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Atirze Chronik. Mutier und Sohn Wege« Kra«kheit i« de« Tod. In Berlin haben sich der 36jährige Schlosser- geselle Robakowski und sein Mutter durch Gasvergiftung das Leben genommen, weil der junge Mann an einer unheilbaren Krankheit litt. Drei Personen durch Rauchvergiftung «m- gekomme«. Frau, Tochter und Sohn des pensienierten Bergmanns Roth in Ottenhausen wurden am Sonnabend früh tot in ihren Betten aufgefunden. Der Mann gab noch schwache Lebenszeichen von sich. Holz in dem heißen Backofen war nachts in Brand geraten und hatte eine Rauchvergiftung herbeigeführt. Betrügerischer Postgehiife. Nach einer Mit teilung der Kaiserlichen Postdtrektion ist der frühere Post, gehilfe Emil Friedrich Köstering nach Unterschlagung von 3950 Mark aus Sodingen in Westfalen flüchtig geworden. Auf Ergreifung des Flüchtigen und Wiedererlangung der veruntreuten Gelder ist eine Belohnung von 300 Mark ausgesetzt worden. Eine Photographie liegt in der Leipziger Kriminal-Expedition aus. Köstering ist 2t Jahre alt, von schlanker Gestalt, trägt dunkelschwarzes, sehr langes Kopfhaar, sogenannte Künstlermähne, rotblonden, kurz geschnittenen Schnurrbart und ist gut gekleidet. Kampf etnes Häftlings mit einem Schutz' mann. Als am Donnerstag in München ein 20jähriger, wegen Sittlichkeitsvergehen verhafteter Modellsteher von einem Schutzmann zur Militärs shebung vorgeführt wurde, stach er, vor dem Gefängsnis angelangt, den Schutzmann plötzlich mit einer Schusterahle. Beim Fallen brach sich der Schutzmann den rechten Arm Ein Wirt, der den Vorgang beobachtet hatte, eilte mit einem Billardstöcke herbei und schlug den Häftling so wuchtig nieder, daß dieser bewußtlos liegen bliev. Schweres A«1omobilunglück. Vorgestern abend 6 Uhr fuhr ein mit vier Personen besetztes Automobil des argentinischen Konsuls und Diplomingenieurs Apollo Geiger bei Höllriegels Gereuth im Isartal so heftig auf einen am Wege liegenden Baumstamm, daß sich das Gefährt überschlug und die Insassen herausgeschleudert wurden. Konsul Geiger war sofort tot, seine Frau und der ihn begleitende paraguanische Konsul, Hauptmann a.D. Corte, sowie der Chauffeur wurden iehr schwer ver- letzt. DaS Automobil ist total zertrümmert. Drei Arbeiter v«rch Gestet«smafse« per- ichüttet. Beim Ausbau der Ahrtalbahn wurden drei Arbeiter durch herabstürzende GesteinSmassen verschüttet. Einer ist tot, zwei wurden schwer verletzt. Et« rnfftfches «utsha«- vo« Rä«ber« überfalle«. Auf dem Gute Domaniowice bet Warschau überfielen nachts zwanzig bewaffnete Räuber das Gut«. Haus. Der Besitzer, ein starker Mann, verteidigte sich lange mit einem Stock, bis er schließlich erschossen wurde. Auch seine Schwester wurde erschossen, während sein Neffe tödlich verwundet wurde. Die Täter raubten das HauS aus und entkamen. Bluttat etnes Italieners in Rorschach. In Rorschach ermordete ein 25 jähriger Italiener eine 18 jährige Schweizerin und verletzte durch Revolverschüsse zwei Arbeiter schwer. Bet seiner Verhaftung wollte die Volks menge ihn lynchen. Der Revolver der Vperettendtva. Die Ope- rettendiva Villestand in Rom erschoß in Neapel ihren Geliebten, einen 27 jährigen Arzt. Sie wurde kurz vor ihrer Abreise nach Paris verhaftet. Et« Opfer der Blutrache. In Sacedon in der Provinz Guada lajar (Spanien) tötete der Wilderer Tornico seinen Vetter Alcantarilla. Es handelt sich um Blutrache. Vor zwei Jahren hatte der Ermordete den Vater und Onkel des Wilderers getötet. („B. Z. a. Mittag."). Neues