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9858 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. /st 226, 29. September 1913. schen Erzeugnissen der Eintritt in Frankreich verwehrt, die selbst oder auf der Verpackung eine Inschrift tragen, die glauben machen könnte, sie seien in Frankreich hergestellt worden : vielmehr soll das Ursprungsland in deutlicher Weise bekanntgegeben werden. Auch der französische Verlagsbuchhandel, sowie die Importeure von Werken in französischer Sprache werden nicht unwesentlich von der Verschärfung der Einfuhrbedingungen betroffen, denn nicht wenige Druckwerke wurden für Rechnung z. B. Pariser Häuser in Belgien, England oder Deutsch land gedruckt und sehr oft ohne Angabe des Druckortes in den Handel gebracht. In Zukunft müssen alle im Auslände hergestellten Druckwerke in französischer Sprache beispielsweise folgende Bezeichnung tragen: Importe äe LelZigue oder Imprimo ober X a 2 (Lnglsterre) usw., und zwar MUß sich dieser Vermerk bei broschierten Werken auf dem Umschlag und dem Titelblatt, bei gebundenen Werken auf dem letzteren befinden. Außerdem ist erforderlich, daß die Herkunftsangabe bei Druck werken in derselben Schriftgröße gesetzt wird wie z. B. der Name des Verlegers, und wenn das Einfuhrgut aus einem ausländi schen Ort kommt, der den gleichen Namen führt wie ein französi scher, so ist deutlich das Ursprungsland anzugeben. — Wenn man den Meldungen deutscher Zeitungen Glauben schenken darf, plant die deutsche Regierung als Antwort auf die verschärften Vor schriften auch ihrerseits ein analoges Gesetz, um die Verwechslung französischer Waren mit deutschen zu verhindern.*) In seinem Werke: »ks. kivalite eommereials cle la Francs et <1e 1'XIIemagne au Oauaäa« gibt Michel Laglenne folgende Zahlen über die Einfuhr der beiden genannten Länder nach Kanada: 1908 1912 zu verzollen zollfrei zu verzollen zollfrei kr. 808 228 334 537 kr. 551 238 405 761 105 308 60 106 251 007 101 770 ->i Rück,er- Frankreich ») -vuqer. Deutschland Der Autor führt weiter aus, daß Frankreich seine Ausfuhr- zisfer noch erhöhen könne, wenn besondere Ausgaben für Kanada veranstaltet würden, da der Herstellungspreis für Bücher dort bedeutend höher ist, als in Frankreich. Ein anderes Land, das in besonderem Maße der Einfuhr französischer Literatur offensleht, ist Brasilien, wohin alljährlich mehr als 500 000 kg von Druckwerken in französischer Sprache gehen. Dabei ist zu bemerken, daß in Brasilien nur ca. 10 000 Franzosen leben, und daß für die 1200 000 Italiener, die das Land beherbergt, kaum 60 000 kg italienische Literatur einge führt wird. Der Unterschied ist darauf zurückzuführen, daß der größte Teil an französischer Literatur von den Brasilianern selbst gelesen wird, da das Land keine bedeutende nationale Literatur in der Landessprache, dem Portugiesischen, besitzt. Zwölf Jahre hindurch ist die alle Sonnabend erscheinende »Pariser Zeitung« das einzige deutsche Organ in Frank reich gewesen, und erst seit einigen Monaten war ihr in der zwei mal wöchentlich erscheinenden »PariserPresse« eine Konkur rentin entstanden. Daraufhin hat der Besitzer der »Pariser Zei tung«, Julius Loeb, aus seinem Journal eine Tageszeitung ge macht, die auf 4 Seiten erscheint, 5 cts. pro Num mer kostet, und seit dem 8. September mittags in allen Zeitungskiosken von Paris auslicgt. Die Ausgadezeit er scheint recht günstig gewählt, denn diese neue Tageszei tung ist dadurch in die Lage versetzt, alle nachts und in vorgerück ter Morgenstunde einlaufenden Telegramme aus dem Lande und speziell aus Deutschland noch veröffentlichen zu können. Gegen über den bereits frühmorgens erscheinenden französischen Tages zeitungen, wie I,k Oouroal, Ke Llatio usw., wird dies am Mittag erscheinende Blatt wohl oft noch bedeutende Nachrichten voraus haben. Den vielen in Paris und dem übrigen Frankreich wohnenden Deutschen wird eine deutsche Tageszeitung oft eine *) Da in letzter Zeit wiederholt Klagen über Erschwerungen der Einsuhr deutscher Druckerzeugnisse laut geworden sind, so richtet der Vorstand des Börsenvereins a» die davon betroffenen Firmen die Bitte, ihm diesbezügliches Material zur Verfügung zu stellen, um gegebenen falls Vorstellungen bei dem Auswärtigen Amt in Berlin erhebe» oder aus eine entsprechende Lbcrgangsfrist bei dem Kaiserlich Deutschen Generalkonsulat