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Gegen die Standard Oil Compagny. Der Oberste Gerichtshof in Washington ordnete ein neue Verhandlung in der Angelegenheit der Standar Oil« und der American Tobacco Company an. Der Bauchtanz im Parlament. Eine unerhörte Szene, die selbst in Amerika, dem Lande der gesellschaftlichen und politischen Ungeniertheiten, zu den Seltenheiten gehören dürfte, hat sich in Trenton, der Hauptstadt des amerikanischen StaateS New.Jersey, abgespielt. In dem dortigen Kapitol, dem Parlaments» gebäude, fand die Schlußsitzung der StaatSlepislatnr statt Spät abends versammelten sich auf den Galerien des Sitzungssaales eine Anzahl Dirnen. Sie mußten viele Freunde unter den Abgeordneten haben, denn man begrüßte sich gegenseitig, warf sich zuerst Blicke, dann aber Konfett zu. Es entwickelte fich bald eine regelrechte Karnevals» schlacht. Ein Teil der Abgeordneten hielt auf seinem Sitze nicht mehr aus. Sie luden die Damen in ein Komiteezimmer, wo der Sekt und der Wihisky bald in Strömen flossen. Der Fußboden reichte schließlich nicht mehr aus, die Mädchen stiegen auf die Tische und produ» zierten den in den galanten Häusern so beliebten Bauch» tanz. Die angetrunkenen Staatsmänner lobten vor Be» geistcrung, und bald lag stch alles in den Armen. Bis zum Morgengrauen dauerte die Orgie. Abgeordnete und Weiber sah man beim Aufgehen der Sonne Arm in Arm die breiten Stufen des Kapitols heruntertaumeln. Deutscher Reichstag. 61. öffentliche Sitzung vom 12. April. Das war am Dienstag ein Begrüßen und Hände» schütteln im Reichstage, als ob man sich seit Jahren nicht gesehen hätte. Ueberall frohe und vergnügte Ge- stchter. Man erzählte stch, wie es daheim „bet Muttern' gewesen sei, und freute stch nun, wieder einige Wochen zusammen in dem viel verlästerten Berlin zubringen zu können. Aber in den Becher der Wiedersehensfreude fällt gar schnell ein Tröpfchen Wermut. Der Präsident Graf Schwerin gedachte beim Beginn der Sitzung der verstorbenen Mitglieder Dr. Hermes und Dr. Delbrück. Nicht in der trockenen geschäftsmäßigen Art, wie man das vom Grafen Stollberg gewöhnt war. Er fand vielmehr warme, herzliche Töne, aus denen die menschliche Teilnahme mit dem furchtbaren Geschick hervorklingt. Schweigend hörte daS Haus zu und ehrte das Andenken der Toten durch Erheben von dev Sitzen. Dann ging es gleich in die Arbeit hinein. Auf der Tagesordnung stand zunächst die erste Beratung des Gesetzentwurfes zur Ausführung der revidierten Berner Uebereinkuuft zum Schutz von Werken der Kunst und Literatur. Der Staatssekretär des Reichsjustizawts empfahl die Vorlage. Leider kann er stch immer noch nicht an die Akustik des Hauses gewöhnen. Seine Stimme trug nicht und trug kaum über die ersten Reihen des Parketts hinaus. Ihm folgte der Herr Pfeiffer vom Zentrum, dem der Parlameotswttz den Namen „Kunst- Pfeiffer" angehängt hat. Er wird in allen Fragen vor» geschickt, die Kunst und Wissenschaft berühren und mag mit seiner freien Auffassung den echten Zentrumsherzen schon manches Aergernis bereitet haben. Selbstverständlich durfte in diesem Reigen auch Herr Müller-Meiningen nicht fehlen, der der trockenen Materie aber auch keine neuen Seiten abzugewinnen wußte, obwohl er seinetRede mit reichlichem literarischen Beiwerk verbrämte. Der Konser vative Dr. Wagner-Sachsen zog ihn sehr nett mit seinem „Preußenkoller* auf, blieb im übrigen aber streng sachlich