Erdbebe« t« S«« Kranzisk». Donnerstag abend um 10 Uhr 30 Min. wurde in San Franzisko ein starkes Erdbeben mit langandauernden Bewegungen verspürt. Auch in anderen Teilen des Staates Kalifornien machte sich nach telegraphischen Meldungen das Erdbeben fühlbar. Amtlicher Bericht über die am 3. März 1910, nachmittags '/,7 Uhr stattgefundene öffentliche Stadtaemei«deratssttzu«g zu Wilsdruff. Entschuldigt fehlt: Herr Stadtrat Dr. Kronfeld und Herr Stadtverordneter Friedrich. Vorsitzender: Der unterzeichnete Bürgermeister. 1. Kenntnis genommen wird s) von der feiten der Königlichen AmtShauptmaunschaft Meißen nachträglich erteilten Genehmigung zur Fortführung der elektrischen Ltchlleitung auf der Nossener Staatsstraße; d) von der Erklärung des Herrn Fabrikbesitzers Emil Weinhold, daß er sich mit den an den Verkauf deS KommunlandeS ge knüpften Bedingungen einverstanden erklärt; c) von der Genehmigung des Nachtrags zum Anlagenregulativ; ä) von einer Veefüguug der Königlichen Amtshaupt- Mannschaft Meißen, wonach der AmtSstraßenmeister Herr Franze mit der Leitung und Abrechnung der Saubach- re rulierung gegen eine Vergütung von 1°/„ der Bau summe beauftragt worden ist; e) von dem Beschlusse der Elektrizitätswerksdeputation, daß das Schmieröl für die Maschinen deS hiesigen Werkes von Deuben weiter bezogen wird und daher vo» einer Ausschreibung abgesehen werden soll; k) von einem Beschluß derselben Deputation, .für diejenigen Beamten mit Ausnahme der im Elektrizitäts werk wohnenden, welche freies elektrisches Licht von der Stadt beziehen, ein Pauschquantum vo» 30 Mk. fest- zuletzen und den Betrag, welcher darüber hinaus ver brannt wird, sich von dem betreffenden Beamten bezahlen zu lassen". Das Kollegium erklärt sich mit den beiden letzten Beschlüssen einverstanden. 2. Von den Gesuchen derjenigen Bewerber, welche für die hiesige Schutzmausstelle seitens der Einquartierungö- veputation zur engeren Wahl vorgeschlagen worden find, nimmt man Kenntnis. Man beschließt hierzu, die beiden Bewerber Bohne und Mey eich aufzufordern, sich den Herren deS Kollegiums vorzustelleu. 3. Die Bedürfnisfrage zu dem Gesuche der Frau Emmy verw. Fritzsche hier um Genehmigung zum Kaffee- und Wetnschank im Grundstück Kat.-Nr. 58 wird ein stimmig befürwortet. 4. «) Das Gesuch deS Herr» UhrmachermeisterS Schultz um Umsetzung deS OfenS in seiner Wohnung wird an die Baudeputatton zur Prüfung und selbständigen Erledigung überwiesen, d) Vos der Mitteilung deS Herrn Redakteur Friedrich, daß er am 30. März 1910 aus dem Mtetverhältmffe »er Stadt auSschetden wolle, nimmt man Kenntnis. Desgleichen von einer Erklärung deS Herrn Hotelbesitzers Max Schlösser, daß er in das M etverhältniS des Henn Friedrich soiort eintreten wolle. Man beschließt hierauf, Herr» Friedrich am 30. März aus seinem Miet- Verhältnis zu entlassen und genehmigt weiter, daß Herr Schlösser vom gleichen Tage und unter denselben Be- dtngunge», wie solche Herrn Friedrich gestellt worden stad, in den MietSkoulrakl deS letztere» trete. Insoweit Reparaturen in der Wohnung vorzunehmen find, wird die Angelegenheit der Hochbaudeputatio» zur Erledigung übertragen. 5. DaS Gesuch deS Herrn Buchhalter Robert Krause um Verschneiden der Lindenbäume vor seinem Grundstücke wird dem Vorschläge der Parkdeputation gemäß abgelehnt. 6. Der Brüderanstalt mit ReltungShauS zu Moritz burg und dem Frauenhetm TobtaSmühle werden aus Ansuchen je 10 Mark fürs Jahr 1910 verwilltgt. 