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Nas Programm für Nürnberg. Das endgültige amtliche Programm für den Neichsparteitag der NSDAP, in Nürnberg ist jetzt aufgestellt. Es beginnt nach dem Empfang des Führers am Mittwochabend um 8.30 Uhr im Rathaussaal in Nürnberg mit einer Rede Hillers. Gleichzeitig finden in Nürnberg und Fürth Standkonzerte statt. Am Donnerslagnachmittag findet eine große Reihe von Sondertagungen statt. Abends sind wieder Stand- konzerte vorgesehen. Der große Parteikongreß beginnt am Freitag mit einem Presseempfang, dem sich Lie Eröffnung des Kongresses anschließt. Es wird eine Proklamation des Führers verlesen. Am Nach mittag spricht Hitler auf einer Kulturtagung. Abends findet eine Festaufführung der „Meistersinger" im Opernhaus statt. Am Sonnabend beginnt um 10 Uhr vormittags der Amtswalterappell auf der Zeppelinwiese. Am Nachmittag findet die Kundgebung Ler Hitlerjugend im Stadion statt, bei der der Führer eine Rede hält. Abends ist ein Volksfest mit Riesenfeuerwerk. Am Sonntag beginnt um 8 Uhr vormittags mit dem Erscheinen des Führers der Appell der SA. im Luitpoldhain. Auch dabei hält Hitler eine Rede. Am Nachmittag wird der große Parteikongreß in der Festhalle mit einer großen politischen Rede Hitlers fort- Desetzt. Der Rundfunk überträgt einen großen Teil der Verhandlungen, der Konzerte der Standkapellen und der Kundgebungen der Amtswalter und der SA. * Stabschef Röhm traf in Nürnberg mit seinem Stabe in mehreren Autos ein, um sich von dem Fortgang der Vorarbeiten zum Parteitag zu überzeugen und neue An ordnungen zu geben. Ferner weilten der Reichsführer Ler SS., Himmler, und Innenminister Adolf Wagnerin Nürnberg, um die getroffenen Absperrungs- und Sicherheitsmaßnahmen der SS. und Polizei zu -prüfen. StaatssekreM Funk Mr UMnvmg und Silier. Die Ankunft der Ostland-Treuefahrer in Tra- kehnen gestaltete sich zu einem besonderen Fest. Der «Besuch der Reichsfahrer wurde zusammen mir Lem Be such des in Trakehnen geborenen Staatssekretärs im «Propagandaministerium, Walter Funk, besonders -gefeiert. Der Staatssekretär wurde zum Ehrenbürger der Stadt Trakehnen ernannt. Sichtlich ergriffen dankte der Staatssekretär für die -ihm erwiesene Ehrung und betonte in seiner Ansprache, alle diese Ehrungen müsse er verweisen an den Mann, der heute der Führer Deutschlands sei, an Adolf Hitler. Staatssekretär Funk wies dann darauf hin, daß der Sonntag ein historischer Tag für Deutschland und ins besondere für Ostpreußen gewesen sei. Es sei ein symbolhafter Augenblick gewesen, als am Sonntag am Tannenbergdcnkmal Hindenburg mit Tränen in den Augen beide Hände Adolf Hitlers genommen und gedrückt habe, um ihm für alles zu danken, was er in all diesen Monaten geschaffen habe. Deutsche« Gruß auch Seim Handwerk. Vom Reichsverband LesDeutschenHand- we ks wird jetzt den Handwerkern empfohlen, soweit es noch nicht geschehen ist, ebenfalls den deutschen Gruß einzuführen. Das soll nicht nur im Verkehr mit den vom Handwerk unterhaltenen Geschäftsstellen gelten, sondern auch für alle handwerklichen Betriebe. Die Standarte des preußischen Minister» Präsidenten. Seit einigen Tagen weht, wie der PPD. berichtet, auf dem Hause des preußischen Ministerpräsidenten Göring iy Berlin die neue Standarte des preußischen Ministerpräsidenten. Sie zeigt die Form der alten Regi mentsstandarte in S ch w a r z - W e i tz. In der Mitte be findet sich im kreisrunden Felde der Preußenadler. Di schwarzen Streifen gehen von der Mitte zu den vier Ecken; in den vier Weißen Feldern befindet sich je ein schwarzes Hakenkreuz. MNsUß iw MiMpf gegen die NSDAP. Drei früheren Führern die Bürgerschaft entzogen. Wie aus Linz berichtet wird, ist dem