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Ein Waffenlager des ReichSdanners ausgehoben. Ein schweres und drei leichte Maschinengewehre aufgefunden. Der Politischen Polizei gelang es, in der Gartenstadt bei Nürnberg ein großes Waffenlager des Reichs banners ausznheben. Das Versteck befand sicb in einem Wald und bestand aus einer Grube, die mit Holz und Erde verdeckt war. Man fand im ganzen ein schweres Maschinengewehr, dreileichte Maschi nengewehre, zwölf Ersatzläufe, einen Gurtfüller, einen Gurtkasten mit Gurt und 500 Schutz Munition sowie verschiedene Zubehörteile. Alle Gegenstände waren gut in Säcke verpackt. Noch ein Maschinengewehr entdeckt Bei dem Absuchen des Ludwig-Kanals mit langen Stangen förderte man ferner einen verrosteten Gewehr lauf zutage, doch konnten weitere Waffen nicht entdeck werden. Hierauf tauchte ein Mitglied der Politischen Polizei eine Strecke des Kanals ab und brachte nach und nach 1 2 G e w e h r e u n d einleichtes Maschinen gewehr herauf. Die Waffen waren in Säcke verpackt. Schärfste Verurteilung des Rekord wahnsinns durch den Reichssportführer. Von Tschammer und Osten zum Tode der Schwimmerin Litzig. Wie der „Völkische Beobachter" zum Tode der erst löjährigcn Schwimmerin Ruth Litzig meldet, ergab eine Anfrage beim Büro des Reichsfportführers eine absolute Ablehnung und schärfste Geitzelung einer derartigen Auffassung von sportlichem Ehrgeiz. Vor allem gab der Reichssportführer von Tschammer und Osten seiner Entrüstung Ausdruck über den unver antwortlichen Leichtsinn und die Unsinnigkeit der sensa tionsmachenden und geschäftstüchtigen Veranstalter, die durch ihre mit sportlichem Geist nichts gemeinhaben den Methoden ein junges Menschenleben brutal ver nichtet haben. Der Neichssportführer ließ keinen Zweifel darüber, daß derartige Rekordwahnsinn s- veran st alt ungen mit diesem traurigen, zugleich aber auch von geschäftssportlichem Ungeist zeugendem Fall für alle Zeiten ein Ende gefunden haben. Im übrigen überläßt es der Reichssportführer den Gerichten, die Veranstalter zur Rechenschast zu ziehen. Kurze politische Nachrichten. Der „Stiftung für Opfer der Arbeit- Haben die Beamten, Angestellten und Arbeiter der preußischen Justizbehörden den Betrag von annähernd 80 000 Mark gespendet. * Der frühere Reichsmini st er Dr. Hermes, der im M'irz dieses Jahres wegen des Verdachts der Untreue in Untersuchungshaft genommen wurde, ist wieder auf freien Fuß gesetzt worden. * Alle im Deutschen Reich vorhandenen Kapital- und Kleinrentnerverbände oder -Vereine sind dem seitherigen „Deutschen Nentnerbund e. V.", jetzt „Neichsbund der deutschen Kapital- und Kleinrentner", unterstellt. Der „Reichsbund der deutschen.Kapital- und Kleinrentner" ist korporativ der Reichsführung der NS.-Volkswohlfahrt angegliedert. * Auf Anordnung der Negierung ist Gandhi be dingungslos in Freiheit gesetzt worden. Er wurde im Kraftwagen aus dem Hospital, wo er sich als Gefangener befand, in die Privatwohnung von Freunden übergcsührt. Das Los für eine Mark. Willst du, daß ein Arbeitsloser wieder eine Stunde Arbeit hat . . . dann nimm ein Arbeits- beschafsungsllos — um eine Mark — über all erhältlich! Urbsdsrscüutr clurch E. ^chermunn liomauLeutrute Ltungurt 27) Sie hatte hochmütig, mit verletzender Kälte ge sprochen, und der Blick, den sie Latzwitz zuletzt zuwarf, vollendete die Rede sehr deutlich mit einem: „Im übrigen habe ich euch nie gemocht und verachte euch beide!" Latzwitz bitz sich auf die Lippen, gab si^ aber noch nicht geschlagen, denn er sagte in scheinbar warmem herzlichen Tone: „Von all dem hatte