7. Zu dem vaugesuche deS Herrn Schuhmacherweister Richter hier werden dem Vorschläge der Baupolizei deputatton gemäß Bedingungen nicht gestellt. 8. Von der eingereichten Klage der Schaukelbesttzerin Frau Schmidt gegen di« Stadtgemeinde auf Gewährung von Entschädigung und den hierzu gegebenen Erklärungen der Herren Stadtrat Dinndorf und Stadtwachmeister Philipv nimmt mau KenntstS. Ra« erklärt sich damit einverstanden, daß die Angelegenheit durch Herr« Bürger meister Kahlenberger vor Gericht vertreten werde. Der Bürgermetfter. Kahlenberger. Rätsel-Ecke. Bilderrätsel. Worträtsel. Ich ging am Meeresstrande Das Eine sah ich hier. Ich war in englischem Lande DaS Andre schmeckte mir. Ich habe Heimweh bekommen Mich drückte wohl der Schuh! Hab Eins zum andern genommen, Und wandert' der Heimat zu. L-gogriph-Scher-e. 1. Er kaufte de« i für eine Dame von a. 2. Die ö a griffen zum r, nm den unwillkommene» Besuch zu veriageu. 3. Ja westfälische» e gibtS überall guten i. 4. AIS er uach dem r blickte, fiel er über de« i. 5. Im möchte dir t, dort die b auf dem s zu ver scheuchen oder zu schießen. 6. Es war ihm eine « durch ei«e i die a de» Ander» aufzubürden. Lösungen t« «ächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer: Logogriph: Fürst, Forst, First. Bextrbtld: Die Schwiegermutter steckt quer über der Landkarte. Der Kopf steckt in den Blumen der Base. Man betrachte das Bild von links ode«. Nossener Lroönktenborse am 11. Mär, 1910. 1000 Kg Mk. bis Mk. kq Mk.bis Mk. 18, Weizen»«tr«k. - 12. 7,80 156, 100 per Kartoffeln neu - 50 50 50 50 145, 160, 150, 170, 70 70 50 50 50 50 50 7,50 8,75 7,75 6,40 8517,40 85-,— 8011,60 6,60 6- 8,50 9,50 k.-- 5 — 3,50 2,75 2.40 -150,— - 17,25 - 15,25 - 12,50 - 4,50 - - 3,- - - 2,50 - . 2,20 - » alt Roggen hies.n« Gerste Brau- - Futter- Hafer alt - neu Futtermehl ^l Heu, alt Heu, neu Schüttstroh Gebundstroh 13 12. Roggenkleie - Weizenkleie grob - Maiskörner grob - Maisschrot - - » ' » ^0 , » , - , 50 , 50 Kilo von Mk.—,— biS 206,- - 213, i-ie kriettasche. Roman von I. v. Kapf-Essenther. 10 Und so Hoile sie sich auch Heuke zu der heimlichen Zu sammenkunft entschlossen. Edgar Halle ihr vorgestern geschrieben, seine Angelegenheiten seien im Vesten Auge, und er würde bei dem erbetenen Stelldichein in der Lage sein, ihr leinen Anstellunasverkrag zu zeigen. Ach, wie sie sich frevle auf dielen Änstellunasverlrag, welcher das Glück ihrer Zukunft besiegelte! Prosaisch war das frei lich. solch' ein Derirag. ober sehr, sehr schön! So warteke sie denn jetzt mit bangem Herzklopfen, ober — er kam nicht! Sicherlich war er aus irgend eine kleine Schwierigkeit, auf eine noch nicht erfüllte .Formalität gestoßen, die ihn aufhielt, und ohne das Heißersehnke Dekumenk wollte er offenbar nicht kom men. Und doch war es unrecht von ihm; es wäre besser gewesen, mit leeren Händen einzukreffen, als gar nicht, als sie hier so schmerzlich warten zu lassen! Auch konnte sie nicht so lange bleiben, ohne den Verdacht ihrer Mutter zu erwecken r die nicht mehr ferne Tisch zeit mußte auf jeden Aall eingehallen werden, daraus hielt ihr Vater streng und in diesem Punkte verstand rr keinen Spaß. Da wurde die Glasküre heftig aufgerissen, die hohe Gel alt eines elegant gekleideten jungen Diannes er schien. Wie blaß er aussah! Natürlich, er hakte das Do kument nicht, sie hatte richtig geahnt. Zwar, er lächelte ihr zu, aber cs kam ihm offenbar nicht vom Herzen. Er unterließ auch gänzlich die sonst geübte Vorsicht, stürzte auf ne zu, und führte sie hastig, ohne etwas zu