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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt Nr. 177 — Dienstag, den 1. August 1933 Wal-zauber. Wo die dunklen Wälder rauschen, Wo.die Allmacht selber thront, Kannst du seinen Klängen lauschen, Wo nicht Haß und Fehde wohnt. Deutscher Wald und deutsche Seele Sind verbunden immerdar. Trage deines Lebens Fehle Hin zum grünenden Altar. Tausendfältig ist sein Geben, Iungborn bleibt er jederzeit, Und ein heiliges Erleben Nimmt dir ab des Herzens Leid. G. Zieschang. Sie Neuwahl der Landessynode. Wer darf wählen und gewählt werden? Nach Verordnung des mit der Führung des Landes bischofsamtes und der Kirchenregierung Beauftragten finden am 6. August Neuwahlen zur ev.-luth. Landes- fynode statt. Die Leitung der Wahl in den Bezirken liegt folgenden Wahlkommissaren ob: Annaberg-Marienberg: Superintendent Spranger (Annaberg); Bautzen-Kamenz: Pfarrer D. Grundmann (Oberlichtenau); Chemnitz-Stadt: Oberlehrer Lemmel (Chemnitz); Chemnitz-Land-Flöha: Rechtsanwalt Dr. Hoßfeld (Chemnitz); Dresden-Stadt I: Rechtsanwalt Dr. Barth (Dresden); Dresden-Stadt II: Rechtsanwalt Dr. Liebsch (Dresden); Dresden-Land: Pfarrer Schulze (Dresden); Freiberg-Dippoldiswalde: Pfarrer Haupt (Seiffen); Glauchau-Stollberg: Pfarrer D. Flade (Stollberg); Grimma-Oschatz: Pfarrer Bahrmann (Grimma); Leipzig-Stadt I: Pfarrer Behrend (Leipzig- Plagwitz); Leipzig-Stadt II: Pfarrer Rau (Leipzig-Anger- Crottendorf); Leipzig-Land-Borna: Rechtsanwalt Munde (Kieritzsch); Meißen-Großenhain: Pfarrer Reinstein (Ponickau); Pirna: Pfarrer Börner (Ottendorf); Plauen- Olsnitz: Pfarrer Rabe (Thierbach); Rochlitz-Leisnig: Pfarrer D. Mehlhose (Hartha); Schneeberg-Auerbach: Pfarrer D. Handrick (Schnarrtanne); Zittau-Löbau: Pfarrer Endler (Ebersbach); Zwickau-Werdau: Pfarrer D. Engel (Werdau). Als Wahlkommissar für das gesamte Kirchengebiet wird Dr. Klemich im ev.-luth. Landeskonsistorium be stellt. Für jeden Bezirk sind ein geistliches und zwei weltliche Mitglieder zu wählen. Wählbar sind als geistliche Mitglieder im ständigen Amte stehende Geistliche der Landeskirche und Professoren der Theologie an der Landesuniversität. Als weltliche Mitglieder können alle anderen Mitglieder einer Kirchengemeinde gewählt wer den, die die Wählbarkeit zum Kirchengemeindevertreter haben. Wahlberechtigt sind die Mitglieder der kirch lichen Gemeindevertretungen (in Gemeinden, in denen keine Kirchgemeindevertretung besteht, die Mitglieder des Kirchenvorstandes) und ständige Geistliche, die im Wahlbezirke, aber nicht für ein Kirchspiel mit Kirchen- vorstand angestellt sind. Wahlvorschläge sind bei den Kommissaren der Bezirke bis Donnerstag, 3. August, nach mittags 3 Uhr, einzureichen. Zehn Unterschriften wahl berechtigter Kirchgemeindevertreter aus dem Wahlbezirke genügen. Zustimmungserklärungen der Vorgeschlagenen brauchen nicht vorgelegt zu werden. Die Wahlvorschläge sollen nach Möglichkeit von einem Vertrauensmann des Wahlvorschlages persönlich überbracht werden. Am Abend des 4. August, spätestens am folgenden Morgen, sind die zugelassencn Wahlvorschläge bekannt zu machen. Eine Verbindung Von Wahlvorschlägen ist nicht zulässig. Die Wahlhandlung beginnt im Anschluß an den Vormittags- gotlesdicnst am 6. August und endet um 12 Uhr mittags. Tie von ihrer Kirchgemeinde abwesenden Wahlberechtigten können ihre Stimme durch ein mit amtlich beglaubigter Vollmacht versehenes Mitglied ihrer Kirchgemeindebertre- tuug abgeben lassen. Gewählt ist die Liste/die die meisten gültigen Stimmen auf sich