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Von Gottes Gnade. I.Kor. 15,10: „Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle, nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist." Wir fahren in der Eisenbahn. Mein Gegenüber war ein Industrieller. Er wußte zu erzählen von manchem großen Unternehmen, an dem wir vorbeijagten. Als er bei einer Gelegenheit von einem bedeutenden Künstler und dann beim Anblick der Rhön vom Fliegen, besonders vom Zeppelin gesprochen hatte, sagte er: „Wissen Sie, schließlich ist doch das alles Gnade, Gottes Gnade, was da geleistet ist." Ich fragte: „Bloß bei denen? Den Großen?" Er sann einen Augenblick und antwortete: „Sie haben recht. Das Beste in unserem Leben bei uns allen ist Gnade." So ist es. Und wo das nicht bloße gelegentliche Rede, sondern wirkliche, zugleich ernste und frohe Gewißheit eines Lebens ist, da vollzieht sich zweierlei in solchem Leben: Der Mensch wird zu zwei scheinbar ganz entgegen gesetzten Einstellungen gedrängt: er wird sehr demütig dankbar gegen diesen Gott, der ihn, den schwachen, irrenden, sündigen Menschen, so zu feinem Werkzeug macht, und er wird zugleich so hochgemut, daß er dienen darf, und all sein Dank strömt aus in der unab lässigen Arbeitsfreudigkeit und in der unbegrenzten Liebe im Dienste dieses Gottes. Es ist wie bei einem Magneten, bei dem die magnetische Kraft in ihm zwischen zwei Polen eingespannt sich eben durch diese Pole entlädt und wirksam wird, indem sie zugleich anderes Gleich artiges anzieht und ihm seine eigene geheimnisvolle Kraft mitteilt. „Seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen" — ein Magnet, der lange unbenutzt liegt, verliert aber seine Kraft. Gottes Gnade will wirken und braucht darum rege Leute, heute mehr als fe. Denn heute ist diel gleich artiges Menschenvolk um uns, das willig ist, sich anziehen zu lassen und sich Kraft mitteilen zu lassen von der Gotteskraft der Gnade- Oer Sieg an der Katzbach. Zum 26. August. In der Zeit vom 23. August bis 6. September 1813 erfochten die Heere, die sich gegen Napoleon verbündet hatten, vier glänzende Siege: bei Großbeeren, an der Katzbach, bei Hulm und Nollendorf und bei Dennewitz. Besonders berühmt wurde Blüchers Sieg an der Katzbach, die in die Oder geht. Einen reißend schnellen Lauf hat dieser kleine Fluß, durch die Gebirgsbäche schwillt er oft plötzlich bedeutend an. In folge anhaltender Regengüsse waren im August 1813 die Katzbach, die Wütende Neiße und der Bober mehr als sonst angeschwollen, und gerade zwischen diesen Flüssen kam es am 26. August zur Schlacht. Der französische Marschall Macdonald hatte das Blüchersche Heer angegriffen. Blücher machte im entscheidenden Augenblick einen Reiterangriff, wobei er selbst mit geschwungenem Säbel voransprengte. Man konnte zuletzt vor Nässe mit den Gewehren nicht mehr schießen; da schlugen die Preußen mit den Gewehrkolben auf die feindlichen Haufen ein und hieben sie in kurzer Zeit zusammen. Eine wilde Flucht entstand; in Angst und Verwirrung stürzten die Franzosen die Höhe hinab nach dem Tal und nach den angeschwollenen Flüssen, wo viele umkamen—„sie ertranken in der Katzbach wie Katzen", hieß es in einem Siegeslied. Mehr als 30 000 Mann verloren sie, darunter 18 000 Gefangene. Das war ein herrlicher Sieg, der dem „alten Blücher" den Ehrentitel eines „Fürstenvon Wahlstatt" cintrug. Wahlstatt oder Kloster-Wahlstatt ist ein Dorf östlich von der Katzbach. Hier hatte schon früher einmal eine große Schlacht statt gefunden: am 9. April 1241 gegen die Mongolen. Das Erinnerungsfest an diese Schlacht, unter dem Namen Tataren- oder