und erklärt sich mit dev Tendenzen des Entwurfes einverstanden. Ebenso der Nationalliberale Dr. Junck- Leipzig, der zwar einige Bedenken hatte, deren Erledigung aber der Kommission Vorbehalten wollte. Nachdem noch Herr Dietz für die Sozialdemokratie und Herr Lieber mann von Sounenberg für die Antisemiten gesprochen hatte, wurde der Entwurf an eine vterzehngltedrige Kommission geschickt. Auch der Vorlage zur Entlastung des Reichsgerichtes gab der Staatssekretär einige freundliche Begleitworte mit auf den Weg. Er sprach von der Rednertribüne aus, und um ihn hat sich ein kleiner Kreis von Sach- verständigen versammelt, der seinen Worten mit Andacht lauschte. Sonst aber wies das Haus eine brechende Leere auf; außer den Juristen war fast kein Mensch im Saale. So klang denn der Beifall, der dem Redner zu Teil wurde, ziemlich dünn. ES fehlte wohl auch noch »ach de» langen Ferien die rechte Arbeitslust. Herr Bitter vom Zentrum hatte gegen das Difformattonsprinzip erhebliche Bedenken, während Vie Konservativen sich ihre Stellungnahme vorbehtelten. Immerhin erkannte Herr Waguer an, daß das Reichsgericht augenblicklich vor einem Geschäftsbankrott stehe, da der jetzige Zustand beinahe a» RechtSvcrweigerung grenze. Dann hörte man sich noch Herrn Ablaß an, um gegen V»? Uhr die Sitzung abzubrechen. Heute wird rin SchwerinStag eingeschoben. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. 28. öffentliche Sitzung vom 12. April. In der Erste» Kammer, wo auch Prinz Johann Georg zugegen war, gab es eine kleine Sensation, als während des Vortrages der Registrante durch den Grafen zur Lippe ein augenscheinlich schwerhöriger Tribünen besucher ein „Lauter, lauter!" iu de» Saal hinuvtcrrief. Ueber die Etatkapitel der staatlichen Berg- und Hütten- werke zu Freiberg erstattete Oberbürgermeister Dr. Dittrich den Bericht. Er wünschte mehr kaufmännischen Geist in diesen Betrieben und die Vermeidung der Aufnahme von Spezialfragen in de« Etat. Fin an Minister Dr. v. Rüger sagte eine Verfolgung der geäußerten Wünsche zu. Der Etat fand Genehmigung, ebenso debattelos Titel 2 deS außerordentlichen Etats, betreffend Arralerwerbungen, worüber Sxz. D. Mehnert den Bericht erstattete. Beim Etatkapitel der Oberrechnungskammer (Berichterstatter Rittergutsbesitzer Dr. v. Wächter) regte Oberbürgermeister Dr. Beutler in Verbindung mit den Vercinfachungs» bestrebungkn einen Ausbau des Rechnungswesens nach dem Muster der in der Industrie und bei großen Ge sellschaften herrschenden Gepflogenheit an. Auch dieses Kapitel wurde genehmigt. Dann beschäftigte sich die Kammer mit einer Anzahl Eisenbahnangelegenheiten und ließ zum Schluffe die Petition des vormaligen Werkstätten arbeiters OSwald Schwenker in Letpzrg-Stötteritz und Genossen wegen ihrer plötzlichen Entlassung in den Eisen» bahn-Werkstätten zu Leipzig-Eugelsdors debattelos auf stch beruhen. Die nächste Sitzung findet morgen statt. Zweite Kammer. 