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»nifferNgeblail für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: Vie 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg.» die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs- tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen- annahme bisvorm.10Uhr. — ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Aabattan^pruch erlischt,wenn der Betrag durch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt L W Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das „Wilsdruffer Tageblatt» «rscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2;- RM. Ire, Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- A-r Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend AgA Im Falle^^ «ewal^Kriegod. sonstiger ——— U Betriebsstörungen besteh, «em Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung Les Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Nr. 178 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 2. August 1933 Ire MzemmM Sem MWK. Komptionsskandal Sei der allen MMunkgeseWast. Im Anschluß an den Abbau der Überorganisation in den deutschen Rundfunkgesellschaften und den damit im Zusammenhang stehenden Kündigungen von leitenden Angestellten der Reichsrundfunkgesellschaft ist es gelungen, in dem Zimmer eines bisherigen Direk tors ein geheimes Fach zu entdecken, in dem außer ordentlich wichtiges Belastungsmaterial für die korrupte Geschäftsführung des alten Systemrund funks und seines Direktors Dr. Magnus gefunden wurde. Schon das bisher vorliegende Material läßt auf eine unverantwortliche Geschäftsführung der Reichsrundfunkgesellschaft, der Dachgesellschaft der deutschen Rundfunkgesellschaften, dessen erster Direktor Dr. Magnus war, schließen. So wurde die ungeheuerliche Tatsache ent deckt, daß die leitenden Angestellten der Mirag in eine Lebensversicherung eingekauft waren, deren Prämienkosten zur Hälfte die Gesellschaft trug. Aus diese Weise waren von den jetzt entlassenen Leitern der Mirag der Intendant Professor Dr. Neubeck, sein kaufmännischer Direktor Koll und Dr. Jäger mit je 50 000 Mark, ein vierter leitender Angestellter mit 30 000 Mark und der Prokurist Raedel mit 20 000 Mark ver sichert. Die Gefamtbelastung der Gesell schaft durch diese Lebensversicherungen betrug seit 1926 9000 bis 10 ONO Mark pro Jahr. Natürlich galten diese Lebensversicherungen, die auf Kosten der Gesellschaft abgeschlossen wurden, nur für leitende Angestellte. Aber auch sonst verstanden es die leitenden Ange stellten der Mirag, sich auf Kosten der Gesellschaft mit den Hörergeldern reichliche Sondervorteile zu verschaffen. Dies geschah u. a. auf Konto Repräsentationsspesen. worauf von den beiden Geschäftsführern Professor Neu beck und Dr. Koh! erhebliche Summen für die Bewirtung von Geschäftsfreunden und Künstlern liquidiert wurden. Als typische Beispiele seien aus den letzten drei Jahren folgende Repräseytationsausgaben verzeichnet: Teilnahme an einer Silvesterfeier im „Kaiserhof" 288 Mark, Teilnahme an einer Künstlerredoute 270 Marl, Essen mit dem Rundfunktenor Baumann 200 Mark, Teilnahme am Funkball 310 Mark, Esten mit Dr. Mag nus und Ministerialrat Giesecke 132 Mark, Essen mit Staatssekretär Bredow (acht Personen) 599 Mark, Essen im Kurrestaurant Bad Lauchstädt 1000 Mark, Rechnung Stadt küche Leipzig 1000 Mark. Ein besonderes Kapitel bei der Mirag sind ferner die sogenannten Neiseliquidationen und Fahrtauslagen. Die Ausnutzung dieser Konten erfolgte jahrelang in einer