vereiniat (28. Fortsetzung.) Rings, in die Wände eingelassen, stehen die eichenen Regale, über und über mit Pergamenten und schweins ledernen Bänden aus vielen Jahrhunderten bedeckt. Einen Augenblick sieht Lefevre schweigend auf die Pracht dieser Bibliothek. Das Kerzenlicht, von seinem erhobenen Arm ge führt, wandert tastend über die Schätze hin. „Sie werden immerhin eine gute Zeit brauchen, um das zu studieren, Herr Hauptmann," versucht die Baronesse zu scherzen. „Du wirst nun wohl oder übel deine Besuche etwas häufiger wiederholen müssen als bisher," meint lächelnd Jeannette. Und Maria fährt mokant fort: „Vielleicht sind diese Folian ten eher imstande, Herr Hauptmann, Sie als unseren Gast zu sehen, als alle meine wiederholten Einladungen." Lesevre hat endlich den Leuchter auf den mächtigen Tisch, der mit ein paar wuchtigen Sesseln das einzige Mobilar dieses Raumes ist, niedergestellt. Er sucht, überaus beglückt, nach Worten: „Ich konnte nicht ahnen — Baronesse ..." „Keine Ausrede, Herr Hauptmann!" unterbricht ihn Maria, während Jeannette lachend hinzufügt: „Das Veste hebt man sich immer bis zuletzt aus!" Die Frauen wissen, daß der Hauptmann für die nächsten Stunden ihr freiwilliger Gefangener ist. Ihr Plan ist zur Hälfte gelungen. Die Baronesse entschuldigt sich für einen Augenblick und eilt hinunter in die Gefindestube, wo ihr Bruder Karl und Tobias auf sie längst gewartet haben. „Es ist alles in Ord nung, Karl! Sorgt Ihr dafür, daß Vater und Döllnitz un bemerkt von der Wache ins Schloß gelangen." Maria über gibt ihnen den Schlüssel zu Jeannettes Boudoir, den sie von der Französin für alle Fälle erhalten hat. „Sollte irgendein mworheraeseüerler ZWiMMg Mtreten. jo .versteckt ihr Sebmg der Verlehrsdisziplin. Zur kommenden Verkehrserziehungswoche in ganz Sachsen. .Die erschreckende Zunahme der tödlichen Verkehrs unfälle hat bekanntlich der sächsischen Staatsregierung Ver anlassung gegeben, entscheidende Maßnahmen zur Hebung der Verkehrsdisziplin zu treffen. Über die Pläne, die in dieser Hinsicht verfolgt werden, verbreitete sich in einer Pressebesprechung Ministerialrat Bareuther-Nitze, der Referent des Ministeriums des Innern für Verkehrs fragen. Er führte aus, daß das Ministerium des Innern, durch Maßnahmen, die im ganzen Lande gleichmäßig und gleichzeitig ergriffen werden sollen, dazu beitragen will, daß die Zahl der Verkehrsunfälle zurückgeht. Es hat sich herausgestellt, daß infolge einer zeitweiligen Verringerung des Straßenverkehrs eine gefährliche Sorglosigkeit unter den Fußgängern, Radfahrern, Motor- und Kraftfahrern eingerissen war, die zu der Steigerung der Verkehrsunfälle beigetragen hat. Unter diesen Umständen will die Regie rung demnächst eine Verkehrserziehungswoche in ganz Sachsen veranstalten, während der durch die Polizei unter Mtihilfe der Motorstürme und evtl, auch der SS. und SA. der gesamte Verkehr -überwacht und alle Wegebenutzer in Stadt und Land auf Innehaltung der Verkehrsordnung kontrolliert und auf Übertretungen hingewiesen werden sollen. Im Wiederholungsfälle sollen Übertretungen der Verkehrsvorschriften rücksichtslos bestraft wer den. Die Verkehrserziehungswoche soll so ausgestaltet werden, daß an einem Tage besonders die Fußgänger, an einem anderen Tage die Radfahrer, dann die Motorrad fahrer, die Straßenbahnen, die Kraftwagen und schließlich sämtliche Pferdefuhrwerke der Land- und Forstwirtschaft, wie des gewerblichen Verkehrs überwacht werden sollen. Einige Zeit nach dieser Verkehrserziehungswoche, die vorher angekündigt werden wird, soll