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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u, Umgegend <vkwalt,«neg oo. sonstiger — -- . >. .o, Betriebsstörungen besteht »ein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, Rücksendung cingcsandtcr Schrisistücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4l> Reichs» Pfennige, die »gespaltene Reltlamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr ro Reichspsennige. Dorge- schriebene Eischeinungs- . - tag-und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme disvorm.lüUhr. - - > Für die Richftgkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 189 — 92. Jahrgang Dienstag, den 15. August 1933 Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Postscheck: Dresden 2640 Arge der MeikbelchaMng. Die Zündung. „Wir dürfen uns allerdings bei dem notwendigen Opti mismus, den wir wahrhaftig nötig haben, nun nicht Utopien hingeben; wir dürfen nicht meinen, daß nun alles von selbst kommt und daß wir nun auch wirtschaftlich von einem Sieg zu anderen schreiten können." Und weiter: „Wir müssen den wirtschaftlichen Aufbau gründlich an fassen und müssen die Ursachen wirklich beseitigen, die zu dem Niedergehen der deutschen Wirtschaft geführt haben." So hatte mit starkem Temperament, „mit heißem Herzen, aber kühlem Kopf" zum erstenmal vor der großen Öffent lichkeit der nun seit anderthalb Monaten im Amt befind liche Reichswirtschaftsmini st er Dr. Schmitt in Köln gesprochen. Er hatte dabei gerade jene Forderung eines wirtschaftlichen Optimismus in den Vordergrund gestellt; denn er als Wirtschaftler weiß ja nur zu genau, daß eine Überwindung der Krise und der Arbeitslosigkeit doch nur dann erfolgen kann, wenn das Vertrauen zu eine: besseren Zukunft auf einem begründeten Opti mismus fußen kann. Aber Dr. Schmitt warnt auch sehr deutlich und lebhaft davor, die bisher errungenen Er folge allzu optimistisch zu überschätzen. Die Arbeitslosig keit zu beseitigen, und zwar durch ihre organische Bekämpfung, bezeichnete er als eine Aufgabe, die noch vor uns steht. Ebenso wie es der Reichskanzler Adolf Hitler vor kurzem in seiner Rede vor den Reichsstatthaltern aus- fübrie, hat auch der Neichswirtschaftsminister mit ernsten Worten darauf hingewiesen, daß der Ansturm der natio nalen Bewegung zwar auf politischem Boden ganz von vorn anfangen mußte und anfangen konnte, nachdem er dort das Morsche zerstört Hatte. Anders aber ist es aus Wirtschaftlichem Gebiete. Denn hier hat die langjährige Krise so außerordentlich viel zerstört und selbst Lebens würdiges vernichtet, daß es nur ein Aufbauen geben kann. Die wirtschaftlichen Gesetze und Notwendigkeiten sind etwas, das immer der Ausgangspunkt für wirtschaft liches Handeln gewesen sind und es bleiben werden. Diese Notwendigkeiten sind heute für uns die Arbeitsbeschaffung, andererseits der Wieder aufbau des Kapitals und Geldmarktes. Wenn Dr. Schmitt nun von der organischen Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sprach, so scheidet er davon — theore tisch — die Maßnahmen der Regierung, die als Be schleunigungsmittel in jenem Kamps eingesetzt wurden und entsprechend wirken sollen, nämlich dahin, die Funktionen der Wirtschaft wieder in Gang zu brin gen. Denn eine gesunde Wirtschaft mutz ein selbständiges Leben führen, wenn sie organisch aufgebaut ist und einer künstlichen Belebung nicht mehr bedarf. Der Minister spricht von der „Zündun g", die dem Motor der Wirt schaft durch die Matznahmen der Regierung vor allem für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit gegeben wird. „Es ist genau so, wie wenn man einen Motor anspringen läßt und gibt nicht im richtigen Augenblick Gas; dann ist die Zündung nicht gelungen." Auf einem anderen Wege, als er jetzt eingeschlagen worden ist, hatte man vor nunmehr fast Jahresfrist, als die Krise ihren Tiefstand erreicht hatte und es so schien, als ob sich hier und da eine Besserung einstellen wollte, die Wirtschaft mit neuen Impulsen versehen wollen. Un vorhergesehene Störungen von draußen her und im binnendeutschen Wirtschaftsleben haben jene Versuche nicht zu den gewünschten Erfolgen führen können. Es war eben „nichtim richtigen Augenblicke Gas gegeben worden"! Die Zündung gelang nicht, weil in der deutschen Wirtschaft das Vertrauen darauf sehr bald wieder wankend wurde, ob es denn nun wirklich aufwärts ginge. Erst mußten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, daß