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Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Hei Haus, bei Postbestcllung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unser-Austrägeru. 11—Geschäftsstelle, nehmen zu jederIeitBestellungenent- Bö0u)eNhlNH fUk «DltsolUsf U. UMsiegeNi) gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger ————————————————————— Betriebsstörungen besteht dein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.» die 4gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4V Reichs- Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Auch wenn sich heute der Erdball schneller zu drehen scheint und all die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklungen sich in einem rascheren Tempo bewegen als früher, so sollte man doch, um sür dieses Tempo einen Vergleich haben zu können, hier und da noch einmal einen kurzen Blick zurückwerfen in die V e r - gangenheit. Es ist nicht einmal notwendig, des wegen die Vergangenheit auch nur des letzten Jahrzehntes herauszuholen, sondern es genügt, sich ein wenig daran zu erinnern, was noch vor einem Jahre geschehen ist, wie es vor kurzen zwölf Monaten in Deutschland ausgesehen hat. Damals lagen die Wahlen des 31. Juli hinter uns, die einen so gewaltigen Aufschwung des Natio nalsozialismus gezeigt hatten, daß dieser nicht mehr wie früher in die Ecke gestellt werden konnte. Vor einem Jahre wurde der erste Versuch gemacht, die Staats führung und den Nationalsozialismus zusammen zubringen; heute wissen wir, daß das Scheitern dieses Ver suches zu den unglücklichen Tagen der deutschen Geschichte gehört hat. „Die Fahne hoch . . ." durfte damals der Nationalsozialismus mit Stolz und Freude singen, aber die Fahne mußte noch weit, weit höher getragen, der Einbruch in die gegnerische Front erst noch verbreitert werden, ehe dem Gegner, also dem Marxismus in seinen verschiedenen Schattierungen, über die taktische Nieder lage hinaus ein strategisch vernichtender Zusammenbruch zugefügt werden konnte. In diesen kurzen zwöls Monaten haben wir es mit- gemacht oder erlebt, wie die gesamte gegnerische Front auf gerollt worden ist. Jetzt nach einem Jahr werden die Män ner und die Jugend, die die Kämpfer in diesem Ringen gewesen sind, ihre Fahne besonders hoch flattern lassen in den Veranstaltungen der SA.- und SS. - Stürme, die zeigen sollen, daß die Kampfbereitschaft nicht bloß für die Vergangenhei 1 da war, sondern auch für die Zukunft weiterbestehen wird. Die Ver gangenheit: Einer dieser SA.-Stürme hat sich in Berlin so etwas wie ein Denkmal gesetzt durch eine einfache kleine Ausstellung, die dem Gedenken eines der Kameraden gesetzt worden ist: Horst Wessels. Dort, wo Berlins rötester Stadtteil war, auf dem „Fischerkietz", hat man die Trophäen zusammengetragen, die jener SA.- Sturm im Kamps gegen den inneren Feind errungen hat. Und doch ist es mehr als nur ein Gedenken an Horst Wessel und an den Kampf einer Gruppe der nationalsozia listischen Bewegung. Wenn im Hintergründe des Aus stellungsraumes eine riesige blutrote Fahne, versehen mit dem Zeichen des Hammersund derSichel, hängt und aus ihr eine Inschrift verkündet, daß die franzö sische kommunistische Jugend diese Fahne dem deutschen Kommunismus schenkte, so sagt diese Trophäe etwas anderes, ganz ungewolltes und noch viel deutlicher: den Sieg des Nationalsozialismus über die Idee der bolsche wistischen Weltrevolution. Eine andere Fahne als die unter der Sichel und dem Hammer ist zum Siege getragen worden, ein Sieg, den das Opferblut so vieler Kämpfer geweiht hat. Die Veranstaltungen der SA.- und SS.-Stürme in diesen Tagen stehen unter dem Zeichen, zum Kampfe bereit zu sein, wenn der überwundene Feind sich von neuem regen sollte. Wir Deutschen müssen darauf "gefaßt sein, daß selbst diese Kampfbereitschaft gegen einen Feind, der nicht bloß uns, sondern die gesamte Welt bedroht, daß wir alsVorhut gegen den Bolschewismus mißgünstig von derselben Welt bekrittelt werden, weil wir uns wehrhaft machen und wehrhaft erhalten wollen gegen jenen Feind. Und wenn des deutschen Reiches Führer Adolf Hitler tausendmal sagt, daß wir gar nicht dar an denken, uns wehrhaft machen zu wollen deswegen, weil wir uns mit Waffengewalt zurückerobern wollen, was man uns geraubt hat, — so wird trotzdem der Verleum dungsfeldzug draußen fortgesetzt. Man erzählt so allerhand von dem berüchtigten „Dossie r", jener Akten tasche, in der der jeweilige französische Ministerpräsident