in Paris hinwirken z„ können <vgl. hierzu auch Rr. 88 n. I tN). Red. französische ersetzen oder doch als gern gesehene^ Ergänzung da zu gelten können. Vom buchhändlerischen Standpunkt wäre zu wünschen, daß die Umgestaltung der »Pariser Zeitung« auch da hin führt, daß den Berichten über das Geistesleben des Heimat landes und besonders der Besprechung von Neuerscheinungen der deutschen Literatur mehr Platz eingeräumt wird, als dies bis- ' her, Wohl durch den beschränkten Raum bedingt, der Fall war. Der ruhigere Geschäftsgang der heißen Monate bringt es mit sich, daß diesmal über keine bedeutenden Neuerscheinungen zu berichten ist. Dafür mögen aber einige Werke Erwähnung finden, die ein spezielles Interesse für den Buchhändler selbst haben. Als weiteren Beitrag zur Frage des Kampfes zwischen Verleger und Autoren ist das Bändchen: Gustave Tillis, käiteurs eontre auteurs (102 S., au »ölouiteur juriäigue«) Preis 2 krs.) anzusehen. Der Autor hatte in einem Prospekt mit gefährlichen Enthüllungen aus der Verlegerwelt gedroht, aber das von ihm dargebotene Material wird kaum jemals einen Autor dazu be wegen, sich von einem geschäftsgewandten Verleger, der seinen Verpflichtungen gewissenhaft nachkommt, zu trennen. Ganz inter essant sind in diesem Werk noch die Ratschläge an einen Autor, der sein Manuskript unter Umgehung eines Verlegers drucken lassen will, und verschiedene mitgeteilte Entscheidungen von Ge richten in Prozessen, die ein literarisches Objekt als Ursache hatten. Ein äußerst fleißiges Buch und ein wertvoller Beitrag zur Ge schichte des französischen Buchhandels ist das Werk: ä.-L. Lolin, Oooteuresl8ttro8,keeommeroeässlivrespr»- Pikes L karis «Io 1750 L 1789 (129 S., Paris, Belin freies, Preis 5krs.). DerVerfasser, einerBuchhändlerfamilie entstainmend, die sich seit 1777 in Paris dem Verlage widmet, hat unter Be nutzung von Urkunden der Libliotkegue nationale, derjenigen der Odaillbie sxnckloale äss kidraires kt Imprimeuis äs karis, sowie der Archive der einstigen Bastille ein sehr anschauliches und spannendes Bild von der Weise gezeichnet, wie die Verbote- nen Bücher während des genannten Zeitraumes nach Paris ein geführt und dann vertrieben wurden. Versailles war damals der Stapelplatz für die Bücher der Philosophen, wie Rousseau, Dide rot, Voltaire u. a., von hier aus wurden die Werke durch die Buch händler oder deren Helfershelfer nach Paris eingeschmuggelt, so daß der Buchhandel in nicht unwesentlichem Maße die Revolution von 1789 vorbereiten half. Das sicherste Mittel, die Ware den Zollbehörden zu verbergen, war die Expedition in den Karossen der Gesandten, Minister und anderer Würdenträger. Da deren Wagen nicht revidiert wurden, konnten so durch Beihilfe vvn Bedienten oft Unmengen verbotener Druckschriften Eingang in Paris finden. Eine bedeutende Anzahl dieser Art Werke wurden jedoch in Winkeldruckereien in Paris selbst hecgestellt und dann auswärtige Städte als Verlagsorte auf dem Titelblatt angegeben. In der zweiten Hälfte seines Buches schildert der Verfasser die verschiedenen Vertriebsarten, die in Paris für verbotene Bücher in Anwendung kamen, und gibt außerdem eine Übersicht der Strafen, denen sich Drucker, Buchhändler oder Kolporteure aus setzten, wenn sie ohne königliches Privilegium ein Werk druckten und verbreiteten. Im Schlnßkapitel wird die Administration des Buchhandels vor Ausbruch der Revolution behandelt, ein eigenes Ministerium hatte sich mit allen Fragen, die die Presse und den Buchhandel betrafen, zu befassen. PaulSouday, der literarische Kritiker der Tages zeitung »Ke Temxs«, hat seine während des Jahres 1912 ver öffentlichten kritischen Artikel über Neuigkeiten des Jahres zu einem Bande vereinigt, der bei der Firma Emilc-Paul unter dem Titel »Kes kivres äu Tsmps« (4l8 S., Preis 3 krs. 50 e.) erscheint. Souday gehört zu den beachtetsten der französischen Kritiker, und die feine Art, mit der er seines Richteramtes waltet, i steht in krassem Gegensätze zu mancher Kritik der jüngsten Gene- ^ ration. Dabei ist Souday außerordentlich belesen, was die Lek türe seiner Kritiken zu einem Genuß gestaltet und ihnen stets einen nachhaltigen Einfluß sichert. Für manche Buchhändler, die sich über die bedeutendsten Erscheinungen des letzten Jahres, wie A. France, kes äieux out soik — Barrss, Ke dreeo ou io lFortsetzung auk Seite lwlt.l