ich ja natürlich keine Ahnung und bitte dich nur, mir zu glauben, datz wenigstens meine Gefühle für dich stets aufrichtig und warm waren, wie die eines Sohnes! Was nun jenes Mädchen anbetrifft—" Indes Frau Helleport unterbrach ihn schroff: „Ge nug! Ich wünsche nicht mehr, datz diese Sache berührt wird. Was ich dir sagte — einmal in klaren Worten sagen mutzte — bezweckte nur, dir ein für allemal die Grenzen zu zeigen, in denen unser Verkehr sich zu halten hat. Danach richte dich! Und nun, latz uns zu Tisch gehen!" Schweigend folgte ihr Latzwitz. Gr hatte begriffen, datz gegen diesen starren Willen jeder weitere Appell nutzlos wäre. Auch hier konnte nur Schlauheit helfen — aber dazu gebrach es ihm für heute an Zeit. „Macht nichts," dachte er, „Rache, kalt genossen, schmeckt noch besser! Ich werde wiederkommen, und bis dahin wird mir schon ein Weg eingefallen sein, die hochmütige kleine Prinzessin an die Luft zu setzen —, falls es Tante auf meine Warnung hin dann nicht schon selbst getan hat." — Schmuclielegramm zum Reichsparteitag. Die Reichspost hat für den Reichsparieitag der NSDAP, auf vielfachen Wunsch ein besonderes Schmucktele- a r a m m sormular herausgebracht. Unser Bild zeigt die Vorderseite dieses Telegrammformulars. Auf der Rückseite befindet sich eine Abbildung der Potsdamer Garnisonkirche mit der Unterschrift: „U. März 1933." * Aufruf zum Reichsparieitag. An alle Arbeitgeber. Der stellvertretende Gauleiter Groß-Berlins, Pg. Görlitzer, erläßt zum Reichsparteitag einen Aufruf an alle Arbeitgeber, in dem es heißt: „Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei hat in diesem Jahre vom 28. August bis 2. September ihren Reichsparteitag in Nürnberg. Es ist dies der erste Parteitag nach der Machtübernahme und der erste Parteitag seit 1929. Als Teilnehmer sind nur verdiente Partei genossen mit langjähriger Mitgliedschaft zugelassen. Vielfach ist die Teilnahme auch Dienst. Ich richte wegen ver großen Bedeutung dieser Tagung analleArbeit geb er die Bitte, den Teilnehmern am Parteitag ent gegenkommend Urlaub zu geben. Die Rückfahrt ist erst im Laufe des 3. September möglich. Gewalt ohne Recht in Sfferreich. Ei« 74jähriger ins Gefängnis geworfen. —Einsiedler ausgewiesen. Da es der österreichischen Polizei immer noch nicht gelungen ist, die Leute sestzunehmen, die kürzlich auf der Nordkette bei Innsbruck ein Hakenkreuz angemalt haben, wurde der Besitzer des Schlosses, Büchsenhaus, der 74 Jahre alte Robert Nissl, als eines der be kanntesten Mitglieder der NSDAP, in Österreich zudrei Monaten Arrest und 2000 Schilling Geld- strafe verurteilt. Der auch in Bayern bekannte Einsiedler Thierberg bei Kufstein, Beatus Brettschneider, ein Laienbruder des Serviten-Ordens, wurde wegen „politischer Unzuverlässigkeit" aus Österreich aus gewiesen. Der Einsiedler hat bereits seine Klause am Thierberg verlassen und sich nach Deutschland begeben. Neues aus «Mee Welt. Lindbergh nach den Färöern unterwegs. Kopenhagen. Wie aus Reykjavik gemeldet wird, ist Lind bergh von Eskifjord nach den Färöern gestartet und dort am Mittwoch um 17 Uhr eingetroffen. Sonderbeauftragte zur Überprüfung der Sicherungs maßnahmen in Nürnberg. München. Der Staatsminister des Innern hat Ministe rialdirektor Gareis und den Hauptmann der Landespolizei, Hohmann, nach Nürnberg kommandiert zur Überprüfung sämt licher für den reibungslosen Verlaus des Reichsparteitäges in Nürnberg notwendigen polizeilichen Sicherungsmaßnahmen. Ein kommunistischer Hauptfunktionär auf der Flucht erschaffen. München. Der schon seit längerer Zeit im Konzentrations lager