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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Ire! Haus, bei Posibestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Post- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Gewalt,Krieg od.sonstiger — " Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 20 Npfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Neklamezeile im textlichen Teile 1 NM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Dorge- schriebene Erscheinungs- m tage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wllsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis norm.10Uhr. "" u- Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Nabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt : „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 10. August 1933 Me WeitsWMhl sM W 358 M Im ganzenReichbeträchtlicheFortschritte in der Arbeitsschlacht. Die Zahl der bei den Arbeitsämtern gezählten Arbeitslosen sank in der Zeit vom 16. bis 31. Juli um rund 358 500 aus 4 468 500. Dieses erhebliche Ab sinken der Brbeitslosen- zahl ist jedoch nicht in vollem Umfange aus eine arbeits marktliche Besserung zurückznführen; vielmehr sind die Arbeitsdien st willigen nach dem Umbau des Arbeitsdienstes erstmalig nicht mehr in die Zahl der Arbeitslosen einbezogen worden, während sie bisher als Arbeitslose gezählt wurden, soweit sie ein Arbeitsgesuch beim Arbeitsamt gestellt hatten (rund 150 000). Andererseits sind aus dem Kreis der „un sichtbaren Arbeitslosigkeit", insbesondere in folge der Sonderaktion für Angehörige der nationalen Wehrverbändc, eine größere Anzahl Arbeitsloser zu den Arbeitsämtern zurückgekehrt, um sich wegen der gestiegenen Vermittlungsaussichten eintragen zu lassen, wodurch das statistisch erfaßte Angebot an Arbeitskräften erhöht worden ist. Einen umfassenden überblick über die Entwicklung in den einzelnen Bezirken geben die auf 1000 Einwohner bezogenen Zahlen der Arbeitslosen. Zur Zeit des Höchst standes Ende Februar entfielen im Reich noch 96,2 Arbeitslose auf 1000 Einwohner, am 31. Juli 1933 hin gegen nur noch 71,6. Die Abweichungen von diesem Ncichsdurchschnitt sind für die einzelnen Landesarbeits- amtsbczirke beträchtlich und zeigen, wie außerordentlich verschieden das Problem der Arbeitslosigkeit im Reiche liegt. Am höchsten über dem Reichsdurchschnitt liegen die dichtbesiedelten und hochindustrialisierten Bezirke Sachsen und Brandenburg (Sachsen noch immer 111,0 gegen 143,2 Ende Februar, Brandenburg 102,2 gegen 127,3 Ende Februar). Am lies st en unter dem Neichsdurchschnitt liegt Ostpreußen; hier entfallen nur noch 12,7 Arbeitslose gegen 58,1 Ende Februar aus 1000 Einwohner. Für Pommern beträgt die Anteilzahl 37,6 (gegen 72,1) und auch Bayern und Südwestdeutschland liegen mit 49,7 (gegen 69,5) und 46,8 (gegen 63,1) erheblich unter dem Reichs durchschnitt. Die Fortschritte im Kamps gegen die Arbeits losigkeit sind, Wie aus diesen Zahlen ersichtlich ist, allent halben beträchtlich. Im Zusammenhang mit der Entwicklung am Arbeits markt sind die Unter st ütztenzahlen nicht unerheb lich zurückgegangen. In der Arbeitslosenversicherung wurden am 31. Juli rund 394 000 Unterstützungsempfänger ge zählt nach einem Rückgang um rund 12 000. In der Krisensürsorge wurden am gleichen Stichtage 1 252 000 Arbeitslose betreut, das beißt rund 39 000 weniger als am 15. Juli. In beiden Unter stützungseinrichtungen zusammen wurden am 31. Juli 1 646 000 Arbeitslose