Tatternfest bekannt, wird in Wahlstatt jähr lich am Sonntag nach Ostern gefeiert. Zu Ehren Blüchers und der Katzbachschlacht ließ Friedrich Wilhelm III. hier ein Denkmal setzen. Durch den Sieg an der Katzbach, der uns nach hundertzwanzig Jahren ins Gedächtnis gerufen wird, wurde Schlesien frei von den Heeresmassen des korsischen Eroberers. „Die Schlacht bei Tannenberg" im Rundfunk. Im „Mitteldeutschen Rundfunk" werden in Zukunft in einer „Munde des Soldaten" oder in Anlehnung an die „Stunde der Nation" monatlich drei bis vier Sendungen (Dauer zwanzig bis drei ßig Minuten) gebracht, die teils kriegsgeschichtli cher und wehrpvlitischer Art sind, teils Hörberichte aus dem Dienste unseres Reichsheeres bringen. Im Hinblick auf die wenigen Standorte und die daraus folgenden geringen Berührungsmöglich keiten mit unserem kleinen Reichsheer, stellt sich die Presse gern in die Hörerwerbefront für diese Sendungen. Als Anfang künden wir einen Vortrag „Tan nenberg" an, der am 28. 8. 33 gesandt und von Hauptmann Bülowius, Infanterie-Schule, Dresden, gehalten wird. Tannenberg ist der stolzeste Sieg des Welt krieges; selten nur haben Höchstleistungen von Füy- rung und Truppe in so vorbildlicher Weise ein ander ergänzt wie damals. Kein anderes Volk hat dem ähnliche Entschei dungsschlachten an die Seite zu stellen. — Das kann nicht Zufall sein. — Diese Erkenntnis soll je den Deutschen mit Stolz erfüllen, sie soll ihn auf richten und ihm die Zuversicht geben, daß das Volk, das Tannenberg geschlagen hat, seine Gel tung in der Welt und die ihm gebührende Stel lung wieder erringen wird. Die nebenstehende Skizze zeigt Anfang und Höhepunkte der für uns so ruhmvollen 7tägigen Schlacht. Wer sie beim Vortrag zur Hand nimmt, wird erst ganz verstehen können, welche Leistungen von Führer und Soldat nötig waren, um diesen Erfolg zu erringen. 32) Es war etwas Unvorhergesehenes, Niedagewesenes. Anfangs hatte sie und Horwarth, der außer sich war und fluchend mit der Peitsche nach dem kühnen Brief- wsrfer hieb, jedoch ohne ihn zu treffen, an ein Atten tat oder einen Wahnsinnigen gedacht. Schreck und Angst lähmten die alte Frau förmlich, so daß sie während der kurzen Fahrt durch den Park halb ohnmächtig in den Kissen lag. Allmählich erst kehrten ihr die Gedanken zurück. Nein, ein Attentäter konnte es nicht sein. Ein Bitt steller vielleicht? Aber dazu hätte er ihr doch nicht nachts auflauern müssen, sondern die Post benutzen können. In dem kleinen Postkasten, der am Gittertor angebracht war, lagen täglich eine Menge Bettelbriefe, und Deising war angewiesen, keine irgendwie be gründete Bitte unberücksichtigt zu lassen — nur sie selbst dürfte nicht damit belästigt werden. Als der Wagen vor dem Portal hielt, geriet alles in Aufregung, so verstört sah die Herrin aus. Frau Gröger, die nicht wußte, was geschehen war, hielt sie für schwer krank und wollte Dr. Runger rufen. Aber Frau Helleport verbot es ihr kurz. „Mir fehlt nicht das mindeste. Ich will nur allein sein. Bring mir das Essen heute auf mein Zimmer, Gröger." Später erst erfuhr Frau Gröger von Horwarth das Vorgefallene. Aber sie schüttelte den Kopf. Wie war es möglich, daß ein so kleiner unbedeutender Vorfall die Herrin so aufregen konnte? Sie hatte doch gerade in der letzten Zeit zuweilen Anzeichen zu entdecken geglaubt, daß Frau Helleport weniger menschenfeindlich und nicht mehr ganz so starr abgekehrt von der Außenwelt war, wie bisher. Ab und zu hatte es sogar geschienen, als strecke sie feine Fühler aus und suchte unsicher tastend selbst wie der in Verbindung mit Dingen zu kommen, gegen die sie so lange taub und blind