dieses Vertrauen entstand und an Stärke und Kraft zunahm. Es ist eine Utopie — Dr. Schmitt erklärt das mit aller Deutlichkeit —, den Erfolg „von einem bloßen Appell zu erhoffen: Deutsche unter nehmt, Deutsche gebt Aufträge!" Ausgefüyrt wird ein solcher Appell doch nur dann, wenn alle wirtschaftenden Kreise, vom Großunternehmer bis zum Handwerker, den Glauben und das Vertrauen haben, richtig und vernünftig zu handeln. Eine solche Atmosphäre des Vertrauens und des festen Glaubens in eine bessere Zukunft, — das ist das Gas, das jetzt „im richtigen Augenblick gegeben" worden ist. Ist doch der Erfolg, der bisher im Kampfe gegen die Arbeitslosigkeit errungen worden ist, schon um vieles größer, als ihn die Maßnahmen der Regierung allein herbeigeführt haben. „Wir haben heute einen wirk lichen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, schon ohne den konjunkturellen Rückgang, ohne die künstlichen Maßnahmen". Das war der erste Schritt und dieser Schritt war zugleich der schwerste. ' Gerade darum aber dürfen wir,' wie Dr. Schmitt in starkem, aber berechtigtem Optimismus äußerte, „in unserem neuen Deutschen Reiche unter allen Umständen keinen Rückschlag erleiden." * öffentliche ArdeiWeschaffiwg und private Initiative. Pommerns alte Garde hat wieder Arbeit. In der pommerschen Arbeitsschlacht ist eine neue Etappe erreicht. Soeben angestellte Zählungen haben ergeben, daß die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Höchststand im Winter auf ein Drittel herabgedrückt worden ist. Gegen 150 000 Arbeitslosen im Winter sind es im Augenblick nur noch rund 55 000 — und diese Zahl ist weiter im Sinken! DasTempo der Arbeitsbeschaf fung hat sich gegenüber dem Monat Juli verdoppelt! Heute meldet der Kreis Schlawe, daß dort der letzte Arbeitslose wieder eingereiht worden ist. Damit ist der zwölfte pommersche Kreis völlig srei! In zwölf Tagen wurden zwölf Kreise frei! Der pommersche Wiederaufbau ist vor allem durch eins gekennzeichnet: alle Neueinstellungen erfolgen aus nahmslos zum vollen Tariflohn. Die dadurch entstehende echte Kaufkrasterhöhung wird aus alle Zweige der Wirtschaft befruchtend einwirken und die natürlichen Auftriebstendenzcn, die sich bemerkbar ge macht haben, weiter fördern. Der bisherige Terrain gewinn ist durch ein enges Zusammenwirken der pri- vatenJnitiative mit der öffentlichen Arbeits beschaffung erzielt worden und man hat überall dafür Sorge getragen, daß ein Rückströmen der eben unter gebrachten Erwerbslosen nicht erfolgen wird. Es ist selbstverständlich, daß die Arbeitsbeschaffung verbunden wurde mit einer Hilfe für die Arbeitslosen angehörigen Veralten Garde. In Pommern haben alle Parteigenossen bis zur Mitgliedsnummer 100 000, die in den Jahren des Kampfes infolge von politischer Schikane ihre Stellung verloren hatten, heute wieder Arbeit. Damit ist auch diese Ausgabe erfüllt worden, die ein Aufruf der preußischen Landtagsfraktion allen Gauen und Provinzen zur Pflicht gemacht hat. * Reichsregierung und Wirtschaft Hand in Hand. Neichsstatthalter Sauckel über die nächsten Aufgaben. Auf einer Amtswaltertagung der NSDAP, in Friedrichsroda sprach Reichs st atthalter Sauckel über die Pflichten, die jedem einzelnen Deutschen aus der nationalen Erhebung erwachsen seien. Es komme nicht darauf an, in welchem Tempo der Nationalsozialis mus als Weltanschauung durchgeführt werde, sondern es komme darauf an, wie er durchgeführt werde. Es sei der unerbittliche Wille des Führers, daß in keine national sozialistische Behörde irgendwelche Eingriffe von irgend welcher Seite vorgenommen werden dürfte. Das gleiche gelte von der Wirtschaft. Die nächste große Aufgabe, erklärte Sauckel weiter, bestehe darin, in Deutschland eine Autorität zu errichten, an der nicht mehr gerüttelt werden könne, ein Staatsprinzip, das für Jahrtausende Geltung habe. Keine Macht der Welt werde dann mehr ihr Spiel mit Deutschland treiben können. Dann werde auch die zweite Aufgabe gelöst werden können, de» europäischen Frieden zu erhalten. Die dritte große Aufgabe bestehe darin, das deutsche Volk in seiner Gesamtheit wieder in Arbeit zu bringen. Nicht die Reichsregierung allein könne diese Aufgabe lösen, jeder einzelne müsse sich beteiligen, Industrie, Wirts chaftundHandwerk müßten an der Beseiti gung der Arbeitslosigkeit helfen. Die politische Leistung erzieht das Volk, SA. und S S. erziehe den deutschen Jungen zum deutschen Manne und