früheren Bundesleiter der NSDAP, in Österreich, Bundesbahn oberrevident Alfred Proksch, dem früheren Gauleiter der NSDAP, in Oberösterreich, Andreas Bolek, und dem ehemaligen Propagandaleiter der NSDAP, in Ober österreich, Siegfried Trem el, von der Bundespolizei direktion Linz die Landesbürgerfchaft im Lande Oberösterreich „auf Grund offenkundiger Osterreichfeind licher Umtriebe im Auslande" abgefprochen worden. * Das österreichische Bundeskanzler-Amt hat den „Völ kischen Beobachter", Berliner Ausgabe, in Österreich weiterhin für die Dauer von drei Monaten bis einschließ lich 27. November 1933 verboten. * In dem Wiener Prozeß wegen des Kremser Handgranatenanschlages wurde jetzt das Urteil gegen die angeklagten Nationalsozialisten gefällt. Herbert Mosel wurde zuzwölsJahrenschweren Kerkers und Heinrich Mosel, sein Bruder, zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt. Beide Angeklagte behielten sich Bedenkzeit vor. Zehn Mch-deuWe aus der Tscheche! ausgewiesen. Das Kreisgericht in Pilsen hatte zweiundvierzig Ein wohner von Asch wegen Teilnahme an einer national sozialistischen Wählerversammlung in einem bayerischen Grenzort zu Freiheitsstrafen verurteilt. Darunter be fanden sich zehn reichsdeutsche Staatsange hörige. Das Oberste tschechische Gericht hat dem An trag des Staatsanwalts auf Ausweisung statt gegeben, obwohl das Pilsener Gericht dagegen war. Die ausgewiesenen zehn Reichsdeutschen sind sämtlich in Asch geboren. Darunter befinden sich Hausbesitzer, Inhaber von Fabriken und Gewerbetreibende, dieviele Arbeiter beschäftigen, die durch die plötzliche Still legung der Betriebe arbeitslos werden. Die deutsche Gesandtschaft in Prag hat in der Sache diplomatische Schritte einaeleitet. Sie Verringerung der amerikanischen Anbauflächen. Der amerikanische Landwirtschaftsministex, Wallace, verfügte, daß die Landwirte in den Vereinigten Staaten 15 Prozent Ler bisherigen Anbaufläche unbestellt laffen müssen, um die von der Regierung ausgesetzte Prämie von 28 Cent je Bushs! zu erhalten. Das Land wirtschaftsministerium berechnet die sich daraus ergebende Verminderung der Anbaufläche auf 9 600 000 Acres (1 Acre gleich 40,47 Ar) bzw. auf 124 Millionen Weizenbushelsfür das Erntejahr 1934. * Fleischabgabe in Rußland neu geregelt. Die Sowjetregierung hat eine Verordnung über die Neuregelung der F l eis ch ab g a b e n an den Staat erlassen. Nach dieser Verordnung wird Lie Pflichtabgabe von Fleisch gegen das Vorjahr herab gesetzt. Das abzuliefernde Fleisch ist in Form von lebendem Vieh zu liefern. In der Regel sind die Normen für die Privatbauern höher als die für die Kol lektivbauern. Nichteinhaltung der Ablieferungs fristen wird mit Geldstrafen bestraft. Unrichtige oder ver ringerte Angaben über den Viehbestand werden als Sabotageakte behandelt. Der Führer der Deutschen Studentenschaft, legt sein Amt nieder. Münster. Hans Weidauer, der Sekretär der Deutschen Stu dentenschaft, gibt bekannt, daß der Führer der Deutschen Stu dentenschaft, Gerhard Krüger, fein Amt zur Verfügung gestellt habe. Die Ältesten, Dipl.-Ing. Schulze und Kurt Ellersik, haben gleichfalls ihre Ämter niederaeleat. Mi» KM-OrganiMon lm Ruyrseblel au-gehoben. Haussuchungen in 35 Orten. Nachdem die Politische Polizei in Essen in Ver bindung mit dem Nachrichtendienst der SA. die Bildung einer neuen kommunistischen Organisation der Roten HilfÄ festgestellt hatte, die sich über das ganze Ruhrgebiet er streckte, fanden in Len letzten Tagen an 35 größeren Plätzen gleichzeitig Haussuchungen zur Unschädlichmachung des neuen kommunistischen Hetz- und Schwindelapparates statt. Zahlreiche Personen wurden festgenommen. Umfangreiches Schriftenmaterial wurde beschlagnahmt. Sämtliche