unterstützt, denen im gleichen Zeitpunkt rund 1 754 000 arbeitslose Wohlfahrts erwerbslose gegenüberstanden. Aus Mitteln der Arbeits losenhilfe wurden weiter Aufwendungen gemacht für 265 000 im Arbeitsdienst Beschäftigte, etwa 125 000 Not standsarbeiter und 70 000 Fürsorgearbeiter. Erstmalig zeigte der Arbeitsmarlt der Angestellten Anzeichen einer Auflockerung. Die Zahl der arbeitslosen Angestellten ging in der Berichtszeit um fast 35 000 zurück. * Oer Arbeitsmarkt in Sachsen. Weitere günstige Entwicklung. Im Juli hat sich die Lage des Arbeitsmarktes im Bezirk des Landesarbeitsamtes Sachsen weiterhin günstig entwickelt. Nach Abzug der im Arbeitsdienst beschäftigten Dienstwilligen sind am 31. Juli 1933 bei den Arbeitsämtern 556 702 Arbeitslose gezählt worden. Die Abnahme der Arbeitslosen gegenüber dem Stande Ende Juli 1933 be trägt — einschl. der ausgeschalteten Arbeitsdienstwilligen — 37 798 Personen. Als Arbeitslose werden Ende Juli 1933 geführt 409 998 Männer und 146 704 Frauen. Tie Zahl der unterstützten Arbeitslosen ist im Juli um rund 22 000 zurückgegangeu. Von diesen waren rund 16 800 Wohlfahrtserwerbslose. Seit Februar ist die Zahl der Unterstützungsempfänger um rund 137100 gesunken. Die seit einem halben Jahr stetig anhaltende Abnahme der Arbeitslosigkeit zeigt gerade in dem industriercichcn sächsischen Gebiete, daß festes Vertrauen zu der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung vorhanden ist. Obwohl für ganz Sachsen ein einheitlicher Notstand angenommen werden muß, ist doch bereits in einigen Arbeitsamtsbezir- kcn ein weitgehender Umschwung der arbeitsmarktpoliti schen Lage zu verzeichnen. Die gemischtwirtschaftlichen Arbeitsamtsbezirke, d. s. solche Bezirke, in denen neben reicher industrieller Struktur auch in erheblichem Umfange Landwirtschaft vertreten ist, marschieren an der Spitze der Besserungserscheinungen. Eine wesentliche Abnahme der Ziffer der Arbeitslosen ist seit Antritt der nationalen Regierung u. a. in den Arbeits amtsbezirken Borna, Grimma, Kamenz, Dippoldiswalde und Oschatz eingetreten. Bei weiterer günstiger Entwick lung der beiden sächsischen Hauptindustriezweige — Me lallgewerbe und Textilindustrie — wird auch in anderen Arbcitsamtsbezirken der Kampf gegen die Arbeitslosig keit von zunehmendem Erfolge begleitet sein. In den Wirt schaftskreisen werden vor allem auf die in Leipzig statt findende „Braune Messe" Hoffnungen gesetzt und ein ver stärkter Eingang von Aufträgen erwartet. Nr. 185 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr. Danzig—Molen. Fast blitzschnell hatte sich vor einigen Monaten die innenpolitische Umwälzung auch in dem Freistaat Danzig vollzogen und die Nationalsozialisten unter ihrem Führer Dr. Rauschning nicht bloß an die Macht, sondern, was ihnen wichtiger war, auch in die Verant wortung gebracht. Der unselige parteipolitische Hader, Ler mehr als ein Dutzend Jahre Deutschland selbst inner lich zerfleischt hat, hielt ja nicht still an der Grenze zu dem vom Polentum so arg bedrängten Freistaat Danzig. Dann aber spülte die Flutwelle des Nationalsozialis mus auch dort über diese politischen Beschränktheiten hinweg, und zwar mit einer Wucht, die vielleicht noch größer war als in Deutschland. Die Erbschaft allerdings, die Dr. Rauschning als neuer Senatspräsident und damit als staatliches Oberhaupt Danzigs anzutreten baue, war ganz außerordentlich schwer; doch wagte er es, sie zu über nehmen. weil er wußte, daß er die weitaus größte Mehr heit der