Form, die für die Herren Dr. Kohl und Dr. Neubeck ganz zweifellos zusätzliches Einkommen bedeutete. Verausgabt wurden für dienstliche Reifen in den Jahren: 1930: 48 678 Mark; 1931: 46 351 Mark; 1932: 20 211 Mark. In der Hauptsache wurden diese Spesen von Professor Neubeck und Dr. Kohl liquidiert, die bis zum Jahre 1930 noch Reisetagegelder von 40 bis 50 Mark je Tag erhielten. Es war keine Seltenheit, daß Professor Neubeck und Dr. Kohl in einem einzigen Monat allein an Tagegeldern über 1000 Mark liquidierten. Auch wurden mit den Reisekosten sehr häufig Repräsentationskosten sehr großen Umfanges verbunden. So beliefen sich die Kosten einer Reise von Leipzig nach Dresden und Schandau, am 1. und 2. Juni 1930, mit 13 Teilnehmern auf 1345,50 Mark. Die Kosten einer Reise nach Eisenach am 10. imd 11. Mai 1931 mit zwölf Teilnehmern betrugen 1710 Mark. Mit diesen Enthüllungen über den Leipziger Kor ruptionsskandal ist erst ein verschwindend klei ner Teil aus dem Korruptionssumpf des Systemrund funks des Novembersystems aufaedeckt worden. * Hadamovsky über die aufgedeckte Kor ruption im Rundfunk München, 1. August. Der neuernannte Direktor der Reichsrundsunlgesellschasl, Pg. Hadamvojky, sprach am Diens tag abend in einer öffentlichen Kundgebung im Hotel Wagner über das Thema: „Der Rundfunk im neuen Staat". Vorher äußerte er sich gegenüber den Vertretern der Presse über den aufgedeckten Korruptionsskandal beim deutschen Rundsunk, wo bei er u. a. feststellte, daß der sozialdemokratische Ansager der Berliner Funkstunde, Alfred Braun, ein Erhalt von 64 000 Mark bezogen habe. Der Berliner Edeljude Flesch habe noch bis gestern 49 000 Mark bekommen. Auch andere Rundfunk- gewaltige hätten Gehälter bezogen, die weit die Bezüge von Reichsministern überstiegen. Die zum Teil lebenslänglichen Verträge seien jetzt nicht nur annulliert worden, sondern man werde sogar noch Rückzahlungen verlangen. Es sei der persön liche Wunsch des Ministers Goebbels, daß mit diesen Minister gehältern und Rundsunkpsründen gründlich aufgeräumt werde. Goebbels habe ihm erklärt: „Nun räumen Sie aber rücksichtslos aus, daß nicht einmal mehr der Geruch in den Funkhäusern zu rückbleibt." Von den leitenden Angestellten seien 50 v. H. ent lassen worden. Infolge der Verwaltungsvereinsachung brauch ten Neueinstellungen für die Entlassenen nicht zu erfolgen. Da durch würden im Rundfunk Millionen eingespart werden können. Diese Beträge sollen dem Ausbau unseres geistigen, künstlerischen und kulturellen Lebens zugute kommen. Auf eine Anfrage er klärte Hadamovsky, daß eine Herabsetzung der HZrergebüh- ren nicht in Frage komme. Die weitere Anfrage, ob auch der bayrische Rundsunk von den Korruptionssällen berührt werde, beantwortet Hadamovsky dahin, daß dies nicht zutreffe. Rund um den Frieden. Schwerlich hätte es früher in Europa irgend jemanden besonders interessiert, wenn noch viel weiter als nur „hin ten in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen", an der indisch-afghanischen Grenze nämlich, allwo besagte Völ ker den Krieg bzw. den Raubzug zu einer Art Tages brauch gemacht haben. An dieser lieblichen Nordwestecke Indiens, die aber durchaus nicht in Frieden leben kann, weil es dem bösen afghanischen Nachbarn nicht gefällt, gehört ein Grenzkrieg also zu den größten Selbst verständlichkeiten. Die gegenseitige Achtung vor der Grenze ist auch nur recht mangelhaft entwickelt, — obwohl diese Grenzstämme noch nicht einmal von soviel Kultur beleckt sind, daß sie das überschreiten der Grenze