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Frankreichs Vertreter in Genf hat bekanntlich im Effektivausschuß einen Antrag durchgebracht, der Deutsch land die Einführung der allgemeinen Arbeits dien st Pflicht verbieten soll. Zur Begründung seines Antrages hat der Franzose die Behauptung aufgestellt, der Arbeitsdienst fei eine militärische Angelegenheit. Man darf nun nicht die Hoffnung haben, die Fran zosen dadurch zu überzeugen, daß man ihnen Ziel und Sinn des Arbeitsdienstes auseinandersetzt. Solche Hoff nung wäre aus dem Grunde ohne ernste Unter lage, weil es offenbar außerhalb des Fassungs vermögens des französischen Denkens und Füh lens liegt, in der Arbeit überhaupt und in der Handarbeit im besonderen etwas zu sehen, was eine ideale Grundlage haben kann. Die Ethik der Arbeit, das ist etwas, was der Franzose überhaupt nicht versteht. Das Adlig- machenderArbeit, das ist eine außerhalb des fran zösischen Denkvermögens liegende Sache. Daß Hand arbeit mit Spaten und Hacke eine ehrenvolle Auf gabe sein kann, daß solche Arbeit an der Heimaterde den Arbeitenden adelt, das liegt dem Franzosen so fern, daß man nicht hoffen darf, ihn durch Darlegungen über diese Dinge zu überzeugen. Das Volk der Rentner, das die Franzosen auch heute noch sind, kennt die Arbeit nur als ein sehr bitteres, möglichst bald und schnell hinter sich zu bringendes Mutz. Es sieht die Arbeit nur unter dem Gesichtswinkel des alttestamentarischen Wortes: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen", als Frongedanke. Wenn man den Franzosen die Dinge klarmachen will, daß der Arbeitsdienst keine militärische Angelegen heit ist, mutz man ihnen mit ganz groben Tatsächlichkeiten, die in der Sache liegen, auf den Leib rücken, und das soll hier geschehen. Da steht nun gleich eine sehr wichtige Frage. Wenn, wie die Franzosen behaupten, der deutsche Arbeitsdienst eine militärische Angelegenheit wäre, dann müßte die Führerschaft des deutschen Arbeitsdienstes selbstver ständlich überwiegend aus Militärs zusammengesetzt sein, um den militärischen Aufgaben, die der Arbeitsdienst nach französischer Auffassung haben soll, gerecht werden zu können. Nun zeigt aber schon ein Blick in die Zu sammensetzung der Führerschaft des Arbeitsdienstes das Gegenteil! Ganz abgesehen davon, daß in der Reichsleitung des Arbeitsdienstes, also in der Spitzenbehörde, von den 30 Amtsleitern und Referenten nur 12 ehemalige Offiziere sich befinden, von denen nur drei nach 1918 noch Dienst getan haben, ist das für die Führung des Arbeitsdienstes entscheidende Amt, das Dienstamt, in den Händen eines Herrn, der weder aktiver noch Reserveoffizier gewesen ist (Dr. Stellrecht). Sein Stellvertreter ist ebenfalls ein Akademiker (Dr. Henrici). Auch das Rechtsamt ist rein zivil besetzt. Wie schon betont, ist die Zahl der ehemaligen aktiven Offiziere in der Reichsleitung fo niedrig, daß schon daraus klar hervorgeht, daß es sich nicht um eine mili tärische Behörde handeln kann. Zeigt dieser Tatbestand ganz deutlich, wie die Dinge stehen, so auch der weitere Umstand, daß die Leitung des Arbeitsdienstes dem Reichsarbeitsmini st er unter steht und in keinerlei dienstlicher Verbindung zum Reichswehrminister und zum Reichsheer sich befindet. Im Lande steht der Arbeitsdienst nicht irgendwie mit derTruppe in Verbindung, sondern er ist im ganzen Reiche behörden- mäßigmitden Arbeitsbezirken und den Arbeits ämtern