59. öffentliche Sitzung vom 12. April. In der zweiten Kammer deuteten alle äußeren An zeichen auf Sturm hin. Die sozialdemokratische Inter pellation wegen der plötzlichen Entlassung von 13 Eisen» bahnwerkstälteuarbeitern in Chemnitz wegen deren Anteil nahme an einer Eisenbahner-Versammlung stand auf der Tagesordnung. Die öffentlichen Tribünen waren „aus» verkauft"; Kopf an Kopf drängten stch dort die Zuhörer und verwandten kein Auge von dem „roten Quadrat" im Hause, wo man besonders erregt zu sein schien. Auch die Damen- und Regierungstribüne waren überfüllt; auf letzterer saßen hauptsächlich die Mitglieder des Chemnitzer Eisendahnbetriebsamtes. Das Haus war gut besetzt, an den RegierungStischen hatte Finanzminister Dr. v. Rüger mit einem Stabe seiner Räte Platz genommen. Die Begründung der Interpellation hatte der Abg. Sindermann übernommen, der vom Berichterstatterplatze aus, angesichts der öffentlichen Tribüne, stch bemühte, der Regierung das Ungesetzliche ihres Verhaltens gegenüber den entlassenen Bahnarbeitern nachzuweisen. Die Antwort der Regierung erteilte Finanzminister Dr. v. Rüger, der mit deutlicherer Stimme als sonst daS Vorgehen der Staatsbabnverwaltung in dem vorliegenden Falle rechtfertigte. Die fragliche Versammlung in Chemnitz sei für die Eisenbahnarbeiter verboten worden, weil für den TranSportarbe-ter-Verband Stimmung gewacht werden sollte, dessen Mitgliedschaft durch Eisenbahnarbeiter die Staatsbahnverwaltung keines falls dulden könne. Gegen den an den Tag gelegten direkten Ungehorsam blieb der Verwaltung nichts weiter übrig als die Entlassung, die im Interesse der Autorität und der Aufrechterhaltung der Disziplin notwendig war. Während der Rede des Finanzministers herrschte zeitweise lebhatte Unruhe und mancherlei Zwischenrufe von der äußersten Linken wurden laut. Präsident Dr. Vogel stellte fest, daß der Zuruf „Pfui!" gefallen sei. Di- Sozialdemokraten Langer-Chemnitz und Keimling-Leipzig riefen pathetisch, daß sie die Zwischenrufe! seien, aber keine Veranlassung hätten, den Ruf zurückzunehmen. Jeder von ihnen erhielt den Ordnungsruf. Nachdem die Kammer die Besprechung der Interpellation beschlossen hatte, erklärte im Namen der Nationalliberalen Abg. Dr. Niethammer, daß seine Partei nach Prüfung der Angelegenheit keine Veranlassung habe, stch gegen das Vorgehen der Negierung auszusprechen. In demselben Sinne äußerte sich Vize, Präsident Opitz im Namen der Konservativen. Der frei sinnige Abg. Dr. Roth bezeichnete es als ungesetzlich, wenn die Regierung bevormundend eiugreift und Ver sammlungen verbietet, die ihr nicht genehm sind. Nach der Auffassung des Abg. Dr. Böhme lag keine Verletzung deS Vereins- und Versammlungsrechtes vor. Abg. Brodaus erklärte, daß oie Freisinnigen sich völlig der sozialdemo- statischen Interpellation anschlössen. Ein neuer sozial» demokratischer Redner, der Abg. Fleißner, schlug noch schärfere Töne an als seine Gesinnungsgenossen, um der Regierung am Zeuge zu flicken. Große Heiterkeit entstand, als der Minister den Saal verließ und der Redner hm nachrtef: Wenn der Finanzminister ausreißt, so ist das seine Sache! Der Präsident rügte diesen Ausdruck, als auch schon der Minister zurückkehrte. Er war nicht vor Fleißner ausgerissen, sonder» hatte nur ein unterzeichnetes Aktevheft hiuausgetragen. An der weiteren Debatte beteiligten sich noch die Abg. Dr. Spieß, Hettner, Dr. Dietel und Sindermann. Auch der Finanz- Minister nahm nochmals das Wort, um unter den Beifall >er bürgcrlichen Parteien zu verkündigen, daß eine Vor- age über Gewährung von 1'/, Millionen Mark zur Ausbesserung der Lohn- und Peustonsverhältnisse der Lisenbahnarbeiter dem Landtage noch zugehen werde. Abgeordneter Heldt, der den Zuruf „Zuckerpeitsche" ge- brauchte, erhielt einen Ordnungsruf. Damit erreichte die Besprechung nach vierrinhalbstündiger Dauer ihr Ende. Dann wandte das Haus stch der weiteren