Dachau untergebrachte kommunistische Hauptsunktionär Franz Stenzer aus Pasing versuchte aus dem Lager zu ent fliehen. Als er trotz wiederholter Anrufe nicht anhielt, gab der Posten mehrere Schüsse ab. Ein Schuß tötete Stenzer aus der Stelle. Stenzer zählte nicht nur zu den gefährlichsten, sondern auch zu den gewalttätigsten kommunistischen Hauptfunktionären. Kreis Ziegenhain frei von Arbeitslosen. Frankfurt a. M. Der Kreis Ziegenhain, Bezirk Kassel, ist seit Mittwoch frei von Arbeitslosen. Sämtliche noch vor handenen Unterstützungsempfänger konnten Arbeitsplätze er halten. Zuchthausstrafen für Stettiner Autohehlerbande. Stettin. Im Stettiner Autoschieberprozeß wurden die Angeklagten Wilhelm Grunke zu zwölf Jahren und Karl Hoff meister zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Drei weitere Angeklagte erhielten fünf Jahre Zuchthaus, zwei Jahre, sieben Monate Gefängnis. Weiter erfolgten drei Freisprüche. Mit der Aushebung dieses Stettiner Hehlernestes ist der pom- merschen Abteilung der Berliner Autodiebesbanden mit ihren Beziehungen zur Berliner Unterwelt das Handwerk gelegt worden. * Personenzug rast in einen Lastzug. Der Personenzug Bremervörde—Wesermünde fuhr an einem Bahnüber gang ohne Schranke bei Glinde in den Lastzug des Markt beziehers Witthut aus Bremen hinein. Der Trecker, der Packwagen sowie der Wohnwagen des Lastzuges wurden zum Teil zertrümmert. Der "Besitzer, der den Lastzug steuerte, wurde schwer und weitere drei Personen leichter verletzt. -Neuschnee im Allgäu. Ein empfindlicher Temperatur sturz hat im Allgäu Neuschnee gebracht. Die bekannten Allgäuer Berge Hochvogel und Mädelegabel zeigten bis auf 1700 Meter herab weißbedeckte Gipfel und Hänge. In den Vorbergen gingen die Niederschläge nur leicht in Schnee über, der aber nicht liegen blieb. Französischer Dampfer in Flammen. Auf dem fran zösischen Überseedampfer „Floride", der mit zahlreichen Passagieren und einer bedeutenden Ladung an Bord kürzlich aus Marseille ausgelaufen war, ist auf der Höhe von Cartagena Feuer ausgebrochen. Die Besatzung konnte nach langer Arbeit des Feuers Herr werden. Unterirdisches Munitionslager brennt weiter. Der Brand in dem vergrabenen Munitionslager in Aire sur la Lys bei Lille ist wieder aufgeflackert, so datz erneut Ab sperrungsmaßnahmen vorgenommen werden mußten. Im Laufe der Aufräumungsarbeiten explodierte eine Granate und verletzte einen Arbeiter so schwer, daß an seinem Auf kommen gezweifelt werden muß. Schweres Unwetter in Oberitalien. In ganz Ober italien sind schwere Unwetter niedergegangen. Ins besondere im Gebiet des Gardasees sind die Schäden, die durch Hagelschlag von mehr als Taubeneiergröße an gerichtet wurden, sehr erheblich. Die Eisenbahnstrecke Rovereto—Riva ist unterbrochen. Der Pönale bei Riva ergoß sich mit solcher Gewalt über feine Ufer, daß er eine Brücke, die einzige Verbindung mit dem Ledro-Tal, weg ritz. Im Hafen von Genua rissen sich verschiedene Schlepp kähne von ihren Ankern. Umfangreicher Pelzschmuggel an der polnischen Grenze. Die polnischen Zollbehörden waren vor einiger Zeit auf einen umfangreichen Pelzschmuggel gestoßen. Mit Hilfe der Polizei gelang es, in Bendzin und Sosnowitz zwölf Mitglieder der Schmugglerbande zu verhaften, die seit langer Zeit kostbare Pelze aus Deutschland nach Polen eingeschmuggelt haben. Bei den Haussuchungen wurden mehrere Dutzend Pelze im Werte von Weit über 100 000 Zloty beschlagnahmt. Heuschreüenschwarm bedroht Zuckerplantage. Ein großer Heuschreckenschwarm, der eine Ausdehnung von fünf Kilometer Länge und drei Kilometer Breite hatte, hat auf seinem Wege von Zululand nach Natal (Südafrika) den Tugela-Fluß überschritten. Die Heuschrecken befinden sich im Herzen des Zuckeranbaugebiets. 