verbunden, ein Tatbestand, der jedem nur einigermaßen die Dinge klar beurteilenden Menschen geradezu schlagend beweist, daß es sich hier um eine rein zivile Angelegenheit handelt; denn es gibt wohl in Deutschland keine Verwaltungsbehörde, die einen soaus - gesprochen zivilen, von allem Militärischen weit entfernten Charakter hat, wie die Arbeitsämter! Nun zum Dritten. Da steht die Tatsache sest und ist an Hand der Statistik klar zu zeigen, daß nur 8 v. H. aller Arbeitsdienstführer, einschließlich Lagerführer, ehemalige aktive Offiziere sind. 16 Prozent aller Führer sind im Weltkrieg Soldaten ohne Charge gewesen und haben seit 1918 keinerlei Verbindung mit der Armee mehr gehabt, sie sind also in neuzeitlichem militärischen Sinne als nicht ausgebildet anzusprechen. 45 Prozent aller Führer aber sind überhaupt nicht Solda ten gewesen und entbehren jeglicher militärischer Ausbildung. Wir sehen also in den Tatsachen, daß etwa 60 Prozent aller Führer des Arbeitsdienstes als mili tärisch nicht ausgebildete oder nicht mehr ausgebildet an zusprechen sind. Bor diesem klaren, einfachen Tatbestand bricht die französische Behauptung vom militärischen Cha rakter des deutschen Arbeitsdienstes glatt zusammen. Und schließlich noch eine Tatsache, die wir nicht über sehen wollen. Die Arbeitswilligen in Deutschland haben im allgemeinen sechs Stunden körperlich durchaus an- MWMs SWO ili der Lust. Reichsminister Göring über den Dalbo-Flug. Essen, 10. August. Die Nati-onalzestung veröffentlicht eine Unterredung ihres Chefredakteurs Graf von Schwerin mit dem Reichsminister für Luftfahrt und preußischen Mini sterpräsidenten Göring über die Bedeutung der fliegerischen Großtat des Balbo-Geschwaders für Technik, Weltflugverkehr sowie als fliegerische Leistung. Nach Apsicht des Reichslust fahrtministers hat der Flug des Balbo-Geschwaders in drei facher Hinsicht größte Bedeutung. Er zeigt zunächst den abso luten und hohen fliegerischen Geist der italienischen Luftfahrt. Vor der ganzen Welt hat Balbo die Zuverlässigkeit, die Tüch tigkeit, die Opferbereitschaft und die kameradschaftliche Diszip lin der italienischen Luftfahrt unter Beweis gestellt. Für das Land und den Staat Italien besitzt der Flug natürlich höchste Bedeutung insofern, als er Klarheit gegeben hat, über di-e un geheure Beanspruchungsmöglichkeit, die an den italienischen Flugboot-Typ Savoya S. 55X mit zwei Isotta-Fraschini- Motoren und den deutschen Askaniern-Fernkompassen sowie den Funkpeilanlagen von Telefunken gestellt werden können. Und drittens hat der Flug selbstverständlich eine außerordentlich allgemeine Bedeutung. Es ist nunmehr festgestellt, daß es keine Utopie ist, bei sorgfältiger Organisation an die Aufnahme eines regelmäßigen Transatlantikslugverkehrs zu denken. Für die Verbindung von Kontinent zu Koninent scheint dem Reichs luftfahrtminister nach den bisherigen Erfahrungen die südliche Route doch die geeignetere zu sein. