Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung. Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich 40 pfg., zweimonatlich 8v Pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. -H Einzelne Nummer 10 pfg. <z» i k Unterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger 8 t Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags p Uhr des Erscheinung;taz»». Preis für die Spaltzeile zo pfg. Zeitraubender und tabellarisch« Satz nach besonderem Tarif. Bet Wiederholungen Preisermäßigung. Ü —— 0 Nit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", - „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". — Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R, Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Vkrilla. Ro. 11. Mittwoch, den 26. Januar 1810 9. Jahrgang. Rechnungen Mr 1909 Und nunmehr «okortl, spätestens aber bis zum t. Februar d. I. «inzureichen. Ottenäork-stloriträoi'k, am 21. Januar 1910. Der Gemrindevorstand. Richter. Sparkasse OlteMorl - MörWorl verzinst Einlagen mit 3»/, °/o und expediert an jedem Wochentage von 8—1, und von 3—5 Uhr, Sonnabends von 8—2 Uhr. Einlagen werden streng geheim gehalten. Einlagebücher fremder Sparasien werden kostenfrei übertragen. Oertliches und Sächsisches. Gtiendorf-Dkrilla, den 25. Januar iM. —* Sei zufrieden. Wohl wenige Menschen sind zufrieden mit dem was sie be sitzen. In uns allen st'ckt der Wunsch, immer mehr an Glücksgütern zu ergattern, und haben wir das Gewünschte erreicht, so stellen sich schon wieder neue Wünsche ein, die uns nicht jur Ruhe und Beschaulichkeit kommen lasten. Wir Menschen werden eben nie zufrieden und die zwecklose Jagd nach dem Glück, — was wir Glück wähnen — macht uns die Sorge de- Alltags nur noch schwerer. Stets wird es ein vergeblicher Kampf sein, das Glück zwingen zu wollen. Dieses Hasten und Jagen nach TlückSgütern reibt uns auf und macht uns, die wir mit wenigem zufrieden sein können, lebens lang unzufrieden. Wenn wir doch erkennen Mochten, daß wir Menschen hier auf Erden nicht zum Glück allein geboren sind, sondern daß unsere Wege durch Leid und Not führen. Und wie manchen Menschen ist gerade das Ungetrübte Glück zum Unglück seine« Lebens geworden. Er wird hochmütig, setzt sich über seine Mitmenschen hinweg, glaubt an die All macht de» Goldes uud fällt dann tiefer zurück, als er vorher stand. — Den, den die Sorge del Alltags härtete, mach! dann gewöhnlich der Urin freunä Smit u. äer Weltuntergang. Ich dächte es wär zur Kirmse gew sen, oder 's war um die Zeit rum, daß ich von einem recht garschttgen Traum meines Freindeö Emil erzählt hatte. Was'n nu die sin, die was'n die Sache noch so e bißel in der Erinnerung haben, die wernS schon damals gemerkt Haden, daß mei Freind Emil mit recht garschttgen Träumen behasiet ist. Und was'n die Andern sin, die »sichte nich von Emiln sein'n Traume von damals misten, die tuns jetze mit erfahren, wie Met Freind Emil geplagt iS. Aber das iS NU ufs der Welt so und bei Emiln war's och so, daß heißt, ich meine so, daß eü Menschen gibt, die blos e ganz kleenen Anlaß brauchen, um dann gleich das wildste Zeig zusammen zu träu men. Mit Emil'n wars akurate so und wenn ich nu grade hier beim Erzähln bin, da kann ich ja gleich e bißchen von hinten anfangen. Denn nich