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Bauerntum als Lebensquelle Aeübildong denWen Zauerntmns. Reichsernährungsminister Darrs über seine Ziele. Rcichscrnöhrungsminister und preußischer Landwirt- schaftsministcr Darrs sprach zur Presse und gab in einer kurzen Begrüßungsansprache der Erwartung Aus- druü, daß alle Teilnehmer von diesem Abend etwas mit nehmen würden, pvas die Arbeiten des kommenden Win ters leitend durchdringe. Er selbst wolle die General linie zeigen, in der zu marschieren sei. Der kürzlich ernannte Sonderbeauftragte für bäuer liches Brauchtum, für Sitte undGesittung, Metzner, machte grundsätzliche Ausführungen, weshalb es notwendig gewesen sei, einen Sonderbeauftragten für diese Gebiete zu ernennen. Dem Landmann müsse die geistige und seelische Kraft zu seinem Lebenskampf ge geben werden, um Kultur zu schaffen und tragen zu helfen. Reichsminister DarrS selbst führte dann u. a. aus: Die vergangene Zeit hat die Wirtschaft derartig in den Vordergrund geschoben, daß auch die Ministerien und Behörden nichts anderes tun konnten, als diesem Primat der Wirtschaft Rechnung zu tragen. Schließlich war die Frage der Preisgestaltung das ausschließliche Interesse eines Ministeriums. Das war auch notwendig, denn wenn eine liberalistische Welt anschauung, die den Egoismusauf den Thron erhebt, den Staat durchdringt, bleibt nichts anderes übrig, als daß dieser Staat sich auflöst in eine Gruppe egoistischer Wirtschaftsverfechter, und daß dann die Hilfe ausschließ lich über wirtschaftliche Gebiete geleitet werde. Wir müssen uns darüber klar werden: wenn wir heute dem Bauern helfen und ihm in irgendeiner Form eine Preisgestaltung ermöglichen, bei der er leben kann, können wir zwar schweres Unheil verhüten und das Bauerntum im Augen blick am Leben erhalten, aber das bietet nicht die Gewähr dafür, daß Deutschland in Zukunft seinen Bauernstand behält. Hier liegt derSchwerpunktdesProblems. Wir können mit dem festen Preismittel nicht wirtschaftliche Maßnahmen verhindern, die in zehn oder fünfzig Jahren das deutsche Bauerntum vor genau dieselbe Situation stellen, in der es eben steht und aus der es sich mühsam frei macht. Warum soll nun diesem einen Stande geholfen werden, warum ist es notwendig, daß der Bauernstand erhalten bleibt? Man könnte sagen, was nicht rentabel ist, muß aus dem Wirtschaftsleben verschwinden. Vor noch nicht langer Zeit war dies die allgemeine Auffassung in Deutschland. - - Vizekanzler von Papen in Dresden. Unser Bild berichtet von dem Besuch des Vizekanzlers von Papen in Dresden: der Gast schreitet die Front der Ehren kompanie "des Stahlhelm ab. — 1. Vizekanzler von Papen. — 2. Der Dresdener Stahlhelmführer Brückner. — 3. Prinz Ernst Heinrich von Sachsen — 4. Hauptmann a. D. Haufe. Die Frage des Bauerntums ist keine Standes- frage. Es handelt sich um eine elementareFrage des deutschen Volkes. Ich möchte, daß man ver stehen lernt: unser Kampf und Ziel, — der Kampf, den ich zu führen habe, geht nicht darum, daß wir in die Preis bildung gestaltend eingreifcn. Wir kämpfen um das Schicksal der deutschen Nation. In diesem Kampf erbitte ich die Unterstützung aller. Raumpolitik statt Wirischastsittufion. Die weiteren leitenden Gedanken des Reichsernäh rungsministers erläuterte der Bevollmächtigte für Agrar werbung im Neichsernährungsministerium und Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propa ganda, Karl Motz, in einem Vortrag „Blut und Boden", der von zahlreichen eindrucksvollen Lichtbildern begleitet war. Der Vortragende führte u. a. aus, die wachsende Volkszahl im gleichbleibenden