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, daß eine kombinierte Flugroute nach Südamerika ja bereits besteht, die sich auf das Katapult-Postschiff „Westfalen" stützt. Generell ist diese Fluglinie zweifellos die beste. Nur endet sie in Südamerika, während von Deutschland aus gesehen, Nordamerika natürlich viel stärker in Frage kommt. Für das Ziel Nordamerika wird man also in Zukunft voraussichtlich die Route über die Azoren wählen und zwei- Flugzeuginseln nach der Art der „Westfalen" auf der Strecke Azoren—Amerikani scher Kontinent errichten. Die Ergebnisse, die mit der „West falen" erzielt wurden, sind nach Mitteilung des Reichsluft- fahrtmmisters so überraschend gut, daß man voraussichtlich sehr bald von Versuchen zum regelmäßigen Verkehr wird übergehen können. Für die fliegerische Betätigung des deutschen Volkes wird der Geschwaderflug Balbos insofern große Bedeutung haben, als er auch das deutsche Flugwesen zu höchsten sport lichen Leistungen anspornen wird. Reichsminister Göring fuhr fort: Ueber unsere offiziellen Pläne kann natürlich nicht ge sprochen werden. Ich halte es gerade darin mit meinem alten Grundsatz: Mehr sein als scheinen. Große sportliche Taten werde ich danach erst zur Ausführung bringen und dann dar über reden. Von den weiteren Ausführungen ist bemerkenswert die Absicht des Reichsluftfahrtministers, ganz besonders den Segelfflug zu fördern. Aus ihm erwartet er auf sportlichem Gebiet die erzieherische Möglichkeit, die uns durch das Ver sailler Diktat auf militärischem Gebiet versagt ist. Besonderen Wert legte Reichsluftfahrtminister Göring auch auf die Tat sache, die der Balboflug erneut bewiesen hat, daß wir ohne Militärflugzeuge den Launen und Vergewaltigungen fremder Mächte ohne weiteres preisgegeben sind. Um diese Tatsache der deutschen Bevölkerung in geistigem Sinne klar zu machen, hat er di-e Durchführung großer Luftschuhübungen in allen deutschen Städten veranlaßt und erklärt, daß er in jeder Ab rüstungsbesprechung vertikale Derteidigungsmöglichkei-ten, d. h. deutsche Verteidigungsflugzuge fordern werde. Mit allem Nachdruck wandte sich Minister Göring gegen die böswillige Verleumdung, wir hätten in der Luftrüstung ausgerüstet und besäßen auch Militärflugzeuge. Wir Deutschen, so schloß Gö ring, können daher Balbos Flug nur mit einem lachenden und einem wei-nenden Auge betrachten. Mit einem weinenden Auge darum, weil dieser Flug erneut Deutschlands verzweifelte Lage aufzeigt, weil er so stark dokumentiert, wie wir auf diesem Ge biet uns in den demütigensten Fesseln befinden und mit be schnittenen Schwingen darniederliegen; aber selbst diese Fesseln, mit denen der deutsche Aar gebunden ist, können uns nicht da von abhalten, das deutsche Volk zum Fliegen zu erziehen. Keine Zwischenlandung Balbos in Frankreich. Unfall bei Wasserung auf dem Tajo. Nach Meldungen aus Lissabon wird das Balbo- Geschwader erst am Sonnabend nach Rom weiterfliegen, um vorher noch die Ankunft der sterblichen Überreste des bei dem Startunglück getöteten Fliegers abzuwarten. General Balbo hat sich entschlossen, Ostia von Lissabon aus in direktem Fluge zu erreichen. In Frankreich zeigt man sich über diese Programmände rung sehr entt ä u f ch t, da in Berre alle Vorbereitun gen für die Zwischenlandung getroffen worden waren. Balbo erklärte: „Ich kann die Einladung der französi schen Regierung nicht annehmen. Die Rückkehr über die Azoren macht das Anfliegen von Berre nicht mehr er forderlich. Wir werden so schnell wie möglich zurückkehren, denn wir sind müde und der Tod unseres Leutnants Sguaglia steht über unserem Flug. Er zwingt uns, di< zu unseren Ehren vorbereiteten Feste zu vermeiden, und schließlich möchte ich selbst die Maßnahmen zur Überfüh rung der sterblichen Überreste meines tapferen Kameraden regeln. Daher müssen tvir spätestens Sonntag in Rom sein." General Balbo gab sofort nach seiner Ankunft