mit wirt schaftspolitischen „Z w a n g s"gründen erklären wür den, wie das unter Kulturnationen zwecks Förderung des Weltfriedens üblich ist, z. B. bei Japans Vorgehen gegen China. Viel interessanter als die Raufhändel an jener Grenze ist aber die Tatsache, daß die Engländer den ihnen befreundeten Afghanenstamm durch Angriffe von Bombenflugzeugen auf die gegnerischen Stämme „schützen" will. Auch das geschieht dort nicht zum ersten mal, — ganz im Gegenteil! Vielmehr ist es den Eng ländern infolge der Schwierigkeiten, die das dortige Hoch gebirgsgelände dem Vorgehen von Truppen entgegen stellt, bereits seit längerer Zeit zur lieben und — bequemen Gewohnheit geworden, solche Polizeiaktionen mittels Bombenabwürfe aus die Dörfer, Tiere und Men schen der „aufständischen Stämme" durchzuführen. Eine Gegenwehr erfolgt natürlich kaum, meist gar nicht. Nun aber haben inGenf auf der Ä b r ü st u n g s- konferenz recht pikante Verhandlungen über die völker„rechtlose" Zulässigkeit oder Unzulässigkeit der Luft bombardements von bewohnten Ortschaften stattgefunden, und nach langem Hängen unp Würgen hat der englische Vertreter die hartnäckige Forderung, bei „Polizeiaktionen in entlegenen Gegenden" müßten solche Luftangriffe er laubt sein, doch schließlich aufgegeben, aber nur, wenn sonst die internationale Abschaffung des ganzen Luft bombardements gefährdet werde. Trotz dieses „grundsätz lichen" Zugeständnisses werden die Engländer jetzt in jenem Erdenviertel munter drauflos luftbombardieren, was man übrigens kürzlich schon auf dem englischen Marineslugplatz Heudon bei London den Konferenzdele gierten im Muster vorgeführt hat. * Völkerrecht „wie ich es auffasse" ist aber eine genau so seltsame Sache wie die Abrüstung; es ist kaum anzunehmen, daß die Afghanen dem drastischen Eindruck einer Zweieinhalb-Zentner-Luftbombe weniger Verständ nis entgegenbringen als die Bewohner einer europäischen Großstadt. Auch das Völkerrecht ist in alter, jüngster und allerjüngster Zeit oft genug zusammengeschossen worden, aber man errichtete dann vor den Trümmern schnell ein paar Phrasen-Fassaden. Man veranstaltete z. B. eine „Volksabstimmung", wie die in Eupen und Malmedy, wo nur der seine Stimme abgeben durfte, wer ein Gegner des „Wiederanschlusses" dieses Gebietes an Belgien war; neben der Urne stand der bel gische Soldat. Nun veröffentlicht einer der belgischen Vorkämpfer dieser Annexion die Mitteilung, daß schon im September 1914 Poincarö dem damaligen Ver treter der Stadt Lüttich und heutigen Senatspräsidenten nicht bloß eine Anleihe gewährt, sondern ihm auch die „Rückkehr von Eupen, Malmedy und St. Vith an ihr Mutterland" versprochen habe, weil dadurch die belgische Ostgrenze und „überhaupt die allgemeine Sicherheit er höht" werde. Daß PoincarS ein überaus schlechter Historiker war und ist, wissen wir längst; daß er aber von einer „Rückkehr dieser ehemals belgischen Gebiete" sprach, ist denn doch geradezu hanebüchen. Denn diese Gebiete kamen an Preußen, anderthalb Jahrzehnte, ehe es überhaupt ein Belgien gab! Und im übrigen: Wenn diese „Rückkehr" schon 1914 vereinbart war, — wozu dann erst selbst noch diese Farce einer „Volksabstimmung"? Die Annexion war doch eine längst beschlossene Sache. * Natürlich verändern sich machtpolitiscb die Dinge allein durch solche Indiskretionen um keinen Deut. Eben sowenig wie es die Stimmung in Frankreich uns gegen über kaum wesentlich ändert, wenn einmal eine der von irgendwelchen französischen oder sonstigen Bericht erstattern