Raum bedinge die Verminderung der Lebens- und Ernährungs möglichkeiten. Es ergäben sich zwei Möglichkeiten: Raumerweiterung auf dem Wege einer groß zügigen Raumpolitik oder liberalistische Überindu strialisierung und Ausfuhrpolitik. Den Beweis, daß das Bauerntum allein der Lebensquell des deutschen Volkes sein könne, biete als typisches Beispiel die Süd-Ost- Kolonisation der Banater Schwaben, deren Zahl sich in hundert Jahren versiebenfacht habe. Wohin die liberalistische Entwicklung führen müsse, zeige die Voraussetzung Burgdörffers, daß Deutschland bei den jetzigen Verhältnissen in 60 Jahren um 20 Millionen Menschen zurückgegangen sein werde. Allein aus diesem Grunde stelle die Versailler Zerreißung des deutschen Ostens eine drohende Lebensgefahr für das ganze deutsche Volk dar. Der Verlust oder Zusammenbruch des Ostens be drohe den stärksten Blutsquell des deutschen Volkes. In ähnlich verheerender Weise habe sich die liberalistische Industrialisierung und Ausfuhrpolitik in bezug auf die Sicherung der Ernährungsgrundlage des deutschen Volkes ausgewirkt. Jedes Volk, das, um leben zu können, auf Auslandseinfuhr an gewiesen sei, befinde sich in direkter Abhängigkeit vom Ausland. Solange die deutsche industrielle Ausfuhr die Grundlage der deutschen Volksernährung sichern solle, baue die deutsche Volkswirtschaft auf Sand, und heute wanke der Boden dieses Gebäudes. Eine radikale Umstellung der politischen Grundlinien sei die einzige Möglichkeit. Wolle das deutsche Volk nicht im Bolschewismus versinken, so bleibe lediglich der lebensgesetzlich richtige Weg des Nationalsozialismus übrig: Neuverwurzclung von Blut und Boden aus dem Wege der Neubildung deutschen Bauern- tums, Raumpolitik statt Wirtschafts illusion. Der Redner schloß mit einem wirkungsvollen Hinweis an den starken Kampfglauben, den die Bewegung unter dem Führer Adolf Hitler seit Jahren aus diesen zwingen den Notwendigkeiten der deutschen Existenzrettung stets beseelt habe und weiter beseelen werde. Oie Hakenkreuzfahne auf dem Quai d'Orsay. Anläßlich des französischen Nationalfeiertages hißte das französische Außenministerium die Fahnen sämtlicher Staaten, mit denen die Französische Republik normale diplomatische Beziehungen unterhält. Zum erstenmal seit 1914 weht daher die schwarz-weiß-rote Fahne auf dem Quai d'Orsay neben der Hakenkreuzfahne, die man dort ebenfalls zum erstenmal erblickt. Tagesspruch. Wer über andere Schlechtes hört, Soll es nicht weiter noch verkünden; Gar leicht wird Menschenglück zerstört. Doch schwer ist Menschenglück zu gründen. Fr. von Badenstedt. Das ganze Doll muß sich in den Menst des Luftschutzes stellen! Die Führer des R e i ch s l u f ts ch u tz e s bei Göring. Der Reichsminister der Luftfahrt, Ministerpräsident Göring, empfing das Präsidium, den Präsidialrat und die Landesgruppenleiter des Reichsluftschutz' b u n d e s. Minister Göring stellte in seiner Ansprache der über ragenden Bedeutung der Luftwaffe die Wehrlosig keit Deutschlands zur Luft gegenüber. Bei dieser Sachlage komme dem zivilen Luftschutz eine be sondere Bedeutung gerade sür das deutsche Volk zu, damit dieses davor bewahrt bleibe, völlig schutzlos der Luft gefahr ausgelieferl zu sein. Die Durchführung des Luftschutzes sei daher eine der wichtigsten Aufgaben des neuen Deutschlands, die nur mit eiserner Kraft und angespanntester Leistung aller Beteilig ten gemeistert werden könne. Dem Nerchslustschutzbund als dem Träger des Selbstschutzes der Bevölkerung solle jede Unterstützung zuteil werden, um die Arbeiten des Bundes zu fördern und etwa auftretende