im Hotel einen fernmündlichen Flugberichtan Musso lini durch. Hierauf ließ er sich mit seiner Frau und seinen Kindern verbinden. Die Nachricht von dem Tode des Fliegerleutnants Sguaglia in Ponta Del gado wurde ihm erst bei der Ankunft im Hotel milgeteilt. Balbo war sehr erschüttert und bat die portugiesi schen Behörden, das Festessen und die anderen Festlich- keiten abzusagen. Beim Niedergehen auf dem Tajo wurde der Flügel eines italienischen Flugbootes beschädigt. Die Ma schine mutzte zur Reparatur in den Seeflughafen ab- geschleppt werden. Balbo über die Azoren als Flugstützpunkt. Auf eine Frage, ob Balbo die Azoren als günsti gen Stützpunkt für einen Atlantikflugdienst betrachte, antwortete Balbo, daß die Azorengruppe große Gefahren für die Wasserung in sich berge und daß kein geschützter Platz für Seeflugzeuge vorhanden sei. Immerhin könnten die Inseln in Zukunft von ge wisser Bedeutung werden, wenn Portugal das Recht der Wasserung nicht einer Privatgesellschaft überließe, sondern zur freien Verfügung aller Nationen. q- Eine Medaille des „Transozeanfluges". Lissabon. General Balbo hat sämtlichen Fliegern seines Ozeangeschwaders die Medaille des „Transozeanfluges" ver liehen. Balbo wurde ferner vom portugiesischen Staatspräsi denten empfangen. Abends fand ein Stierkampf zu Ehren der italienischen Ozeanflieger statt. strengende Arbeit zu leisten. Sie müssen ferner, um zu den Arbeitsstätten zu gelangen, fast überall eine halbe Stunde morgens marschieren und haben den Weg nach der Arbeit wieder zurückzulegen. Da, wo die Arbeits stätten weit entfernt sind, muß der Weg mit dem Rade ge leistet werden. Es gibt sehr wenig Lager in Deutsch land, wo nicht diese Stunde An- und Abmarsch als Mindestleistung vorhanden ist. Oft wird wesentlich mehr Zeit benötigt. Es kommen also mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage durchweg sieben Stunden täglich allein für die reine Arbeitstätigkeit mit An- und Abmarsch zur An rechnung. Nach der Rückkehr von der Arbeit wird ge gessen, und dann folgt eine zweistündige Bettruhe, die dienstlich für alle Lager angeordnet ist. Morgens, in der Frühe, vor Beginn des Abmarsches zur Arbeitsstelle, sind aber etwa 30 Minuten dazu verwandt worden, die Arbeitswilligen in Leibesübungen ohne Gerät zu trainieren. Es sind demnach täglich rund 91- Stunden durch den hier festgelegten Dienst in Anspruch genommen. Nun sollen ferner wöchentlich mindestens sechs Stun den dem staatspolitischen Unterricht gewidmet sein. Jeder, der im Arbeitsdienst steht, weiß, daß diese sechs Stunden ein unbedingtes Erfordernis sind und für das Notwendige nicht einmal voll ausreichen. Nun frage ich: Wo in aller Welt bleibt da die Zeit und die Möglichkeit für eine irgendwie brauchbare militä rische Ausbildung? Die Frage wird sich jeder Soldat selbst beantworten: Die Zeit i st gar nicht da! Damit erledigt sich die ganze Aktion des Effektiv-Aus- schusses gegen den deutschen Arbeitsdienst, eine Aktion, die den Stempel des Gesuchten an der Stirne trägt und nur aus dem Willen entstanden ist, Deutschlands inne^ politische Wiedergesnndung zu sabotieren. Man muß sich aber in Genf darüber im klaren sein, daß dieser Sabotage akt am f a l s ch e n O b j e k t nnternommen wurde denn man hat zwar nur Deutschland treffen wollen, trifft aber mit dem Sabotageakt zugleich einen großen —eil der Staa ten und Völker, auf deren Unterstützung man m Parrs reckmet.