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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das ,Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— AM. srci Haus, bei Postdestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austrägern. . , , ... Geschäftsstelle, nehmen zu irderZeilBestellungenent, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend gegen. Im Falle höherer Gemalt, Krieg od. sonstiger ————> " Bettiebsstörungen besteh» Aein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte n. Arbeiter Anzeigenpreis: die »gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs» psennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspsennig«. Darge« schrieben- Eischeinungs« .. . > tage und Platzoorschristcn werden nach Möglichkeit Fernspreckerk Amt Wilsdruff Nr. 6 . b-rü-ksichügt. Anzeigen. annahmebisvorm.10Uhr. - " — Für die Richtigkeit der Lurch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingczogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft'Meitzen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrsntamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 192 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.r „Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 18. August 1933 Belebung ohne Kampferspriße. Da nun einmal mit der Londoner Konferenz das „große Wunder" eines Wiedererstarkens des Welt handels nicht eingetreten ist, und auch wir Deutsche kaum damit rechnen können, angesichts der immer noch wachsen den Schwierigkeiten in anderen Ländern gegenüber dem Export nun von dieser Seite her stärkere Impulse für den Wiederaufbau unserer Wirtschaft und für die Beseitigung der Arbeitslosigkeit zu erhalten, fo kann man es verstehen, daß in seiner Kölner Rede der Reichswirtschaftsminister D r. Schmitt nur sehr zurückhaltend und kurz über das Verhältnis der Reichsregierung zum Außenhandel ge sprochen hat. In der Hauptsache wies er eben auf die Schwierigkeiten hin, die durch die Zollpolitik des Aus landes und die hemmungslosen Währungsexperimente dem Absatz deutscher Waren draußen überall in der Welt bereitet werden. Die Ergebnisse des deutschen Außenhandels für den Juli haben denn gezeigt, daß unsere Ausfuhr in diesem Monat nicht, wie es vor dem Jahre 1931 immer geschehen war, ein Ansteigen zeigte, sondern daß sie auf dem Stand des Juifi stehenblieb. Aber das ist schon ein Vorteil, weil der gesamte Welthandel im zweiten Vierteljahr 1933 immer noch etwas zurück gegangen ist. Da diese weitere Zusammenschrumpfung erfreulicher weise aber viel geringer ist als früher, so kann man viel leicht annehmen, daß sie nur noch als saisonüblich bezeichnet zu werden braucht. Auch ohne daß man heut zutage sehr leicht irreführende Vergleiche zwischen Autzen- handelsergebnissen der Gegenwart und denen der früheren Zeit ziehen will, läßt sich doch sagen, daß jene Ein schrumpfung des Welthandels im Jahre 1932 um vieles, vieles größer war als in dem letztvergangenen zweiten Vierteljahr 1933, und zwar, obwohl auch in dieser Zeit wieder die Hindernisse gegen den zwischenstaatlichen Güteraustausch sich immer höher türmten und nur in der allerletzten Zeit, nämlich kurz vor der Londoner Konfe renz, Wenigstens ein Z o l l w a ff ensti l Ist a n d ab geschlossen wurde. Aus einem zweiten Grunde darf man vielleicht sogar der optimistischen Auffassung Ausdruck geben, daß die leichte Einschrumpfung des Welthandels nicht mehr einen krifenmäßigen Charakter hat: die Preise für die