Schwierigkeiten zu beseitigen. Eingehend verbreitete sich der Minister über die Durchführung des zivilen Luftschutzes und des Selbstschutzes der Bevölkerung, die nur dann möglich sei, wenn das ganze Volk sich in den Dienst des Luftschutzes stelle. Zur Überprüfung der getroffenen und noch zu treffenden Maßnahmen seien Luftschutz- Übungen unerläßlich. Der Luftschutz müsse so vorbereitet werden, daß er innerhalb der kürzesten Frist wirksam werden könne. Der Minister-schloß seine Ausführungen mit einem Bekenntnis zum Frieden, für dessen Erhaltung die Durchführung des zivilen Luftschutzes von höchster Bedeutung sei. -i- Wie stark der erst vor wenigen Wochen gegründete Neichsluftschutzbund bereits im Volke Boden gefaßt Hai, beweist die Zahl von fast 3 0 0 O r t s g ru p p en im Reiche, die in der nächsten Zeit um ein Vielfaches vermehrt werden. Getragen von dem Vertrauen des Volkes und seiner Regierung, wird der Reichsluftschutzbund nunmehr in allen seinen Gliederungen in noch verstärktem Maße tätig sein. Das ganze Volk muß ihm helfen! Die Vollmachten sür die Wirtschafts kommission zurüSgenommen. Das Reichswirtschaftsministcrium teilt mit: Nachdem auf Anordnung des Herrn Reichskanzlers Kommissare aus dem Gebiet der Wirtschaft nicht mehr tätig sein sollen, ha der Herr Reichswirtschaftsminister die den Neichskommissa rcn für die Wirtschaft, Dr. e. h. W a g en e r und M o e l - lers, von seine Amtsvorgänger zugefcrtigten Be stallungen zurückgenommen. Damit erlöschen sämtliche von den genannten Reichs- kommissaren erteilten Vollmachten sowie sämtliche ge gebenen Untervollmächten, (66. Fortsetzung.) Groll klingt in des Alten Stimme. „Der Hof gehört dir allein!" sagt er dann. „Du bist ein Bauer geblieben, gottlob, mein Junge! Deine Schwester hat ohnehin die eine Hälfte gekriegt. Du hast nun die andere. Ist zwar die größere geworden, aber das soll mich nur freuen!" * * * Johann Karsten und Ole wandern gemeinsam auf den Rainen durch die prangenden Felder. Das Korn ist schon schwer und gelb, auch der Weizen will reifen. „In acht Tagen schneiden wir," meint der alte Karsten. „Habe aber noch nie eine Sense in der Hand gehabt, Johanni" Der Bauer lacht auf. „Ach, Ole, ein Mann wie du, der kann alles. Hab's auch nie gelernt'. Mein Vater drückte mir die Sense einmal in die Hand, und als es nicht so richtig gelang, gab er mir 'n paar hinter die Ohren, dann ging's aut einmal gut!" „Ja, da mußt du mir auch ein paar hinter die Ohren geben, wenn's nicht gelingt!" sagt Ole trocken. Karsten lacht schallend auf und klopft dem Freund ver traulich auf die Schulter. Sie gehen weiter durch die goldenen Fluren im Abend sonnenschein. „Ist ein hartes Tagewerk, das der Bauern!" meint Ole. „Hast viel Schweiß vergossen in deinem Leben» Johann, aber er hat deine Aecker reiche Frucht tragen lassen und dich frei gemacht, wie es kein anderer Stand ist in deutschen Landen. Wenn du durch deine schönen Felder schreitest, ist es dir nicht zumute, als seiest du selbst ein König?" Der alte Bauer bleibt stehen, der Glanz der untergehenden Sonne spiegelt sich in seinen Äugen. Er nickt und sagt ehrfürchtig: „Ja, Ole, so ist es, mrd das läßt uns Bauern unsere harte Arbeit mit Freuden tun." Als sie heimkehren, ist auf dem Hofe alles in Aufregung. Annas schwere Stunde ist gekommen und alle sind voll banger Erwartung. Ein seltsames Gefühl beseelt die Männer. Heilig ist die Stunde, da ein Mensch geboren wird! Alle Hausbewohner dämpfen den Laut ihrer Schritte, den Klang ihrer Stimme. Sie ziehen scheu die Köpfe ein, und der Zchlag ihrer Herzen ist ein anderer. Bis plötzlich die