veröffentlichten „Räubergeschichten" aus Deutschland widerrufen wird. So hatte man nach Paris gemeldet, der frühere Reichskanzler General v. Schlei cher sei „nach der Schweiz geflohen", andere behaup teten, „ganz genau" zu wissen, er fei in der Festung Küstrin interniert. Nun hat der Berliner Sonderbericht erstatter einer Pariser Zeitung mit dem General v. Schlei cher gesprochen, der äußerstfriedlich und so unbeob achtet wie nur möglich in seiner Neubabelsberger Privat- wohnuna saß. Bezeichnend ist aber, daß der Sonder- Oas nennen sie Abrüstung! Rüstung in Ost und West. Ein neues Bauprogramm für die japanische Marine in Höhe von 59 Millionen Pfund wurde dem japanischen Finanzministerium vorgelegt. U. a. sollen zwei leichte Kreuzer, zwei Flugzeugmutterschiffe, ein Minenleger, vierzehn Zerstörer und sechs Unterseeboote gebaut werden. Nach dem Ablauf des Londoner Flottenvertrages im Jahre 1936 ist der Bau von vier weiteren Zerstörern und vier Torpedobooten vor gesehen. Ferner ist die Schaffung von acht neuen Lust- geschwadern für die Flotte geplant. Die großen Luftmanöver an der fran zösischen Mittelmeerküste haben begonnen. Die Manöveraufgabe besteht in einem Angriff eines feindlichen Luftgeschwaders aus der Richtung Korsika auf die südfranzösische Küste und insbesondere auf den Hafen von Toulon. Der Hauptschlag der an greifenden Streitkräfte soll am Mittwoch vorgenommen werden. berichterstattert schreibt, er müsse „selbst auf die Gefahr hin, seine Leser zu enttäuschen" (N. — denn doch feststellen und erklären, daß alle die Märchen über General v. Schleicher erfunden und dieser Mann völlig un behelligt sei. Weder ein Wachtposten noch ein Kri minalbeamter wäre in der Nähe. „Auf die Gefahr hin, die Leser zu enttäuschen", — als Deutscher wird man sich hierzu eine ganze Menge denken können. Im übrigen aber: Eine einzige Dementier- Scbwalbe macht noch keinen Wahrheits-Sommer! Sie Mernehmersront im ArbeiMieg. Neue Siegeüber die Arbeitslosigkeit. In der Provinz Pommern sind seit Montag zwei große Kreise, die insgesamt rund 6000 Arbeitslose hatten, von der Arbeitslosigkeit befreit. Es sind dies die Kreise Regenwalde undNeustettin. Die Arbeitgeber wurden aufgefordert, im Inter esse des nationalen Staates auch von sich aus dafür zu sorgen, allen noch arbeitslosen Volksgenossen Arbeit zu geben. Diese Parole an das nationale und soziale Gewissen der Unternehmer hatte zur Folge, daß diejenigen Arbeitslosen, die nicht in der Landwirtschaft bei Erntearbeiten untergebracht werden konnten, in die Privatwirtschaft übergeführt wurden. In keinem einzigen Falle hat sich ein Arbeit geber gesträubt, seine sozialen Pflichten gegenüber den Arbeitslosen zu erfüllen. Die fo in den Privatbetrieben wieder untergebrachten Arbeitslosen verdienen natürlich denselben Tariflohn wie diejenigen, die schon lange in den Betrieben angesteltt sind. Kaufmännische Angestellte und Arbeiter sind in großer Zahl nach jahrelangem hoffnungs losem Warten durch die Energie der Organe der Neichs- regierung wieder zu Arbeit und Brot gekommen. Der Oberpräsident der Provinz Schleswig- Holstein, Lohse, weilte auf Sylt, um Ministerprä sident Göring seine Wünsche für die Land gewinnungsarbeiten an derWestküste vor zutragen. In einer zweistündigen Aussprache bewies Ministerpräsident Göring sein großes Interesse für diese Probleme. Er wird darüber dem Führer berichten, um dann in großzügigster Form dieses wahrscheinlich größte Arbeits- und Siedlungsvorhaben in Preußen mit aller Kraft in Anariff zu nehmen.