bloS, daß mer von euer Sache de Schattenseiten bespricht, ne, och de Lichtseiten, oder wie Emil spricht „de Vorteele" muß mer raussuchen. Und damals hatte Emiln sei garschtches Träumen och ene ganze Zeit lang einen richtigen „VorteN". Das war zu der Zeit, wie Emiln seine erste Frau, GaN hab se selig, noch leben tat. Die schlämmte nämiich von ihrer Mutter Seite her aus'm Preißschen und hatte fürs Sächsische e bischen e deillich S Organ. Nu dadersür konnte se nischt, und 's war och nich grade, daß se schrie, wenn se in de Wut kam, — aber mer hörte jedes Wort Damals ging Emil noch gerne mal ins Roß oder in'n Ring naus zum Abendesten oder Wenns baßtr in'n Hirsch zum Schkat. Und da schickte sichs gewöhnlich, daß es mit dem Heem- koamun e bischen späte wurde, Wie das nu volle Besitz des Glückes weich und wankelmütig und er vikliert ost gar den Halt unter seinen Füßen. Es ist eben an ein völliges glücklich sein, so wie wir es träumen, nie zu denken. Die ewige Sucht des Menschen mehr und immer mehr zu erlangen, als er schon besitzt, ist der treibende Faktor in uns, der uns stets aufs neue verlockt. — Ja, wenn wir unsere Blicke nicht immer über uns schweifen ließen zu denjenigen, die mehr besitzen — mehr sind als wir, dann würden wir mit unserem Lose viel eher zufrieden sein. Man muß stets be denken, daß es noch Tausende von Menschen gibt, denen es noch viel schlechter ergeht als uns und die doch auch von dem meist unerfüll barem Wunsche beseelt sind, ebenfalls des großen Glückes teilhaftig zu werden. Es ist und bleibt aber im Leben eine unumstößliche Tatsache, daß die Glücksgüter unter uns Menschen ungleich verteilt sind. Dem, der sie nicht hat, erscheinen sie al« ein Inbegriff allen Glück'S und den, der sie besitzt, machen sie nicht vollkommen glücklich, Das größte Glück für uns Menschen bleibt immer die Gesundheit und mit — die Zufriedenheit! Darum: „Sei mit dem, waö du hast, zufrieden I" Radeberg. Der am 15. Januar wegen Verdachts ein Sitllichkeitsoecbrechen begangen im Preißschen Mode ist, denn bei uns gehts och in der Sache gemietlich zu, da werd ega von den Weibsbildern geschimpft, wenn der Mann späte nach Hause kommt. Und was nu die Maie war, eb'n Emiln seine erste Frau, die konnte sich gar nich an die sächsische Sitte gewöhnen. Anstatt, daß se Emiln de Türe recht hibsch ufimachte zur Kammer, wie das hier schpeziell in Ottendorf Sitte iS, daß wenn der -Mann und er kommt heeme und also, daß wenn er verleicht manchmal da« Gelenke nich richtig rauekriegt, daß er da keen Schaden nimmt. Also wie gesagt, de Male, die hielt« noch mit der preißschen Mode. Nu iö aber Emil ferchterlich schlau, daß heißt, von haußen merkt mers nich gleich, aber der hatS innewen- oig und wie nu Emil damals nach so einem Neb-vollen pr-ißischen Empfang endlich im Belt lag und sich möglichst an'n Rand und von der Wetterseite weg gelegt hatte, denn mer konnte doch nich: wissen, was im Preißschen alles Mode iS, da kam Emiln uff e mal ein Gedanke. Nu is das aber so bei Emiln und früher war das och schon so, wenn der einen Gedanken kriegt, da is das wie bei einer Kuh, wenn se, und se werb nach langer Z it wieder frischmel kend. so was freit en als Landwirt, denn da- dervon hat mer „Vorteele" und Emil hatte da ¬ mals och zugleich mit seinem