Wehmutter aus Annas Stube tritt und froh verkündet: „Ein Mädchen ist da! Ein gesundes strammes Kind . . . Gott erhalt's!" Da herrscht eitel Freude im ganzen Haus. Mit einem Male schwingt ein jubelnder Ton in allen Worten. Man möchte zu Anna, sie beglückwünschen und das Kind sehen. Paul atmet auf und wischt sich den Schweiß von der Stirn, so daß Ole lachend sagt: „Paul, Junge ... ist ja, als wenn du das Kind hältst gebracht!" Paul lacht wie erlöst. Endlich dürfen sie zu Anna, die blaß aber glücklich in den Kissen liegt. Ganz scheu und still drücken sie ihr die Hand und betrachten dann andächtig ^das neugeborene Kind. Oles Stimme zittert, als er sich zur jungen Mutter wendet. „Anna ... es hat deine Augen! Deine Augen hat's, Anna!" Sie dankt ihm mit einem langen» innigen Blick. Und jetzt, die letzten acht Tage vor der Ernte, dreht sich alles um Anna ihr Jüngstes. Sie sind der erste und letzte Gedanke jeden Tages. Ole leistet ihr oft Gesellschaft, auch der alte Karsten kommt gern, plaudert mit Anna und bewundert das Kindchen. Und so vergeht die Zeit und der Tag der Ernte kommt heran. Am Abend vor Erntebeginn spricht Paul mit Ole. „Ole, ich möchte morgen Anna fragen, ob sie mich will!" „Tue das, Paul!" „Du weißt. . . daß ich sie liebe, seit dem ersten Tage schon, und ich liebe sie heute mehr denn je! Und doch ist mir um ihrs Antwort so bange!" „Frage sie, Paul! Ich glaube, daß sie dir zugeneigt ist." Paul blickt ihn dankbar an. „Und die Kinder will ich lieben, als wenn es meine eigenen wären. Es sind ja Annas Kinder!" „Ja! Gehe zu ihr, Paul, und frage sie!" „Morgen will ich's wagen." * B Erster Erntetag. Um die dritte Morgenstunde schon haben sich die Schnitter vom Karsten-Hof erhoben, um ihr Tagewerk zu beginnen. Die alte Kathrin hatte den Kaffee bereitet und sie setzten sich zum Frühstück, aber es ging rascher als sonst, denn sie waren schon alle voll Unrast. Das Fieber der Ernte hatte sie erfaßt. Zu üritt mähten sie nun, und Schwaden um Schwaden fiel. Der alte Karsten hat erst ein paarmal zu Ole hinüber gesehen, dann schmunzelte er, denn er sah, daß Ole die Sense schwang, als habe er sein Leben lang nichts anderes getan. „Hallo, Ole, es geht!" „Jawohl, es geht, Johann!" Die Sonne brannte, der Schweiß rann, und alle atmeten auf, als der alte Bauer sagte: „Mittag!" Den Feldweg entlang kommt ein Gefährt. Anna kutschiert selbst den Wagen. Ihre Haare fliegen im Winde, ihr Äntlitz ist frisch und die Äugen strahlen. Die Männer freuen sich, daß Anna ihnen selber Speise und Trank bringt. Sie lagern sich am Rain zur Mittagsrast. Warmes Essen gibi's erst am Abend. Anna hat ihnen Apfelwein mitgebracht, dazu Brot, Käse und Wurst und den besten Quark. Als die Frau sich rüstet heimzufahren und die Männer wieder nach den Sensen greifen, da tritt Paul zu ihr. Sein Gesicht wird über und über rot vor Verlegenheit, sein Atem geht schwer, als er die Schicksalsfrage an sie richtet. „Anna!" sagt er aus übervollem Herzen. „Ich NHiß dich was fragen. Du! Ich habe dich geliebt vom ersten Tage an und nun kann ich nicht mehr länger warten. Du mußt mir sagen ... ob du mit mir gehen willst... und ... wann Hoch zeit sein soll!" Annas Augen leuchten. „Ich will, Paull" sagt sie fest. „Und wenn die Hochzeit sein soll . . . das magst du bestimmen." Paul übermannt das große Glück, er nimmt ihre beiden Hände, und im Jubel seines Herzens schreit er den geliebten Namen hinaus: „Anna!" Sie lächelt unter Tränen. Dann sieht sie Paul noch einmal an mit ihren reinen Augen, nickt ihm herzlich zu und besteigt das Gefährt. Fort geht's, heimwärts. (Schluß folgt.)