gewesen. Sie erkundigte sich öfters nach dem Wetter draußen, ob es geregnet habe oder schön gewesen wäre tagsüber, während sie geschlafen. Sie betrachtete nachdenklich ein Sträußchen Himmelsschlüssel und Vergißmeinnicht, die Sylvia einmal gepflückt und der Gröger für die kleine Kristallvase auf Frau Helleports Toilettentisch gegeben, und erkundigte sich, ob die Blumen im Park gewachsen seien. Schweigend, aber mit sichtlichem Interesse hörte sie zu, wenn die Gröger ihr durch solche Fragen ermun ternd erzählte, wie wunderschön es jetzt im Park draußen sei, wo alles so prächtig grüne und blühe in Frühlingspracht. Einmal fragte Frau Helleport ganz unvermittelt: „Hast du noch deine Stütze, Gröger, und bist du noch immer so zufrieden mit ihr? Was tut sie eigentlich tagsüber, während wir schlafen und nachts, wenn sich unser Tagwerk abspielt?" Die Kammerfrau berichtete. „Geht sie zuweilen aus? Ich meine, in die Stadt? Hat sie viel Bekannte dort? Unterhält sie Beziehungen mit ihnen?" forschte Frau Helleport weiter, und die Gröger antwortete wahrheitsgemäß: „Nein, sie hat den Lindenhof bisher noch nicht ein einziges Mal verlassen. Sie ist eine Waise und steht, so viel ich weiß, ganz allein auf Erden." „Aber Freunde wird sie dock haben? Briefe emp fangen?" Ausländsdeutsche Umschau. Wie Oesterreich in Polen wirkt. In der deutsch- und polnischfprachigen Presse Polens er schien in letzter Zeit ein Aufruf, dem wir folgendes entnehmen: „Dem polnischen Rcifepublikum bietet sich die seltene Ge legenheit, Oesterreich für billiges Geld kennenzulernen. Don österreichischer Seite wurde eine intensivere touristische Propa ganda eingeleitet, um die durch das Ausbleiben der deutschen Touristen entstandene Lücke auszufüllen. Reisende, die Oester reich besuchen wollen, erhalten außerordentliche Ermäßigungen der Fahrkarten, der Pässe und des Aufenthaltes. Diejenigen unserer Leser, die ihren Urlaub im Ausland verbringen wollen, mögen nicht Oesterreich vergessen! Jeder Weg nach dem Süden und auch nach dem Westen führt durch Oesterreich. In Wien findet man auf jedem Schritt polnische Erinnerungen. Die Hänge vom Kahlenberg sind vom Blut der polnischen Helden durchtränkt, die Wien von der Türkennot befreit haben. Der polnische Tourist wird gern in der polnischen Kirche auf dem Kahlenberg beten, besonders in der Kapelle des Königs So bieski, die mit Fresken des polnischen Malers Rosen geschmückt ist. Am 12. September wird der polnische Primas Kardinal Hlond persönlich die Feldmesse auf dem Kahlenberg zur Er innerung an den 25V. Jahrestag der Befreiung Wiens lesen. Heute appelliert Oesterreich an die Polen um Hilfe vor der preußischen Invasion. Indem wir die touristischen Bestrebungen Oesterreichs fördern, tragen wir auch zur Festigung der llnab- hängigkeitsbestrebungen dieses tapferen Landes vor der preu ßischen Begehrlichkeit und lleberhebung bei." Auf Anfrage bei einem deutschen Blatt in Polen wurde mitgeteilt, dieses beschämende Reklameschreiben sei im Auf trage der Oefterreichischen Bundesbahnen vvn einem Wiener Verkehrsbüro der Presse in Polen übermittelt worden. Die Klagenfurter „Freien Stimmen" schreiben dazu: „Es braucht nicht erst betont zu werden, daß solche Oesterreich selbst entwür digende Reklame sofort abgestcllt werden muß." * Kenntnis des Deutschen notwendig! Das Gutachten einer Schulkommission in 'Rumänien. Der llnterrichtsminister in Rumänien hatte vor einiger Zeit eine Kommission beauftragt, die Frage zu prüfen, ob und wie- weit deutscher Unterricht in den Mittelschulen zu empfehlen und durchzuführen sei. Dieser Lehrplanausschuß für Deutsch hat nun einen