Fertigfabrikate, deren internatio naler Austausch die Wertung des Welthandels wesentlich bestimmt, sind nur ganz wenig gesunken, so daß man mit einiger Richtigkeit daraus schließen kann, ein mengen mäßiger Niedergang sei im Welthandel nun nicht mehr erfolgt. Vielleicht ist also wirklich der konjunkturelle Tiefpunkt m der Weltwirtschaft überwunden. In seinen Betrachtungen zum Juli-Ergebnis des deutschen Außenhandels hat das Statistische Neichsamt ernste Klagen darüber geführt, wie sehr unser zwar ge ringer, aber immer noch bestehender Ausfuhrüber schuß durch die Schwierigkeiten bedroht sei, die aus den fortwährenden Währungsexperimenten vieler anderer Länder entstehen. Das erklärt sich folgender maßen: Wenn ein deutscher Exporteur an einen Aus länder eine Warenlieferung tätigt, dann erhält er dafür meist einen Wechsel, der bekanntlich eine dreimonatige Laufzeit hat; da dieser Wechsel auf die Währung des ausländischen Staates ausgestellt ist, nach dem die deutsche Ware importiert wurde, so verliert der Wechsel an Wert, wenn bis zum Fälligkeitstermin mit der Währung experi mentiert wird, auf die er ausgestellt ist. Aber solche Experi mente wurden und werden gerade sehr gern zum Zweck der Ankurbelung des Außenhandels gemacht — mit wie wenig Erfolg, zeigt z. B. die Tatsache, daß die Einfuhr in Groß britannien trotz entwerteter Währung nicht zurückging, übrigens auch in der englischen Ausfuhr diese Entwer tung kaum noch eine Rolle spielt. Auch in den Ver einigten Staaten hat trotz Währungsentwertung die Einfuhr nur wenig abgenommen; ob aber der gegen früher sehr viel weniger starke Rückgang der dortigen Ausfuhr auf das Verlassen des Goldstandards für den Dollar zurückzuführen ist, ist durchaus nicht sicher und kann auch andere Gründe haben, darunter auch den, daß eben eine starke Verzögerung in der allgemeinen Krisen- entwicklung eingetreten ist. Vielleicht haben Währungsexperimente früher einmal vorübergehend ihre handelspolitischen Zwecke erreichen können, nämlich die Einsuhr zu drosseln und die Ausfuhr zu verstärken. Inzwischen hat aber die Welt gelernt, sich auf derartige Plötzlichkeiten sehr schnell ein- und umzustellen. Trotz der Bedrängnis, in der sich der deutsche Außenhandel befindet, und die uns auch der Möglichkeit beraubte, unseren Schuldverpflichtungen an das Ausland prompt nachzukommen, denkt die Reichs regierung ebensowenig wie der Neichsbankpräsident daran, unserem Außenhandel mit einem solchen Wüh- rungsexperiment eine Kampferspritze verabreichen zu wollen, deren Wirkung doch sehr schnell verfliegen würde. Arbeit vergeben — schafft neues Leben! Dor dm Ende der MmrWWrise? ^Der konjunkturelle Tiefpunkt überwunden. Der Welthandel im zweiten Vierteljahr 1S3L Nach den Berechnungen des Statistischen Reichsamtes ist der Welthandel vom ersten zum zweiten Viertel jahr 1933 wertmäßig leicht zurückgegangen. Indes handelt es sich bei diesem Rückgang um eine saisonübliche Erscheinung; er beruht darauf, daß die überseeischen Ernteverschiffungen größtenteils beendet sind. Der Rück gang ist sogar geringer als in den Vorjahren. Der auf Goldbasis berechnete Wert des Außenhandels von 52 Ländern, auf die etwa neun Zehntel des gesamten Welt handels entfallen, verminderte sich in der Berichtszeit um 2 Prozent gegenüber 6 Prozent im Jahre 1932 und 5 Pro zent im Durchschnitt der Jahre 1925 bis 1928. Da die Preise im ganzen noch etwas gesunken sind, dürften sich die umgesetzten Mengen — entgegen der saisonüblichen Entwicklung — nicht