Be schuldigten werden wegen Hochverrats zur Rechenschaft ge zogen werden. Leiterin der Organisation ist Lie Funktio närin Hertha Geffke verehel. Kaasch, die sich dem polizei lichen Zugriff bisher entziehen konnte. Ihr zur Seite stand als „politischer Leiter" ein Bernhard Saritzki aus Gelsen kirchen. Die Geffke hatte gleichzeitig den einträgliche» Posten einer Kassiererin inne. Aus dem umfangreichen Schrifteilmaterial geht u. a. hervor, daß beabsichtigt war, unmündige Kinder nach dem Ausland zu schicken, um dort aus verhetztem Kindermund erlogene Mord- und Greuel- romane verbreiten zu lassen. Kurze politische Ttacyncyten. Gemäß einer Anordnung des Reichsfinanz ministers hat in Zweifelsfällen bezüglich des Gesetzes über die Steuerfreiheit für Ersatzbeschaf fungen das zuständige Finanzamt darüber Auskunft zu geben, ob die Voraussetzungen des Gesetzes gegeben sind. Die Sammlungen der Reichsfach gruppe Post des Deutschen Beamtenbundes für die „Spende für die Opfer der Arbeit" und für die „Spende zur Förderung der nationalen Arbeit" ergaben einen Betrag von 73 000 Mark. * Der Reichsfinanzminister hat der Bereitstellung von sechs Millionen Mark für die Verbreiterung des Dort- mund-Ems-Kanals zugestimmt. Mit diesem Be trag wird zunächst die Strecke zwischen Herne und Datteln in Angriff genommen. Dabei werden durchschnittlich 8 0 0 Arbeitslose beschäftigt. Der Vorstand der Reichsbahnbeamten- Krankenversorgung hat beschlossen, als frei willige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit einen Betrag von 50000 zur Verfügung zu stellen. Oberregierungsrat Hoffmann, der letzte Vorsitzende des Reichsverbandes Ler Heimattreuen O st-und West Preußen, der dem Reichspräsidenten als dem Ehrenvorsitzenden des Reichsverbandes dessen in zwischen erfolgte Auflösung gemeldet hatte, erhielt vom Reichspräsidenten ein in herzlichen Worten ge haltenes Dankschreiben. Der Reichsverband ist im neuen „Bund deutscher Osten" aufgegangen. -i- Die NSK. meldet: Der Chef des Stabes hat eine Ver fügung erlassen, nach der jede Belästigung von Ausländern auch dann verboten wird, wenn diese bei gegebenen feierlichen Gelegenheiten ihre Hand zum Hitlergrutz nicht erheben. Auch aus andere deutsche Volksgenossen ist von der SA. bei diesen Gelegenheiten im Sinne eines korrekten und zurückhaltenden Verhaltens gegenüber solchen Ausländern einzuwirken. * In Verfolg der Einigungsbestrebungen innerhalb der Landwirtschaft hat der Reichsobmann für die bäuerliche Selbstverwaltung, Meinberg, den Vorsitz im Vorstand des Reichsverbandes der Kaltblutzüchier Deutschlands übernommen. * Nach türkischen Meldungen haben die Assyrier zweimal versucht, die türkische Grenze zu überschreiten. Es kam zu einem Gefecht mit den türkischen Grenz wachen. Die Assyrier flohen und ließen 30 Tote zurück. In einem zweiten Gefecht wurden 20 Assyrier ge tötet. blrüsber8cüai2 äarcü L. ^ckerwsiu» llomaarMtralo Ltuttxart 37) Frau Helleport fuhr sich endlich über die Stirn und richtete den Blick wieder auf Sylvia. Eine große Weichheit lag darin, und weich und warm klang auch ihre Stimme. „Waren Sie lange in seinem Haus?" „Seit meinen ersten Kindesjahren. Ich war erst vier Jahre alt, als mein Pflegevater mich zu sich nahm." „Er hatte Sie wohl sehr lieb?" „Ich glaube wohl, denn er war immer gut und zärtlich zu mir. Ich sei sein Sonnenscheinchen, pflegte er ost zu sagen." „Sein — Sonnenscheinchen —" wiederholte Frau Helleport mechanisch. Dann fügte sie zögernd hinzu: „Würden Sie mir wohl dieses Bild bis morgen über lassen? Es erinnert mich an vieles — und ich besitze keines von Herrn Randal." „Gern, gnädige Frau! Behalten Sie es, solange Sie wollen!" Frau Helleport erhob sich. „Ich habe noch eine Bitte, Fräulein: wollen Sie mir von Ihrem Pflegevater erzählen? Wie er lebte, wie seine Künstlerschaft sich weiter entwickelte und wie seine letzten Jahre verliefen?" „Mit Vergnügen! Es kann ja für mich kaum etwas Lieberes geben." „Aber nicht hier! Ich bin dieses grelle Tageslicht seit Jahren nicht mehr gewöhnt und mutz erst wieder lernen, es zu ertragen. Wir wollen in mein Zimmer yinabgehen, ja?" „Wie gnädige Frau befehlen." 