Gedanken „de Voiteele" rauögeknopelt. Also, de Male schlie uff der Seite nach Moritzdorf zu und Enn lag nach'm Gänsestall zu uff der Seite. Man konnte glooben, so taten alle Beede fchlafen. Bei der Male tats stimmen, denn die repetiert egal 's A-B-C und ganz deitlich konnte me hören, wenn se vor sich hinsa^te R-R-S-R-N-S. Ust emal fing aber och Emil an, erst leise oder Orolt. Und faßt das Leben rauh dich an Mit seinen Lasten, seinen Qualen: „Es muß auf diesem Ecdenplan Den Leidenszoll ein jeder zahlen!" Auch du mußt in das Weltenmeer Des Schmerzes deinen Anteil senken. Mußt zu dem ew'gen Sternenheer Die nassen Augen aufwärts lenken. Denn Not lehrt Beten reich und arm, Ob's auch die Lippen längst verlernten, Doch die da sä'n in tiefem Harm, Die werden einst in Freuden ernten. Für jedes noch so herbe Leid Schlägt einmal die Erlösungsstunde, Und milden Balsam bringt die Zelt Auch für die schwerste Herzenswunde. zu haben, verhaftete Bürgerschullehrer an der Knabenschule Gude wurde am 22. Januar aus der Hast entlasten, nachdem der Staatsanwalt an Ort und Stelle eine Untersuchung vor genommen hatte. Klotzsche. Die Gemeinde Klotzsche hat ich nach Scheiteruug der Gründung einer leberlandzentrale für die Orte zwischen Klotzsche und Arnsdorf den Lößnitzwerken in Radebeul angeschlossen. Dresden. In der Nacht zu Montag zwischen 2 -3 Uhr fuhren die Chauffeure der Herren Generaldirektor Gütschow und General konsul Klemperer, nachdem sie ein letzteren Herren gehöriges Automobilchassis repariert hatten, zur Probe. Bei Lockwitz schleuderte der Wagen infolge der Glätte der Straße heftig und fuhr gegen einen Baum. Der Chauffeur Lichtwark war sofort tot, der andere kam mit leichten Verletzungen davon. — Am Montag vormittag in der zwölften Stunde ist im Grundstück Markgraf Heinrich- Platz 7 ein dreijähriger Knabe verbrannt, während die Mutter abwesend war. Er und ein vierjähriger Knabe waren allein gelassen worden. Diese Gelegenheit haben die Kinder wie der alte verstorbne Lom'tzer Kanter sagte, „pianissimo", dann egal deitlicher un zuletzt ganz laut zu reden. Und was fer Reden I — Von Hyänen und Tigern gings zeerscht, nach her von wilden Weibern und derzwischen nein schrie Emil egal: Male, schrei nich so! Male, se komm'n, Male reiß aus! Un lauter solches schreckliches Zeig. Wie e Blitz war de Male in de Höhe und packte Emiln an der Schulter, der wurde aber nich gleich munter, der schrie egal mehr „Laß mich los, Hyäne". Da kriegte -s die Male mit der Angst zu tun wegen Emiln sein Träumen, denn die wußte doch gar nich, daß Emil blos „de Vorteele raussuchte". End lich hatte sie ihn aber doch munter und Emil tat ganz verstört und da stand de Male uff und bracht'n Baldriantropfen, weil die fers Gemiete gut sin. Am andern Vormittag lief de Male gleich zur alten Kräuterhenscheln un die sagte, da wäre nich ze schpaßen. Daderbe könnte euer „erre wern, die Fälle hat mer Heitz un du derfst dein Mann nich erregen abend und die Mark, die ihr die Male gegeben hatte, steckte sie zu dem Taler, den ihr Emil schon ganz früh gebracht hatte. Denn die alte Hen- scheln war och für „de Vorteele". Jetzt merkc aber, daß ich ganz von Emiln und dem Welt untergang vergessen hab. Na, kurz un gu damals hat sich de Male richt'g und ehrlich de sächsische