eine umfassende Verkehrskontrolle stattfinden, bei der etwaige Übertretungen sofort mit Geldstrafen geahndet werden. Pei mehrfacher Übertretung der Verkehrsvorschriften durch dieselben Personen wird auch zur Sicherstellung des be treffenden Fahrzeugs auf kürzere oder längere Zeit ge schritten werden. Die Einzelheiten der Durchführung dieser Maßnahmen werden noch mit den Polizeibehörden be sprochen werden. Der Leiter des Sächsischen Luftamtes ernannt. Das Gesamtministerium hat der Verordnung über die Errichtung eines Sächsischen Luftamtes zugestimmt, das zum Zwecke der Zusammenfassung und Förderung aller die Luftfahrt betreffenden Angelegenheiten mit Wirkung vom 1. August beim Ministerium des Innern errichtet wird. Zum Leiter des Luftamtes ist der Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen des Deutschen Lustsportverbandes, von Wedelstaedt, ernannt worden. Neuer Vorsitzender der Stiftung für Familienforschung. Zum Vorsitzenden der Sächsischen Stiftung für Fa- miliensorschung ist Ministerialrat Bareuther-Nitze ernannt worden. Tiefer Stiftung, die die Arbeiten des früheren Heroldamtes übernommen hat, kommt in der Gegenwart, die den Wert der Familientradition und der rassischen Gesunderhaltung des Volkes wieder zu schützen weiß, be sondere Bedeutung zu. Ministerialrat Dr. Menke-Glückert im Urlaub. Ministerialrat Dr. Menke-Glückert im Ministerium für VolksV-ldung hat sich genötigt gesehen, einen längeren Urlaub zur Wiederherstellung seiner Gesundheit anzutreten. Änderung des Tierörztekammer-Gcsetzes. Das Gesamtministerium hat dem Entwurf eines Ge setzes über die I. Änderung des Tierärztekammer-Gesetzes zugestimmt. Danach werden die Mitglieder der Tierärzte kammer in Zukunft nicht mehr durch die Gesamtheit der sächsischen Tierärzte, sondern durch die Vorstände der Kreisvereine auf vier Jahre gewählt. Ferner wird das Wirtschaftsministerium ermächtigt, die ersten Mitglieder der Kammer und deren ersten Vorstand sowie die ersten Vorsitzenden der Kreisvereine zu bestellen und die W„hl- zeit sowie die ersten Geschäftsordnungen zu bestimmen. Mimpropaganda für die Sberlausitz. Eine Jahrtausendfeier in Wurzen. Kirchenmusikdirektor Leupolt veranstaltete einen Ober lausitzer Kunstabend in der Wenzeslaikirche in Wurzen und einen zweiten Oberlausitzer Kunstabend im Konzerffaal. Als Mithelfer standen ihm zur Verfügung: Der erste Ortspfarrer Lorenz, geboren in Altgersdorf (Dichtungen), Oberstudiendirektor Gürtler, geboren in Niederoderwitz (Kulturvortrag), Jrmentraut Leupolt, geboren in Spitz- kunnersdorf (Gesang), Gewerbelehrerin Rönsch, geboren in Reichenau (Prolog und Mundartdichtung), Dr. Stim- pel, drei Jahre Lehrer in Rammenau (Klavier) und Studienrat Meschke, geboren in Reichenau (eigene Lied kompositionen). Beide Konzerte brachten Kompositionen der drei Leipziger Thomaskantoren Hiller (Wend.-Ossig), Schicht (Reichenau) und Richter (Großschönau), der Vier- Dresdner Hoforganisten Schneider (Altgersdorf), Merkel (Oberoderwitz), Kretschmer (Ostritz) und Grundmann (Seif hennersdorf), der zwei Hofkapellmeister Schneider, Dessau (Waltersdorf) und Marschner (Zittau), der vier Kapell meister und Musikdirektoren Petschke, Leipzig (Bautzen), Riccius, Hamburg (Bernstadt), Wenzel (Großschönau) und Sommer, Dresden-Zittau (Reichenau), der zwei Musik professoren bzw. Stndienräte Handke, Pirna (Reichenau) und Meschke, Leipzig (Reichenau) und der sechs Kantoren Röthig, Leipzig (Ebersbach), Schöne, Dresden (Wehrs- dorf), Stöbe (Zittau), Petzold (Bautzen), Ludwig (Seif hennersdorf) und