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Wüs-rufter Tageblatt p Klatt Nr. 199 — Sonnabend, den 26. August 1933 TageSspruch. Genieße still zufrieden Den sonnig heitern Tag, Du weißt nicht, ob hienieden Lin gleicher kommen mag. Es gibt so trübe Zeiten, Da wird das Herz uns schwer, Da wogt von allen Seiten Um uns ein Nebelmeer. Da wüchse tief im Innern Die Finsternis mit Macht, Ging nicht ein süß Erinnern Als Mondlicht durch die Nacht. I. Sturm. Getoste Erstarrung. Wirtschaftliche Wochenschau. Der RüiHgang der Arbeitslosigkeit kn der ersten Augusthälfte H vor allem auf die Neu einst ellung von Arbeitskräften in den wichtigsten Jndustrie- gruppen zurückzuführen. Da die Außenberufe, ins besondere die Landwvrtschaft, ihren Bedarf an Arbeits kräfte« völlig gedeckt haben, so muß die Aufnahme der 130 000 Arbeitslosen iy den Wirtschaftsprozetz in der Hauptsache von der Industrie erfolgt sein. Das wird auch bestätigt durch die Erhebungen des Statistischen Reichsamts, die allerdings noch für Juli gelten, die aber dartun, daß die Zahl der beschäftigten Arbeiter 46,5 Pro zent im Juni aus 47,1 Prozent im Juli gestiegen ist. Im August hat sich das fortgesetzt, zumal aus vielen einzelnen Betrieben die Neueinstellung von Arbeitern gemeldet worden ist. Die Einstellung von Arbeitskräften in der Industrie ist aber deshalb besonders wichtig, weil es sich Hier um dauernde Arbeitsplätze handelt, also nicht «m eine jahreszeitmäßig bedingte Belebung der Wirt sschaft. Daß in einzelnen Betrieben die Neueinstellung durch Arbeitsstreckung möglich gemacht wurde, ist sür das Ergebnis belanglos. Denn es kommt vor allem daraus ün, daß Arbeitsaufträge vorliegen. Es ist Sache der Unternehmer, wie sie diese Aufträge ausführen, so das auch die Arbeitsstreckung als Mittel zur Entlastung des Arbeitsmarktes zu werten ist. Auf diese Entlastung kommt es nach wie vor an, denn Krisenopfer, die jahre lang Arbeitsplätzen ferngeblieben sind, müssen schon aus sozialen Gründen zunächst einmal wieder in den Wirtschaftsprozeß eingereiht werden. Im übrigen haben große Jndustrieverbände wiederholt ihren Mitgliedern empfohlen, unter Umständen durch Arbeitsstreckung Neu einstellungen vorzunehmen, was auch im Kohlenbergbau und in der schweren Eisenindustrie geschehen ist. Diese Maßnahme wurde auch dadurch gefördert, daß in den Schlüsselindustrien die Gesamtproduktion gesteigert werden konnte, was sich besonders bei der Eisen- und Stahlerzeugung ausgcwirkt hat. Die Steigerung der Einfuhr industrieller Rohstoffe, die im Monat Juli so- gar erheblich gewesen ist, wenigstens im Vergleich zum Vorjahrsmonat, ist auch ein Beweis dafür, daß die Arbeits schlacht Lie deutsche Wirtschaft aus der Erstarrung ge lost hat. Die erfolgreiche Arbeitsschlacht in Ost. Preußen hat auch dazu beigetraqen, daß die Ost- messe mcht nur ungewöhnlich gut besucht worden ist sondern auch große Umsätze erzielen konnte. So sind vor allem Textilwaren und landwirtschaftliche Maschinen gut gehandelt worden. Aber auch das Handwerk das sich mit einer Sondcransstellung beteiligte, hat gute Aufträge und Kaufabschlüsse hereinnehmen können. Auf dem Getreidemarkt hat sich die Lage nicht wesentlich verändert; denn die Grundstimmung bleibt nach wie vor auffallend ruhig und stetig. Ein starkes Kauf angebot ist nicht zu verzeichnen, was auch auf die Maß nahmen zurückzuführen ist, die die Reichsregierung zur Sicherung der Volksernährung vorsorglich getroffen hat. Diese Maßnahmen tragen auch dazu bei, daß der Jnlands- markt von den Preisschwankungen des inter nationalen Marktes unberührt bleibt, so daß auch die Er gebnisse der Londoner Wcizenverhandlungcn auf den deutschen Getreidemarkt wenig oder gar keinen Einfluß haben werden. Die Entlastung des Arbeitsmarktes ist und bleibt die Aufgabe, die alle Energien der deutschen Wirtschaft weiter anspannen muß. SachverWndigenkonferenz sür LmschuH Von Ministerpräsident Göring einberufen. Ministerpräsident Göring hat eine Kon ferenz von Sachverständigen der Fragen des Tier- fchutzes und der hiermit zusammenhängenden medi zinischen Forschung einberufen. Die Tagung verfolgt den Zweck, durch Besprechung der einzelnen Forschungs- und Arbeitsgebiete und aller hierbei gegebenen Möglichkeiten zur Verhütung von Tierquälereien für die sofortige volle Auswirkung des Erlasses vom 16. August 1933 gegen die Vivi sektion Sorge zu tragen. Um alle unnötigen Quäle reien sofort zu verhüten, soll durch eine Aussprache der Begriff der Vivisektion geklärt werden. Diplomalen-Sonderzug nach Mrnberg. Zum Reichsparteitag werden zahlreiche Ver treter des Diplomatischen Korps in Nürnberg erwartet. Viele Gesandte und Geschäftsträger haben bereits ihre Teilnahme zugesagt. Die Diplomaten werden am 1. September, 16.15 Uhr, mit einem