seine ganz und gar untrüglichen Beweise für die deutsche Aufrüstung besitze; zwei Jahre schon hat man mit dieser Aktentasche gewinkt und gedroht, nur hat man bis her sorgfältig vermieden, die neugierige Welt auch von dem Inhalt dieser Aktentasche wirklich zu unterrichten! Als einmal vor Monaten ein SA. - Trupp in Kehl, also in der entmilitarisierten Rheinlandzone, sich sehen ließ, da haben die Gänse auf dem Kapitol in Paris und London erheblich geschnattert, weil das eine Verletzung der Ver- AEer Entwaffnungsbestimmungen gewesen sei. An der Lächerlichkeit dieser Beschuldigung sind sie aber selbst ver stummt. und man hat sich inzwischen an den Gedanken gewöhnen müssen, daß es in Deutschland anders gewor den tst. Schwer waren die Opfer in diesem Kampf, der zum Siege führte, und bei diesem Ringen stand die SA. in der Vorhut. Darum darf sie gerade jetzt in stolzem Siegesbewußtsein singen: „Die Fahne hoch, die Reihen dicht geschlossen, SA. marschiert mit ruhig festem Schritt. Kam'raden, die Rotfront und Reaktion erschossen, Marschier'n im Geist in unsern Reihen mit!" Partei, Amt und Große Re-ede« Kanzlers aus der Wrer- laguna in Zerchtesaaden. , Die Führertagung der NSDAP, nahm auf dem Obcrsalzberg bei Berchtesgaden ihren Fortgang. Im Mittelpunkt stand die große Rede, die der Führer vor den versammelten Rcichslcitern und Gauleitern hielt. In seinen großangelegten, dreistündigen Ausführun gen, die sich mit der innen-, Wirtschafts- und außenpoli tischen Lage befaßten, erinnerte, wie die Reichspressestelle der NSDAP, mitteilt, der Führer einleitend daran, daß er hier an einer für die NSDAP, historischen Stätte spreche. Hier in diesem Hause seien einst die Pläne entworfen worden zur ersten Erhebung der Partei im November 1923, die zwar noch nicht zum Er folg geführt habe, aber dennoch für die Entwicklung der Bewegung von großer Bedeutung gewesen sei. Wenn man damals nicht wenige Tage vor dem Los schlagen der anderen gehandelt hätte, wäre das Gesetz des Handelns auf die andere Seite übergegangen, was voraussichtlich das Ende des Reiches bedeutet hätte. Hier fei ferner der Zufluchtsort gewesen für viele Flüchtlinge der Bewegung, insbesondere auch für unseren unvergeßlichen Dietrich Eckart. Hier habe er später die Pläne zur Reorganisation der Partei gefaßt. Man sehe hier oben in den Bergen manches viel klarer als unten unter den Menschen und auch in der Zeit, die er jetzt hier oben verbringe, würden wieder große Entschlüsse reifen. Zur innenpolitischen Lage führte Adolf Hitler aus: Die letzten sechs Monate, die uns in den Besitz der gesamten Staatsgewalt gebracht hätten, seien die Rechtfertigung für sein Han deln im letzten Jahre gewesen, zugleich aber auch die Rechtfertigung für das Vertrauen, das die Füh rung in die Partei setzte. Hieraus ergeben sich auch die Konsequenzen für die Gestaltung der Zukunft. Der Führer ließ keinen Zweifel darüber, daß die Partei die Macht auch mit allen Mitteln zu verteidigen entschlossen sei. Ordnung im eigenen Hause sei das letzthin Entscheidende auch für unsere Stellung in der Welt. Wesentlich sei, daß die Herrschaft im Staate von einer den Zufälligkeiten des Augenblicks entzogenen stabilen Institution garantiert werde. Bildung eines Senates der ältesten und treuesten Parteigenossen. Unabhängig von Personen müsse daher die Macht der Bewegung für alle Zukunft gefestigt werden. Darum sei eine Organisation notwendig, die so geartet sei, daß sich aus ihr heraus die Führung immer wieder von selbst erneuere und ergänze. Die Partei werde sich ihre Füh rungshierarchie aufbauen in einem Senat der ältesten, bewährtesten und treuesten Par teigenossen. Sie müsse in ganz großen Zeiträumen denken, denn sie sei dazu berufen, das Leben des Volkes zu garan tieren. Mitgliedschaft bei der Partei dürfe nicht Genuß, sondern könne nur Opfer bedeuten. Diese heroische Idee der Bewegung aber müsse das ganze Volk beherrschen. Es müsse Wert darauf gelegt werden, allmählich eine Tradition der Bewegung zu schaffen. Schon aus diesem Grunde werde die Leitung der Bewegung für immer in München bleiben, ebenso wie die Parteitage auch für die Zukunft, und zwar alle Ser SA.