Leupolt, Wurzen (Reichenau). — Ferner Dichtungen von Fichte (Rammenau), Behm (Lauban), Meutzer (Kemnitz), Keymann (Zittau), Rothe (Berthels dorf), Zinzendorf, Vater und Sohn (Herrnhut), Apelt (Zittau), Brussig (Niederoderwitz), Marie von Koenneritz Leutersdorf), Müller (Rüdersdorf). — Erwähnung fanden im Vortrag Lessing (Kamenz), Böhme (Görlitz), Weise (Zittau), Rietschel (Pulsnitz), Polenz (Cunewalde), Zumpe (Taubenheim), Unger (Kamenz), Gatter (Rohnau), Dr. Burkhardt (Zittau), Schramm (Zittau). Ein dritter Ober lausitzer Kunstabend mit dem Wurzener Symphonie- Orchester bringt Werke von Marschner, Kretschmer, Unger, Zumpe, Sommer, Leupolt u. a. — Fürwahr, eine schöne Art, für Kunst und Kultur einer Landschaft auch außerhalb ihrer Grenzen zu werben. Volksgemeinschaft gegen Arbeitslosigkeit Das ganze Volk trägt den Kampf um die Arbeit. Die Deutsche Arbeitsfront bringt in ihrem Informa tionsdienst folgende Ausführungen ihres Pressechefs: Wir fragen uns oft: Warum war es den Regierungen des gestürzten Systems von 1918 nicht möglich, das furcht bare Gespenst der Arbeitslosigkeit zu bannens Warum schlugen aber auch alle Versuche, wenn sie auch kläglich waren, so völlig in das Gegenteil um? Trotz de-r krampf haftesten Bemühungen feilens der zahllosen Kabinette, mit denen wir 14 Jahre beglückt wurden, wuchs die Arbeitslosigkeit immer stärker an. Wir sehen Wohl heute erst, da wir die Tatkraft der nationalsozialistischen Regie rung vor Augen haben, wie unfähig und klein dasverflosseneliberalistisch-marxistische System gewesen i st. Döch genügt das allein noch nicht, um zu erklären, wie es möglich war, daß Deutsch lands Arbeitslosenarmee bis zu sieben Millionen wuchs — obwohl die Regierenden immer wieder mit allen mög lichen Mitteln (bzw. Mittelchen) krampfhaft die Entwick lung aufzuhalten versuchten. Erwägen wir das alles: die Unfähigkeit, Korruption, offenen Volksverrar fo bleibt uns nur die eine Er klärung: Jeder Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, felbst wäre er von bestem Willen getragen, muß scheitern, wenn er nicht vom ganzen Volk getragen wird. Und diese Erklärung trifft allein das Richtige — das beweisen die bisherigen Erfolge der nationalsozialistifchen Regierung. Statt 37 Parteien: eine Bewegung. Deshalb war es das erste Bestreben Adolf Hitlers, ein einiges deutsches Volk zu schaffen. Darum wurde die deutsche Stammeszerissenheit beseitigt. Der National sozialismus vernichtete den Klassenkampf, wo er ihn traf. Das blödsinnige deutsche Parteiwesen verschwand von der Bildfläche. Statt 37 Parteien (das war ja Döllnitz im Boudoir der Madame Lefevre. Dort ist er am sichersten, bis die äußerste Gefahr vorüber ist." Als Maria die Gesindestube verlassen hat, sicht Karl von Löbau auf die geschnitzte Bauernuhr an der Wand und be ginnt sich für den geheimen Wachdienst anzukleiden. Tobias ist ihm bei Anlegen der schweren Stiefel und des Pelzes be hilflich „In einer Stunde löst du mich ab." Karl verläßt die warme Stube und schreitet mit breiten Schritten in die eisige, schneegepeitschte Nacht hinaus. 