Volltext Seite (XML)
TageSspruch. Ein Album ist ber Menschen innres Leben, Das aufbewahrt in Gottes Händen bleibt; Ein leeres Blatt wird jeglichem gegeben, Und jeder ist nur, was er darauf schreibt. Ein stiller Geist ist jahrelang geschäftig; Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig. Goethe. Sie Quartierkomman-os in Nürnberg. Weitere Vorarbeiten zum Reichsparteitag. Die Organifationsleitungdes Reichs- Parteitages meldet laut NSK.: Am Mittwoch, dem 16. August, trafen die Qu a r t i e rk o m m a n d o s der 32 Gauleitungen in Nürnberg ein und wurden von dem Reichsinspekteur Pg. Schmeerin ihre Arbeit eingeführt. Sie haben die ihnen überwiesenen Quartiere sofort über nommen und werden dafür Sorge tragen, daß diese bis zum Eintreffen der Teilnehmer sowohl in organisatori scher wie auch in sanitärer Hinsicht in ordnungs mäßigen Zu st and gesetzt werden. Ferner sind sie be auftragt, die letzten Vorbereitungen für die Massen- v e r p f l e g un g der Parteigenossenschaft zu treffen. Die Ausgabe der offiziellen Parteiabzeichen erfolgt nach Ankunft in Nürnberg. Die Karten für das Feuerwerk, welches am Sonnabend, dem 2. September 1933, abge brannt wird, und welches in bezug auf Ausgestaltung und Größe das gewaltig st e sein wird, das je in der Welt gezeigt wurde, sind ebenfalls zur Verteilung gekommen. Jeson-ere Telegramme anläßlich -es Neichsvartettages -er NSDAP. Die Deutsche Reichspost wird allen Teilneh mern an der Reichstagung der Nationalsozia listischen Deutschen Arbeiterpartei in Nürnberg Gelegenheit bieten, ihren daheim gebliebenen Angehörigen, Parteigenossen usw. aus Nürnberg einen telegraphischen Gruß oder eine Mitteilung zu senden, sowie von diesen in Nürnberg begrüßt zu werden oder eine Nachricht zu erhalten. Zu diesem Zweck führt die Deutsche Reichspost für die Zeit vom 30. August bis ein schließlich 6. September ein besonderes, verbilligtes Telegramm ein. Das Telegramm kann in dieser Zeit von jedermann bei allen Telegraphenanstalten aufgegeben und an einen beliebigen Empfänger in einem innerhalb des Reiches gelegenen Ort gerichtet werden. Das Telegramm wird auf einem besonderen, eigens für diesen Zweck ent worfenen Schmuckblatt ausgefertigt. Die Gebühr für das Telegramm (10 Gebühren wörter) beträgt 1,30 Mark, jedes weitere Wort kostet fünf Pfennig. Von der erhobenen Gebühr fließen 25 Pfen nig in die vom Reichskanzler ins Leben gerufene „Stiftung für Opfer der Arbeit". Ausbau des Nelchslaudstandes nach einheitlichen Richtlinien. Der Reichsobmann für die bäuerliche Selbstverwal tung, Pg. Meinberg, hat angeordnet, daß alle öffent lich-rechtlichen und alle freien Organisationen, Verbände und Vereinigungen der Land- 'wirtschaft, Forstwirtschaft, des Garten-, Obst-, Gemüse- und Weinbaues und der Tierzucht irgendwelche organisatorischen, personellen oder finanziellen Maß nahmen, die den AufbaudesStandesder deutschen Landwirtschaft berühren oder berühren können, nur treffen dürfen, nachdem sie die ausdrückliche Zustimmung des Reichsobmanns vorher eingeholt haben. Das gleiche gilt für jede Beteiligung an solchen Maßnahmen. Wiener „Enthüllungen". Die Wiener Gesandtschaft berichtigt die „^eichspost". Die deutsche Gesandtschaft in Wien hat mttgeteilt, datz diejenigen Stellen in den Veröffent lichungen der Extraausgabe der „Reichspost" vom 14.August, die sich auf die