Erledigung der Tagesordnung zu, auf der noch sechs Beratungs- gegenstände verzeichnet standen. Bet Beratung der Fol ierungen des außerordentlichen Etats für Einrichtung zur Erfüllung der reichsgesetzlicheu Sicherungsvorschriftc» im Bahnbetriebe, worüber Abg. Illge berichtete, fragte Abg. Dürr unter Bezugnahme auf das große Mülheimer Eisenbahnunglück, wie eS mit ausreichenden Sicherheits» rtnrichtullgen in Sachsen stehe. Geh. Baurat Ulbricht antwortete. Die übrigen Gegenstände betrafen Petitionen n Eisenbahnaigelegenheiten, die antragsgemäß ver abschiedet wurden. Am Donnerstag steht der Etat deS Ministeriums deS Innern zur Beratung. Aus Stadt und Land. Mtttrllmige» evS dem Lrscrkrche für diese Rubrik nehme» wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 13. April. Die Jugend und die Kirche. Nun sind schon ein Paar Wochen ins Land gegangen seit der Konfirmation, und die jungen Menschenkinder, die so seierlich gemeinsam ihren christlichen Glauben bekannten, haben sich nach allen Himmelsrichtungen zerstreut. Wohl >enen, die auch in der Fremde eine Art Heimat sanden bei recht- chafsenen, ordentlichen Leuten, die ein praktisches Christentum Pflegen. Ein gut christlich-kirchliches Beispiel tut in diesen Jahren ungemein viel. Die Jugend ist ja sür alles mögliche so leicht empfänglich. Sie ist, wie Goethe sagt, „Trunkenheit ohne Wein". Wird ihr das Kirch liche verspöttelt und verekelt, dann kann sie letzlich in einen leiden- schastlichen Haß gegen alle kirchliche Einrichtungen geraten, und das haftet oft ein ganzes Leben an. Eine unkirchliche Jugend, mit Hohn gegen Bekenntnis und Dogma, mit Kirchenflucht Sonn- und Feiertags und mit Gleichgültigkeit gegenüber fämtlichen kirchlichen Liebeswerken, das scheint heute fast das Normale zu sein. Tansende und aber Tausende von denen, die am Konsirmationsaltare ein feierliches Treu bleiben gelobten, gehen verhältnismäßig bald auf kirchenfeindlichen oder doch kirchenfernen Wegen. Und nur allzuoft läuft da die Linie so 7 Entkirchlichung — Entchristlichung — Entsittlichung. Man spricht von einer Verrohung der Jugend und die Kriminalstatistik der „Jugendlichen" redet ihre eigene, tief erschütternde Sprache. Es ist nicht Herrschsucht oder Gefallen am fortwährenden Mahnen und Gängeln, es ist eine warmherzige Liebe zur Jugend, wenn die Kirche immer wieder bemüht ist, die Konfirmierten zu fammeln und in ihrem Christentum zu festigen. Früher gab es dabei auch Zucht- und Zwangsmaßregeln. Manche alte Kirchcnordnung und Visitationsschrift verweist auf die „Amptleute", die den Ungehorfam und die 'Nachlässig keit in Sachen kirchlicher Verpflichtungen exemplarisch bestrafen sollen. Man denkt heute anders. Man will keine erzwungene Kirchlichkeit. Gewiß, es ist gut protestantisch gedacht, wenn man den Wert einer freien Herzenshingabe an das Evangelium betont. Gleichwohl, die neukonfirmierte Jugend braucht noch viel kräftige Erziehung. Auch eine straffe, sittenmäßige Gewöhnung zum Kirchlichen kann ihr nur dienlich fein. Man halte sie an, die kirchlichen Unterredungen regel mäßig zu besuchen. Man wehre nicht die Teilnahme an den Jüng lings- und Jungfrauenvcrcinen, die sehr zn Unrecht von Nichtkennern belächelt werden; diese Vereinigungen betonen ein entschieden kirchliches, dabei aber sehr weltoffenes und welttüchtiges Christentum. Auch die Vereine christlicher junger Männer mit ihren vielen allgemein nützlichen