hochinteressanten Bericht erstattet, der die Notwendigkeit der Kenntnis der deutschen Sprache eingehend darlegt. In die sem Bericht heißt es u. a.: Wirtschaftlich haben wir enge Beziehungen zur deutschen Welt und den zwischen ihr und uns gelegenen Völkern. Offen sichtlich ist es ein großer Vorteil für uns, wenn wir die deutsche Sprache kennen, die uns auch als Vermittler zu den geogra phisch zwischenliegenden Völkern dient. Es kann uns nicht er wünscht sein, wenn nur Angehörige der Minderheiten sich die sen Vorteil zunutze machen (!) Unsere volkspolitischen Belange erfordern gleichfalls Kennt- nis der deutschen Sprache. Die Rolle, die das deutsche Volk kraft seiner Zahl, noch mehr aber kraft seiner Arbeit und Kultur in der Welt und vor allem in Mitteleuropa spielt, ist so groß, daß jeder, der die deutsche Sprache kennt, in jedem Falle im Vorteil ist: als Freund der Deutschen, denn er kann sich leichter mit ihnen verständigen; als Feind, denn er hat die Möglichkeit, sie besser zu kennen und zu verstehen. In kultureller Hinsicht ist die Kenntnis der deutschen Sprache ein Kulturwerkzeug von unübertrefflichem Wert. Wir denken hier nicht nur an die im deutschen Schrifttum niedergelegten Schätze an Gedanken und Schönheit, sondern wir haben auch die einzig bestehende Quelle der Information und Vertiefung im Auge, die die deutsche Fachliteratur in jedem Tätigkeitszweig und auf jedem Gebiet darstellt. Kein Mann der Wissenschaft, kein Mann der praktischen Betätigung ent geht den bösen Folgen der Unkenntnis der deutschen Sprache. In der jungen Generation stellt die Unkenntnis der deutschen Sprache einen für uns höchst schmerzlichen kulturellen Rück schritt dar. Angesichts dieser Tatsachen ist nicht nur die Nützlichkeit, son dern auch die Notwendigkeit der Kenntnis der deutschen Sprache in jeder Hinsicht offenbar. Die Erlernung der deutschen Sprache wird leichter in den „Niemals. Sie sehnt sich auch gar nicht nach Men schen, sondern ist glücklich und zufrieden hier, wie sie stets versichert." „Vielleicht spielt sie dir nur Komödie vor!" „Ich bin überzeugt, daß dies nicht der Fall ist. Warum sollte sie dies auch tun?" „Man kann nicht wissen — mein Neffe zum Bei spiel glaubt durchaus nicht an ihre Unschuld und Harmlosigkeit —" und als Frau Gröger eine heftige Bewegung machte, wehrte Frau Helleport rasch ab: „Nein, sage nichts. Ich glaube ja weder dir noch ihm, denn ihr seid beide Partei. Aber vielleicht wandelt mich einmal eine gute Stimmung an, dann will ich mir dein Wunder von Stütze selber besehen und dir mein Urteil sagen." All dies klang doch so hoffnungsvoll, daß Frau Gröger sich schon Zukunftshoffnungen hingegeben hatte. Und nun dieser Rückfall plötzlich! Sie konnte es sich nicht erklären, und Horwarth, mit dem sie nachher darüber sprach, ebenfalls nicht. Frau Helleport war nur im ersten Augenblick von einem Schreckgefühl über den plötzlich neben ihrem Wa gen auftauchenden fremden Mann gelähmt worden. 2m ersten Augenblick nahm der Brief ihre Gedan ken in Anspruch. Sie konnte ihn nur für einen Bettel brief halten. Sollte sie ihn einfach zum Wagen hinaus werfen, um sich davon zu befreien? Er lag schwer wie Blei in ihrdm Schoß, und Wider willen, Ekel und Empörung erfüllten sie, daß man ihr dies aus irgendeiner wildfremden Armenleutestube kommende Schriftstück so dreist aufgenötigt. Es verdiente wirklich nur, weggeworfen zu werden. Bei diesem Gedanken faßte sie den Brief schon mit spitzen Fingern an, um ihn von sich zu werfen, als ihr Blick zufällig im Schein der Bogenlampen, die die Allee erhellten, die Worte 'Elena Traian" las. (Forts, folgt.)