Gesandtschaft beziehen, im Benehmen mit dem Bundeskanzleramt einer Prüfung unterzogen werden. Der Gesandte stellte dabei fest, daß von den in der Extraausgabe der „Reichspost" abgedruck ten angeblichen drei Briefen, die diesem Blatte Anlaß zu Vermutungen über die Benutzung der Kurierpost der Gesandtschaft gegeben haben, keiner dem Ge sandtenbekannt geworden sei und daß erunddie Mitglieder der Gesandtschaft darüber erst durch die vorbezeichneten Veröffentlichungen Kenntnis er halten hätten. Das Wiener Blatt hatte, wie gemeldet, behauptet, in der deutschen diplomatischen Kurierpost werde „illegale private" Post nach Österreich eingeschmuggelt. * Das Außenpolitische Amt der NSDAP, teilt mit: „Die von uns erwähnten 'Enthüllungen' der nunmehr im Original vorliegenden Wiener ,Reichspost' geben angebliche Briefe über die deutsch-österreichische Politik und wirtschaftspolitische Betrachtungen wieder. Wir können nochmals feststellen, daß diese Briefe nicht aus dem Außenpolitischen Amt der NSDAP, stammen. Bis zur Klärung der unseren Parteigenoffen Erwin Schneider und Hans von D i tz zugeschriebenen Privat- Briefe sind die beiden Parteigenossen vom Außenpoli tischen Amt der NSDAP, beurlaubt worden." Attentat gegen bulgarische» NationMeuMer. Mini st erpräside n 1 a. D. Zan koffun verletzt. In dem bulgarischen Kurort Tschepino wurde auf den ehemaligen bulgarischen Ministerpräsidenten Professor Zankoff ein Bombenanschlag verübt. Auf offener Straße schleuderte ein Unbekannter gegen Zankoff zwei Eierhandgranaten, die einen Leib wächter verletzten. Zankoff selbst blieb unverletzt. Der Attentäter wurde verfolgt, konnte jedoch entkommen. Pro fessor Zankoff ist als Führer der nationa listischen bürgerlichen Opposition bekannt. Die Gründe zum Anschlag sind unbekannt, man vermutet aber, daß K o m m u n ist e n die Hand im Spiele haben. Ostpreußens letzte Arbeitslose verlassen Königsberg. Als letzte Stadt der Provinz Ostpreußen hat Kö nigsberg seine letzten Arbeitslosen zur Beschäftigung aufs Land schicken können — ein historisches Begebnis, das unser Bildberichterstatter hier festgehalten hat. Dollfuß' neueste Terrormaßnahmen. Bürgers^aftsverlust und Vermögenseinziehung. Der Österreichische Ministerrat hat nach neunstündiger Sitzung zwei Verordnungen beschlossen, die von erheblicher politischer Bedeutung sind. Die eine be sagt, daß diejenigen mit dem Verlust der Landes bz w. Bundesbürgerschaft zu rechnen haben, die im Auslande „österreichfeindliche Handlungen" unter stützen, fördern oder sich zu diesem Zweck ohne Ausreise bewilligung in das Ausland begeben. Bekanntlich ist jetzt insbesondere auch für das Deutsche Reich eine solche Ausreisebewilligung vorgeschrieben. Ferner kann auch bei diesen Personen auf Beschlagnahme des Ver mögens erkannt werden. Eine weitere Verordnung beschäftigt sich mit der Möglichkeit und der Durchführung des Verfalls von Vermögen politischer Parteien, deren Be tätigung in Österreich verboten ist. Solche Parteien sind die NSDAP, und die Kommunistische Partei. Säuisches Zweikmteil gegen Deutsche. Von den Roten überfallen — zu Geldstrafen verurteilt. Das dänische Gericht in Tondern verhandelte über die Vorgänge bei dem marxistisch-kommunistischen überfall aus die deutschen Nationalsozialisten in Tondern. Es wurden sämtliche Angeklagte, und zwar sowohl die zwölf Nationalsozialisten