15. Hauptmann Döllnitz ist dem Rate Hoffmanns gefolgt und hat von dessen Gehöft aus den Weg rechts der Sandgrube durch den Wald genommen. In einer Viertelstunde wird er den Hohlweg erreicht haben, dann liegt die Hälfte des Weges nach Löbau hinter ihm. Bis jetzt hat der Rappe gut durchgehalten. Döllnitz läßt das Tier in ruhigem Gang verschnaufen, während er eine Waldschneise hinaufreitet. Die Sicht ist die schlechteste, die der Hauptmann bei all seinen Ritten diesen Winter über an getroffen hat. Wenn er nicht müßte, würde er heute sich und das Tier schonen und unter sicherem Dach bleiben. Aus gerechnet bei solchem Wetter müssen ihn die Spürhunde auf jagen! Der Himmel scheint bis in die Wipfel der Tannen zu hängen, um die pfeifend das Gewimmel der Flocken jagt. In der Mähne des Pferdes, auf Pelz, Handschuhen und Sattelzeug, liegt eine starke Kruste von Eiskristallen. Die Stiefel sind fast an den Steigbügeln festgefroren, das Leder knirscht hart und brüchig. Die Schneise ist zu Ende, Döllnitz sieht vor sich ein Brach feld liegen, das gegen das andere Waldstück ziemlich breit und offen zu sein scheint. Er hält den Rappen an und horcht angespannt in die Nacht. Schließt die Augen, um besser in die knappen Atempausen des Windgeheuls lauschen zu können. Plötzlich stutzt er — seine schlaffen Sinne werden überwach: Er glaubt in der Ferne deutlich Pferdegetrappel zu hören. Stimmfetzen verklingen im Echo fern dort drüben. Döllnitz greift nach seiner Pistole, nimmt die Zügel fester und galoppiert über das Brachfeld, um so schnell als möglich das jenseitige, schützende Waldstück zu gewinnen. Jetzt ver schlingt das rhythmische Stampfen der Huse und das sausende Fauchen des Sturmes, der hier auf offenem Feld ungehindert wüten kann, jeden anderen Laut. Das Pferdegetrappel und. die Stimmen, die Döllnitz' von fern gehört hat, stammen von Rambeaux" Patrouille. Einer seiner Begleiter ist vom Pferd gestürzt,' das über eine im Schnee verborgene Baumwurzel stolperte. Trotzdem ihm nichts geschehen ist, flucht er mörderisch auf das Sauwetter und den verdammten Dienst in solcher Hundenacht. Ram beaux, der mit seinen Leuten den geraden Weg auf offener Landstraße von Breslau hierher geritten ist, hat den Vor sprung, den der Hauptmann zeitlich hatte, mit Leichtigkeit eingeholt. Rambeaux treibt seine Leute an. Der Gestürzte ist wieder aufgesessen, und als man sich einen Augenblick über den Weg orientieren will, vernimmt man aus der Ferne verschwom men das Pochen von Pferdehufen auf der hartgefrorenen Schneedecke. Die drei haben im Nu Aerger und Müdigkeit vergessen und geben den Gäulen die Sporen, daß sie aufbäumend da- vonstleben. Der Wind hat sich zum Sturm gesteigert, der rasend über das Feld fegt, so daß die Reiter nur mit ver kniffenen Augen die Richtung halten können. Döllnitz, am Waldrand angelangt, verhält von neuem das schnaufende Tier und wendet sich forschend im Sattel um. Der Sturm reißt die dichte Wolkendecke für Augenblicke auseinander, das Schneetreiben wird lichter und beginnt zu verebben. Deutlich sieht er im Galopp die Reiter» drei Punkte, näher kommen. Er schlägt dem Rappen auf den Schenkel, klemmt sich fester im Sattel und rast die Waldstrahe hinunter. Jetzt geht es auf Tod und Leben! Den Hohlweg muß er gewinnen, bevor die Verfolger den Vorsprung eingeholt haben — koste es, was es wolle. Döllnitz kennt diesen Rambeaux. Jetzt ist keine Zeit zu Ueberlegungen — jetzt heißt es nur: Distanz halten, denn drei Pistolen treffen sicherer als eine. Der Gaul gibt das letzte her. Die schnaubenden Nüstern dampfen den heißen Atem in die Kälte der Nacht. Der vor Anstrengung kochende Leib des Tieres taut die eisd Decke auf, rinnende Bäche von Wasser und Schweiß bedecken den Körper. . . . ... Mit letzter Kraft von Pferd und Reiter wird der Eingang des Hohlweges gewonnen. Der Hauptmann mutz allen Be wegungen des Tieres im Sattel von Sekunde zu Sekunde folgen. Unter der weichen Decke des Schnees lauern bei jedem Huftritt Gefahren Mes Sturzes. E.oM> Mgt.j