträglich. Unter richtiger Ventilation: am Tage ist zu verstehen, daß man in den heißesten Stunden, hauptsächlich, wenn die Sonne auf dos Zimmer fällt, die Fenster ganz schlicht und durch Helle Vorhänge ver hängt. W>r müssen unS nämlich vor Augen halten, daß die ins Zimmer bet offenem Fenster einbrtngende Hitze nicht leicht, entfernt werden kann, weil sie auch in das Mauerwerk dringt, aus welchem sie nachts, wenn es im Zimmer kühler wird, wieder zu uns zurückgestrahlt wird. Die Sonne als Bakterientöter wirkt auch, ohne stark zu erwärmen, durch Helle Vorhänge. Man lüfte in den heißen Zeiten vor allen Dingen »ach Untergang der Sonne und dann ausgiebig; man befleißige sich auch tagsüber, wenn mau durchaus zu lüften gedenkt, hierfür nur die oberen Fenster zu benutzen, denn die schlechte Zimmerluft befindet sich, da sie leichter ist als unverbrauchte, au der Decke deS Raumes. — Auch die Lagerstätte soll im Sommer leichter sein, als wir sie gemeinhin immer noch benutzen. Man sollte endlich dazu kommen, daß man im Sommer nur letnenbezogene Steppdecken benutzt. Das Federbett, so „mollig" eS auch immer sein mag, läßt uns stets zu wenig transpirieren, im Gegenteil, es läßt uns in Schweiß kommen, der durch die Decke nicht verdunsten kann und den Poren des Körprs weitere Transpiration verbietet. — Zum Alkoholgenutz. Der Alkoholgenuß bringt leinen Schaden, wenn er ein mäßiger ist. Aber nur zu oft nimmt er leider überhand. „ Man trinkt und trinkt im Kreise lieber Freunde, schämt sich, wenn eS heißt, man vertrage nichts und gibt nur zu leicht nach, wenn man genötigt wird, sitzen zu bleiben und weiter» zutrinken. Man braucht nicht einmal Temperenzler zu sein, um cinzusehen, welchen Schrecken der Alkoholteufel im Gefolge hat. Die weitaus meisten von den unglück lichen Ehen tiefsten Elends haben wir auf Grund der Statistik in Trivkerfamilien zu suchen. Den größten Schaden aber tragm die Kinder davon. Mutz es nicht jeden Menschenfreund erschüttern, wenn er hört, daß von 100 blödsinnigen Kindern etwa die Hälfte aus Trtnker- sawilien stammen (nach Bunge), daß etwa 30 von 10O