als auch die zwölf Kommunisten und Marxisten „wegen Schlä gerei auf öffentlicher Straße", die Nationalsozialisten außerdem „wegen Singens von Liedern ohne polizeiliche Genehmigung", verurteilt. Es wurden Geldstrafen bis 60 Kronen verhängt. Einer der kommunistischen Angeklagten» der den Sturmführer der Nationalsozialisten mit einer Zaunlatte über den Kopf geschlagen hatte, so daß dieser eine Gehirn erschütterung erlitt, wurde der Staatsanwaltschaft zur Anklageerhebung wegen Körperverletzung übergeben. Im übrigen hat das Gericht der Tatsache des Überfalls keinerlei Rechnung getragen und die ganze Angelegenheit als eine Prügelei angesehen. Abi Gchachleiiner zelebriert wieder. Mariä Himmelfahrt durfte Abt Albanus Schachleitner nach langer Zeit zum ersten Male wie der eine heilige Messe zelebrieren. Wenn auch diese Er laubnis nur für den hohen Festtag galt, so wird doch damit gerechnet, daß das Verbot des Messelesens in kurzer Zeit amtlich aufgehoben wird. Der Abt ver richtete das Messeopfer im Kloster Reisach bei Ober- Audorf, wo eine Menschenmenge den greisen Priester begrüßte, während ein Mitglied des Bundes deutscher Mädel dem hochverehrten Abt den Willkommensgruß entbot. Amundsens Flugzeug gefunden? Flugzeugtrümmer an der Bäreninsel. Von der Bäreninsel heimkehrende Fischer haben in ihren Netzen angeblich Wrackteile eines Flugzeuges gefunden. Verschiedene Stücke konnten trotz ihres Gewichtes so weit aus dem Wasser gezogen werden, daß ein Irrtum fast ausgeschlossen erscheint. Ne Fischer glauben, daß es sich um die verschollene Maschine Amundsens handeln muß, da kein anderes Flugzeug in der Gegend der Bäreninsel ver unglückt ist. Auf diese Nachricht hin hat der französische Konsul in Tromsö sofort Nachforschungen ausgenommen und versucht, sich mit den Fischern in Verbindung zu setzen. Die Aufklärung stößt jedoch auf Schwierigkeiten, da die Finder der Wrackteile in ihre entfernten Heimat dörfer zurückgekehrt sind. Ullsbersckrutr cturcd L. ^ckermauu llomaareatrals Stuttgart 14) Die Hofrätin lachte spöttisch auf. „Gott segne deine Unschuld — das glaubst du wirk lich? Datz sie sich nämlich eine Stellung suchte?" „Warum nicht? Irgendwo mutz sie doch geblieben sein." „Es fragt sich eben nur — wonach sie griff! Ich bin überzeugt, es ist ihr nur um Freiheit und Ungebunden heit zu tun, und ehrenvolle Arbeit ist es sicher nicht, wo nach sie sich umtat! Wahrscheinlich wurde sie, pochend auf ihre Schönheit, Kinoschauspielerin oder Kabarett- sängerin!" „Hm, es ist ja möglich, aber — was kümmert's im Grunde uns?" „Erlaube — Sylvia stand doch Vetter Randals Her zen so nahe, und wir alle haben sie von kleinaus wie eine wirkliche Nichte behandelt." „Na ja, bis es ans Zahlen und Opferbringen ging! Da beschlossen wir, sie auf die Stratze zu setzen — seien wir nur ehrlich, Olga! Uebrigens lassen wir Sylvia jetzt. Ich habe dir Wichtigeres zu erzählen. Ich bin gekommen, um dir Mitteilung von einer sehr merk würdigen Sache zu machen, der ich auf die Spur ge kommen bin. Sie betrifft Karl Theodor —" Die Hofrätin spitzte die Ohren und rückte unruhig auf ihrem Sitz herum. „Ah — ah — Karl Theodor? Es wird sich doch nicht nachträglich ein Testament gefunden haben?" „Nein, das nicht, aber ein Nachlatzobjekt, von dem wir bisher noch keine Ahnung hatten und aus dem sich. wenn mich nicht alles täuscht, ein hübsches