vermindert haben. Der konjunk turelle Tiefpunkt scheint somit überwun den zu sein. In den europäischen Ländern, in ihrer Gesamtheit, haben im Bcrichtsvierteljahr Ein- und Ausfuhr sogar leicht zugenommen. Eine Erhöhung der Einfuhr zeigt sich vor allem in Großbritannien, den Niederlanden und der Schweiz; sie erstreckt sich vor allem auf Rohstoffe und ist teils auf die Besserung der Wirtschaftslage, teils auf den Anreiz der Preissteigerung wichtiger Produkte zurückzuführen. Auch die Einfuhr Deutschlands ging weniger zurück als 1932. Die Einfuhr Frankreichs nahm dagegen, wohl infolge über großer Eindeckung im Vorvierteljahr, ab. Im Aus fuhrhandel scheint der Einfluß der englischen Valuta entwertung an Bedeutung verloren zu haben; die Aus fuhr Großbritanniens ging wieder faisonmäßig zurück, die Ausfuhr Deutschlands blieb dagegen fast un verändert, während 1932 die englische Ausfuhr um 8 Prozent zunahm, die deutsche Ausfuhr dagegen um 14 Prozent zurückging. Nicht günstig entwickelte sich die Ausfuhr Frankreichs, der Schweiz, der Tschechoslowakei und der nordischen Länder. In den außereuropäischen Ländern, in ihrer Gesamtheit, lagen, saisonüblich, Einfuhr und Ausfuhr niedriger als im ersten Vierteljahr. In den VereinigtenStaaten hat, trotz der Entwertung der Währung, die Einfuhr kaum abgenommen. Die Aus fuhr ist nur halb so stark gesunken wie im Durchschnitt der letzten vier Jahre. In den übrigen Überseeländern ist die Entwicklung des Außenhandels im einzelnen zwar noch sehr uneinheitlich, doch scheint auch hier, im ganzen betrachtet, der konjunkturelle Abschwung im Außenhandel beendet zu sein. Arbeitsbeschaffung in vollem Gange. 16 Millionen bewilligt. Wie das Reichsarbeitsministerium mit- teilt, sind in der letzten Kreditausschußsitzung der Deutschen Gesellschaft für öffentliche Arbeiten (Oeffal erneut — zum größten Teil aus Mitteln des Arbeitsbeschaffungs- Programms vom 1. Juni — Darlehenin Höhe von rund 16 Millionen Mark bewilligt worden. Davon fällt ein Teilbetrag von rund 5 Millionen Mark auf das Land Bayern, ein Teilbetrag von rund 3,5 Millionen Mark auf verschiedene Arbeitsbeschaffungs maßnahmen der Freien und Hansestadt Hamburg, 2,2 Millionen Mark entfallen auf Maßnahmen des Landes Sachsen, 1,2 Millionen Mark auf verschieden« badische Städte, 1,2 Millionen Mark auf verschiedene Städte Oberschlesiens, rund 1,1 Millionen Marl auf Arbeiten der Stadt Stettin, rund 500000 Marl auf Ergänzungs- und Wiederherstellungsarbeiten an Chausseebrücken in der Provinz Hannover, 500000 Mark auf Thüringen. Der Nest verteilt sich aus kleinere Maßnahmen in verschiedenen Bezirken. Die Arbeitsschlacht geht weiter. Ein neuer Erfolg des sächsischen Wirtschaftsministeriums' Den unablässigen Bemühungen des sächsischen Wirt schaftsministeriums ist es jetzt gelungen, zu erreichen, daß die Vereinigten Glauzstosf-Fabriken A.-G. Elberfeld die sofortige Wiederingangsetzung des ihr gehörenden Spinnstosfwerkes in Elsterberg durchführen wird. Es sollen sofort alle technischen Vor bereitungen, wie Überholung des Maschinenparks, Aus besserungsarbeiten und verschiedene Neuanschaffungen von Maschinen und Apparaten in Angriff genommen werden, wodurch während der nächsten drei Monate bis zu hundert Handwerker Beschäftigung finden. Nach Erledigung dieser Arbeiten wird sofort der Betrieb selbst wieder ausgenom men werden mit dem Ziel der allmählichen Wiederbeschäf tigung einer Belegschaft von annähernd 800 Mann. Im Interesse der unter der Arbeitslosigkeit