Sitte angkwöhnt und Emil hatte seine „Vorteele". Jetzt seh ich eb'n, daß es schon sehr« späte iS und daß es heite nischt wird mr dem Fert'gerzählen. Dadrum bitt'ch höflichst, bi zum nächsten Male ze warten und für heite schließ ich und grüß ich! benutzt, und mit Streichhölzern gespielt, wodurch dann das Unglück passierie. Plauen. Großes Unheil hat hier wieder einmal das leichtsinnige Umgehen mit einem Teschin zur Folge gehabt. Der 15jährige Arbeits bursche Schramm hantierte mit einem geladenen Taschenteschin in der Wohnung seiner Mutter, in der sich auch der dreijährige Sohn Willi des Chauffeurs Rauh aufhielt. Bei der Probe ging der Schuß los und die Kugel zerschmetterte dem Kinde die Schläfe. Das Kind starb bald danach. Schlachtvieh-Preise ?am 24. Januar 1910. Zum Auftrieb waren gekommen. 612 Ochsen 243 Kalben und Kühe, 197 Bullen, 308 Kälber 114o Schafe und 2323 Schweine, zusammen 4472 Schlachtstücke. Er erzielten für 50 ilo Ochsen Lebendgewicht 25—43 Mk. Schlachtgewicht 57—79 Mk-, Kalben uud Kühe Lebendgewicht 25-41 Mk., Schlach-t gewicht 46—74 Mk., Bullen Lebendgewich. >0—42 Mk., Schlachtgewicht 60—73 Mk Kälber Lebendgewicht 39 -51 Mk., Schlacht gewicht 69-81 Mk., Schafe Lebendgewicht 30—46 M?., Schafe Schlachtgewicht 67 bi« 86 Mk., Schweine Lebendgewicht 48-57 Mk. Schlachtgewicht 64 — 74 Mk. Produktenpreise. Dresden, 24. Januar. Preise in Mark. I. An der Börse. Weizen pro 1000 lcz netto weißer — bis — brauner 75—78 Icx 222—230, do feuchter (70—74 lex.) — bi« —, russischer, rot 242 bis 255, Kansas 250 bis 252, Argentinier 250 bi» 255. Amerikan. weiß 245 bis 252, Roggen, pro 1000 KZ netto, sächsischer (70 bis 74 lrx) 161-167, russischer 185-188. Gerste pro 1000 lcß. netto, sächsische 155 bis 170. schlesische 167 bis, 182 posener 162 bi« 177 böhmische 182-197. Futtergerste 135-142 Hafer, pro 1000 ktz netto: sächsischer 168 bi« 174. Mais pro 1000 netto: Cinquanttne alter 181-188, do. neuer , Laplata gelber alter 160-163, Rundmaiü, gelber alter 159 —163, do. neuer feuchter — bi» —, Erbsen pro 1000 LZ netto: Futterware 185 bis 200, Wicken, pro 1000 nett«: sächsische 175—190. Buchweizen, pro 1000 kx netto: inländischer und fremder 190—195. Leinsaat pro 1000 kx netto feine 26,50—27,50, mittlere 25,50—26,50. Rüdöl.pro 100 Lg.netto mit Faß, raffiniertes 63. Rapskuchen, pro 100 lcx (Dresdner Marken) lange 13,50. Leinkuchen, pro 100 lrx (Dresdner Marken), 1. 19,00 2. 18,50. Futtermehl 14,60—14,80 Weizen kleie, pro 100 lcg netto ohne Sack (Dresdner Marken, grobe 12,00—12,20, feine 11,60 bi» 11,80. Roggenkleie, pro 100 lrx netto ohne Sack (Dresdner Marken) 12,60 bi« 12,80. Feinste Ware über Notiz. Die für Artikel pro 100 kx notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 Icx. Alle anderen Notierungen gelten für Geschäfte von mindestens 10000 LZ. II. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 Lx) 2,70—3,00 Mark. Heu im Gtbund (50 Lx) 5,40 bis 5,70 Mark. Roggenstroh Flegeldrusch (Schock) 38—41 Mark. Pulsnitzer Erdmann komm Mitte februar. Lanr-Unterricht für einzelne Personen jederzeit, auch Sonntags. Alle KmMnje in 3 Stauden, Motzer und Khrin- liiuder in 1 Stunde unter Garantie. DmvLt-Inktitut Drescken-U.» Materntstr. I. Direktor Hugo Henker u. krau. Besonder» für ältere Personen ungeniert.