Stück Geld herausschlagen ließe — unter Umständen!" „Was du nicht sagst!? Worin besteht dieses Objekt? Hast du es in den Händen?" „Nein, ich erfuhr nur durch Zufall davon. Du weißt, Karl Theodor schrieb aus Prinzip oder Faulheit nie mals Briefe. Alles was schriftlich zu erledigen wär — Geschäftliches sowohl als Privates, mutzte sein Sekretär erledigen und er setzte höchstens seine Unterschrift darunter." „Ja, das ist bekannt. Berta erzählte mir oft von dieser Marotte ihres Bruders und datz sich nach seinem Tode die Handschriftsammler vergeblich die Füße ab liefen, um auch nur das lleinste Billet von seiner Hand aufzutreiben," „So ist es! Konnte doch ich selbst meiner Sammlung nur seine Unterschrift einverleiben. Darum stelle dir meine Verblüffung vor, als ich vorhin in einer Fach zeitschrift, wo auf eine demnächst in Wien stattfindende Autographen-Versteigerung aufmerksam gemacht wird, lese: .Briefe des berühmten Musikers Karl Theodor Randal an seinen Rechtsanwalt Dr. Scheri, 15 Stück. Auch inhaltlich sehr interessant/ Was sagst du dazu?" „Ich bin starr! 15 Briefe von Karl Theodor! Die wären ja heute ein gutes Stück Geld wert." „Das will ich meinen! Dazu kommt, datz wir meinem Dafürhalten nach die Erben Dr. Scheris — denn diese lassen die Sammlung versteigern — auf Schadenersatz verklagen können." „Wieso?" „Scheri war Autographensammler. Es ist seine Sammlung, die nun von den Erben — denn er starb ja nur wenige Tage nach Karl Theodor — der Oeffentlich- keit preisgegeben wird. Offenbar hat er die 15 Briefe, die in seinem Besitz waren, nach Karl Theodors Tod stillschweigend seiner Sammlung einverleibt. Aber eben dazu hat er keinerlei Reckt! Diele Brucks waren an iü» sichtbar wurde. gerichtet in seiner Eigenschaft als Rechtsvertreter, un terliegen daher absoluter Schweigepflicht. Scheri hatte niemals das Recht, sie aus seiner Kanzlei zu entfernen und selbstischen Zwecken zuzuführen. Ebensowenig hatten die Erben das Recht, den allem Anschein nach sehr ver traulichen Inhalt ohne unsere Zustimmung, ja ohne unser Wissen fremden Augen zugänglich zu machen. Da gegen müssen wir protestieren und, falls durch den In halt auch nur der leiseste Schatten auf Karl Theodors Andenken fällt, auf Schadenersatz klagen. Bist du da mit einverstanden?" „Selbstverständlich! Auch Karl und Henriette Eon- dulak werden es sein, wenn du ihnen die Sachlage klar machst. Kannst du übrigens nicht nach Wien schreiben, um Näheres über den Inhalt der Briefe zu erfahren?" „Ich werde noch Besseres tun — nämlich selbst hin» fahren! Dann wird man ja sehen!" „Wann fährst du?" „Nächste Woche, zu Semesterschluß. Die Ver steigerung ist erst Mitte April. Wir haben also reichlich Zeit, nach Einsichtnahme in den Inhalt dann unsere weiteren Schritte zu überlegen." „Ich bin wirklich äußerst gespannt." 8. Frau Gröger hatte punkt sechs Uhr ihren Dienst im Schlafzimmer Frau Helleports angetreten. Sie hatte die elektrischen Lichter aufgedreht, so daß das ganze Gemach taghell erleuchtet war, hatte warmes Wasser zum Waschen gebracht und am Ankleidetisch mit de mgroßen dreieckigen Spiegel alles Nötige zum Fri sieren vorbereitet. Ihre Herrin stand indessen am Fenster, an dem die tagsüber hermetisch geschlossenen Vorhänge aufgezogen waren, und betrachtete den sternübersäten Himmel, an dem hinter den Ficktenwäldcken eben der Vollmond