Sonderzug, der aus 14 Wagen besteht, von Berlin in Nürnberg ein treffen. Der Chef des Protokolls, Graf von Basse witz, und Legationssekretär von Mumm werden die Diplomaten begleiten. Auf dem Nürnberger Nordbahn- Hof, wo die ^Diplomaten in den Eisenbahnwagen von Freitag bis Sonntag abend wohnen werden, werden sü empfangen. Sie werden dann zur Kulturtaguntz ge'eitet, wo der Kanzler eine große Rede halten wird. Sie werden ferner dem großen Aufmarsch beiwohnen und der Festaufführung der „Meistersinaer". SMeußenWi des MWeMMnN Göring. Besuch beim Reichspräsidenten. Der preußische Ministerpräsident Göring hat sich im Flugzeug zu einem offiziellen Besuch der Provinz Ostpreußen und des Reichspräsidenten nach Marienburg begeben. Nach der Landung im Flughafen Marienburg wurde der Ministerpräsident durch Staatssekretär Meißner, die Spitzen der ostpreußischen Behörden, den Oberpräsidenten, den Landeshauptmann, den Regierungspräsidenten, den Polizeipräsidenten, den SA.-Obergruppenführer Litz- mann, den Brigadeführer der SS., Lorenz, usw. emp fangen und durch ein Spalier der SA. nach dem Marien burger Schloß geleitet, freudig begrüßt von den zahl reichen Vereinen, Innungen und Schulen, die auf dem Wege dorthin Spalier bildeten. Am Schluß wurde Ministerpräsident Göring von Ober st von Hinden burg empfangen und begrüßt. Nach der Abnahme des Vorbeimarsches der Elbinger Schutzpolizei, devSA. und der SS. erfolgt die Abfahrt nach Neu deck, wo der Ministerpräsident bis zum Sonntag Gast des Reichspräsidenten ist. Der Ministerpräsident wird von dem Staatssekretär des Staatsministerinms, Körner, begleitet. Görings Besuch in der Marienburg. Überreichung der Ehrenbürgcrurlunde. Nach dem Empfang des Ministerpräsidenten G ö ring im Hof des Schlosses der Marienberg fand noch eine Führung durch das Hochschloß statt. Der Ministerprä sident zeigte außerordentlich lebhaftes Interesse sür die schöne alte Marienburg. Ein Frühstück in den Gast kammern folgte, wobei Oberp resident Koch den Ministerpräsidenten begrüßte und Göring für den Emp fang dankte. Vom Schloß begab sich Ministerpräsident Göring mit den Behördenvertretern zum Marktplatz, wo er vor dem alten Nathans von einer vieltausend köpfigen Menschenmenge stürmisch begrüßt wurde Oberbürgermeister Ebert überreichte dem Ministerprä sidenten die Ehrenbürgerurkunde und bracht! nach einer Ansprache ein dreimaliges Sieg-Heil aus Göring ans. Der Ministerpräsident betonte in seiner Antwort, das es keine leere Phrase sei, wenn er verspreche, das? ihm das Wohl der alten historischen Stadt Marienburg sehr am Herzen liege, und daß er für sie a l l e s t u n werde, was in seinen Kräften stehe. Ministerpräsident Göring nahm darauf einen Vorbei marsch der Schutzpolizei, der SA. und SS. ab und bestieg mit Staatssekretär Meißner und Oberst von Hindenburg den Kraftwagen, um sich über Stuhm und Marienwerder nach Neudeck zu begeben. Die große Tannenbergfeier. Auch der Reichswehrminister und der Ches der Marineleitung nehmen teil. Reichswchrmlnister General von Blomberg begibt sich im Flugzeug nach Neudeck, wo er an einem Abendessen beim 'Herrn Reichspräsidenten teil nimmt. Am 87. August wird der Reichspräsident in Beglei tung des Generals von Blomberg an der Kundgebung am Tanncnbcrgdenkmal tcilnchmcn. Auch der Chef der Heeresleitung, General Frhr. von Hammerstein, und der Ches der Marineleitung, Admiral Dr. e. h. Raeder, werden den Reichspräsidenten zu dieser Kundgebung begleiten. Sofort nach Beendigung der Tannenbergkundgebung begibt sich der N e i ch s w e h r m i n i st e r im Flugzeug zur Kundgebung der Saarvereine am Niederwald denkmal. Großrazzia in der Reichshaupistadt. Erfolgreiche Aktion bei Wohlfahrtsämtern und Steucrkasscn. IN Berlin fand auf Ersuchen des Staatskom missars Dr. Lippert eine große Aktion des Ge heimen Staatspolizeiamtes bei den städtischen Verwaltungsstellen, vor allem Wohlfahrts ämtern und Steuerkassen, gegen propagan distische Umtriebe der Kommunisten statt. Es ist gelungen, umfangreiche illegale Zersetzungs schriften — insgesamt über zwei Zentner — sicherzustellen. 40 Personen sind verhaftet worden, von denen 15 ins Konzentrationslager über geführt wurden. Unter ihnen befindet sich ein Stadt- asfi stent, bei dem man kommunistisches Material beschlagnahmt hat. Einige Beamte und Angestellte be fanden sich unbefugterweise im Besitze von Amtswalter- und Parteiabzeichen. „Gras Zeppelin" mit neuen Hoheitszeichen. Das deutsche Luftschiff „Graf Zeppelin" ist, wie unser Bild zeigt, mit den neuen deutschen Hoheitszeichen versehen worden. 8I»M bsgsiswil die keutige Oensrstion. Leronderr aber in 5sckren. Und dar kl Kem Wunder. Venn jeder, der dort etwaz vom Heucken verriebt, rauckt ML Zperisi-Vulgs- z ? snmirckunZ neue ———, 8P0K7