-Generalappell in derlin. Die Ansprache des Stabschess Röhm. Die Neichshauptstadt stand am Sonntag im Zeichen des gewaltigen Aufmarsches der Gruppe Berlin-Brandenburg der SA. zum General appell auf dem Tempelhofer Feld. Zum ersten Male marschierte diese Gruppe in einer solchen Stärke vor dem Obersten Stabschef, Hauptmann a. D. Röhm, aus. Der Aufmarsch. Fast genau zu den festgelegten Zeiten erreichen die 18 Heeressäulen der braunen Sturmsoldaten das Tempelhofer Feld, über dem ein wolkenloser blauer Himmel strahlt. Um 9.30 Uhr ist das braune Heer voll zählig zur Stelle. über 80 000 Kämpfer Adolf Hitlers, darunter einige Tausende SA.-Anwärter. Insgesamt sind 29 Standarten, zusammengefaßt in vier Ber liner und zwei Brandenburger Brigaden, versammelt. Bei dem herrlichen Wetter strömt auch MWstMMu. zwei Jahre, in Nürnberg abgehalten werden sollen. Aus der inneren Ehrfurcht vor dieser Tradition und dem Geleisteten würden der Bewegung für die Zukunft unerhörte Kräfte erwachsen. Große Arbestsschlacht in drei Wellen. In seinen Ausführungen über die wirtschaftlichen Probleme ging der Führer insbesondere auf den Ge neralangriff gegen die Arbeitslosigkeit ein, dessen Durchführung die wichtigste Aufgabe der nächsten Jahre sei. Dieser Generalangriff vollziehe sich in drei großen Wellen. DieersteWellein den bisherigen sechs Monaten habe zwei Millionen Arbeitslose von der Straße geschafft. Die zweite Welle, die ab Septem ber beginne, und für die die materiellen und finanziellen Unterlagen sichergestellt seien, habe das Ziel, die im Sommer erreichten Erfolge zahlenmäßig im Winter mindestens zu halten. Die dritte Welle des Angriffes werde im nächsten Frühjahr beginnen und die Arbeitslosigkeit weiter in entscheidender Weise zurückdrängen. Er sei fest überzeugt, daß ein endgültiger Erfolg gegen die Geißel der Arbeitslosigkeit innerhalb der nächsten Jahre zu verzeich nen sein werde. Aus der Lösung des Arbeitslosenproblems, mit dem unsere weltanschaulichen Gegner nicht fertig ge worden seien, würde die NSDAP. einen ungeheuren Gewinn an Autorität ziehen, eine Autorität, wie sie noch kein Regiment vor uns besessen habe. Wenn wir das Problem der Arbeitslosigkeit endgültig gelöst haben würden, dann können wir damit zugleich auch zu einer nationalsozialistischen Auffassung der Arbeit selbst, zum nationalsozialistischen Grundsatz, daß der Staat nicht dazu da sei, Renten auszuteilen, sondern Arbeitsmöglichkeiten. Wenn man bedenke, in welchem Zustande sich die Nation befinden könnte, wenn sie die ungeheuren brachliegenden Arbeitskräfte (jährlich neun Milliarden Arbeitsstunden) praktisch für unser Volk verwertet hätte, dann könne man erst ermessen, was die - jenigenverschuldet hätten, dievoruns regierten. Die NSDAP, werde diese entscheidende Frage anfassen und lösen, weil sie eine ethische Verpflichtung sei. Der Führer ging dann des näheren auf das in Angriff genommene gewaltige Straßenbauprojelt ein, das noch nach Jahrhunderten Zeugnis ablegen werde für die Kühnheit und die Leistungen der national sozialistischen Bewegung. Er sei überzeugt, daß die Nachwelt unsere Zeit einmal als eine der geistig umwälzendsten Epochen der mensch lichen Geschichte bezeichnen werde. Zum Schluß sprach der Führer seinen Mitkämpfern seinen Dank aus für die geleistete Arbeit. Wenn die alte Garde ihren Bund mit ihm für alle Zukunft so aufrecht erhalte, wie in der Zeit des bisherigen Kampfes, dann werde auch der Erfolg in der Zukunft so sein, wie er bisher gewesen sei. Daß wir die Macht besäßen, sei wunderbar, doch noch wunderbarer sei es, daß wir auch das Herz des Volkes besäßen. In die kommende Zeit hinein gehe er mit einem unerhörten Gefühl der Zuversicht und des Vertrauens. Der Schluß der Tagung vereinte die Teilnehmer zu einem Beisammensein im Hause des Führers auf dem Obcrsalzberg. das Publikum in Massen heran, um den Aufmarsch aus der Nähe miterleben zu können. Inzwischen hat sich auch die Tribüne der Ehrengäste gefüllt. Man sieht u. a. Staatssekretär Grauert vom preußischen Innenministerium, Legationssekretär von Mumm vom Auswärtigen Amt und Vertreter anderer Reichs- und Staatsbehörden, darunter den Befehlshaber des Wehrkreises lll, Generalleutnant von Fritsch, Oberst von Keiser, Oberstleutnant Balzer und andere hohe Offiziere der Reichswehr, den Berliner Vize- polizeipräsidentcn Mosle, Oberstleutnant Wecke vom Kommando z. b. V., Stahlhelmführer und den Landesführer der Technischen Notbilfe. Der Aufmarsch ist beendet. Gruppenführer Ernst übernimmt das Kommando. „S t i l l g e st a n- den!" tönt es über das weite Feld. Der Gruppenführer meldet dem Führer der Obergruppe III, Obergruppen führer Heines-Breslau, der über das Feld im Wagen heranbraust: „81 933 Mann zur Stelle!" Obergruppenführer Leines: ..SA. Gruppe Berlin-Bran-