die NS BO. führe den deutschen Arbeiter aus dem Marxismus heraus. Für die Arbeitsschlacht gelte der Satz, daß das Glück den Tapferen unterstütze. Wenn jetzt das deutsche Volk den Einsatz wage, dann lege es jeden Groschen, jeden wirtschaftlichen Wert in die Waagschale, Vie das Schicksal dem deutschen Voll in der Hand Adolf Hitlers noch einmal Vorbehalte. Deutschland will in Frieden arbeiten! Beobachtungen eines Engländers auf einer Deutschlandreise. In einem Brief an die Londoner Zeitung „Daily Telegraph" schildert der englische Historiker Sir Raymond Beezley die Eindrücke, die er bei einem dreiwöchi gen Besuch in Deutschland empfangen hat. Er schreibt u. a.: „Die Grundlagen des neuen Regimes sind im wesent lichen die Ideale der nationalen Einigkeit, der Vaterlandsliebe, der Tüchtigkeit, Ordnung, Gesund heit und körperlichen wie seelischen Sauberkeit und der all gemeinen materiellen Wohlfahrt des Staates, der Familie und der einzelnen Person. Diese Bewegung hat Millio nen neue Hoffnung, Tatkraft und Zuversicht gegeben. Sie hat eine Art neuen Lebens eingeflößt. Beinahe jeder Mensch, dem ich begegnet bin, machte den Eindruck, daß er sich mit frischem Eifer an die gemein same Arbeit für die Wohlfahrt des Landes begibt. Viele von ihnen gehörten gar nicht zur Nationalsozialistischen Partei. Wie einige der besten Beobachter glaube ich, daß das deutsche Volk Frieden wünscht. Denn es will wieder aufbauen und umbilden und einen gesunden, kraftvollen und leistungsfähigen nationalen Staat errichten. Aber es fordert Frieden auf der Grundlage einer gerechten An wendung des Prinzips der Gleichheit. Es entspricht nicht mehr der Gerechtigkeit, daß einige Staaten bis zu den Zähnen bewaffnet sind, während andere „bis aufs Hemd ausgezogen sind". Manche Leute scheinen geneigt zu sein, das neue Deutschland derartig anzugreifen, daß jede Aussicht auf wirksame Rüstungsver minderung schwindet. Aber die Hoffnung der Abrüstungs konferenz liegt sicher in hohem Maße in der freundlichen Haltung Deutschlands gegenüber einer solchen Konferenz und in der gerechten Behandlung Deutsch lands durch die Konferenz." Aufsehenerregende Kundgebungen slowakischer Auionomisten. In dem Orte Neutra in der S l o w ak e i kam es an läßlich einer kirchlichen Jubiläumsfeier, an der über 80 000 Menschen teilnahmen, zu aufsehenerregenden Zwischenfällen. Der Führer der slowakischen katholischen Volkspartei, der greise Pater Hlinka, war in die amtliche Rednerliste nicht ausgenommen worden. Die slowakischen Autonomisten verhinderten darüber in ihrer Empörung den Landespräsidentett Dr. Orsagh am Sprechen. Unter ohrenbetäubendem Jubel und den Rufen: „Heraus mit der slowakischen Autonomie" wurde Hlinka aus die Schultern seiner Anhänger ge nommen und auf die Rednertribüne getragen, von wo aus er für die v o lle Autonomieder Slowakei ein- trat. Erst nach ihm konnte der tschechische Ministerpräsi dent Malypetr zu Wort kommen. Als ferner der Bischof von Novigrad in seiner Rede die tschechoslowa kische Nation erwähnte, rief man stürmisch: „Es gibt keine tschechoslowakische Nation, es gibt nur ein tschechisches und ein slowakisches Volk" Ausruf! Gebt zur Altersspendei Täglich gehen mir in großer Zahl Briefe von Sozial rentnern, Kleinrentnern, Witwen und anderen Unter stützungsbedürftigen zu, aus denen ich mit erschütternder Deutlichkeit die Verzweiflung dieser Kreise ersehe. Sic sind das Opfer der verbrecherischen Inflation und der marxisti schen Mißwirtschaft geworden. Abhilfe ist hier dringend er forderlich. Es bleibt zunächst nur der Weg, daß jeder, der dazu in der Lage ist, ein kleines Opfer spendet. Nur wenn wir uns gegenseitig helfen, kann allen ge holfen werden! Ich richte deshalb an alle sächsischen Volksgenossen den Appell, neben den dom Reich angeregten Spenden auch für unsere alten Väter und Mütter zu opfern. Der Lebensabend dieser Volksgenossen darf nicht länger durch Verzweiflung und Hunger getrübt sein, jeder soll sich wenigstens satt essen können. Ich habe eine Altersspende errichtet und erbitte Überweisungen aus Konto 69 500 bei der Stadtbank Dres den. Doppelt gibt, wer schnell gibt. Alle müssen sich daran beteiligen. Jeder Spender erhält einen von mir unterschriebenen Spendenschcin. In meinem Büro habe ich ein Spendenbuch aufgelegt, in das sich jeder cinzeichnen kann. Ich würde mich freuen, recht viele Namen darin zu sehen. Martin Mutschmann. Reichsstatthalter in Sachsen.