14. Sylvia sowohl als ihre Beschützerin, Frau Gröger, verbrachten die nächsten Tage in großer Unruhe. Beide zweifelten nicht daran, daß Laßwitz wenig stens den Versuch gemacht hatte, Frau Helleport gegen Sylvia einzunehmen. Dafür fand Frau Gröger auch die Bestätigung in verschiedenen Fragen und Bemerkun gen, die ihre Herrin während der folgenden Tage scheinbar absichtslos hinwarf. Aber als Tag um Tag verging, ohne daß Frau Helleport der Gröger befahl, Sylvia zu kündigen, be ruhigten sich beide ein wenig. Sylvias Gedanken wurden außerdem durch andere Dinge abgelenkt. Robert Trojan konnte nicht mehr wie bisher jeden zweiten oder dritten Tag nach dem Win zerhaus des Lindenhofs kommen, da das Feld seiner Arbeitstätigkeit jetzt nach dem Oberland verlegt wor den war. Seine Versetzung nach Waldhof war erfolgt, weil sein bisher dort den Streckenbau leitender Kollege plötzlich erkrankt war. So konnte er nun nur mehr Samstag, wo er sich schon vormittags freimachte, nach der Stadt fahren. Umso ungeduldiger und sehnsüchtiger erwarteten nun beide das Wochenende. Sylvia hatte Trojan alles erzählt, was sich anläß lich Bela Laßwitz's Besuch ereignet hatte, und auch jedes Wort, das Frau Gröger damals über ihn und das Verhältnis ihrer Herrin zu den Verwandten ihres Mannes gesprochen. Trojan war außer sich geraten vor Zorn, als er von dem unverschämten Benehmen des Ungarn erfuhr. Er war längst bis über die Ohren in Sylvia verliebt und entschlossen, sie zu seiner Frau zu machen. Wenn er sich trotzdem noch nicht ausgesprochen hatte mit ihr —, denn daß auch sie ihm gut war, wußte er gleichfalls längst und viel besser als Sylvia selbst, so war das nur, weil sein Gehalt ihm noch zu klein dünkte, um neben der Mutter noch eine Frau zu ernähren. Aber im Herbst sollte er in eine höhere Gehaltsstufe kommen, und dann konnte er wohl daran denken, zu freien. — Außerdem hatte er sich an einem Preisausschreiben der Stadtgemeinde für praktische Volkswohnstätten be teiligt, und wenn ihm das Glück hold war, d. h. sein Entwurf einen der drei Preise errang, dann konnte er wohl auch noch früher daran denken. Aber nun war mit Bela Laßwitz die Schlange in diesem Paradies aufgetaucht. „Wenn ich dem Menschen je im Leben begegne, und er hat es nocheinmal gewagt, die Augen zu Ihnen zu erheben," stieß er wütend heraus, „so schlage ich ihm die Knochen im Leib entzwei!" Dann faßte er Sylvias Hände und blickte ihr tief in die Augen. „Versprechen Sie mir, daß Sie sich keinesfalls vor Latzwitz blicken lassen, wenn er wiederkommt?" Sylvia versprach es. Aber sie vergaß darüber, ihrs Hände aus den seinen zu ziehen, und er vergaß, den Blick von ihr loszureißen. — So blieben sie mehrere Sekunden in stummer Ver sunkenheit einander gegenüber, bis Sylvia, zur Be sinnung kommend, errötend sich losmachte und hastig verabschiedete. Von dieser Stunde an wußte sie, daß sie Robert Tro jan liebte. Aber diese Entdeckung erfüllte sie weit mehr mit Traurigkeit als mit Freude und Glück. Denn, was sollte daraus werden? Selbst wenn er sie wiederliebte — und das glaubte sie ja heimlich be jahen zu können —, was sollte er, der selber nichts hatte als seinen Verdienst und davon noch seine Mut ter erhalten mußte, anfangen mit einem Mädchen, das ärmer als eine Kirchenmaus war? Indessen waren Trojans Befürchtungen wegen Vela Laßwitz vorläufig gegenstandslos, denn Laßwitz erschien in der nächsten Zeit nicht wieder am Lindenhof. (Forts, folgt.)