Veranstaltungen und welche Bestrebungen es sonst noch sein mögen, die der Jugend in einem gut kirchlichen Sinne dienen möchten, sie alle sollten von Freunden der Jugend und des Volkes recht eifrig unterstützt werden. Man sagt es so ost: Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft. Auch die Kirche muß mit folchem Gedanken rechnen- Ist ihr doch naturgemäß daran gelegen, lebendige Gemeinden zu be kommen; und wer es gewohnt war, von Jugend aus dem kirchlichen Leben nahe zu stehen, der wird auch in späteren Jahren ein treues christlich-kirchliches Bekenntnis recht würdigen und selber üben . . . — Am Donnerstag, den 14. April finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. Es steigen Drachen, vemannte over unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphische Nachricht sendet. — Endlich ist er gekommen, de r von so vielen ae- fürchtete — Steuerzettel und hat gar manchem eine arge Enttäuschung injofern gebracht. als Staat und Ge- meillde eine gar zu hohe Meinung von dem Steuerzahler hatten und ihn d-mzufolg e auch nach seiner Ansicht etwas zu hoch einschätzten. Damit stch nun jeder über die seinem Einkommen nach zu zahlenden Steuern orien- turen kann, lassen wir nachstehend die Steuerskala für die Staatseinkommensteuer folgen. Es sind zu zahlen irr. Klasse: bei einem Einkommen: la von über 400 bis 500 Mark 1 Mark 1 // ff 500 /ff 600 ff 2 2 ff «f 600 ff 700 ff 3 3 * ff 700 ,f 800 4 4 V IV 800 ff 950 7 5 ff -v 950 f, 1100 10 6 ff ff 1100 1250 13 . 7 ff ff 1250 U 1400 16 8 ,f 1400 1600 20 9 ,f 1600 // 1900 26 10 1900 ff 2200 36 11 2200 «f 2500 46 12 ff ff 2500 // 2800 56 13 2800 3100 67 14 ff ,f 3100 3400 78 15 ff ff 3400 3700 90 16 NN 3700 4000 105 17 ff 4000 4300 120 18 § 4300 4800 140 19 4800 5300 160 20 5300 5800 180 21 ff ff 5800 // 6300 200 22 ff 6300 fff 6800 221 23 6800 7300 242 24 7300 7800 ff 263 25 7800 8300 ,, 285 26 8300 8800 307 27 8800 9400 ,f 330 28 9400 fff 10000 354 29 «f ff 10000 11000 ff 380 — Deutsche Reformpartei im Königreich) Sachse«. Am Sonntag fand im Saale der „Sonne" zu Meißen eine von den Reform Vereinen Sachsens stark beschickte Vertrauensmänner-Versammlung statt, die fich in der Hauptsache mit den künftigen Reichstagswahlen beschäftigte. An Stelle deS erkrankten Vorsitzenden der Partei, Herrn Reichstags abgeordr eten Zimmermann, über- nahm Herr Kaufmann Schumann den Vorsitz. Den Beratungen ging ein Vortrag deS Herrn Landwirtschafts» lehrers Feller-Meiße» über die historischen Grundlage» der politischen Parteien voraus. In der Aussprache über die anregenden Ausführungen des Redners wurde von sämtlichen Parteigenossen der Gründung einer mittel ständischen Genossenschaftsbank daS Wort geredet, wenn auch anerkannt wurde, daß der Prozeß der Aufsaugung der kleinen Banke» durch die Großbanken nicht aufzuhalten sei. Jetzt trage auch der kleine Geschäftsmann sein Geld tu die großen Bankhäuser, die dann Millionen an die Warenhäuser, die größten Feinde des Mittelstandes, aus- liehen. Sehr eingehend wurden alSdann die politischen Verhältnisse in den 23 sächsischen Reichstagswahlkreisen besprochen. Die meisten Obmänner berichteten von Wand lungen der politischen Anschauungen im Volke zufolge der unerquicklichen Verhältnisse im sächsischen Landtage. Nach Schluß der Aussprache stimmte die Versammlung folgen der Resolution zu: „Die VcrtrauenSmänner-Versammluvg der Deutschen Rrformpartei vom.10. April in Meißen-