20. Frau Gröger suchte Sylvia im ganzen Haus und konnte sie nicht finden. Auch die anderen Dienstboten hatten sie noch nicht gesehen, dann schickte sie Daniel und den Gärtner in den Park, um diesen abzusuchen. Inzwischen ging sie selbst nach dem Pferdestall, um Horwarth zum Essen zu rufen. Sie fand den Alten auf der Bank neben der Stall tür mitten im Sonnenschein sitzen, die Hände schlaff herabhängend, den Blick eigentümlich leer und zugleich konzentriert in die Ferne gerichtet. Nichts regte sich an ihm, er schien nicht einmal zu atmen. Frau Gröger erschrak. „Horwarth —" sagte sie und berührte ihn leise am Arm. Er gab auch jetzt kein Zeichen, datz er sie gehört oder auch nur ihre Gegenwart bemerkt habe, aber sie sah, datz er leise atmete. Da beruhigte sie sich und rief lauter: „Horwarth, es ist Essenszeit. Wollt Ihr nicht hinüberkommen?" Er blieb stumm, wandte aber langsam den Kopf gegen die Sprecherin, und sein entrückter Blick bekam seinen natürlichen Ausdruck. Dann nickte er ein paarmal vor sich hin. „Schicksal — Schicksal —" murmelte er, „so ist es gut — nun wird alles anders werden — alles anders." „Wovon sprecht Ihr, Horwarth?" fragte Frau Gröger, die sich sein Gebaren so zurecht legte, datz er eben wieder einen seiner „Anfälle" gehabt habe. Der Alte ließ die Frage unbeantwortet. Er bückte sich, hob seine Pfeife, die ihm vorhin entfallen sein mutzte, vom Boden auf und erhob sich, ein paarmal heftig seinen weitzen Schnurrbart streichend. „Gehen wir." „Haben Sie Fräulein Sylvia nicht gesehen, Hor warth? Sie mutz doch schon auf sein, denn ihre Arbeit ist getan und wir können sie nirgends finden!" Dann sah der Alte sie seltsam ernst an und antwor tete in seinem singenden Deutsch: „Ich sah sie vorhin sitzen, wohin sie gehört-- in der Herrin Zimmer zu deren Fützen!" Ungläubig bestürzt starrte die Gröger ihn an. War Horwarth von Sinnen? Sprach er irr? Aber ehe sie eine weitere Frage tun konnte, gellte die Klingel aus Frau Helleports Zimmer laut durch das Haus, und Frau Gröger flog erschrocken die Treppe hinauf, tausend Befürchtungen im Kopf. Dieses Klingeln um die Mittagszeit, wo Frau Helle port sonst im tiefen Schlaf lag, war so ungewöhnlich, datz unbedingt etwas ganz Besonderes geschehen sein mutzte. Entweder war die Herrin erkrankt oder es hatte sie irgend etwas aus dem Schlaf geschreckt und ihren Zorn wachgerufen, wie damals Sylvias Gesang. Als sie aber dann die Tür zu Frau Helleports Zim mer öffnete und eintrat, blieb sie wie angewurzelt stehen und brachte vor Ueberraschung keinen Laut heraus. Genau wie Horwarth gesagt, so war es: da saß Syl via Frankenstein auf einem niederen Puff zu Fützen Frau Helleports, die offenbar gar nicht zu Bett ge wesen war. Und die beiden schienen ganz friedlich geplaudert zu haben. — Frau Helleport fand es nicht für nötig, die un gewöhnliche Situation zu erklären. Sie sagte nur: „Liebe Gröger, bitte, bringe uns irgend etwas zu essen hierher und decke für zwei Per sonen. Von morgen an aber nehme ich die Mahlzeiten bei Tag mit Dr. Runger und Deissing drüben im Eß zimmer ein. Fräulein Frankenstein nimmt fortan an den gemeinsamen Mahlzeiten teil. Und wir wollen es in Zukunft wieder halten wie andere Menschen, näm lich bei Tag wachen und nachts schlafen." LL-M, folgt.)