Danziger und ihrer parlamentarischen Vertretun gen geschlossen und — opferwillig hinter sich hatte. Denn als Dr. Rauschning sofort daranging, eine Generalbereiniguug der riesenhoch ausgetürmten Streit fragen zwischen Danzig und Polen zu ver suchen, waren er und seine Mitarbeiter sich dessen bewußt, Laß dieser Versöhnungsversuch mit Polen auch Opfer ver langen würde. Selbstverständlich konnten diese aber nur solcher Art sein, daß dabei nicht etwa Danziger L e b e n s- rechte preisgegeben würden. War das für einen Führer des Nationalsozialismus an sich schon eine Selbst verständlichkeit, so war sie es noch mehr gerade bei Dr. Rauschning, der erst in dem ehemals preußischen Posen und dann in Danzig selbst einen scharfen Kamps für die deutschen Lebensrechte und die deutschen Lebensnotwen- digkeitcn geführt halte. Wenn auch die politischen Streitfragen zwischen Danzig und Warschau zu fortdauernden Auseinander setzungen zwangen, und wiederholt sogar den Völkerbund beschäftigt hatten, in dessen Auftrag noch heute der Ober kommissar Rosting in Danzig sitzt, so hatten sich zwischen dem Freistaat und dem benachbarten Polen die wiri sch östlichen Verhältnisse noch viel unerträglicher zu gespitzt, — und Danzig war bei diesem Streit naturgemäß der schwächere Teil! Es braucht ja nur das eine Wort „Gdingen" ausgesprochen zu werden, um anzudeulen, wie unglückselig sür Danzig die ganze Entwicklung in der zwölf Jahren seit dem Abschluß des Wirtschaftsabkom mens von 1921 vor sich gegangen war. Dieser polnische Hafen Gdingen vermochte im vergangenen Jahre bereits die Ein- und Ausfuhr des Hafens von Danzig zu über flügeln, vor allem deshalb, weil die Polen ihren gesamten Handelsverkehr auf der Ostsee über ihren neuen, mii großen Kosten fast übermodern ausgebauten Hafen gelenkt haben. Infolgedessen mußte nun endlich etwas geschehen, um der weiteren Schrumpfung des Danziger Wirtschafts lebens, das über ein nur sehr kleines Hinterland verfügt, durch eine schiedlich-friedliche Vereinbarung mit den Polen entgegenzuwirken. Vor ein paar Jahren ist dies schon einmal versucht worden, aber der damals sogar durch den Besuch des polnischen Ministerpräsidenten Bartels in Danzig gleichsam besiegelte Friede war nicht von langer Dauer und namentlich die bekannten Verhältnisse aus der Westernplatte, jenem Teil des Danziger Hafens, der aus militärischen Gründen den Polen eingeräumt worden ist, haben zu einer überaus scharfen Zuspitzung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen dem Freistaat Danzig und der Warschauer Regierung ge führt; quch dies h-atte wieder einmal den Völkerbund ausgiebig zu beschäftigen. Diesmal nun sind die Besprechungen Danzigs mit Warschau fast unmittelbar nach dem Tage eingeleitet worden, an dem Dr. Rauschning Oberhaupt des Staates Danzig wurde und sehr bald einen Besuch in Warschau machte. Die Verhandlungen mußten naturgemäß außer ordentlich schwierig sein, aber er hatte die polnische Gegen seite nicht im unklaren gelassen, daß jede Danziger Ver ständigungsbereitschaft ihre Grenze dort finden würde, wo die Lebensrechte des Freistaates anheben. Das wich tigste Zugeständnis von polnischer Seite ist nun die Ver pflichtung der Warschauer Regierung, ohne Verzug alle Maßnahmen zu liessen, um einen Rückgang des Verkehrs im Danziger Hafen sowohl in der Ein- und Ausfuhr wie in der Durchfuhr zu verhindern. Des weiteren hat man sich endlich auch über die Erleichterung des Güteraus tausches zwischen Danzig und Polen