genießen, hinaus auf die Straße. Er wich ihrem Blicke «us. Nun standen sie in dem Getöse der Köniagräher- stra e. .Wie leid tut es mir, teuerste Ottilie, daß ich Dich warten lieh, aber ich wurde aufgehalten — wenn ich Dich warten lasse, so muß es mir schon fast ans Leben gehen — nein, nein, sieh mich nicht so erschrocken an, in Lebensgefahr war ich nicht, aber meine Sache ist noch nicht in Ordnung! Ach Gott, es ist doch ganz schrecklich, sich mit diesen Philister Herumplagen zu müssen." Ottilie fühlte sich schmerzlich befremdet über diesen frivolen Ton, den sie schon lange nicht an ihm gehört batte. Niemals hakte er sich, seit sie seine Braut war, über die .Philister" beklagt, denn sie selbst stammle doch aus solchen Kreisen. Praktisch, wie sie ihrer Erziehung nach immerhin war, kam sie sogleich auf die richtige Spur. .Du hast gewiß Schwierigkeiten wegen der Kaution," sagte sie, ^nicht wahr? Sei doch lieber aufrichlig, das wird mir das Kerz erleichtern." .Dein Kerz soll gar nicht schwer werden," versicherte er, immer in demselben gezwungenen Tone. »Allerdings, mein Onkel hatte das Geld gestern nickt flüssig — aber in den nächsten Tagen wird die Angelegenheit ganz ge wiß geordnet werden." Warum sah Edgar so blaß nnd so verstört aus. wenn er über den letzten Punkt so ganz beruhigt war? .Wird die Stelle nicht am Ende anderweitig verge ben werden, wenn Du die Kaution nicht gleich erlegen kannst?" fragte sie schüchtern. .Ach bewahre. Gar kein Grund, das zu befürchten; ich werde das Geld bis morgen haben, verlaß Dich darauf." Sie sah ihm ängstlich ins Gesicht. Die Zuversicht sei ner Worte widersprach seiner ganz beklommenen Halt ung. Wie seltsam er immer zur Seite blickte und wie sicher und selbstbewußt war er sonst. Allerdings, sie kannte ihn erst seit kurzer Zeit» aber sie liebte ihn von ganzem Herzen und so Hakke sie sich innig in sein Wesen hineingelebk. Sie verstand in sei nen Wienen zu lesen, wußte den Tonfall seiner Stimme richtig zu deuten. Zögerte sein Onkel wirklich, trotz sei nes gegebenen Versprechens ihm das Geld zu borgen, io hätte ec jetzt weidlich auf den .alten Filz" auf den .herzlosen Grldsack" geschimpft; dazu war er trotz auf richtiger Dankbarkeit und selbst einiger Zuneigung für den wackeren Onkel im Stande. Aber diese unbestimm ten Redensarten, dieses sonderbare Gestammel, das sah, ihm ganz und gar nicht ähnlich. Irgend ein ungeahntes Hindernis war ihm entgegen» getreten, als ihm seine Stellung enkgiltiq verliehen wer den sollte. Ein Hindernis, ein Umstand, dessen er sich schämte, den er nicht zu gestehen wagte. Und wenn seine Hoffnung auf die Stelle vereitelt wurde, mar das noch lange nicht so schlimm, als wenn er den Zorn, das Mißfallen seines Onkels erregte. Das Letztere wäre das größte Unglück für ihn gewesen. Eine unbestimmte Ang t befiel das junge Mädchen. Kleinlaut sagte sie: »Wenn Du zu meinem Vater gehen. Dich i im ganz und gar anoerlrausn wolltest, er wäre am Ende auch in der Lage, Dir eine Stellung zu ver schaffen." »Wie kannst Du mir das zumuken?" brauste Edgar auf, »ich kann doch nicht als Habenichts vor ihm er scheinen, und was könnte ec mir anbieken. vielleicht eine Stellung in seiner Dcuckecei?" Wie verächtlich er die letzten Worte sagte! Beinahe wären Ottilie Tränen in die Augen geschossen. Zum erstenmale verletzte ec sie durch die Geringschätzung, mit. welcher er von dem Geschäfte ihres Vaters sprach. Tiefgekränkk versetzte sie: .Und wenn er das täte, märe das eine Schande für Dich?"