schwer leiden den Bevölkerung Elsterbergs und Umgebung und zugleich im Interesse der Wiederversorgung der sächsischen Kunst seide verarbeitenden Industriezweige mit den Elsterberger Erzeugnissen ist dieser Erfolg der Wiederbelebung der sächsischen Industrie sehr zu begrüßen. Zugleich ist zu er warten, daß in nächster Zeit die Verhältnisse auf dem deutschen Kunstseidenmarkt im Sinne einer wesentlich verstärkten Verarbeitung heimischer Kunstseide und dadurch einer nachhaltigen Gesundung der deutschen Kunstseidenindustrie neu geordnet werden. 15 Gemeinden um Dresden frei. Der Direktor des Arbeitsamtes Dresden meldet, daß in seinem Bezirk bis jetzt 15 Gemeinden von Arbeitslosen freigemacht wurden. Im ganzen wurden neuerdings wieder 7000 Volksgenossen in Arbeit gebracht, davon 5700 im Stadtgebiet und 1300 im Bezirk. Es ist somit ein erneutei Rückgang um 6 Prozent, im ganzen bisher um 16 Prozent von der Gesamtzahl erreicht worden und damit erstmalig die Zahl der Arbeitsuchenden unter 100 000 auf 9850h gesunken. Geheime Fäden Brünings zum Vatikan? Schwere Anschnlbigmig gegen drüning. Bemerkenswerte Enthüllungen eines holländischen Blattes. Wie der „Völkische Beobachter" meldet, soll Dr. Brüning nach dem Bericht der holländischen katho lischen Zeitung „Endhovensche Courant" den Vatikan in einem Schreiben gewarnt haben, bei Abschluß des deutschen Konkordats die nötige Vorsicht walten zu lassen. Dieses Schreiben sei durch einen persönlichen Kurier in die Schweiz gebracht und von dort eingeschrieben-nach Rom weiterbefördert worden. Als dann im Verlauf der Ver handlungen mit dem Vatikan Vizekanzler von Papen auf die großen Vorteile hingewiesen habe, die Hitler der Katholischen Kirche angeboten habe, soll ein Mitglied der Kuriere erklärt haben: „Was von diesen Versprechungen wahr sei; es müssen erst die Taten abgewartet werden. Wir haben einen Brief von einer sehr angesehenen politischen Persönlichkeit in Deutschland erhallen, die uns gewarnt hat." Der „Völkische Beobachter" spricht zum Schluß dieser Meldung die Erwartung aus, daß Dr. Brüning auf diese Enthüllungen antwo r t^. Gin Anfall dringt es an den Tag. Kommunistische Spionageorganisation in Paris aufgedeckt. Ein harmloser Stubenbrand hat die Pariser Polizei auf die Spur einer anscheinend bedeutenden kommuni stischen Spionageorganisation geführt, deren Leiter für Frankreich der Bewohner des Zimmers, ein gewisser Duquennoi, ist, der bei dem Feuer so starke Brandwunden davongetragen hat, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Bei den Löscharbeiten hatte die Feuerwehr Möbels Bücher und sonstige Schriftstücke aus dem Fenster auf dis Straße geworfen. Ein Polizeibeamter, der diese Gegen stände bewachen sollte, entnahm dem Berg von Schrift stücken einige Blätter, um sich mit ihrer Lektüre die Zeil zu vertreiben. Zu seiner nicht geringen Überraschung stellte er fest, daß es sich um Geheimbroschüren der französischen Armee handelte, die sämtlich den Aufdruck „Geheim" oder „Vertraulich" trugen. Er benachrichtigte sofort feine vor gefetzte Behörde, die die Schriftstücke einer genauen Unter suchung unterzog. Hierbei stellte es sich heraus, daß es sich durchweg um kommunistisches Propagandamaterial, die Tätigkeit der Partei in Frankreich, Deutschland und deu Kolonien betreffend, sowie um Geheimakten Ätzer dis Flugzeugabwehrorganisation und die Tätigkeit der fran-i zösischen Gegenspionage handelte. Eine Vernehmung Duquennois war in Anbetracht seines Zustandes.noch