weitgehend geeinigt. Die Gefahr einer Katastrophe zwischen Danzig und Polen, so äußerte der Senatspräsident Dr. Rauschning in seiner Rede über den Vertrag, sei bei der in den letzten Jahren eingetretenen Atmosphäre des Mißtrauens und einer gesteigerten Erregung der Bevölkerungen Danzigs und Polens sehr nahe gewesen! Dieser Hinweis ist un bedingt richtig, begründet aber auch die Notwendigkeit des Ausgleichs, da ja mit der einzig vernünftigen Lösung, nämlich der Wiederaugliederung Danzigs an Deutschland, vorläufig nicht zu rechnen ist. Das Abkommen Danzigs mit Polen dürfte aber, wenn es von volnikcker Seite loval Die Einziehung Volks- und staaisseindlichen Vermögens. Der Reichsminister des Innern hat jetz« eine Ergänzungsverordnung über die Ein ziehung Volks- und staatsfeindlichen Vermögens erlassen. Danach können vermietete oder unter Eigen tumsvorbehalt gelieserte Sachen eingezogen werden, wenn der Berechtigte nicht seine Rechte innerhalb eines Monats nach der Beschlagnahme der Sachen oder wenn die Sachen bei Inkrafttreten dieser Verorvnung bereits beschlagnahmt waren, bis zum 1. September 1933 bei der Stelle, die die Beschlagnahme durchgeführt hat, anmeldet. * Der seit den Tagen der nationalen Revolution flüch tige ehemalige SPD.-Abgeordnete und Land- durcygesuyrr wird, dort auch von erheblicher Wirkung für die politischen Gesamtverhältnisse im Osten sein. Hier eine Beruhigung herbeizuführen, hatte der deutsche Reichs kanzler Adolf Hitler in seiner großen Reichslagsrede vom 17. Mai mit besonderer Dringlichkeit gewünscht. Dieser Wunsch befiehl auch noch heute, und wenn er sich bisher nicht oder nur in sehr geringem Maße erfüllen ließ, so liegt die Schuld dafür sicherlich nicht bei Deutschlands Regierung. Jedenfalls muß erwartet werden, daß Polen den Akt des Entgegenkommens, der in dem Abschluß des Übereinkommens liegt, so stark wertet, daß es alle von dem Danziger Senat ihm gegenüber erhobenen Beschwer den beseitigt, ohne weiter internationale Schwierigkeiten zu bereiten. gerichOsrat Dr. Wilhelm Högner, zuletzt in München wohnhaft, versuchte, wie der Münchener Polizei- bericht meldet, vor einigen Tagen, seine gesamt« Wohnungseinrichtung nach Innsbruck, seinem gegenwärtigen Wohnort, verschieben zu lassen. Er verschleierte den Transport durch Vorschiebung von Strohmännern und durch Erstellung eines Schein verkaufsvertrages. Die Bayerische Politische Polizei kam jedoch noch rechtzeitig hinter diese Schiebung und be schlagnahmte die bereits eingeladene Wohnungs einrichtung. Sie Pflicht der Amtsverschwiegenheit. Ein bedeutsamer Beamtcnerlaß. Von dem Staatssekretär Dr. Stuckart im preußi schen Kultusministerium ist an die Nachgeord neten Behörden ein Erlaß herausgegeben worden, in dem die Beamten und Angestellten auf die Pflicht derAmts - Verschwiegenheit hingewiesen werden. Jeder Staatsbeamte und Angestellte im Staatsdienst sei zur Amtsverschwiegenheit über das, was amtlich zu seiner Kenntnis kommt, verpflichtet, so wird in dem Erlaß betont. Es gehe nicht an, das solche Angelegenheiten mündlich oder schriftlich an dritte Personen mitgeteilt oder gar öffentlich (Vortrag, Rundfunk, Presse) bckanntgc^en werden. Diese Pflicht zur Amtsverschwiegenheit liege auch den nichtmehr im Staatsdienst tätigen Beamten und Angestellten ob. Verstöße gegen die Pflicht der Amts verschwiegenheit seien nicht nur mit dem Wesen eines sanberen, pflichtbewußten Beamtentums unvereinbar, sondern müßten auch mit aller Strenge geahndet werden.